G R A C E
Ich und Aiden betraten gerade gemeinsam das Schulhaus und gingen das letzte Stück zu meiner Klasse gemeinsam. Aiden sah aus als würde er lieber aus dem Fenster springen als hier zu sein, doch vermutlich sah ich ähnlich aus. Allerdings verständlich, da wir gestern Nacht wieder erst um 3 ins Bett kamen. Ich hatte wieder auf ihn gewartet und sichergestellt das es ihm wieder besser ging.
Noch dazu kam das Aidens neue Klasse wirklich komplett langweilig ist. Alles Streber und basic Leute, wie wir analysiert hatten.
Er tat mir wirklich leid.
„Tschau und stirb nicht" verabschiedete ich mich mit einer Umarmung von ihm und musste wohl oder übel alleine in meine Klasse. Ich versuchte die anderen Leute die bereits da waren zu ignorieren und ging mit den Händen in den Hosentaschen auf den Tisch in der letzten Reihe zu. Ich setzte mich schlecht gelaunt hin und legte meinen Kopf auf meine Arme, genau wie Aiden es immer tat. Diese Position war überraschender Weise recht bequem. Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete die langsame Bewegungen der grauen Wolken am Himmel. Genau dieses Wetter liebte ich. Regnerische Tage die es zuließen, dass man sich in seinem übermäßig großem Hoodie verstecken konnte. Noch besser waren natürlich Gewitter oder Schnee. Ich liebte beides, doch leider schneite es bei uns nicht sehr oft.
Zum Glück störte mich niemand in meiner Gedankenwelt und auch als der Unterricht anfing verließ ich sie nicht. Erst als der Lehrer mich wiederholt aufrief und mir eine Frage stellte, musste ich mich auf das auf der Tafel Geschriebene konzentrieren. Da ich jedoch nicht die Nerven hatte die Hieroglyphen meines Lehrers zu entschlüsseln gab ich schnell auf.
„Weiß ich nicht" war schließlich meine Antwort. Das stimmte auch, ich kam mit dem Stoff nicht mehr hinterher. Ich hatte wirklich andere Sorgen und nach der Schule lernen ging sich rein zeitlich nicht aus.
„Das solltest du aber mittlerweile wissen, das kommt auch morgen in der Arbeit dran" meinte der Mann verärgert und bat jemand anderen die Antwort zu geben.
Wir schreiben morgen eine Arbeit??
Fuck, das wusste ich nicht.
Was kam überhaupt dran?
Noch wichtigere Frage
was hatten wir überhaupt gerade für ein Fach??
Verwirrt versuchte ich es anhand der Bücher auf den Tischen meiner Mitschüler herauszufinden und kam zu dem Entschluss, dass es Biologie sein musste.
Super in Biologie bin ich grottenschlecht.
Ich beschloss danach irgendwen zu fragen was in der Arbeit kommen würde.
Irgendwer würde sich mir sicher erbarmen. Der Unterricht wurde fortgeführt und ich bewegte mich nicht einmal großartig von meinem Platz, da wir alle Stunden in der Klasse hatten und ich nicht das Bedürfnis verspürte mich körperlich anzustrengen oder anders gesagt mich zu bewegen. Die Pause verbrachten wir zu meiner Freunde auch drinnen, da es mittlerweile in Strömen regnete. Als der Gong die besagte Pause einleitete ging ich an mein Handy und snapte mit Aiden. Er lag genau wie ich auf seinem Tisch herum und machte absolut gar nichts.
„Hi Grace!" begrüßte mich dann Jonas und setzte sich auf den leeren Platz neben mir.
„Hn" machte ich nur und würdigte ihn keines Blickes. Ich verabscheute ihn förmlich für das was er getan hatte.
„Was machst du da?"
Ich könnte ihn gerade zusammenschlagen. Meint er wir sind immer noch Freunde?
Ganz sicher nicht.
Von meiner inneren Wut ließ ich mir allerdings nichts anmerken.
„Snapen" ich sah ihn weiterhin nicht an.
„Mit wem?"
Warum interessiert ihn dass so??
„Aiden" und ich schickte einen weiteren Snap mit etwas verzogenem Gesicht.
„Warum gibst du dich immer noch mit ihm ab? Er ist ein scheiß Junkie"
Ich musste mich wirklich zusammenreißen um nicht komplett auszurasten.
„Ich doch auch" meinte ich dann mit der gelassensten Stimme die ich hervorbrachte.
Jonas zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
‚Auf Klo eine Rauchen?' schrieb gerade Aiden, ich stimmte seinem Vorschlag direkt zu. Also stand ich auf und bewegte mich aus dem Klassenzimmer.
„Wo gehst du hin?" rief mir Jonas hinterher.
„Die zwei Junkies gehen eine Rauchen" meinte ich nur mit einem blöden Grinsen und ging zur Tür hinaus.A I D E N
Ich traf mich in der Pause mit Grace auf Klo um eine zu Rauchen. Ich reichte ihr die Schachtel und das Feuerzeug nachdem ich mir selbst schon eine angezündet hatte. Wir redeten etwas über den bisherigen Schultag und Grace erzählte mir das Jonas die ganze Zeit mit ihr sprach und mich als Junkie betitelte. Boa der soll uns endlich in Ruhe lassen. Der nervte wirklich übermäßig. Genauso wie Leonie. Die bildeten sich wahrscheinlich ein, dass wir die besten Freunde sind. Sie klebt immer noch an mir und nutzt jede Gelegenheit um ein Gespräch anzufangen, was dann aber doch nur von ihr geführt wird. Ich hatte wirklich nicht die Nerven mit Menschen zu interagieren und sie macht es einem wirklich schwer.
