Draußen war es noch dunkel und auch kein Mond war zu sehen, als Amanda sich zu mir ans Bett hockte und mir sanft übers Haar strich.
„Eure Hoheit? Sie sollten aufstehen, wir haben noch einiges zu tun."
Ich hatte so gut wie keinen Schlaf in der Nacht gefunden und hatte fast die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt und die Sterne beobachtet. Es waren kaum welche zu sehen, was ein schlechtes Omen für den Tag sein musste. Tröstend lächelte mir meine Zofe zu und drückte aufmunternd meine Hand, als ich sie unter schweren Liedern ansah.
„Kommen sie Prinzessin, ich bin sicher es wird nicht einmal halb so schlimm, wie sie denken." prompt zog sie die warme Decke beiseite und ging zum Fenster um die kalte Luft hinein zu lassen. Augenblicklich lief mir ein Schauer über den Rücken, was vermutlich nicht nur den Temperaturen zu schulden war.
Ich schlüpfte in meine Pantoffeln und streifte meinen Morgenmantel über während ich müde ins Bad stapfte. Mir kamen nach Rosen und Minze duftende Dampfwolken entgegen und ich warf einen Blick in den halb beschlagenen Spiegel.
Die unerholsame Nacht war mir eindeutig ins Gesicht geschrieben. Na toll, jetzt werde ich dem Prinzen nicht einmal mit meinem Aussehen imponieren können. Ich rieb mir die Augen in der Hoffnung mich von einem Dämon in ein hübsches Mädchen zu verwandeln. Ich täuschte mich.
Nach dem ausgiebigen Bad ging ich in ein Handtuch geschlungen zu meinem Kleiderschrank. Die Fenster waren wieder geschlossen worden und der Kamin füllte den ganzen Raum mit einer wohligen Wärme. An einer der Breiten Flügeltüren hing ein Kleid, welches ich wohl zum heutigen Empfang tragen sollte. Das rote, lange Gewand mit bauschigem Rock lag bis zur Taille eng an und hatte einen skandalös tiefen Ausschnitt. Durch die Kombination von breitem Rock und Dekolletés wirkte es zwar aufreizend, jedoch noch züchtig genug. Ich hätte mir denken können, dass Mutter dieses Kleid auswählen würde. Im Großen und Ganzen war es wirklich recht hübsch und zu einem anderen Anlass hätte ich mich sicherlich gefreut es anziehen zu können. Ein Blick in den kolossalen Wandspiegel verriet mir, dass ich, trotz ungemachter Haare, erstaunlich gut aussah. Amanda führte mich zu meiner Frisierkommode und begann, sich an meiner Frisur zu schaffen zu machen.
Ich beobachtete wie die Sonne langsam aufging und den Wald in der Ferne in ein warmes Orange tauchte.
„Ich denke wir sind fertig." Murmelte Amanda mehr zu sich selbst.
Sie legte mir noch ein goldenes Amulett um, welches den Blick unwillkürlich tief in den Ausschnitt meines Kleides lenkte, und streifte ein paar goldene Reifen über mein Handgelenk.
Ein Hausmädchen hatte während ich im Bad gewesen war ein Tablett mit Keksen und Tee herauf gebracht, speziell von Mrs. Grendly wie Amanda gesagt hatte, welches nun immer noch unangetastet auf einem Beistelltisch stand. Ich hatte keinen Bissen herunter bekommen und hatte nur einige Schlucke Wasser zu mir genommen. Nun standen meine Zofe und ich wieder vor dem Spiegel und ich betrachtete mich sorgfältig. Amanda hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.
Mein Haar war kunstvoll hochgesteckt und wurde mit Goldenen, Rubinen besetzten Nadeln gehalten, während davor ein üppiges Diadem thronte. Das rote Kleid brachte meine Haut geradezu zum Leuchten und sogar die Highheels waren weniger unbequem als erwartet. Auch mein Gesicht hatte Amanda hervorragend hin gekriegt. Die Augenringe waren Verschwunden und meine Augen funkelten unter den langen, dunklen Wimpern. Mit goldenen Ornamenten und Stickereien war mein Kleid wahrlich königlich. Mein Siegelring umfasste meinen rechten Ringfinger perfekt und der pompöse Stein aus Onyx schien das Sonnenlicht regelrecht zu verschlucken.
„Ihr seht wunderschön aus Hoheit." Staunte Amanda und lächelte.
Ich sah sie dankend an und umklammerte ihre Hand.
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Die Belington Chroniken - Königin der Sterne
FantasyIhr ganzes Leben lang war sie die hübsche und doch kluge Prinzessin, Thronerbin von Belaria. Doch was ist, wenn alles, was sie je über ihre Welt zu wissen glaubte, plötzlich auf den Kopf gestellt wird? Was, wenn alles was sie kannte, lediglich auf...