Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen und ich stand neben Amanda im Hof. Sie hatte mich vor einer Stunde geweckt, ich hatte ein violettes Kleid aus festem Stoff und mit schmalen Ärmeln an und meine Haare waren zu einem lockern Zopf geflochten, der über meinem Rücken lag. Ich hielt ihr Hand fest umklammert und sah wartend auf meine drei Koffer hinunter. Der Himmel begann sich aufzuhellen, als ein Knirschen zu hören war.
Ich wandte den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam und erblickte Kaden. Er trug ein schwarzes, enges Oberteil aus Leder und eine gleichfarbige Hose. Dazu Stiefel und der Waffengurt quer über seiner Brust. Als er meinem Blick begegnete, lächelte er und stellte sich zu uns.
„Du willst das alles mitnehmen?" fragte er mit erstaunter Stimme und deutete auf mein Gepäck. Er selbst hatte nur eine Tasche über der Schulter. Ich wollte antworten, aber Amanda kam mir zuvor.
„Ja, das ist alles was sie braucht." selten klang meine Zofe so bestimmt und Kaden nickte nur. Nach einigen langen Minuten des Schweigens bog Ren um eine Ecke im Hof und blieb einige Meter vor uns stehen.
„Was soll das sein?" fragte er grummelig und betrachtete mich.
„Was?"
So langsam war ich gereizt, da alle etwas an meinen Sachen auszusetzen zu haben schienen. „Der Aufzug. Dir ist bewusst, dass wir mit einem Schiff reisen und nicht mit der königlichen Karawane?" murrte er und reckte das Kinn und schaute ihm trotzig in die Augen.
„Ja. Ich habe alles, was ich brauche. Danke."
Ren verdrehte die Augen und nickte mit dem Kopf in Richtung Tor, was allgemein als Aufbruch gedeutet wurde. Ich wandte mich meiner Zofe zu.
„Ihr wollt wirklich mit diesen Leuten reisen?" flüsterte sie mit traurigem Gesicht und meine Stimmung passte sich sofort der ihren an. Ich nickte.
„Ich werde dich vermissen." murmelte ich und schlag die Arme um meine Freundin.
„Ich sie viel mehr." sagte sie und drückte mich ganze fest.
Seit ich Amanda kannte waren wir immer zusammen gewesen. Ich war nie von ihr getrennt. Als mir bewusst wurde, dass ich sie im schlimmsten, sehr unwahrscheinlichstem Fall, nie wieder sehen würde, stiegen mir Tränen in die Augen.
„Pass auf dich auf Amanda. Und vergiss nicht, mir zu schreiben."
„Natürlich nicht, Prinzessin." Ihre Stimme war weinerlich geworden und als ich sie ein Stück von mir weg hielt und ihre Hände hielt, mussten wir beide anfangen zu weinen.
„Sollte mir etwas passier-..."
„Das wird es nicht." unterbrach sie und ich schniefte.
„Sollte mir etwas passieren, sag bitte Mutter und Vater, das ich sie liebe.Und Cecilia."
Ich schluckte und meine Zofe begann zu wimmern.
„Und versprich mir, dass du Thomas wieder siehst. Du sprichst nicht viel darüber, aber er scheint mir ein wirklich guter Kerl zu sein, wenn auch etwas speziell."
Amanda musste lachen, was mit den Tränen vermischt einen grunzenden Laut erzeugte, was wieder herum mich zum lachen brachte.
„Das ist er, ja." hauchte sie kaum hörbar.
Noch einmal drückte ich sie an mich und als ich mich von ihr löste und nach meinen Koffern griff, wischte ich mir unauffällig die Tränen von den Wangen. Ren und Kaden warteten ungeduldig am Tor und sie mussten mich ja nicht für eine gefühlsduselige Gans halten.
„Auf Wiedersehen, Prinzessin." sagte sie, drehte sich um und ging.
Es hätte vielleicht wie eine Gemeinheit gewirkt, aber sie wusste, das ich mich nicht würde zusammenreißen können, wenn sie hier stehen würde, bis ich das Tor erreicht hatte.
DU LIEST GERADE
Die Belington Chroniken - Königin der Sterne
FantasiaIhr ganzes Leben lang war sie die hübsche und doch kluge Prinzessin, Thronerbin von Belaria. Doch was ist, wenn alles, was sie je über ihre Welt zu wissen glaubte, plötzlich auf den Kopf gestellt wird? Was, wenn alles was sie kannte, lediglich auf...