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G R A C E
Am nächsten morgen in der Schule ging ich gleich zu Aiden und wir quatschten einfach.
Die Blicke der anderen waren einfach unbezahlbar.
In der nächsten Woche hingen wir immer öfter miteinander herum und ich tauschte meinen Platz mit Ava.
Ich mochte Aiden wirklich, er war so ein korrekter Mensch wenn man ihn besser kennt.
Meine Mutter war seltsamerweise jedoch immer noch nicht von ihrer Geschäftsreise zurück.
Normalerweise blieb sie nie länger als 3-4 Tage. Vielleicht hatte sie diesmal einfach mehr zu tun.

Gerade hatten wir Schluss und Aiden und ich warteten wieder auf 'unserer' Mauer.
Da Lukas in ja jetzt nicht mehr abholen konnte, wartete er mit mir damit ich nicht so alleine war.
Ziemlich süß wenn man mich fragt.
,,Alter nächste Woche Klassenarbeit ich hab kein Plan" murrte er missgelaunt neben mir.
,,Fuck wir haben ja die Arbeit" realisierte ich auch endlich mal.
,,Neeeiiin" jammerte ich.
Normalerweise war ich ziemlich gut in der Schule aber dieser Druck in Arbeiten mochte ich gar nicht.
,,Du brauchst dir doch keine Sorgen zu machen du kannst doch alles"
,,Ja schon aber ich hasse es trotzdem."
Er musste Lachen.
,,Du schreibst doch sowieso ne 1. Bei mir sieht das ganze etwas anders aus haha"
Jetzt musste ich auch grinsen.
,,Lass doch mal zusammen lernen" schlug ich vor.
,,Joa können wir machen aber ich bezweifle das es bei mir sinnvoll wäre"
Ich verstand zwar nicht so recht was er meinte aber ich fragte auch nicht weiter nach.
,,Ok dann bei mir. Wie wärs gleich heute Nachmittag?"
Er überlegte nicht lange.
,,Klar"
Dann kam auch schon mein Vater und ich stieg ein.
Ich winkte Aiden noch schnell zum Abschied durch das Fenster bevor wir losfuhren.
Er winkte zurück ehe er aufstand und seine Kopfhörer aus der Hosentasche holt.
,,Wer war denn das eben? Ein neuer Freund?" fragte mein Vater mit einem skeptischem Blick.
,,Ja das ist Aiden, wir kommen mega gut miteinander aus."
,,Mhm Aiden also" mein Vater wirkte immer noch nicht sehr erfreut.
,,Der Junge wirkt mir nicht sehr vernünftig, wie heißt er mit Nachnamen?"
Ich verdrehte die Augen.
,,Weiß ich nicht und nur so zur Information er kommt heute Nachmittag noch zu uns zum Lernen" meinte ich leicht verärgert.
Mein Vater bewertet immer gleich nach dem Aussehen der Leute.
,,Na gut aber ich behalte ihn im Auge" warnte mein Vater mich.
Wie der mich nervt.

Zuhause angekommen musste ich leider feststellen das meine Mutter immer noch nicht zuhause war.
,,Wie lange ist Mama noch weg?" fragte ich deshalb.
,,Ich weis es nicht genau aber sie hat sehr viel zu tuen im Moment" wich mein Vater der Frage aus.
Irgendwas stimmte nicht da war ich mir sicher.
Ich schickte Aiden dann meine Adresse und sagte er könne kommen wann immer er möchte.
Ich saß im Wohnzimmer rum bis es nach einen guten halben Stunde auch schon läutete.
Ich öffnete die Tür und bat Aiden herein.
Er sah sich neugierig in unserem Eingangsbereich um und machte große Augen als wir durch unser Haus auf mein Zimmer gingen.
Wir hatten jetzt keine Villa aber doch ein etwas größeres Haus.
Als wir in meinem Zimmer ankamen machten wir es uns gemütlich und auch hier schaute er sich neugierig um.
Ich musste fast lachen.
,,Was arbeiten deine Eltern bitte?" fragte er ebenfalls lachend.
,,Mein Vater ist Polizist und meine Mutter Geschäftsfrau" meinte ich lächelnd.
Ich fand es lustig wie fasziniert er sich umsah.
,,Ach ja, bitte tu mir den Gefallen und Rauch nicht, ist das Ok? Mein Vater hat eh schon nicht so nen guten Eindruck von dir" meinte ich vorsichtig.
,,Klar kein Ding"

Wir lernten etwas und quatschten dann einfach nur noch.
Die Zeit verging im Flug und es wurde langsam Abend.
,,Ich glaub ich geh dann mal lieber" meinte Aiden kurz vor halb 7.
,,Maan kannst du nicht noch etwas bleiben?" schmollte ich.
Er lachte und stand auf.
,,Sorry aber muss wirklich los"
Ich stand ebenfalls auf und begleitete ihn zur Tür. Dort gab ich ihm eine Umarmung und schloss dann hinter ihm sie Tür als er unser Haus verließ.
Ich ging dann auch wieder ins Wohnzimmer da es bald Essen geben würde.
Eine Stunde später saßen ich und mein Vater am Esstisch und aßen still unser Essen.
Als wir fertig waren hielt mich mein Vater aber auf.
,,Grace wir müssen reden."
Ich stöhnte genervt.
,,Wenn es wegen Aiden ist kannst du direkt wieder auf-"
,,Nein nein es ist nicht wegen ihm. Wobei es da auch viel zu sagen gäbe" unterbrach er mich.
,,Dad komm auf den Punkt"
Er seufzte.
,,Es geht um deine Mutter."
Jetzt hatte er mein Interesse.
,,Sie... hatte einen Unfall... auf der Geschäftsreise"
Ich erstarrte als ich das Wort Unfall hörte.
Bitte lass es nicht das sein was ich denke das es ist.
,,Sie... hat es nicht überlebt"
Mein Blut gefror zu Eis.
Meine Mutter...tot?
Nein, das konnte nicht sein.
Mir stiegen die Tränen in die Augen.
,,Bitte sag mir dass das ein Scherz ist"
Flüsterte ich flehend.
Mein Gegenüber schüttelte traurig den Kopf.
,,Wann ist das passiert?" fragte ich leise.
,,Vor 3 Tagen.." antwortete mein Vater zögerlich.
VOR 3 TAGEN??
Ich stand ruckartig auf und lief auf mein Zimmer.
Ich schloss die Tür ab und setzte mich vor mein Bett.
Ich war so Traurig und Wütend zugleich.
Wie bitte konnte mir mein Vater 3 Tage nicht sagen das meine Mutter nicht mehr lebt?
Ich konnte hier nicht bleiben ich würde wahnsinnig werden.
Aiden.
Vielleicht konnte ich zu ihm?
Ich rief ihn also an.
,,Yo Grace was geht?"
,,Hey Aiden, kann ich spontan zu dir?"
,,Emm... Ja klar aber ist alles in Ordnung?"
,,Erklär ich dir später"
Dann legte ich auf.
Kurze Zeit später schickte mir Aiden seine Adresse.
Ich packte ziemlich viele meiner Klamotten, mein Handy mit Ladekabel, mein Komplettes Geld, was nebenbei nicht gerade wenig war, Kopfhörer und so weiter in eine Tasche nahm mir einen warmen Hoodie und mein Skateboard und schon war ich aus dem Fenster gesprungen.
Ich fuhr schnell zu der Adresse die Aiden mir geschickt hatte.
Sie stand nun vor einem großen Wohnblock in einem eher heruntergekommenen Stadtteil und trat ohne zu zögern ein. Er hatte geschrieben das er im 3. Stock wohnte also stieg ich die Treppen herauf.
Im 3. Stock stand Aiden schon in der Tür einer Wohnung und zog mich hinein.
Er begutachtete mein Gepäck und fragte dann ,,Du kannst so lange bleiben wie du willst, aber nur mal so ne Frage, wie lange hast du vor hier zu bleiben?"
Ich zog mir die Kapuze vom Kopf und zuckte mit den Schultern.
,,Keine Ahnung weiß ich noch nicht"
,,Yo was ist passiert?" fragte er überrascht als er meine verheulten Augen sah.
Er verwickelte mich in eine lange Umarmung und zog mich in die kleine Küche der Wohnung. Dort war es zwar etwas unordentlich aber das störte mich keineswegs.
Er setzte mich auf einen Stuhl und machte sich daran mir einen Kakao zu machen.
Dann kam er mit der Tasse zu mir und setzte sich mir gegenüber.
,,So und jetzt erzähl, was ist passiert?"
Ich erzählte ihm alles und fing wieder an zu weinen.
Er umarmte mich erneut und ich vergrub weinend mein Gesicht in seinen Pullover.
,,Hey hey alles wird gut ok? Du kannst solange bei mit bleiben wie du willst"
,,Danke" murmelte ich.
Wir verharrten noch eine Weile in dieser Position bis Aiden dann langsam aufstand.
,,Komm mit du kannst Lukas Zimmer nehmen das steht ja sowieso frei."
Er führte mich in ein recht geräumiges Zimmer und trug meine Sachen herein.
Ich war ihm in diesem Moment einfach nur mehr als dankbar für alles.
Es war schon ziemlich spät also legten wir uns beide schlafen.
Nach geringer Zeit merkte ich jedoch das ich auf keinen Fall einschlafen wollte.
Ich spürte jetzt schon das ich Albträume bekommen würde.
Nach kurzer Zeit schlief ich dann doch ein und wachte aber auch eine halbe Stunde später weinend auf.
Ich träumte von meinen Eltern.
Daher beschloss ich einfach das ich heute bei Aiden pennen würde.
Er lag ruhig in seinem Bett und er tat mir schon fast leid das ich ihn jetzt aufwecken musste.
Also rüttelte ich ihn sanft an der Schulter, doch er war zu meiner Überraschung wach.
Er schaute mich verwirrt an.
,,Was is?" fragte er leicht genervt.
,,Kann ich bei dir pennen?"
Er stöhnte aber rückte zur Seite und öffnete seine Arme.
Dort legte ich mich dann auch mit dem Rücken zu ihm hinein und er zog mich ruckartig an sich.
Ich erschrak fast bei der plötzlichen Bewegung lächelte dann aber und schlief langsam ein.

Broken apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt