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G R A C E
Am nächsten Morgen wachte ich ohne Aiden neben mir auf.
Ich musste mich kurz aufsetzten und nochmal alles durch meinen Kopf gehen lassen was gestern alles passiert war.
Mein ganzes Leben war wirklich an einem Tag zerbrochen...
Ich schaute mich im Zimmer um in dem ich lag.
Es war eher unordentlich und hier und da lagen Klamotten herum, aber das kümmerte mich eigentlich ziemlich wenig.
Als ich fertig mit denken war stand ich langsam auf und tapste in mein eigentliches Zimmer. Dort suchte ich mir einfach ein paar Anziehsachen zusammen und zog mich erstmal um.
Meine Haare band ich einfach irgendwie zusammen und schlurfte dann in die Küche.
Dort stand Aiden am Fenster und rauchte.
Wer hätt's gedacht.
Als er meine Schritte hörte drehte er sich zu mir und und lehnte sich lässig an den Fensterbalken.
,,Auch mal wach?" fragte er neckend.
Ich schaute kurz auf mein Handy und sah das es schon 11 Uhr war.
Fuck heute ist doch Mittwoch.
,,Yo chill wir schwänzen heute einfach" beruhigte Aiden mich als er meine Blicke bemerkt.
Ich nickte stumm und stellte mich neben ihn ans Fenster. Ich lehnte mich etwas hinaus und atmete geräuschvoll aus.
Aiden lehnte auch wieder hinaus und rauchte weiter.
Nach nicht zu langer Zeit hielt er mir die Zigaretten Schachtel hin.
Ich zögerte zwar kurz doch nahm dann eine heraus.
Was hatte ich zu verlieren?
Er grinste selbstfällig und rechte mir das Feuer.
,,Ich dachte du willst niemals rauchen?" murmelte er.
,,Zeiten ändern sich" war meine Antwort.
Ich zündete die Kippe an und zog einmal tief daran.
Zu meiner Überraschung musste ich nicht mal husten.
Ich atmete wieder laut aus und ließ die Schultern hängen.
Dann fiel mir mein Vater wieder ein.
Er macht sich sicher Sorgen.
Ich fischte mein Handy aus der Hosentasche und schaute meine Nachrichten durch.
Zu meiner Verwunderung hatte ich nur eine einzige und die war von meinem Vater.

,Grace wenn du bis morgen nicht wieder zuhause bist kannst du gleich da bleiben wo du gerade bist.'

Das war sie.
Kein Hallo, kein Tschüss, kein gar nichts.
Wow, jetzt hat mich mein Vater auch noch inoffiziell rausgeworfen super.
Aiden scheint die Nachricht auch gelesen zu haben denn er meinte angepisst,
,,Alter Grace bleib bei mir, du kannst hier einziehen. Der Penner hat dich nicht verdient"
Ich nickte wieder nur.
Innerlich kochte ich vor Wut.
Ich würde ganz sicher nicht wieder zurückkommen.

Wir rauchten noch fertig und setzten uns dann an den kleinen Küchentisch.
,,Also bleibst du jetzt bei mir oder?"
,,Wenn ich darf schon"
,,Klar darfst du. Aber wir müssen zuerst gewisse Dinge regeln. Nummer 1 es wär mir finanziell eine große Hilfe wenn du vielleicht auch arbeiten gehst, dann hätten wir bissle mehr Geld" er lachte verlegen.
,,Klar keine Frage"
,,Gut. Dann würd ich sagen dass wir einfach die restliche Woche schwänzen damit du dir nen Job suchen kannst."
,,Bin ich dabei"
,,Ok und jetzt was ganz wichtiges, Nummer 2 du nimmst auf keinen Fall irgendwelche Pillen die hier rum liegen von denen du nicht weißt was es ist, hast du mich verstanden?"
Ich nickte ein bisschen verängstig.
,,Ich will nur nicht das du mir an ner Overdose abkratzt. Wärst ja nicht die erste"
Er machte eine Anspielung an Lukas.
Aiden lachte zwar aber man sah den Schmerz in seinen Augen.
Diese tiefe Leere.
Ich möchte gar nicht wissen was er alles durchgemacht hat.

A I D E N
Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und Grace die Wohnung verließ. Sie hatte vor in der Stadt bei verschieden Geschäften zu fragen ob sie dort arbeiten könne.
Kaum war die Haustür zu ging ich zu einem Schrank in der Küche und schmiss mir zwei Xans ein. Dieser Schrank war eigentlich für Medikamente gedacht, aber mit der Zeit hatte sich da weit mehr angesammelt.
Ich wollte mir vor Grace nichts rein ballern, deshalb hab ich gewartet, aber nicht viel länger und ich hätte wahrscheinlich eine Panikattacke bekommen. Seitdem ich Lukas da liegen sah, ist meine Panikstörung viel schlimmer geworden. Früher hatte ich lediglich manchmal leichte Attacken aber seit seinem Tod ist es 50x schlimmer.
Ohne diese scheiß Tabletten würd ich den Tag sicher nicht überleben.
Die Leute in unserer Schule hatten alle komplett recht.
Ich war ein scheiß junkie, soviel war sicher.
Kompletter Absturz eben.
Ich seufzte und checkte mein Handy.
Seltsamerweise hatte ich eine Nachricht von Blaire.
Was will denn die jetzt.

,Hey Aidennn ;) Ich wollte fragen ob du mal wieder Zeit hättest mir und ner Freundin ein Piercing zu stechen.'

Wie mich diese gespielte Art anekelte.
Sonst war ich auch immer nur der drogensüchtige Emo den keiner mag.
Da bin ich auf einmal wieder gut genug.
Aber ich brauchte Geld, und das so schnell
wie möglich.

,Ja kann ich aber ist nicht umsonst'

Schrieb ich zurück.
Obwohl gerade eigentlich Unterricht war kam recht schnell eine Antwort zurück.

,Wie wärs gleich mit morgen?'

Soll ich zusagen?
Ach scheiß drauf.

,Ok geht klar'

Eigentlich hatte ich null Bock, aber was ich mag und was nicht spielte schon lang keine Rolle mehr.
Langsam merkte ich wie die Wirkung der Xanx einsetzte und ich ließ mich entspannt in die Couch sinken.
Ach wie ich dieses Gefühl liebte.
Es gab für mich kein schöneres.
Einfach nichts zu Fühlen, das wäre sogar noch besser.

Broken apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt