Kapitel 28

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Mutter und Vater, Cecilia,

Ich bin mit Prinz Kaden nach Cavice aufgebrochen, um ihm in einigen Angelegenheiten zur Seite zu stehen und etwas von der Welt zu sehen. Ich sollte mein baldiges Königreich schließlich kennenlernen, nicht? Das Datum unserer Rückkehr ist noch nicht bekannt, aber ihr braucht euch nicht zu Sorgen. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

In Liebe, Jillian

Ich übergab den Brief Mrs. Millow, mit der Bitte, ihn dem König bei seiner Ankunft auszuhändigen und stieg dann nach einem kleinen Abschied der Dienerschaft in den Wagen. Niemand hatte gemerkt, wie ich heute morgen den Dolch aus der unteren Schublade meines Nachttisches genommen hatte und ihn seitlich in die Scheide an meinem Oberschenkel gleiten ließ. Er war poliert und geschliffen. Schließlich waren wir zwei allein reisende, junge Damen, da konnte man nicht vorsichtig genug sein.

Während die Sonne sich immer weiter vom Horizont entfernte und eine grüne Landschaft aus Hügeln und kleinen Wäldern an uns vorbei zog, döste meine Zofe vor sich hin. Vor ein paar Minuten war ihr Kopf in einer Kurve auf meine Schulter gekippt, aber sie war nicht aufgewacht. Als ich Amanda erzählte, ich würde nach Avendor fahren, hatte sie ohne Umschweife darauf bestanden, mich zu begleiten. Vielleicht hatte auch sie ihre Gründe, den Palast so schnell wie möglich zu verlassen. Es sollte mir recht sein. Mein Geist schweifte ab. Was Kaden wohl gerade tat? War er überhaupt in Cavice angekommen?

Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich nicht noch im Dorf gewesen war, um nachzusehen, ob er Jump dort gelassen hatte. Wahrscheinlich spielte es keine Rolle mehr.

Ich wusste, wie dumm es war, aber ich hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn da zu lassen. Der Verlobungsring steckte wieder an seinem Platz. Warum auch nicht, jetzt wo er nur noch ein nettes Schmuckstück ohne Bedeutung war.

Er war alles, woran ich mich klammern konnte.

Das letzte Licht des Tages erleuchtete die Tuchstadt, als wir ankamen. Ich hatte vor der Abfahrt einen großen Beutel Goldmünzen in meine Tasche geschmuggelt und als der Chauffeur anhielt, standen wir vor einem großen, orangenen Gebäude im belarischen Stil. An der Fassade waren lauter Figuren eingemeißelt und eine breite Treppe führte zu dem Ausladenden Eingang. Ich hakte mich bei Amanda unter und zwei Pagen trugen unser Gepäck hinterher. Der Portier erkannte die Prinzessin von Belaria sofort und lief eilig auf uns zu. „Guten Tag die Damen, eure Hoheit, es ist mir eine Ehre." er verbeugte sich so tief, dass ich schon Angst hatte, seine Nase würde den Boden berühren.

Ich bat ihn wieder aufzustehen und uns eines seiner schönsten Zimmer zu geben, worauf hin wir in ein pastell rosanes und mintgrünes Zimmer geführt wurden. Ein bodenlanges Fenster ließ die Abendsonne hinein und gab allem einen goldenen Glanz. Amanda wies die Pagen an, die Koffer abzustellen und scheuchte sie dann hinaus. Sie kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf den Arm.

„Das wird schon wieder, Prinzessin. Er liebt sie, ich habe es ihm angesehen. Sie beide werden sich aussprechen und dann wird alles wieder gut." Ich schaute sie an. „Und wenn ich ihn dafür an einen Stuhl binden muss." mahnte sie und hob den Zeigefinger. Wir kicherten und ich setzte mich aufs Bett.

„Glauben sie wirklich, Avendor ist so gefährlich wie der Prinz sagte?"

Ich dachte einen Moment nach, ehe ich antwortete.

„Ich denke nicht. Wie viel anders als Belaria könnten unsere Nachbarn den sein? Er hat bestimmt nur übertrieben, um mich zum bleiben zu bewegen."

Sie machte ein schnalzendes Geräusch.

„Ich verstehe einfach nicht, wie all das passieren konnte. Irgendwas ist da gewaltig schief gelaufen. Sie sind doch wie geschaffen für einander." murmelte sie und ich senkte den Kopf und ließ die Schultern hängen. Ja, alles war schief gelaufen. Mittlerweile verstand ich nicht einmal mehr den Grund für unseren Streit.

Die Belington Chroniken - Königin der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt