Kapitel 26

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Blinzelnd öffnete ich ein Auge und stellte fest, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Aber da war noch mehr.

Mein Gesicht ruhte auf einem starken Unterarm, meine Hand auf einem sich heben und senkenden Bauch. Ich öffnete das andere Auge und da war er.

Im Schlaf sah er so friedlich aus und... glücklich.

Aber ich war auch glücklich weil...

Mein Blick fiel auf meine Hand und langsam kam die Erinnerung zurück.

Ein Ring...

Gestern hatte ich ihn mir kaum angesehen, aber auch mein flüchtiger Blick trügte nicht. Er sah aus wie ein Stern.

Ein durchsichtiger Stein, schimmernd in allen Türkis und Violett Tönen der Welt, saß eingefasst in einen goldenen Ring an meinem Finger.

Er hatte um meine Hand angehalten, ich hatte eingewilligt...

Wir wahren verlobt.

Mein Herz sprang vor überschwänglicher Freude durch meinen Körper. Wir würden heiraten. Nichts konnte dem noch im Wege stehen.

Kaden lag auf dem Rücken neben mir und das strahlende Licht der Sonne ließ seine Haut golden aussehen. Sein blondes Haar fiel ihm in die Stirn und er atmete leise vor sich hin. Hätte ich zeichnen gekonnt, hatte ich ihn gezeichnet.

Ich hörte ein leises quietschen von Holz, aber als es wieder verging, dachte ich, es müssen Schritte auf dem Gang gewesen sein. Aber ich irrte mich, denn als ich den Kopf wandte, um das Zimmer zu durchblicken und mein Kleid auszumachen, welches ich erschreckender Weise nicht mehr trug und mich auch nicht erinnern konnte es ausgezogen zu haben, stand Amanda mit weit aufgerissenen Augen auf einem Fell vor dem Bett und umklammerte Krampfhaft das Tablett in ihren Händen. Sie musterte die sich ihr gebotenen Szene. Die Decke legte einen Großteil des Oberkörpers des Prinzen frei und auch ich war eher spärlich bedeckt, was ihre Fantasie ungeheuer anfeuern musste. Ich beobachtete sie grinsend und als sie sich räusperte und das Tablett auf einer nahegelegenen Kommode abstellte, tat sie es mir gleich.

„Soll das jetzt etwa zur Gewohnheit werden?" flüsterte sie und zwinkerte mir belustigt zu. Ich musste kichern und als sie schließlich kurzerhand wieder ging und meinte, ich solle einfach Läuten, wenn ich etwas bräuchte, öffnete auch Kaden die Augen. Als erstes schaute er mich an. Mein Gesicht, meine Augen, den Rest von mir.

Seine Züge veränderten sich. Meine Lungen wurden ganz eng und ich bekam kaum noch Luft, als er mich mit einem Arm auf sich zog und mich festhielt und mit der andern Hand das Haar aus meinem Gesicht strich. Seine Hand fuhr über meinen Nacken, meine Wangen, mein Kinn und ich bekam Gänsehaut, jedes einzelne Härchen stellte sich auf und während die Sonne unsere Leiber wärmte und er mein Gesicht zu einem Kuss herunter zog. Es blieb nicht bei einem Kuss, und auch nicht bei meinem Gesicht.


§


Meine Wangen waren noch immer gerötet, als ich nach einiger Zeit nach Amanda klingelte. Jegliche Selbstbeherrschung und jeder Zoll Anstand waren zerflossen und alles was übrig geblieben war, waren Kaden und ich. Wir waren alles von Bedeutung gewesen, alles, was existierte. Nur wir, und die Sterne.

Nun lag ich zusammengerollt auf dem Laken und beobachtete, wie er sich anzog.

Als er wieder zu Atem gekommen war, hatte er den Ring an meinem Finger betrachtet und dutzende Male geflüstert, wie sehr er mich lieben würde.

Ich würde für den Rest meines Lebens nicht mehr klar denken können.

Den Rest unseres Lebens.

Die Belington Chroniken - Königin der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt