Kapitel 55

9 2 0
                                    

Ich hatte ausgiebig gebadet, als ich mit einem Handtuch umschlungen durch die Tür in das Schlafzimmer ging. Ich wollte nachsehen, ob es in den Schränken etwas zum Anziehen gebe oder einer der Bediensteten meine Koffer hergebracht hatte, als ich wie erstarrt im Rahmen stehen blieb.

„Bei den Göttern, was tut ihr hier?!" rief ich erschrocken.

Neben dem Fenster lehnte Varian und grinste mich erstaunlich freundlich an. Er hatte einen Fuß gegen die Wand gestützt und die Arme verschränkt, während er seinen Blick beiläufig über mein Antlitz schweifen ließ.

Ich wollte schreien. Nach Kaden oder Ren, sogar Malich wäre mir lieber gewesen, aber ich tat es nicht. Stattdessen zog ich das Handtuch etwas fester.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Jemand so schönes wie du hat aber einfach etwas besseres verdient, als das, was du vorhin getragen hast." erklärte er lächelnd, als wäre seine Anwesenheit das selbstverständlichste der Welt. Er nickte zu meinem Bett und als ich seinem Wink folgte, sah ich einen großen Karton auf der Decke liegen. Mein Schreck war wie durch Zauberhand verschwunden und ich betrachtete den quasi Fremden, extrem attraktiven Mann in meinem Zimmer, als ich zum Bett ging. Wie war er eigentlich hier rein gekommen, ohne von Ren hinaus geschubst zu werden?

Seine offenkundige Fröhlichkeit verwirrte mich. Er war vor einer Stunde eher überheblich erschienen. Nicht das was er gesagt hatte, sondern wie er es gesagt hatte, war unhöflich gewesen. Nun sah er aus wie ein anderer Mensch, obwohl man ja kaum behaupten konnte, ich würde ihn kennen.

Ich vergewisserte mich, dass das Handtuch fest um meinen Körper gehüllt war und schob dann den Deckel vom Karton.

Ich hielt die Luft an. Im Karton lag ordentlich gefaltet... ein Kleid.

Ich ergriff den Stoff und hielt ihn behutsam in die Höhe. Das Kleid war wunderschön.

Es war aus dunkelrosanem Stoff gefertigt, der auf eine magische Weise glitzerte. Der V-förmige Ausschnitt war golden umrandet und es hatte lockere, luftige Ärmel, die jedoch am Handgelenk wieder zusammenführten und ebenfalls golden umrandet waren. Der Stoff der Ärmel war in der selben Farbe, jedoch fast durchsichtig und mit Blumen bedruckt.

Verblüfft sah ich Varian an.

„Wieso?" war alles, was ich hervorbrachte. Die Situation überwältigte mich.

Er zuckte mit den Schultern.

„Wie schon gesagt, du bist schön genug, um es zu tragen."

Wieder lächelte er mich strahlend an. Der Mann, der vor mir stand passte so gar nicht zu dem, der uns eben noch empfangen hatte. Außerdem hatte mich gerade ein fremder, gutaussehender Mann schön genannt.

„Es ist wunderschön." hauchte ich und ich meinte es ehrlich. Das Kleid musste noch Kostbarer sein, als die, die ich zuhause trug, und ich hatte das Gefühl eines solchen Kleides vermisst. „Zieh es doch an. Wie ich sehe hast du sonst eher weniger Auswahl." sagte er schmunzelnd und ich tat es ihm gleich. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und sah aus dem offenen Fenster. Ich prüfte noch einmal, ob er auch ja nicht guckte, und begann mich umzuziehen. Was für eine skurrile Situation.

„Ich glaube, du hast dich noch nicht vorgestellt." bemerkte er beiläufig und ich antwortete, während ich den Reißverschluss an meinem Rücken Stück für Stück hochzog.

„Oh ... Jillian."

Ich tippte ihm auf die Schulter, um zu signalisieren, dass er sich umdrehen könnte und lächelte ihn ungewollt an, als er mich betrachtete.

„Jillian Alexandria Belington."

Bei einem Gentleman hatte ich nun mit einem Handkuss gerechnet, bei einem Tuliper mit keiner Reaktion, aber Varian reichte mir einfach die Hand.

Die Belington Chroniken - Königin der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt