Kapitel 45

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Niemand weckte mich und kein Geräusch hatte mich aus dem Schlaf gerissen, also wachte ich erst auf, als es fast Mittag war. Als hätte mich die Welt vergessen, hier oben in der kleinen Kammer, wie ein altes Möbelstück.

Was für ein seltsamer Gedanke...

Ich zog eines meiner verbliebenen Kleider, ein viridianfarbenes, und ein paar cremefarbener, Flacher Pumps an und ging hinaus in den Flur. Meine Haare hatte ich zu einem Zopf gedreht, als ich die unterste Stufe der Treppe erreichte.

Im Flur Nahe der Haustür begegnete ich Eden, die mit einer Schürze um den Hals zu einem mir unbekannten Raum unterwegs war. Sie wies mich an ihr zu folgen und sie brachte mich in ein Badezimmer. Ich war dankbar für die Gelegenheit eines Bades, obwohl mein letztes nur ein paar Tage her war. Als ich mich wieder anziehen wollte, bemerkte ich entsetzt, dass mein Kleid verschwunden war. Ich hatte es auf einen Hocker gelegt, aber dieser war nun leer. Mit nur einem Handtuch um geschlungen öffnete ich die Tür einen Spalt breit und spähte hinaus. Niemand.

Ich griff also nur meine Stiefel und eilte so schnell ich konnte zurück zu meinen Koffern, zog ein neues Kleid an und machte mich dann auf die Suche nach meinem Kleid. Hatte Lana es wieder amüsant gefunden, meine Kleidung zu zerstören ? Hatte sie denn nichts besseres zu tun?

Ich setzte meine Tour also fort, klopfte an die nächste Tür, öffnete diese und sah mich im Raum um. Einige Schränke, ein Sessel, eine Uhr, ein Fenster. Nichts weiter. Ratlos ging ich zum Rahmen und stützte mich auf die Fensterbank. Der Himmel über der Insel war klar und strahlend blau und die Sonne schmückte die ganze Welt mit ihren warmen Strahlen.

„... und Malich der Stulta hat fast das Maul aufgerissen, aber ich hab es verhindert."

Das klang wie Lanas Stimme und ohne zu zögern ließ ich mich fallen und drückte mich an die Wand unter dem Fenster.

Anscheinend wurde ich jetzt unfreiwillig zum Lauschen gedrängt.

„Das war richtig mein Schatz. Jeder braucht ein Ass im Ärmel."

Eine tiefe und mir unbekannte Stimme.

„Papa warum legen wir den Kontakt nach Vyn nicht offen und haben so mehr Männer gegen König Horan?"

Papa... sie sprach mit ihrem Vater!

Dies war also die Stimme von Captain Grey Morgen... interessant.

Dalinia du weißt, dass du so über zweitausend Menschen in Gefahr bringst, weil du ihre Identitäten verrätst. Nein. Ich entscheide, was wir ihm geben und was nicht."

Vyn... Die Städte hatten keine Namen... außer...

Lana und ihr Vater hatten einen Kontakt nach Tulip?!

Eigentlich keine Überraschung, denn es bestätigte nur meine Vermutung, dass sie und ihre Familie aus Tulip stammen mussten.

Ob Kaden davon wusste? So wie es klang, hatte er keine Ahnung von diesem Kontakt.

Ich lauschte auf weitere Worte, aber es war nichts zu hören, also stand ich wieder auf und verließ den Raum. Mein Kleid könnte ich auch später suchen.

Plötzlich hörte ich leises Kinderlachen hinter einer Ecke und da, ein grünes Stück Stoff lukte hervor.Ich marschierte um die Kurve und blieb jäh stehen. Unter der Treppe hockten, im Schatten der Stufen, zwei beinahe identische aussehende Kinder mit meinem Kleid in der Hand.

„Würdet ihr mir das wohl zurückgeben?" verlangte ich schroff und streckte die Hand nach meinem Besitz aus. Die Kinder krochen aus ihrem Versteck und stellten sich aufrecht hin, als ich ihnen mein Kleid entriss.

„Entschuldigung, wir wollten es nicht kaputt machen." gestand eines der beiden, ein Mädchen und der Junge neben ihr guckte zu Boden.

„Wir haben nur gespielt." murmelte er.

Die Beiden mussten Zwillinge sein und waren vielleicht zehn oder elf.

Ich betrachtete das Kleid, was jetzt eher ein Putzlappen war und sah dann die Kinder an.

„Ich hoffe ihr wisst, dass sich so etwas nicht gehört." predigte ich, lächelte dann aber, als die Beiden traurig den Boden betrachteten.

„Aber es ist nicht so schlimm. Wer seid ihr?"

„Ich bin Tilda, Miss, und das ist mein Bruder Elijah. Wir wohnen hier." erklarte das Mädchen stolz und richtete sich auf. Ich runzelte die Stirn.

„Seid ihr Lanas Geschwister?"

Das konnte eigentlich nicht sein, Lanas Mutter wäre bei ihrer Geburt schon lange tot gewesen. 

„Lana ist unsere Cousine."

Das Mädchen schien die gesprächigere von beiden zu sein, aber als eine laute Stimme ertönte, verschwanden beide in einem weiteren Gang.

Also die Geschwister von Malich.

Zwölf Stunden in diesem Haus und ich weiß mehr über Lana und Malich, als nach der gesamten Reise.

Die Belington Chroniken - Königin der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt