Kapitel 51

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Für die erste Septemberwoche war es auf See erstaunlich windig, aber in Lanas großen Kabine gemütlich Warm. Sie, Ren, Malich, Kaden und ich saßen an einem großen runden Tisch mit einigen Landkarten und Dokumenten in der Mitte und Hin und Wieder zeigte jemand auf einen Punkt oder hatte einen Einwand. Ich hatte nicht erwartet, dass Kaden mich heute Vormittag mit zu der Beratung nähme, aber er hatte es getan. Lanas erster Gesichtsausdruck, als ich mich setzte, war zwar nicht all zu glücklich gewesen, aber bis jetzt hatte sie noch kein spitzes Kommentar gemacht. Wir schienen eine Art Waffenruhe ausgehandelt zu haben, wobei ich mich nicht so recht an den Grund dafür erinnern konnte.

Wir wussten noch immer nicht, wo sich der König genau befand, aber ich hatte Amanda geschrieben, wo sie mich erreichen konnte und ich setzte volles Vertrauen in sie.

So langsam bereute ich es wahrlich, damals aufgegeben zu haben, die tuliper Sprache zu erlernen. Es ware mit Sicherheit hilfreich gewesen.

„Lana, wer genau ist dieser Varian?" fragte Ren. Seine Stimme klang wie immer, wenn er etwas analysierte oder entschlüsselte.

Ausnahmsweise lagen Lanas Füße nicht auf dem Tisch, aber dass sie mit ihrem Dolch den Dreck unter ihren Nageln entfernte, machte ihre Haltung nicht gerade besser.

„Ich weiß es nicht. Unsere Korrespondenten sind einfache Leute. Händler, Handwerker und sowas. Entfernte Verwandte. Einer von ihnen schrieb, Varian wäre der einzige mit genügend Einfluss, um an Truppen zu gelangen. Erst recht in einer solchen Stückzahl."

Nun meldete sich Malich zu Wort: „Einer unserer Leute wird uns am Hafen abholen und zu ihm bringen. Der scheint wohl ziemlich wichtig zu sein."

Bis jetzt hatte ich mich still verhalten, verfolgte aber alles ganz genau. Die Ader an Rens Hals war alles, was anzeigte, das er nachdachte. Noch immer bewunderte ich sein Talent für Menschen und Gedanken. Er musste wirklich unheimlich intelligent sein. Er brummte nur etwas unverständliches, war dann aber wieder ruhig.

„Vorausgesetzt, er kann uns Legionen mit einer Fassung von mindestens zweitausend Mann besorgen, kommen wir mit der Flotte und meinen Männern auf zweitausend-siebenhundert. Selbst dann sind wir in der Unterzahl. Unsere Truppen fassen lediglich zwei drittel der

Söldnerarmee. Vielleicht noch weniger."

Bei unserem letzten Abendessen in Milata hatte Kaden fast wieder wie der junge Mann geklungen, den ich in Belaria kennengelernt hatte, aber jetzt sprach er wie ein Krieger. Naja, nach zwölf Jahren in der Armee hat man das wohl so an sich, Jillian.

Ren sah Kaden an, als er zu sprechen begann: „Du vergisst eines. Ich habe schon viele Söldner kämpfen sehen, sie tun es anders als wir. Die meisten von ihnen haben den angeborenen Drang zu töten, jedoch wurden sie niemals unterrichtet. Keine von ihnen hat das Kämpfen gelernt." Bei dem letzten Wort sah er mich an, was ein leises kribbeln in meinem Bauch entstehen ließ. Dann fuhr er fort.

„Sie schlagen unkoordiniert und ohne Strategie, darin müssen wir unseren Vorteil sehen. Ist das Terrain günstig und ihre Ausstattung der unseren unterlegen, dann haben wir eine Chance."

Alle am Tisch schwiegen, als würden sie die Worte des ehemaligen Assassine in sich nachklingen lassen.

„Ist es nicht unrealistisch von uns, zu denken, dieser Varian würden uns einfach seine Truppen geben, ohne jegliche Gegenleistung?" fragte ich vorsichtig.

Von allen kam ein nachdenkliches Nicken zurück.

„So lange wir nicht wissen, wer er ist, wissen wir auch nicht, was wir ihm anbieten können." murmelte der Captain und wieder stimmten alle zu.

„Vermutlich ist er ein Mann von hohem Rang. Adelig oder im Heer hoch angesiedelt. Geld und Handelsbeziehungen können wir ihm versprechen. Dazu wird er nicht nein sagen." führt Kaden weiter und Ren verlagert sein Gewicht auf seinem Stuhl, was ein ächzendes Geräusch verursachte.

Die Belington Chroniken - Königin der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt