Kapitel 67

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Amanda Harris

Es war spät, schon kurz vor eins in der Nacht, als ich die Straßen von Cavice entlang ging. Alles war wie leergefegt, denn seit den Angriffen traute sich kaum jemand nach Anbruch der Dunkelheit noch hinaus. Mit schnellen und lautlosen Schritten eilte ich durch die Gasse, welche an Morys Haus grenzte. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, ihm zu sagen, wann ich wieder vorbei kommen würde, doch ich versuchte alle paar Tage nach dem Jungen zu sehen. Als ich vor der Tür zu stehen kam, erkannte ich Stimmen, die aus dem Inneren drangen. 

Ich dachte mir nicht viel dabei und drückte schleunigst die Klinke nach unten, um nicht noch länger auf der Straße zu stehen. Nun war es still. Als ich die Tür vorsichtig aufzog, blieb ich wie angewurzelt stehen.

Die Wohnstube, in die ich durch den kleinen Eingangsbereich direkt blicken konnte und welcher an die kleine Küche angrenzte, war voller Menschen. Und  sie alle starrten mich jetzt geschockt an. Um den wackeligen Tisch in der Mitte saßen vier Personen, und ich erkannte Mory als einen von ihnen.

„Komm doch rein, schnell. Und schließ die Tür" flüsterte Mory hektisch. Noch immer etwas perplex schloss ich also die Tür, legte meinen Mantel auf den Hocker daneben, und betrat das überfüllte Zimmer. Um die Sitzenden am Tisch standen bestimmt 40 Leute. Sie alle trugen unterschiedliche, aber heruntergekommene Kleidung und waren unterschiedlich alt. Einige hatten schon graues Haar, andere wiederum waren gerade einmal den Kinderschuhen entwachsen. 

Ich späte rüber in die Küche, und erkannte auch dort weitere Personen. Einige ältere Frauen schienen mich gar nicht bemerkt zu haben und führen emsig mit ihrer Arbeit fort. Sie kochten.

Verwirrt wandte ich mich an Mory, der noch immer saß und mich anschaute. 

„Was ist hier los?" wollte ich wissen.

„Ich habe doch mal gesagt es gäbe einige Leute in Cavice, die sich gegen den König zur Wehr setzen wollen, weißt du noch?" Mory hielt einen Augenblick inne, ehe er weitersprach, „Das sind sie. Herzlich willkommen bei der Rebellion." 

Verdutzt sah ich mich um. Eine Rebellion. „Und-," ich zögerte, „Und was habt ihr vor?"

Nun bedachten sich die vier am Tisch einiger ernster Blicke. Dann sah mich ein mir unbekannter Mann an. Er hatte dunkelbraunes, welliges Haar, welches ihm fast bis zur Schulter reichte und war von schlanker Statur. Sein Gesicht schmückte ein unregelmäßiger Bart und eine kleine Narbe über seiner Augenbraue. Ich hätte ihn nicht unbedingt als sehr attraktiv bezeichnet, aber er hatte eine gewisse, anziehende Ausstrahlung „Mory hat uns von den Plänen eurer Herrin erzählt. und denen des Prinzen." begann er. ich stolperte kurz über das Wort ‚Herrin', doch tat es vorerst ab. Mory ergriff wieder das Wort.

„Wenn Jill zurückkehrt und sie eine Armee zusammenstellen, sind wir bereit. Wir werden unseren Teil beitragen."

Stolz sah Mory mich an, doch ich war ein wenig verdutzt. Eine Handvoll Jugendlicher und in die Jahre gekommener Menschen wollte in eine Schlacht ziehen? Ich hatte nicht das Gefühl, dass dies eine gute Idee war. Ich konnte ihnen das aber ja schleht sagen, daher stellte ich eine andere Frage.

„Habt ihr denn Waffen?"

Nun sprach ein anderer Mann, eher ein Junge als ein Mann mit schlanker Figur und blondem Haar. „Ab morgen Nacht schon."

Jetzt machte ich mir aber ernsthaft Sorgen. Was hatten sie denn bloß vor?

„Das hier sind nicht alle von uns." begann Mory zu erläutern, als er meinen besorgten Blick erkannte.

„Wir sind ungefähr hundertdreißig. Und hundert von uns können mit Waffen umgehen. Einige von uns, unter anderem Jarro hier," er deutete auf den schlaksigen, blonden Burschen, „werden morgen Abend in das Zeughaus einbrechen und die Waffenkammer plündern. Da die Söldner weg sind, bewacht diese niemand und wir müssen nur das Schloß knacken, um an die Waffen zu kommen. Und dann warten wir auf Jill und den Prinzen."

Ich nickte verstehend. Immerhin hatten sie einen Plan. Ich würde gleich morgen früh Prinzessin Jillian einen Brief schicken, um ihr von dieser Rebellion zu berichten. 

„Achso," Mory räusperte sich, „und das hier sind übrigens Fynneck und Tilda."erklärte er und zeigte erst auf den mann ende zwanzig mit dem schulterlangen Haar, und dann auf ein junges Mädchen, welches den vierten Platz am Tisch besetzte. Sie hatte braune lange Haare, die zu einem Zopf geflochten waren und trug ein simples braunes Kleid mit einem schwarzen Korsett darüber. 

Ich nickte wieder. Nun gut, mehr Unterstützung konnte ja nicht schaden. 

„Gut. Wie kann ich helfen?" fragte ich nun, offensichtlich zur Überraschung aller. ich hatte einer Rebellion nichts entgegenzusetzen und es erschien mir klug, sie zu unterstützen.

„Du musst schwören, keiner Menschenseele etwas von der Rebellion zu erzählen." meldete sich das erste mal das junge Mädchen, Tilda, zu Wort.

Wieder nickte ich. „Einverstanden." Ich würde es nur der prinzessin erzählen, aber das verriet ich ihnen nicht.  

Nun begannen die Gespräche ringsrum wieder und es entflammte eine lebhafte Diskussion im Raum. Wer würde mit Jarro gemeinsam die Waffenkammer leer räumen? Wo sollte man die Waffen verstecken? Konnte man schon irgendwas vorbereiten, um später mit der Armee des Prinzen mithalten zu können?

„Joan, Caleb, Rune und ich brechen morgen Nacht ebenfalls auf. Wir wandern durch die Berge als Späher. Um rauszufinden, wo genau der König seine Söldner hat." warf Fynneck irgendwann ein. 

Ich lauschte den Gesprächen und Plänen der Anwesenden, um der prinzessin so viele Informationen wie möglich geben zu können, doch noch immer hielt mich die Sorge gepackt. 

Es würde eine Schlacht kommen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 30 ⏰

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