Kapitel 5

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Seit ich nach Amanda geläutet hatte waren schon einige Minuten vergangen und ich fragte mich, was sie aufgehalten hatte, als sie leise durch meine Tür schlüpfte. Still knickste sie und machte sich dann daran mein Nachthemd in einem der großen Schranke zu suchen.

„Amanda was hat sie aufgehalten?" fragte ich sie und schaute ihr aufmerksam von meinem Sessel aus zu. Nervös sah sie mich an.

„Ich bitte vielmals um Verzeihung Hoheit, der neue Kammerdiener fragte mich, ob ich ihm das Gangsystem des Palastes zeigen könnte, und so war ich recht weit hinten im vierten Stock als sie läutete." Leicht verangstigt senkte sie den Kopf. Aber ich schmunzelte nur. Bei der Ankunft heute Vormittag hatte ich gar nicht auf den Bediensteten des Prinzen geachtet.

„Aber Amanda das ist doch völlig in Ordnung." Ich setzte mich nun auf einen Hocker und sie begann mir die Haarnadeln zu lösen. „Wenn er nur halb so gut aussieht wie seine Hoheit ist es definitiv verzeihlich."

Sie kicherte und strahlte mich durch den Spiegel an. Bei Amanda war ich schon immer ganz ich selbst gewesen, schließlich war sie schon seit sechs Jahren meine Zofe und eigentlich auch meine einzige Vertraute. Daher war es mir auch kein funken unangenehm zuzugeben wie attraktiv ich Prinz Kaden fand. Meine Zofe wurde rot. „Wenn man diesen beiden Exemplaren vertrauen kann sind wohl alle Männer aus Avendor so ansehnlich." Lachend löste sie nun den Verschluss meiner Kette und grinsend drehte ich den Kopf zu ihr.

„Dann sollten wir zwei dringend mal dorthin reisen!" Nun prustete sie regelrecht los, wobei sie die eben sorgfa ltig gelo sten Haarnadeln auf den Teppich fallen ließ. Ich wollte ihr helfen sie wieder aufzusammeln, doch sie bedeutete mir mich derweil umzuziehen. Da es eigentlich noch recht früh war und ich bestimmt kein Auge zugekriegt hätte warf ich meinen Morgenmantel über, setzte mich an den runden Tisch aus Kirschholz in meinen Salon und legte die Spielkarten darauf ab. Amanda setzte sich mir gegenüber und ich begann auszuteilen.

„Wie finden sie den Prinzen denn nun?"

Sie sah mich an, als würde ihr diese Frage schon den ganzen Tag auf der Seele brennen doch wenn ich ehrlich war hatte ich keine richtige Antwort darauf. Was wusste ich denn bis jetzt über ihn? Er war gutaussehend.

„ Er ist recht hübsch, das muss ich schon zugeben..." Amanda lächelte wissend. „Aber auch unglaublich aufgeblasen und zu sehr von sich überzeugt. Außerdem redet er sehr kühn. Finden sie nicht?"

Etwas, das ich nicht deuten konnte blitzte in ihren Augen auf und ihr lächeln verblasste. „Nun Hoheit ich möchte ihnen ja nicht zu nahe treten aber ihre Bemerkung mit der Köchin war auch nicht sonderlich zurückhaltend."

Eigentlich hätte ich sie für diese Bemerkung tadeln wollen, sie war ja immer noch eine Zofe aber sie hatte irgendwie Recht. Die Panik hatte mich in diesem Augenblick übermannt und ich war nicht mehr Herr über meine Sinne gewesen. Dass ich auch in einem Geistesgegenwärtigen Zustand so eine Bemerkung gemacht hätte lag durchaus nicht fern, aber ich hätte mit Sicherheit andere Worte gewählt. Dennoch war ich heute ziemlich unhöflich zu ihm gewesen.

Unser Kartenspiel ging unentschieden aus und Amanda fegte die Karten in einen Korb.

Ich ging zum Bett da ich nun schlafen wollte und bedeutete Meiner Zofe, sie sei für heute entlassen, aber kurz vor der Tür blieb sie stehen.

„Eure Hoheit bitte verzeiht. Ich hatte nicht das Recht so über sie zu urteilen."

Auch in dem flackernden Licht des Zimmers erkannte ich die niedergeschlagenen Züge in ihrem Gesicht. Ich machte einige Schritte auf sie zu. „ Sie..., sie haben ja Recht." Nun senkte ich den Kopf. „Ich habe mich nicht sonderlich offenherzig dem Prinzen gegenüber verhalten."

Die Belington Chroniken - Königin der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt