Die Belington Chroniken - Königin der Sterne

Kapitel 18

Die warme, stehende Luft erdrückte mich geradezu, als ich heute morgen beim Frühstück saß und mit Cecilia plauderte. Es war Mitte Juli und der Hochsommer war nicht zu übersehen. Vater und Kaden saßen beide, versteckt hinter ihren Zeitungen und tranken Kaffee, während Mutter aß und unserem Gespräch lauschte.

„Jill, weißt du was Vater mir versprochen hat? Wir fahren noch heute zu einem Züchter und suchen mir ein Hündchen aus." sie grinste mich an und ihre Vorfreude sprang auf mich über. Es konnte bestimmt schön sein einen kleinen Welpen im Haus zu haben. „Wie aufregend Ceci, wie willst du es nennen?"

Sie dachte kurz nach und betete dann eine Reihe von Namen herunter. Ich wollte gerade ansetzen und ebenfalls einige Vorschläge machen, als Mutter mich für sich einnahm. „Was hast du heute geplant Jillian?"

„ Naja, ich wollte ins Dorf reiten und ein bisschen trainieren. Aber vielleicht gehe ich auch in die Kaserne und lasse auf mich für eine Nacht feilbieten." sagte ich trocken und steckte mir ein Stück Melone in den Mund, während ich die Reaktion der anderen beobachtete. Ich vernahm ein unterdrücktes schnauben hinter Kadens Zeitung und sah Vaters Augen über die Zeitung gucken. Er versuchte wohl mir zu signalisieren wie unangebracht dieser Witz war, aber ich konnte das lacheln in seinen Augen sehen. Mutter hingegen schien alles andere als belustigt. Ihre Augen waren , mal wieder, zu Flammenwerfern mutiert aber vor dem Prinzen wollte sie anscheinend keine Szene machen.

Thomas räusperte sich hinter mir und hielt mir daraufhin einen Umschlag hin. Ich entschuldigte mich bei Tisch und verschwand in meine Gemächer. Ich ließ mich in einen gepolsterten Sessel fallen und öffnete den Brief, er war von Avaria.

Meine liebe Freundin Jillian,

Wie du weißt werde ich den Earl am 26. Juli ehelichen. Eigentlich sollte die Hochzeit für eine Braut der schönste Tag der Welt werden, aber ich fürchte für mich wird es der schlimmste. Wusstest du dass er Reginald heißt? Vor ein paar Tagen haben wir seinen achtundfünfzigsten Geburtstag gefeiert und jetzt ist er 31 Jahre älter als ich. Es gibt tausend Dinge die ich lieber machen würde, als mit diesem verschrumpelten Mann den Rest meines Lebens zu verbringen. Aber mein Vater musste vor seinem Tod ein gutes Leben für mich sicherstellen und er hielt Wohlstand für die beste Wahl. Was wenn es nicht das ist was ich will? Ach, hätte er mich doch nur nach meinen Träumen gefragt.

Als ich ein Kind war wollte ich immer Reisen, der Earl verlässt kaum seinen Salon. Vor seinem Tod meinte Vater mal Reginald sei vor dem Krieg ein anderer gewesen, aber ich halte das für unvorstellbar. Wenigstens ist Gladitsher Hall recht hübsch, aber ich schweife ab. Mann hat mir vor ein paar Tagen mitgeteilt, dass du und der Prinz der Zeremonie beiwohnen würdet. Das zu hören hat mich sehr gefreut und ich wollte dich um etwas bitten. Wenn es dir, und seiner Hoheit ebenfalls, nichts ausmacht wäre ich überglücklich euch bereits am 24. hier zu empfangen. Meine letzten Tage in Freiheit mit einer Freundin zu verbringen wäre ein großes Geschenk.

Bis Bald meine liebe.

Hochachtungsvoll, Avaria

Ich hatte gar nicht gemerkt, wie meine Hand auf meine Brust gewandert ist, während sie von ihrer trostlosen Zukunft erzählte. Was für ein grausames Schicksal diese Frau einholen würde.

Mir fiel ein Traum wieder ein, der mich vor langer Zeit ach so oft heimgesucht hatte. Ich mit einem alten, verschrumpelten Mann, vor dem Altar. Bei der Vorstellung fuhr mir ein kalter Schauer über den Rücken. Sie wollte Reisen, etwas erleben... nun würde sie es nie können. Es verstörte mich, wie furchtbar ungerecht das Universum sein konnte. Bis zu ihrem letzten Atemzug würde sie eingepfercht sein und sich langweilen.

Ein langweiliges Leben, meine größte Angst.

Aber sie hatte nicht ganz recht was den Earl betraf, er wahr einmal ein anderer gewesen. Vater und Lord Avery hatten es mir bestätigt. Vor seiner letzten Schlacht war er ein aufgeweckter und lustiger Kumpane gewesen. Plötzlich überkam mich Angst.