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A I D E N
Die Uhr zeigte 03:18 Uhr. Statt zu schlafen, betrat ich gerade erst meine Wohnung nach einer anstrengenden Schicht im Club. Ich zog mir träge die Schuhe aus und schleuderte sie aus dem Weg ehe ich in mein Zimmer ging. Dort holte ich mir gemütliche Klamotten und ging weiter ins Badezimmer. Ich Entledigte mich meiner Kleidung und sprang unter die Dusche. Es gab wirklich fast nichts schöneres als eine schön heiße Dusche mitten in der Nacht. Eine Weile stand ich einfach nur da und genoss die Hitze des Wassers, ehe ich es noch etwas wärmer stellte.

Nach 10 Minuten konnte ich mich dazu zwingen dieses Paradies wieder zu verlassen.
Ich trocknete mich schnell ab und zog mir eine Boxershorts und Jogginghose an. Meine weiteren Bewegungen stockten da mein Blick an meinem Gesicht hängen blieb.
Kein wunder das mich andere Leute so komisch ansehen, man könnte meinen ich wäre von den Toten auferstanden. Mein Blick wandert weiter runter und blieb erneut an meinem Bauch stehen. Schön konnte man das ganze auf jeden Fall nicht nennen. Ich wandte mich schnell ab und zog mir ein weites T-Shirt über, so musste ich es wenigstens nicht sehen. Ich begab mich in die Küche und setzte mich im Schneidersitz auf die Bank. Die Schachtel Zigaretten die auf dem Tisch lag fiel mir schnell zum Opfer und ich rauchte erstmal ein paar Kippen um etwas runter zu kommen. Ich dachte nach, größtenteils über die Sache mit Grace. Warum war es ihr auf einmal so wichtig mit mir zu reden? Hatte sie ein schlechtes Gewissen? Wohl kaum.
Ich starrte vor mich hin, und mir stachen plötzlich die kleinen Narben in meiner Armbeuge ins Auge. Es beanspruchte viel meiner Willenskraft den Blick wieder davon loszureißen, doch ich bemerkte bereits, dass es zu spät war. Dieses verdammte Verlangen tauchte wieder aus dem Nichts auf. Meine Muskeln spannten sich fast schon schmerzhaft an und mein Atem wurde schneller. Meine Gedanken kreisten nur noch um das Gefühl, als die Nadel meine Haut durchstach und den Rausch der kurz danach folgte.
Ich vergrub meine Finger in meinen Haaren und schloss die Augen um zu verhindern das ich anfing zu heulen, was ich aber kurz darauf trotzdem gegen meinen Willen tat. Ich drohte den Verstand zu verlieren. Aus Verzweiflung durchsuchte ich die ganze Wohnung, in der Hoffnung irgendwo Heroin zu finden. Ich wusste das es falsch war was ich gerade tat, doch mein Körper bewegte sich wie von allein. Und siehe da, im hintersten Eck einer Schublade fand ich es tatsächlich. Eine kleine Tüte mit einer kleinen Menge weißem Pulver. Schnell holte ich ein Feuerzeug und einen Löffel, der Rest der benötigten Materialien hatte ich schon zur Hand. Ohne groß über die Konsequenzen meiner Tat nachzudenken beförderte ich die Droge in meinen Körper, wodurch das Verlangen sofort gestillt wurde. Immer noch schwer atmend lehnte ich mich gegen die nächste Wand und genoss das Gefühl des Rausches, das ich so vermisst hatte. Leider ging auch dieser viel zu schnell zu Ende und mir wurde langsam bewusst was ich gemacht hatte.
,,Fuck..." ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und suchte verzweifelt mein Handy. Ich rief unter Panik Alex an, wobei ich der späten Uhrzeit keine Beachtung schenkte.
Überraschender Weise hob er nach geringer Zeit ab.
,,Aiden was ist los?"
,,Alex es tut mir so leid"
,,Was tut dir leid?" man hörte die Panik in seiner Stimme.
,,Ich hab's wieder genommen" Eine einzelne Träne bannte sich den Weg über mein Gesicht hinab. Alex hatte sich solche Mühe gegeben mich clean zu bekommen und ich hab das alles innerhalb weniger Minuten wieder zerstört.
,,Heroin?"
,,Mhm, es tut mir so leid"
Kurze Stille folgte.
,,Das muss dir nicht leid tun. Du hast es über einen Monat ausgehalten, das ist verdammt lange"
Ich blieb still und bereute in diesem Moment einfach jede dumme Entscheidung die ich jemals getroffen hatte.
,,Wenn du willst versuchen wir's noch mal, wenn nicht ist auch ok. Du hast es zumindest versucht."
,,Danke Alex" seine Worte beruhigten mich einigermaßen.
,,Kein Ding, aber jetzt mal was anderes warum bist du noch wach?"
,,Das gleiche könnte ich dich auch fragen"
,,Ja ok, aber du musst in die Schule, ich nicht"
Ich seufzte bei dem Gedanken morgen wieder in die Schule zu müssen.
,,Stimmt schon, aber bin eben erst nachhause gekommen. Und überhaupt kann ich nicht schlafen"
,,Du tust mir echt leid mit deinen Schlafproblemen."
,,Jaja" ich verdrehte die Augen.
,,Nochmal Themawechsel, hast du heute schon was gegessen?"
Ich überlegte kurz ehe ich mit ,,Nein" antwortete.
Man hörte ein Seufzten vom anderen Ende der Leitung.
,,Aiden du musst mehr essen, sonst klappst du irgendwann noch zusammen"
Vor meinem Inneren Auge blitzte augenblicklich der Anblick meines Körpers von vorhin auf.
,,Nein muss ich nicht. Schadet nicht wenn ich noch einen Gang runter schalte"
Wieder herrschte Stille.
,,Meinst du das Ernst?" Ich hob verwirrt die Augenbraun. Warum sollte ich es nicht ernst meinen?
,,Ja?"
,,Yo sowas solltest du nicht denken, du bist durch die ganzen Pillen doch sowieso schon ziemlich dünn"
,,Wenn du meinst"
,,Aiden, jetzt mal real Talk, kann es sein das du langsam nicht doch ein bisschen magersüchtig bist?"
Ich konnte mir ein kleines Lachen nicht unterdrücken. Ich und Magersüchtig?
,,Nein man, ich hab das unter Kontrolle" hatte ich wirklich.
,,Das hast du bei den Oxys und dem H auch behauptet" seine Stimmlage klang alles andere als überzeugt.
,,Ja hab ich, aber diesmal mein ich es ernst."
,,Wenn du meinst. Egal, iss was und versuch dann zu schlafen ok?"
,,Ok, Gute Nacht."
,,Nacht" somit legte er auf.
Ich und Magersüchtig? Das glaubt er doch selbst nicht. Kopfschüttelnd verließ ich die Küche und ging in mein Zimmer. Essen würde ich trotzdem nichts, ich hatte einfach keinen Hunger.
Ich legte mich ins Bett und versuchte einzuschlafen, doch schnell wurde mir klar dass das noch eine Weile dauern würde. Ich nahm mir mein Handy und scrollte solange durch TikTok bis ich einen Funken Müdigkeit verspürte. Im Augenwinkel konnte ich erkennen dass es bereits nach 5 Uhr war und ich in anderthalb Stunden aufstehen musste. Trotzdem versuchte ich noch etwas zu schlafen, was mir nach langem hin und her wälzen auch gelang.


Broken apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt