Kapitel 6

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𝗠𝗼𝗿𝗴𝗮𝗻

Ich bin übermüdet und verquollen, als ich mich am nächsten Morgen auf meinen üblichen Platz in Mathe setze und meinen Kopf auf meine Arme sinken lasse. Der Unterricht würde zwar erst in einer Viertelstunde anfangen, aber so habe ich wenigstens noch Zeit ein wenig vor mich hin zu schlummern und Tristan und Jaycee aus dem Weg zu gehen.

»Hey!«

Ich schrecke mit einem leisen Schrei aus meinem Halbschlaf und blinzele benommen, bis die Person vor mir an Schärfe gewinnt.

»Hm?« Der blonde Kerl, der vor mir sitzt, kommt mir merkwürdig bekannt vor, doch mein müdes Hirn kann ihn einfach nicht einordnen.

Ein breites Grinsen erhellt sein hübsches Gesicht und sein Blick wandert zu meinem Mund. »Du hast da ein wenig Sabber hängen.« Ich reiße die Augen auf und wische mir hastig mit dem Ärmel über den Mundwinkel. Verdammt, ist das peinlich.

»Danke«, murmele ich beschämt, meine Wangen fühlen sich unglaublich heiß an.

»Kein Problem. Morgan, oder?« Ich nicke schmallippig. »Ich bin Sawyer.« Er hält mir seine Hand hin, die ich etwas verwirrt ergreife. »Wusstest du, dass du schnarchst? Du hast dich angehört wie ein verschrecktes Schwein.«

Mir fällt die Kinnlade runter. Hat er das gerade wirklich gesagt? In was für einem schrägen Gespräch befinde ich mich gerade hier?

»Es freut mich, dass ich dich sprachlos mache.« Sawyer grinst. Wer zum Teufel ist dieser Kerl?!

»Mr Clayton? Der Unterricht fängt an. Wenn Sie sich jetzt bitte umdrehen und mir folgen würden.« Mrs Steinfields strenge Stimme dröhnt zu uns und lässt mich zusammenzucken. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sie den Raum betreten hat. Zu meiner Überraschung zuckt Sawyer noch nicht einmal mit der Wimper bei ihrem bedrohlichem Ton. Er zwinkert mir sogar noch neckisch zu, bevor er sich gemächlich zu unserer Lehrerin umdreht.

»Oh, ich werde folgen, und wie ich folgen werde, Ma'am.« Obwohl ich den Kerl nicht kenne, bin ich mir ziemlich sicher, dass er Mrs Steinfield gerade sein umwerfendstes Lächeln schenkt.

▪︎▪︎▪︎

Ich hatte mich eigentlich sicher gefühlt, als ich mich nach Mathe auf den Weg zu meinem Spind gemacht habe, doch dieses Gefühl hat sich schnell verflüchtigt, als ich das Gemurmel hörte.

Mir war klar, dass sich die Trennung von mir und Tristan bald rumsprechen würde - wir leben nun mal in einer Kleinstadt. Aber dass es so bald passieren würde, hatte ich nicht erwartet.

»Hast du das über Tristan und Morgan gehört? Er hat Schluss gemacht und sie soll ein totales Drama gemacht haben.«

»Oh mein Gott, ja! Kenndra saß wohl ein paar Tische weiter und hat gehört, wie sie plötzlich angefangen hat über Sex zu reden. Total peinlich!«

Meine Wangen haben sich noch nie so heiß angefühlt, wie in diesem Moment. Mein Magen verknotet sich unangenehm, es fühlt sich an, als müsste ich mich gleich übergeben. Das, was sie sagen, ist vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen und trotzdem schäme ich mich dafür wie der Streit zwischen Tristan und mir eskaliert ist.

Ich zucke zusammen, als sich ein schwerer Arm um meine Schultern legt. Mit großen Augen starre ich zu Sawyer hoch.

»Gott, wie ich Tratscherein hasse«, stöhnt er laut genug, dass die beiden Mädchen ihn hören, und verdreht extrem dramatisch die Augen. »Aber was mich noch mehr nervt sind die Leute, die das tun. Ein totaler Abturn, findest du nicht auch, Morgan?« Er grinst mich süffisant an, als er meinen bist-du-bescheuert-Blick sieht. Stumm nickt er in die Richtung der zwei Mädchen, die ihre Köpfe erschrocken in unsere Richtung gedreht haben. Hastig knallen sie ihre Schließfächer zu und verschwinden den Gang entlang.

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