Die Zeit verging viel zu schnell und schon mussten wir beide wieder in unterschiedliche Richtungen in unsere Klassen zurück kehren.
Ich schlurfte wieder auf meinen Platz am Fenster und legte meinen Kopf so auf den Tisch und meine Arme das ich das Bild hinter der Glasscheibe ausgiebig studieren konnte. Das Wetter war genau nach meinem Geschmack, grau, regnerisch und kalt. Zu meinem Glück stand der Winter vor der Tür. Ich mochte die Kalte Jahreszeit viel mehr als die erdrückende Hitze des Sommers. Der Winter gab einem die Erlaubnis sich unter Kapuzen und anderes Kleidungsstücken zu verstecken. Ich hasste nichts mehr, als die warme Luft in den Sommermonaten.
Der Unterricht war langweilig wie eh und je, und ich schenkte weder ihm, noch meiner absoluten Hasslehrerin aka meine Englischlehrerin die geringste Beachtung.Als wir Stunden später endlich wieder zuhause waren ging Grace auch ziemlich schnell arbeiten und ich war allein zuhause. Ich fasste den Entschluss meine Hausaufgaben zu versuchen, welchen ich schnell wieder verwarf, da ich absolut keine Ahnung hatte wie der ganze Scheiß funktionierte. Ich verräumte alles wieder und war einfach am Handy. Dann bekam ich irgendwann eine Mitteilung von Snapchat.
Rückblick von vor einem Jahr.
Ich klickte unbewusste auf die Überschrift und sah mir den Rückblick an.
Es kamen Bilder wie Lukas mir das erste mal die Haare färbte, und es am Anfang wirklich beschissen aussah. Auch als wir spät nachts mit seiner Cross noch am Weg waren und vieles mehr wurde gezeigt. Mich überfuhr eine kleine Welle der Trauer.
Lukas war kein schlechter Mensch gewesen.
Allein dass er sich in irgendeiner Weise um mich gekümmert hat beweist das Gegenteil. Sein Herz war einfach kaputt, zerstört vom Leben. Er hatte alles verloren, und hat versucht dieses klaffende Loch mit Drogen zu füllen. Ich dachte sein Weg wäre der Richtige und bin ihm in unseren Gemeinsamen Untergang gefolgt. Zuerst kifften wir beide nur, doch das war bereits der Anfang vom Ende. Folgend waren Xanax, Codein, gelegentlich LSD und Koks, dann Oxycodon und schließlich für ihn Heroin. Zu erst hat er es geraucht, dann gezogen und am Ende gespritzt. Bereits als er es das erste mal probierte, hat er dem Tod die Hand geschüttelt. Einmal angefangen schafft man es seltenst wieder hinaus. Das war mir auch klar, doch ich wusste ebenfalls, dass dieses teuflische Pulver auch noch mein Ende sein wird, wenn es die Pillen nicht erledigen.Der weitere Tag lief wie immer ab. Ich ging arbeiten kam spät zurück und schlief noch später ein. Doch einen erholsamen Schlaf wollte mir das Universum nicht gönnen und so wachte ich um etwas nach 4 wieder auf. Ich war komplett verschwitzt und mein Herz ging sicher doppelt so schnell wie gewöhnlich. Meinte Hände zitterten ununterbrochen als ich mich mit ihnen aufstützte und mich flach atmend an die Wand lehnte. Ein Zunehmendes Gefühl der Enge breitete sich in meinem Brustkorb aus und ich bekam langsam Panik.
Panik zu ersticken. Mein Atem wurde immer unregelmäßiger, ich riss meine Augen immer weiter auf und meine Finger krallten sich in meine Bettdecke unter mir. Langsam wurde ich mir der Situation auch bewusst und versuchte trotz meiner riesigen Panik zu sterben einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich hatte seit längerem wieder eine Panikattacke. Mir war meine Lage äußerst bekannt und ich konzentrierte mich darauf ruhig zu atmen. Es gelang mir halbwegs mich zu beruhigen, auch wenn es etwas dauerte, und ich legte erschöpft den Kopf in den Nacken.
Ich brauch jetzt was.
Sofort.
Ich stemmte mich schwankend auf die Beine und eilte in die Küche. Dort legte ich mir in Rekordgeschwindigkeit eine 80er Oxy Line und zog sie mir ebenso schnell durch die Nase. Ich stöhnte erschöpft, als sich die Wirkung kurze Zeit später bemerkbar machte. Ich schlurfte ins Bad und ging schnell duschen, um mich von den ganzen Schweiß zu befreien der an meinem Körper klebte.
Kurz nachdem Lukas gestorben war, hatte ich täglich solche Attacken. Nach zwei, drei Wochen ging es wieder, aber auch nur weil ich meinen Konsum von Xans und Oxys gesteigert hatte. Warum fingen sie wieder an?
Auch als ich mich wieder in mein Zimmer bewegte konnte ich keine Antwort finden.
Ich legte mich schließlich wieder hin und schlief dank der Pillen schnell ein.

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Broken apart
Teen FictionEin Mädchen dessen Leben gerade am zerbrechen ist, trifft auf einen Jungen dessen Leben schon zerbrochen ist... ,,Menschen sind nicht ohne Grund so wie sie sind. Sie wurden dazu gemacht" Das wird einem aber erst bewusst, wenn man sich selbst verände...