A I D E N
Heute war der Tag dieser bescheuerten Klassenfahrt. Ich hatte immer noch absolut keinen Bock. Ich bin müde, abgefuckt von allem und meine Kopfhörer gehen fast gar nicht mehr lauter. Ich musste die letzten Nächte bis 4 Uhr arbeiten, hatte so gut wie keinen Schlaf, mein Handrücken und meine Brust tat höllisch weh, weil Alex besagtes Design die Hand in Anspruch nahm und wir spontan noch eines auf der Brust machten. Nun zierte dort ein Cannabis Blatt meine Haut, ähnlich wie Lil Peep eines hatte.
Die Aussicht die nächsten drei Tage mit ca. 50 Idioten zu verbringen verbesserte meine Laune nicht wirklich und das überschüssige Geld war für diesen scheiß drauf gegangen. Wie ich zuvor erfahren hatte, würde die Reise alleine über 8 Stunden beanspruchen, weshalb wir sie, zu meinem Bedauern, auch schon am heutigen Sonntag und nicht morgen, am Start der Woche antraten. Wir fuhren mit zwei Busse, die zwei Klassen jedoch nicht getrennt, sondern gemischt, wobei mir der Sinn hinter dieser Endscheidung immer noch nicht vor Augen getreten ist. Wir warteten immer noch auf ein paar Schüler, was mich überraschte.
Normalerweise bin ich immer der letzte.
Als dann auch die vereinzelten Personen zu uns stießen, verteilten uns die fünf Lehrer, die als Begleitpersonen fungierten, auf die beiden Fahrzeuge. Woher die Schule das Geld für einen derartig umfangreichen Ausflug nahm, war mir ebenfalls noch ein Rätsel.
Ich lief durch die Reihen, auf der Suche nach einer freien, und setzte mich schließlich recht weit hinten ans Fenster. Ich hoffte, das in Bayern kein gutes Wetter herrscht. Mit etwas Glück schneite es ja auch, immerhin lag der Süden ein ganzes Stück höher als Berlin.
Mit meiner Playlist am laufen, lehnte ich den Kopf gegen die kalte Fenster scheibe und schaltete meine Wahrnehmungsfähigkeit so gut es ging ab. Als sich ein mir unbekanntes Mädchen neben mich setzte, würdigte ich ihr nur einen schnellen Blick aus dem Augenwinkel und widmete mich dann wieder der Außenwelt. Da sie sowieso mit ihren Freundinnen auf den gegenüberliegenden Plätze redete, blendete ich sie einfach aus. Sie schien mich auch nicht zu beachten, sollte mir aber mehr als recht sein.Die Zeit verging quälend langsam und so machten wir schließlich nach 5 Stunden eine Pause. Meiner Meinung nach fühlte es sich an, als wären bereits die doppelte Menge an Zeit vergangen.
Ich verzog mich schnell hinter die Tankstelle und holte meine Kippen aus meiner Hoodie Tasche. Ich klemmte mir eine zwischen die Lippen und zündete sie gleich darauf an. Immer noch etwas angespannt entließ ich den Rauch aus meiner Lunge. Mich stresste diese Situation. Ich musste 3 Tage mit Leuten verbringen die ich nicht leiden kann und bin 24 Stunden lang von ihnen umgeben. Kann nichts ohne diese Idioten tun, der Gedanke daran stresst mich. Ich mochte es nicht, dauerhaft von Leuten umgeben zu sein. Ironischer Weise arbeite ich trotzdem in einer Bar.
Während ich mittlerweile meine dritte Zigarette rauchte, tauchte René auf. Auch er zündete seufzend eine Kippe an.
"Mann wird das stressig, man kann nicht mal gechillt alleine Rauchen. Meine Freunde sind da keine Hilfe"
"Wissen sie das du rauchst?" fragte ich nach.
Er schüttelte nur den Kopf. "Fast keiner" meinte er lachend, doch in seinen Augen war Sorge zu erkennen. Vermutlich hatte er es nicht eilig das sie seine Freizeitbeschäftigung herausfanden.
"Viel Glück es vor ihnen zu verstecken" antwortete ich einfach.
Er schmunzelte darauf hin leicht. "Das sollte ich eher dir sagen, wie hast du es dir denn mit deinem Heroin vorgestellt?" In seiner Stimme war keinerlei Abscheu zu erkennen, nur reines Interesse.
Ich lehnte mich gegen die Fassade "Im Klo einsperren schätze ich" Als keine Antwort kam, schwenkte mein Blick zu meinem Gesprächspartner. René starrte gerade aus, vielleicht täuschte ich mich auch, doch ich meinte ihn leicht zittern zu sehen.
"Brauchst du was?" fragte ich deshalb gerade heraus.
Er überlegte sich seine Antwort anscheinend gründlich.
"Nein, geht schon. Hab jetzt sowieso nichts da."
Ich seufzte und kramte einen Blister Oxy Pillen aus der Tasche meiner schwarzen, viel zu weiten Cargohose.
"Du meintest letztens 80er oder?" mit diesen Worten schmiss ich ihm die Pillen hin.
Er fing sie gerade noch rechtzeitig auf, bevor sie auf dem Boden landeten.
Zuerst wurden die Pillen nur angestarrt, doch dann befreite er eine aus der Verpackung und33 schluckte sie ohne weiteres runter, ehe er mir die Medikamente wieder zuwarf.
"Danke, das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mir den Arsch rettest. Erinner' mich dran, dann geb' ich dir was dafür.
Ich winkte ab. "Bei solchen Angelegenheiten hilft man sich einfach aus. Ich kenn das Gefühl wenn man was braucht, aber nichts hat. So etwas wünsche ich keinem"
Kurze Stille.
"Du bist echt korrekt Aiden, ich kann nicht verstehen was jeder gegen dich hat"
Bei diesen Worten schaute ich von Boden, denn ich eben noch angestarrt hatte, auf in Renés Gesicht. Er lächelte mich leicht an und tritt dann seine Kippe aus.
"Wir sollten wieder zu den anderen, nicht dass sie ohne uns weiterfahren" meinte er lachend und dreht sich um. Ich folgte ihm.
Als wir kurze Zeit später weiterfuhren gingen mir seine Worte nicht mehr aus dem Kopf.
'Ich kann nicht verstehen was jeder gegen dich hat'
Es tat unglaublich gut so etwas zu hören. Den Fakt, dass mich sonst wohl wirklich keiner Leiden konnte, ignorierte ich.
Die weitere Fahrt, verlief eigentlich gleich wie zuvor. Ich hielt mich aus allem raus und widmete mich meiner Playlist. Erst als meine Kopfhörer keinen Akku mehr hatten nahm ich sie für eine kurze Zeit raus.
Ich seufzte und setzte mich im Schneidersitz hin. Mit meinem Ellbogen auf meinem Oberschenkel stützte ich meinen Kopf auf meiner Faust ab. Da es relativ warm war, zog ich meinen Hoodie aus und legte ihn auf meinen Schoß. Aus reiner Langeweile fing ich an mit dem Finger meine Tattoos nachzufahren. Ich fing bei dem neuesten, dem kleinem asiatischen Drachen auf meiner Hand an. Da man die Venen und was weiß ich auf meinen Händen auch ohne dass ich sie anspanne relativ gut erkennen kann, stimmte Alex sein Design so auf meine Anatomie ab, sodass es den Eindruck machte, der Drache schlängelt sich um das ganze Zeug. Die Idee und die Umsetzung gefielen mir wirklich gut, und ich traue mich zu sagen das von den vielen Tattoos die Alex mir bis jetzt gestochen hat, sein Bestes und mein Favorit war. Ich arbeitete mich langsam über die Kanji Zeichen und dem Stacheldraht-Zaun-Ding den Unterarm hinauf. Über Wörter, Schlangen, Muster, Animezeugs und anderem Gekritzel. Alles in allem, musste ich Alex wirklich loben. Dafür das er das ganze durch YouTube und TikTok Tutorials gelernt hatte, und er bei über der Hälfte während des Stechens high war, sah alles wirklich gut aus, und wurde immer besser. Klar waren die ersten Versuche nicht wie von einem professionellem Tätowierer, aber es störte mich nicht, dass manche stellen wacklig oder schief waren. Immerhin konnte man seine Fortschritte an mir gut erkennen.
Als ich bei den Ärmel an meinem Tshirt, also etwas unter dem Ellbogen ankam, brach ich mein Tuen ab. Ich stützte erneut meinen Kopf ab und bemerkte den Blick des Mädchens neben mir. Als ich dann meinen Kopf in ihre Richtung drehte, wendete sie ihre Augen schnell ab und drehte ihren Kopf in die andere Richtung.
„Was ist?" fragte ich genervt. Wer mochte es auch angestarrt zu werden.
Sie schaute mich wieder an.
„Nichts"
Ich verdrehte die Augen.
Wir beide brachen den Augenkontakt nicht ab.
Nach einer Weile wanderte ihr Blick wieder zu meinen Armen hinunter. Ich drehte meinen Kopf still seufzend weg und schaute wieder aus meinem Fenster.
Diese Tage können ja lustig werden.

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Broken apart
Novela JuvenilEin Mädchen dessen Leben gerade am zerbrechen ist, trifft auf einen Jungen dessen Leben schon zerbrochen ist... ,,Menschen sind nicht ohne Grund so wie sie sind. Sie wurden dazu gemacht" Das wird einem aber erst bewusst, wenn man sich selbst verände...