Kapitel 20

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Ich spannte den Rücken an und versuchte den Bauch einzuziehen, während Amanda das blaue Ballkleid zuschnürte. Meine Haare waren kompliziert hochgesteckt und silberne, mit Saphiren besetzte Spangen waren hineingearbeitet. Ich hatte Highheels angezogen, ein paar Silberne Armreifen über mein Handgelenk geschoben und ein formvollendetes Make-up aufgetragen. Endlich ließ Amanda von meinem Mieder ab und verkündete ich wäre bereit um zur Kirche zu gehen.

Ich beschloss nach Avaria zu sehen. Heute brauchte sie jede Unterstützung, die ich ihr geben konnte. Ich fragte ein Hausmädchen wo sich ihr Zimmer befände, aber als ich an ihrer Tür klopfte, meinte eine Zofe die Lady sei nicht ansprechbar. Etwas ernüchtert ging ich also wieder auf mein Zimmer und las ein wenig, bis es klopfte. Ich rief, man könne eintreten und Kaden kam ins Zimmer. Amanda knickste.

„Bist du soweit?" fragte er, während er in der Mitte des Raums stand und sich umsah.

Ich legte das Buch weg, richtete meine Kette, die er mir geschenkt hatte und schlüpfte wieder in meine Schuhen.

„Ja." sagte ich und hakte mich bei ihm unter.

„Bis später Amanda." meinte ich zu meiner Zofe und sie erwiderte ganz zurückhaltend, wie sie in Anwesenheit anderer war: „Ich wünsche ihnen viel Spaß."

Kaden meinte ich würde sehr hübsch aussehen und er habe ein gutes Auge für Mode, da er an der Wahl des Kleides beteiligt war und ich lachte und meinte er würde in seinem schwarzen Anzug ebenfalls sehr adrett aussehen. Ich drängte die Bilder von Bethany, die an seinem Arm hing oder ihn zuquasselte in eine dunkle Ecke meines Kopfes. Ich würde es wohl einen Tag schaffen mich nicht von ihr nerven zu lassen.

Wir spazierten über einen weg aus gelben Steinen geradewegs auf eine kleine Kirche zu. Die Vögel sangen und die Sonne schien. Welch ein trügerischer Tag, der zu versprechen schien, er würde schön werden. Das würde er gewiss nicht .


§


Auf einer breiten Stufe vor dem Altar stand der Earl of Settix und tippte ungeduldig mit den Fingern auf einem breiten Steingeländer eine anstrengende Melodie. Er war in einen braunen Anzug gekleidet und trug einen gleichfarbigen Zylinder auf dem grau melierten Haar. Ich saß in der dritten Reihe neben Kaden und starrte still gegen die Wand. Die Kirche war voller alter Herren mit längst aus der Mode geratenen Bärten, wie ich es vorausgesagt hatte, und deren Ehefrauen oder anderen Begleiterinnen, die sich neben ihnen auf den unbequemen Holzbänken räkelten. Die meisten von ihnen hielten bunte Fächer in der Hand und wedelten sich damit theatralisch Luft zu, ebenso wie Bethany. Sie saß ganz vorn und hatte, als wir die Kirche betraten, neckisch die Haare über die Schulter geworfen und dem Prinzen an meiner Seite unverhohlen zugezwinkert. Aber wir befanden uns in einer Kirche, da konnte ich wohl kaum Fluchen. 

Die Orgel begann eine hübsches Stück zu spielen und als sich die Tür langsam öffnete, erhoben wir uns. Ich riss den Blick von dem unsichtbaren Punkt los, den ich eben noch fixiert hatte und wagte es, mich umzudrehen und Avaria anzuschauen.

Sie schritt langsam den breiten Mittelgang der Kirche entlang und die lange, Spitzen besetzte Schleppe hinter ihr, wurde bei jedem Schritt weiter durch den alten Staub gezogen. Was für eine Verschwendung von solch schönem Tuch.

Ihr Gesicht war hinter einem kleinen, Runden Schleier versteckt, aber man konnte ihre Gefühle deutlich vernehmen. Selbst durch die nun laute Orgelmusik war ihr Schluchzen und flehen, irgendjemand würde sie retten, deutlich zu hören. Alle Augen ruhten auf ihr und in meinen sammelten sich Tränen. Ich wünschte ich könnte ihr helfen. Sie einfach von hier wegbringen, in dem wissen, niemand würde sie je wieder zu etwas zwingen, aber gleichzeitig wusste ich, dass es nicht möglich war. Die Verlobung war durch ein Vertrag gesichert, also hätte der Earl das ethische Recht, sie ausfindig zu machen und zurückzuholen. Warum konnte nicht einfach ein Blitz einschlagen und ihr dieses Unglück ersparen. Ich hatte schon Stunden lang darüber gebrütet, wie ich sie aus dieser Sache helfen könnte, aber es gab schlichtweg keine Lösung.

Die Belington Chroniken - Königin der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt