Ein Treffer für eine Frage

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“Ich will nach Hause.” jammerte der Fluch unter meiner Schuhsohle, bevor er darunter platzte wie ein Luftballon, den man mit einer Nadel durchstach
“OOII GOJO!” Tsukis Stimme hallte von der anderen Seite des Korridors zu mir herüber
“BAKA!” ich drehte mich in ihre Richtung und fand sie panisch auf einem kleinen Feuernest herum stampfen. Ich konnte mir bei diesem Anblick ein Lachen schwer verkneifen
“Beruhig dich, kein Grund gleich noch mehr in Brand zu stecken.”
Sie wurde eindeutig immer noch zu schnell nervös, wenn sie die Kontrolle ihrer Flammen verlor und sie beim ersten Versuch nicht löschen konnte.
Aber seitdem ich die Strategie ihres Trainings geändert hatte, machte sie endlich Fortschritte, die sich sehen lassen konnten.
Das bedeutete allerdings auch, dass sie eigentlich niemanden mehr benötigte, der auf Schritt und Tritt neben ihr stand und die Flüche verscheuchte.
Allerdings wurde es auch von Tag zu Tag schwieriger, mich von ihr fernzuhalten.
Immer wieder erwischte ich mich selbst dabei, wie ich näher an sie heran rückte oder sie wie durch Zufall berührte. Mir war einfach nicht mehr zu helfen
“Wenn du deine Feuerspiele dann gelöscht hast, kann ich mich auch wieder den wichtigen Dingen widmen.” sie rollte mit den Augen, atmete aber sichtlich durch und schloss ihre ausgestreckte Handfläche, wodurch sie die Flammen dann schließlich erstickte.
Ein nicht sehr subtiles Handzeichen, aber es würde seinen Zweck auf ihrem Weg erfüllen
“Du willst doch nur diesen neuen Crèpe Laden ausprobieren.”
Ich grinste sie breit an. Trotz allem kannte sie mich eben zu gut
“Da du deine Sache gut gemacht hast, bring ich dir vielleicht einen mit.”
Auch wenn sie es nie zugeben würde, alles an ihr mochte die Idee, dass ich ihr einen mitbrachte. Meine Hände wanderten in meine Jackentaschen.
Die Woche war so oder so bald zu Ende, ob sie nun morgen oder in zwei Tagen auf sich gestellt war, machte nun auch keinen Unterschied mehr.
Wir verließen den verlassenen Komplex, den ich im Vorhinein präpariert hatte, mit der Art von Flüchen, die ihr für gewöhnlich tagtäglich an den Fersen klebten.
Auch wenn sich die Menge jeden Tag reduzierte, seitdem sie Fortschritte mit ihrer Technik machte, würde es noch eine Weile dauern, bis sie ganz von ihr fernbleiben würden.
Und kaum dass wir auf dem Bürgersteig waren, sabberte uns schon einer dieser Flüche entgegen, die sich von ihrer Präsenz anziehen ließen.
Ich bezweifelte, dass es einen Unterschied gab, welche der schwächeren Flüche auf sie reagierten und welche nicht. Aber das Phänomen dass ihre Unterdrückte Fluchkraft auf diese so wirkte wie ein Fluchobjekt, war uns damals schon ein Rätsel
“Deiner.” sagte ich zu Tsuki und ließ ihr den Vortritt.
Ihre Fluchkraft zitterte um ihre Gestalt wie eine Flamme der langsam der Zunder ausging.
Sie würde bald ihre Grenze erreichen. Auf ihrer Stirn schimmerten schon die ersten Schweißtropfen von der Anstrengung, aber trotz allem hielt sie die Kontrolle über die Menge an Fluchkraft die sie für ihre Technik verwendete.
Mit einer ausladenden Armbewegung ließ sie ihr Feuer über den Fluchgeist herfallen.
Dieser warf sich zappelnd auf den Boden im Versuch, dieses zu löschen, doch Tsukis Technik verwandelte ihn binnen Sekunden in ein Häufchen Asche.
Das einzige, das übrig blieb, waren die Flammen selbst, die auf dem grauen Haufen geräuschlos vor sich hin brannten, bereit noch mehr zu verschlingen.
Tsuki atmete hörbar aus und schloss anschließend ihre geöffnete Handfläche.
Es flackerte ein wenig bevor es schrumpfte und schlussendlich gelöscht war
“Gute Arbeit Tsuki-chan, du machst wirklich schnell Fortschritte.”
Ihr Blick musterte mich einen Moment müde
“Danke.” murmelte sie zurück und begann ihre Arme zu dehnen.
Auch wenn sie jedes Lob dankend annahm, schien sie immer so, als wäre es für sie selbst noch immer nicht gut genug. Ein wissendes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
Das war die Tsuki, die ich kannte, und auch wenn es noch ein wenig dauern würde, bis sie ihr Level von früher erreichte, war ihr Kampfgeist zumindest zurückgekehrt.
Und bis es soweit war, würden wir herausfinden wie Suguru es letztes Jahr geschafft hatte ihrem Fluch solchen Schaden zuzufügen, dass sie selbst Yuta das Wasser reichen konnte
“Lass den Schleier fallen, damit wir hier endlich abhauen können.”
Ein nicken und keine Sekunde später löste sich der Schleier langsam auf.
Aus Tsukis Hosentasche klingelte leise Synchronicity vor sich hin.
Als sie ihr in Mitleidenschaft gezogenes Handy herauszog, um es zum Schweigen zu bringen, heftete sich mein Blick auf ihre geröteten Handflächen
“Kuso, schon so spät. Das wird wohl nichts mehr mit der ausgewogenen Mahlzeit.”
sagte sie mit einem Seufzen und verstaute ihr Smartphone wieder, bevor sie vor lief.
Ich fragte mich wirklich, wie lange sie das noch durchhielt.
Während Tsuki die nächsten Stunden also mit ihrem ganz und gar überflüssigen Job beschäftigt war, steckte ich in einem ausgewachsenen Telefonterror fest
“Hai hai hai mō īdesu*, ich werde mich am Montag darum kümmern.”
räumte ich etwas zu gelassen für den Geschmack der anderen Seite der Leitung ein
“Das will ich dir auch geraten haben, Gojo Satoru.”
Die Drohung kitzelte mir nicht mal den kleinen Finger
“Tut mir Leid, was hast du gesagt? Ich kann dich so schlecht verstehen.”
Ein paar meisterlich imitierte Rauschgeräusche später beendete ich den Anruf.
Seufzend lehnte ich mich gegen die Seitenwand des Firmenwagens und ließ meinen Blick über den Bahnhofseingang von der Seibu-Shinjuku Station gleiten.
Keine Spur von ihr, obwohl ich sogar zu spät war.
Was für eine Wartedauer wäre wohl angemessen, bevor ich sie suchen ging?
Es vergingen einige Minuten, die vielleicht auch nur Sekunden waren.
Ungeduldig begann ich die Tüte mit süßen Mitbringseln auf meinem Zeige- und Mittelfinger hin und her zu schwingen.
Bis ich es schließlich aufgab und mich in Bewegung setzte.
Da sich die Rush Hour bereits aufgelöst hatte, waren nur noch vereinzelt Menschen in der Bahnhofshalle unterwegs, was das Finden der Automaten erleichtern sollte.
Das erste, was ich sah, waren drei hochgewachsene, muskulöse Gestalten, die eine zusammengesunkene Tsuki zwischen ihnen und der Wand eingekesselt hatten.
Keiner von den Witzfiguren war ein Fluchkraft Nutzer, was mich eigentlich beruhigen sollte.
Denn das hier wäre die perfekte Gelegenheit für eine Nahkampf Übung gewesen.
Und doch bewegten sich meine Beine wie von selbst über den polierten Boden, bis ich schließlich hinter dem größten der drei zum stehen kam.
Ich überragte diesen Mistkerl um einen halben Kopf
“Ah Tsuki-chan, ich hab dich schon gesucht.”
flötete ich gelassen und grinste den mürrisch drein blickenden Kerl an, als er sich zu mir umdrehte. Sein draufgängerischer Blick blieb an meiner Augenbinde hängen
“Was willst du blinder Hübschling, verzieh dich mal lieber wieder, bevor es Ärger gibt.”
Ein Kichern löste sich aus meiner Kehle, bevor ich eine Hand zur Faust ballte und dem Typen auf die Nase donnerte. Nicht so hart, dass er zurückfiel aber trotzdem so, dass ein eindeutiges Knacken zu hören war, als sein Nasenbein brach.
Mit einer Tirade Flüche ging er in die Knie und ich wandte mich seinen beiden Kumpels zu
“Ich schlage vor, ihr nehmt euren Freund und verzieht euch.”
Einer der beiden zischte mich durch zusammengebissene Zähne an.
Das Ego war anscheinend größer als die Vernunft.
Doch bevor ich selbst den Kerl auf die Knie schicken konnte, erledigte Tsuki das mit einem schwungvollen Tritt zwischen seine Beine.
Ich gluckste angesichts des wimmernden Haufen zu meinen Füßen und drehte den Kopf zu dem letzten, der ihre Niederlage anscheinend begriffen hatte
“Muss ich euch noch Beine machen, oder verzieht ihr euch endlich?”
knurrte ich ungeduldig und verlagerte mein Gewicht von einem Bein auf das andere.
Eingeschüchtert, aber mit wüsten Beschimpfungen die ihnen folgten, machten sich die drei schließlich aus dem Staub. Diesen Möchtegern Männern schenkte ich aber keine weitere Sekunde meiner Beachtung, und trat einen Schritt näher an Tsuki heran.
Bis auf ihren etwas verschreckten Gesichtsausdruck schien sie unverletzt zu sein.
Sie ließ sich wieder gegen die Wand fallen an der sie stand
“Danke für die Rettung, aber ich hatte alles unter Kontrolle.”
Ich ließ meine Hände in meine Hosentaschen gleiten, die Tüte halb vergessen immer noch von meinem Handgelenk baumelnd
“Ich zwinge dich nicht, mir irgendetwas zu erzählen, aber fang nicht wieder an dich selbst zu belügen.” ihr Nasenrücken verfärbte sich pink, aber sie nickte schlussendlich.
Als wir schließlich wieder im Auto saßen, reichte ich ihr den sorgfältig eingepackten Crépe, den sie dankend annahm.
Ich beobachtete sie einige Wimpernschläge lang, wie sie eine Erdbeere nach der anderen von der Sahne pflückte und sich mit einem zerknirschten Ausdruck zwischen die Lippen schob
"Machen wir für heute Schluss."
Ihr Kopf schoss in meine Richtung, und selbst ich konnte kaum glauben es ausgesprochen zu haben
"Es hilft niemandem, wenn du es übertreibst, am allerwenigsten dir selbst."
Sie zog die Augenbrauen zusammen
"Was ist aus dem Kerl geworden, der mich gnadenlos Runde um Runde die letzten Tage hat laufen lassen?"
Ein Lächeln zupfte an meinen Mundwinkeln
"Er sitzt hier neben dir. Aber ein guter Lehrer sieht auch, wann jemand an seine Grenze stößt."
Tsuki schnaubte und betrachtete die letzte Erdbeere die sie zwischen zwei Fingern nach oben hielt, bevor sie erwiderte
"Wenn mein Lehrer mich kennen würde, würde er wissen, dass ich nicht so leicht aufgebe, wenn ich mir erst mal etwas in den Kopf gesetzt habe."
Ich versuchte erfolglos ein kichern zu unterdrücken
"Also schön, aber nur wenn du mich von nun an Gojo-sensei nennst."
Sie verzog das Gesicht und warf ihre Erdbeere nach mir. Lachend fing ich sie und steckte sie mir selbst in den Mund
"Und wovon träumst du nachts Vielfrass?"
An der Jujutsu Tech angekommen, blieb vor dem Training aber trotzdem noch die Automaten im unteren Teil des Schulgebäudes wieder aufzufüllen.
Einträchtig standen wir nebeneinander vor dem geöffneten Automaten während ich Tsuki Dose um Dose reichte, die sie sorgfältig in die Reihe stellte
“Und was hast du die letzten zehn Jahre sonst so getrieben, außer die Tiefen der Automaten Gefilde in ganz Japan zu ergründen?”
Sie nahm mir die Dose ab die ich ihr gerade entgegen hielt und zuckte mit den Achseln
“Eigentlich nichts, was es zu erzählen gäbe, vielleicht bin ich hin und wieder mal einen trinken gegangen mit den anderen, aber ansonsten war es jeden Tag dasselbe Spiel.”
Ich nickte und versuchte mir vorzustellen was das wohl für ein Leben war, fernab von all dem hier und nicht die geringste Erinnerung an das meiste zu haben
“Und gab es nicht mal einen Freund oder so?”
Tsuki griff zwar nach der Dose, verfehlte aber den Moment, als ich diese losließ.
Im Versuch, das Ding noch aus der Luft zu fischen beugte ich mich vor, bekam es aber nicht zu fassen. Mit einem dumpfen Geräusch knallte die Dose auf den Boden und gab prompt ein Zischen von sich, das mit einer blitzschnellen Limo Fontäne einher ging.
Während Tsuki einen überraschten Laut ausstieß, ließ ich die klebrige Flüssigkeit einfach über mich ergehen. Als es vorbei war, hob ich perplex meinen Kopf an, von dem an jeder erdenklichen Stelle Limo tropfte. Tsuki starrte mich nur einen Wimpernschlag an, bevor sie anfing zu lachen. Bis zu diesem Moment wusste ich nicht, wie sehr ich es vermisst hatte.
Ihr ganzes sein strahlte mich an und ich spürte bereits wie mir die Hitze in die Wangen stieg
“Du findest das also lustig, ja?" ich ließ den sowieso leeren Karton, in dem die Dosen waren fallen, schlang die Arme um die immer noch kichernde Tsuki und presste sie an mich, bevor ich wild anfing meinen Kopf zu schütteln. Ein Quietschen drang aus ihrer Kehle und ihre Arme stemmten sich gegen meine Brust um mich irgendwie abzuschütteln. Als Antwort hielt ich sie noch fester und grinste sie an, bis der Moment schließlich vorbei war, ich aber immer noch unwillig war, sie wieder loszulassen.
Ich räusperte mich und tat es schließlich trotzdem, rutschte dabei beinahe auf der Pfütze zu unseren Füßen aus, was Tsuki erneut ein Kichern entlockte
“Ich geh mich sauber machen, komm mit wenn du willst.”
warf ich in einem beleidigten Ton ein und sammelte die Flüssigkeit vom Boden mit Ao ein, die in einer gesammelten Wasserblase über meiner Handfläche schwebte.
Sie nickte und schloss schnell den Automaten ab, bevor sie mir schließlich nach draußen folgte, wo ich auf dem Weg einen Busch mit der Wasserblase bewässerte.
Im Wohnheim angekommen öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer das ich schon seit meiner Zeit als Schüler der Jujutsu Tech bewohnte
“Fühl dich wie zu Hause, das Bad ist dort drüben.”
ich deutete auf die halb geöffnete Tür am anderen Ende des Raumes.
Tsuki winkte allerdings ab und sah sich anderweitig um
“Geh du ruhig zuerst. Ich denke, du hast es nötiger.”
Sie beendete ihren Satz mit einem Lächeln, das mehr ein unterdrücktes Kichern war.
Ich konnte es Tsuki schwer übel nehmen. Mein Geruch glich der einer Südfrucht mehr als meinem eigenen. Auf dem Weg ins Bad zog ich mir die Augenbinde über den Kopf ab und wringte sie schließlich über dem Waschbecken aus
“Wo hast du denn die Handtücher?”
Der Stoff landete auf dem Keramik des Beckens
“Im Schrank, mittleres Fach links.”
Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jacke, die neben meinem Gesicht das meiste abgekriegt hatte, und katapultierte sie in den Wäschekorb, der in der Ecke stand.
Glücklicherweise war das Shirt darunter dank des undurchlässigen Stoffs der Jacke trocken geblieben. Das laufende Wasser aus dem Hahn dämpfte das Geräusch aus dem Wohnbereich, als Tsuki den Schrank öffnete.
Am liebsten hätte ich meinen ganzen Kopf unter den Wasserstrahl gehalten, fuhr mir aber stattdessen mit einer Handvoll Wasser immer wieder über die Haare und das Gesicht, bis ich nicht mehr das Gefühl hatte, überall zu kleben.
Als ich das Bad verließ fand ich Tsuki mitten im Raum vor, zwei Handtücher in der Hand
“Hattest du denn in den letzten Jahren eine Freundin?”
Ihr Blick lag überall, nur nicht auf mir, als sie die Frage stellte
“Es haben auf jeden Fall eine Menge Ladys versucht, ein Stück vom Gojo Kuchen abzubekommen.” ich zog eine verführerische Grimasse
“Idiot! Hätte ich doch bloß nicht gefragt.”
Sie wurde rot und pfefferte mir das Handtuch gegen den Kopf.
Ich legte den weichen Stoff über meine Haare und trat einen Schritt näher an sie heran
“Das klingt fast so, als wärst du neidisch.”
Tsuki öffnete bereits den Mund um etwas darauf zu erwidern, doch ich fügte etwas ernster hinzu
“Aber schlussendlich könnte man sagen, dass es da nur eine in meinem Leben gab, die man so nennen konnte.”
Ihre Gesichtszüge wurden weicher und neugieriger
"Was ist passiert?"
Eine Welle der Wehmut schwamm über mich hinweg, ließ mich ein lächeln als Deckung aufsetzen
"Ich denke nicht, dass es jetzt noch in irgendeiner Weise wichtig wäre. Die Liebe ist ohnehin der wohl abstrakteste Fluch."
Tsuki musterte mich einige Herzschläge lang mit ihren dunklen Augen. Sie nahm ihr eigenes Handtuch und strich mit einer Ecke einen kleinen Wassertropfen von meiner Wange
"Das hört sich an, als ob es eine schmerzhafte Erfahrung war."
Ich schluckte den Kloß hinunter, der sich mit jedem ihrer Worte in meinem Hals gebildet hatte. Mit federleichten Bewegungen wischte sie einen weiteren Tropfen von meiner Haut
"Ich hoffe aber, dass diese zerbrochenen Teile in dir irgendwann wieder zusammen finden werden."
Meine Augen schlossen sich für einen Moment, sammelte all die Willensstärke, die ich besaß, um sie nicht hier und jetzt an mich zu ziehen und nie wieder loszulassen.
ielleicht würde es aber jetzt anders werden, und es gab gar keinen Grund mich von ihr zu distanzieren
"Danke Tsuki-chan."
Als ich sie wieder öffnete, lächelte mich Tsuki an, und etwas in meiner Brust schmolz endgültig. Ich griff nach ihrer Hand, die immer noch wie geistesabwesend mit dem Handtuch über mein Gesicht fuhr. Ihre Haut war warm und zart wie das Mondlicht.
Und so sehr ich auch da weiter machen wollte, wo wir vor so langer Zeit aufgehört hatten, ließ ich ihre Hand schließlich wieder los und rubbelte meine Haare trocken
"Wenn ich mich recht erinnere habe ich deine Frage mehr als nur beantwortet, aber ich fürchte das du mir noch eine schuldig bist."
ich grinste sie an und Tsuki wurde prompt rot
"Ich weiß nicht, was du meinst."
Sie lief geradewegs an mir vorbei ins Badezimmer, kurz darauf hörte man das stetige rauschen des Wasserhahns
"Du weißt, dass ich diese Antwort mehr als nur verdient habe nach der Südfrucht Dusche."
Ich folgte ihr mit langsamen Schritten und lehnte mich schließlich in den Türrahmen.
Tsuki funkelte mich vom Waschbecken aus an und erwiderte
"Das einzige, was du verdient hast, ist eine Tracht Prügel."
Jedes einzelne Wort von ihr weckte den Kämpfer in mir, mit dem allerdings ganz und gar nicht zu spaßen war
"Als ob du es schaffen würdest, auch nur den kleinen Finger an mich zu legen."
Sie hob eine Augenbraue herausfordernd
"Nimm den Mund nicht zu voll Gojo."
Die fehlende Ansprache mir gegenüber entging mir natürlich nicht, und der fehlende Respekt kratzte an meiner Zurückhaltung
"Wie wärs dann damit, für jeden Treffer den du oder ich landen, darf man dem anderen eine Frage stellen, die ohne Ausnahme beantwortet werden muss."
Tsuki zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie mit einem spielerischen Grinsen zu stimmte. Mit fast kindlicher Vorfreude hüpfte ich zurück in den Wohnraum und schnappte mir die Sonnenbrille vom Schreibtisch, der gegenüber vom Bett an der Wand stand.
Ich wandte mich Tsuki zu, die gerade aus dem Bad spaziert kam und setzte mir die Brille mit einer dramatischen Pose auf die Nase, worauf sie nur mit den Augen rollte.
Bisher hatte ich Tsuki lediglich mit den anderen Schülern im Nahkampf trainieren lassen.
Hauptsächlich damit sie auch mit jemand anderem trainierte außer mir, aber gleichzeitig erhielt sie so auch die Chance, Zeit mit den Schülern zu verbringen.
Toge und Panda schienen sich wie zu erwarten schnell mit ihr angefreundet zu haben.
Maki allerdings ging ihr immer noch konsequent aus dem Weg seit ihrem ersten Treffen.
Und was Megumi anging, verhielt dieser sich als wäre nichts, was für ihn aber nicht sonderlich ungewöhnlich war.
Da es bereits dämmerte steuerte ich statt des Trainingsplatzes, das Dojo an das sich auf der anderen Seite des Geländes befand und für gewöhnlich eher selten besucht war.
Dort angekommen, entledigten wir uns unseren Schuhen und traten in den leer stehenden Raum ein, der perfekt von der tiefstehenden Sonne beleuchtet wurde.
Es hatte fast etwas romantisches an sich
“Der Punkt gilt bei Oberkörper treffern, und angesichts dessen das dieses Gebäude aus Holz besteht und ich gerne meine Haare behalten möchte, ist das einsetzen von Fluchtechniken für dieses Spielchen verboten.”
Begann ich zu erklären und sah mich noch bevor ich das letzte Wort aussprechen konnte, mit Tsukis ersten Schlag konfrontiert, dem ich natürlich mit Leichtigkeit auswich
“Sollte ich den etwa nicht kommen sehen?”
ein herausforderndes Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.
Zwei weitere Schläge folgten, die beide zwar präzise waren, aber an Schnelligkeit würde sie noch zulegen müssen, um einen ernsthaften Treffer zu landen.
Beim fünften Schlag packte ich ihr Handgelenk und zog sie mit einem Ruck in meine Richtung, schnippte ihr mit meiner freien Hand gegen die Stirn
“Satoru eins, Tsuki null.” ein glucksen entkam mir, als sie darauf versuchte die Nähe auszunutzen um mir eine zu verpassen.
Allerdings machte ich ihr einen Strich durch die Rechnung und fing ihre Faust ab
“Dann erzähl mir mal von deinen Liebhabern meine süße Tsuki-chan.”
ihr ganzes Gesicht schien pink zu werden, aber sie antwortete
“Im Gegensatz zu dir könnte ich sie an einer Hand abzählen.”
ich konnte nicht sagen was mich mehr störte, das sie wirklich glaubte, ich hätte die Zeit ein Playboy auf hohem Niveau zu sein, oder die Vorstellung, sie mit einem anderen Mann zu sehen. Zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, verpasste ich den Moment, als Tsuki eins ihrer Beine um meine Kniekehle schlang und mir mit einer gezielten Bewegung das Gleichgewicht entriss.
Die Holzdielen knarrten protestierend, als erst ich auf ihnen landete und anschließend Tsuki auf meinem Abdomen. Ihr siegreiches grinsen war beinahe diabolisch
“Bekomme ich dafür zwei Punkte, du alter Angeber?”
Meine Unterlippe schob sich spielerisch nach vorne
“Oi ich bin nur ein Jahr älter als du.” murmelte ich vor mich hin, während Tsuki immer noch triumphierend die Arme vor der Brust verschränkte
“Deine Haarfarbe erzählt da aber eine andere Geschichte.”
Mit einem knurren warf ich sie schließlich ab und kesselte sie unter mir ein
“Damit haben wir wohl jetzt ein Unentschieden."
säuselte ich und piekste ihr meinen Finger in die Wange, bevor ich mich schließlich wieder auf meine Beine stemmte. Das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen konnte, war dass sich das Training in etwas vollkommen anderes verwandelte.
Ich reichte ihr meine Hand, und versuchte nicht allzu sehr auf den sanften Pinkton zu achten, der sich um ihre Nase ausbreitete. Als wir beide wieder aufrecht standen gab ich Tsuki den vortritt ihre erste Frage zu stellen, worauf sie einen Augenblick zu überlegen schien
“Was hat Maki damit gemeint als sie sagte ich sei Anhänger eines Kults?”
Auch wenn ich mich schon gefragt hatte, wann sie es endlich ansprechen würde, verknotete sich dennoch mein Magen jetzt da es soweit war
“Sollte ich dich nicht lieber dasselbe fragen?”
Ich wusste, dass sie sich unmöglich daran erinnern konnte, da der Fluch bisher alles konsequent ausgelöscht hatte. Aber vielleicht war das auch die Gelegenheit herauszufinden, ob sie wirklich von ihren fehlenden Erinnerungen träumte.
Sie zog verwirrt die Augenbrauen zusammen
“Ich denke, es ist gegen die Regeln, mit einer weiteren Frage der Antwort auszuweichen.”
Mir flogen zwei Tritte entgegen denen ich mit zwei ausweich Schritten entkam
“Maki meinte damit die Ereignisse im Dezember letzten Jahres.”
Tsuki hielt für einen Augenblick inne, als ob sie in ihrer Erinnerung kramte, aber offensichtlich nichts fand. Als sie darauf dann nichts erwiderte setzte ich ihr mit zwei Schlägen nach, die auf ihre Rippen ab zielten, aber beide von ihren Unterarmen abgeblockt wurden
“Was hat dich zögern lassen bei diesen Mistkerlen im Bahnhof?”
Ein schnauben, gefolgt von einem Schlag gegen meine defensive
“Ich hab nicht gezögert, ich war nur müde.”
Etwas sagte mir, dass es nur die halbe Wahrheit war.
Es würde aber vermutlich nichts bringen, wenn ich deswegen nachbohrte.
Schlag um Schlag, Tritt um Tritt lieferten wir uns eine zeitlang gegenseitigen Konter, bis Tsuki langsam die Puste ausging und sie so aussah, als würde der nächste Treffer sie auf die Dielen schicken. Ich gab meine Haltung auf und legte den Kopf schief
“Belassen wir es bei einem Unentschieden und gehen Sushi essen?”
Ihre dunklen Augen funkelten mich einen Moment an, bevor sie schließlich auch ihre Verteidigungshaltung aufgab und mit einem Nicken auf mich zukam
“Ich dachte wir könnten-” der Satz blieb mir im Hals stecken, als Tsuki mich an meinem Shirt nach vorne zog und mich dann mit einem gezielten Tritt gegen die Beine bäuchlings auf die Bretter schickte. Perplex blieb ich liegen und gab ein atemloses keuchen von mir als sich Tsuki mit einem kichern auf meinen Rücken setzte
“Das wirst du beim nächsten Mal bereuen.”
presste ich hervor und bereute es ein wenig, sie in dieser Session verhätschelt zu haben.
Sie rutschte ein paar Mal auf mir hin und her, bevor sie sich schließlich endlich mit einem Kichern wieder von mir herunter bequemte.
Ich rappelte mich auf und schlang einen Arm um ihre Schultern bevor ich ihr mit einer rache lüsternen Grimasse durch die Haare wuschelte bis sie von allen Seiten ab standen und Tsukis Ellbogen beinahe meine Rippe brach
“Du bist wirklich ein miserabler Verlierer."
beschwerte sie sich auf dem Weg über das Gelände und zückte ihr Smartphone.
Neugierig legte ich einen Arm auf ihrer Schulter ab, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu bekommen, auf dem ein Bild-
“Lösch das.” fuhr ich sie halb amüsiert an
“Ich denke eher, dass es mein neuer Bildschirmhintergrund wird.”
Tsuki grinste mich über beide Ohren an und lief einfach weiter.
Diese Frau würde irgendwann nochmal mein Untergang sein.
Den restlichen Abend dieses Tages verbrachte ich damit etwas zu finden, mit dem ich sie bestechen konnte um das Bild, wie sie mit ihrem Siegerlächeln auf meinem Rücken sitzt, zu löschen. Allerdings war ich da auf verlorenem Posten gewesen. Erneut.
Schließlich kam der Tag an dem ich keine Ausrede mehr hatte, mich vor den meisten Verpflichtungen zu drücken, und verbrachte die ersten drei Tage der Woche damit, nonstop den hochrangigen Problem Flüchen hinterher zu laufen.
Gefolgt von einer hochgradig langweiligen Sitzung im Gojo Anwesen, worauf noch mehr nicht enden wollender Stapel Papierkram im Arbeitszimmer auf mich wartete.
Als dann endlich auch das letzte Dokument aus meinen Fingern gleitete, verzog ich mich in den Kellerraum wo Yuji gerade dabei war die DVD zu wechseln
“Konbanwa** Gojo-sensei.”
begrüßte er mich mit einem Lächeln als ich die Couch ansteuerte
“Hast du noch was von dem süßen Popcorn?”
fragte ich ihn und streckte meine langen Beine über den Couchtisch aus.
Yuji nickte und reichte mir die Schüssel, bevor er sich wieder selbst auf die Kissen fallen ließ, die Fluchpuppe von Yaga friedlich schnarchend auf dem Schoß.
Das Maximum der Puppe würde bald erreicht sein, und Yuji damit mehr als bereit, seine neue Technik bei einer Mission auszutesten.
Ich würde Ijichi wohl in den nächsten Tagen um einen kleinen Gefallen bitten müssen.
Der Film fing an über den Bildschirm zu flimmern und der erste Schwall Popcorn landete in meinem Mund. Leise kauend kam mir da noch eine weitere Sache wieder in den Sinn.
Doch bevor ich etwas sagen konnte, riss mich das Vibrieren meines Smartphones aus dem Gedanken. Ich kramte es hervor und sondierte den Touchscreen mit der einzelnen Popup Nachricht darauf

Shoko Ieri

Bist du bei Tsuki?

Ich entsperrte das Handy und wählte Shokos Nummer.
Es dauerte drei freizeichen bevor sie endlich abhob
“Bei dir ist sie dann wohl auch nicht.”
“Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?” kam es prompt von mir zurück
“Gestern beim Training. Heute kam sie nicht und-”
Shoko redete zwar noch, aber alles klang dumpf in meinen Ohren.
Ein kalter Schauer fuhr mir schmerzhaft über die Wirbelsäule.
Und plötzlich schossen alle Synapsen gleichzeitig
“-Gojo, hast du gehört?”
“Sag Ijichi, er soll mir für die nächsten Stunden den Rücken frei halten.”
“Dreh jetzt bloß nicht du-”
Mein Daumen landete auf dem Button noch bevor der Satz zu Ende war
“Ich muss dich leider mit Deep Impact alleine lassen.”
Yuji nickte nur und griff nach der Schüssel Popcorn
“Frohes Training.” flötete ich noch gelassen zum Abschied.
Er sollte nicht merken, dass etwas nicht stimmte, oder dass mich etwas so sehr aus dem Konzept brachte. Aber kaum das ich aus dem Anwesen heraus war, prickelte die Luft um mich herum vor angestauter Energie.
Mit einem Schritt war ich inmitten von Nakano Tokyo gegenüber von dem Wohnblock, in dem sich Tsukis Wohnung befand. Ich sah mich um, doch es gab keine Spur von ihrem Wagen.
Ein weiterer Schritt und ich stand in der Wohnung.
Die Spuren ihrer eigenen Fluchkraft waren alt, aber sie schien letzte Nacht noch hier gewesen zu sein, was mir zumindest ein Zeitfenster gab.
Spuren von fremder Fluchkraft waren zwar nicht zu entdecken gewesen, aber das musste noch nichts heißen. Mein Blick ging zur Tür. Sie wirkte verschlossen.
Die Verzweiflung setzte sich langsam in meinen Knochen ab.
Ich riss mir den Stoff von den Augen, zückte mein Smartphone das kurz hell wurde.
Es war bereits kurz vor Mitternacht und ich hatte keinerlei Anhaltspunkt, wo ich suchen sollte.
Also würde ich einfach alles absuchen, jeden Bahnhof und jedes Gebäude ihrer Tour.
Irgendwo musste es etwas geben das verriet, wo sie hin verschwunden ist.
Doch mit jedem Sprung und jedem Ort, der verlassener nicht sein konnte, wuchs meine Panik. Sie konnte nicht fort sein, nicht schon wieder.
Noch ein Sprung.
Nichts.
Ein weiterer.
Nichts.
Noch einer.
Nichts.
Und noch einer.
Nichts.
Hatsudai Station.
Nichts.
Shinjuku.
Nichts.
Ōkubo Station.
Schwer atmend hielt ich auf dem Bürgersteig inne.
Da war sie. Ihre Fluchkraftsignatur war zwar schwach, aber präsent.
Meine Fluchtechnik summte erneut auf und brachte mich direkt vor ihren Wagen.
Der ordentlich abgestellt in einer Seitenstraße stand.
Aber die Verzweiflung und das Adrenalin waren stärker und rissen die Schiebetür der Ladefläche auf, hinter der sich der Ursprung ihrer Fluchkraft befinden sollte.
Sie lag auf der Ladefläche und schreckte im selben Moment hoch, wie sich die Tür mit einem Ruck öffnete. Tsuki starrte mich verwirrt an, als hätte ich den Verstand verloren.
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Ich stieg auf die Ladefläche, kniete mich neben sie und nahm ihr Gesicht so sanft wie es mir gerade möglich war in beide Hände, zwang sie mich anzusehen
“Bitte sag mir, dass du dich an die letzten Wochen erinnerst.”
ihre dunklen Augen fixierten meine blauen Iriden.
Dann nickte sie langsam

One Coke and your Curse to go  *°• GojoXOc •°* a Jujutsu Kaisen StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt