Je länger Yuji und ich durch diesen Backofen einer Ruine liefen, desto mehr beschlich mich das Gefühl, dass Gojo sich diese Mission nur für Trainingszwecke ausgedacht hat.
Angesichts des Ausgangs der letzten Special Grade Mission, bei der ich ihn genötigt hatte mich mitzunehmen, würde es mich nicht im geringsten überraschen.
Die Erinnerung an federleichte Berührungen auf meiner erhitzten Haut kroch wie ein Schatten über meine Taille.
Ich biss mir schnell auf die Lippe, um das Gespenst dieses Moments zu verscheuchen, das mich nicht zum ersten Mal heimsuchte.
Um genau zu sein, konnte ich nicht mal mehr sagen, wie oft ich in den letzten Tagen seit unserer Rückkehr von Sapporo in einen Tagtraum abgedriftet war.
Meistens endete dieser so abrupt wie der Augenblick selbst und ließ mich mit noch mehr Frustration zurück, mit der ich ohnehin schon durch die Gegend stapfte.
Doch nachts schien für meinen verräterischen Kopf nichts eine Rolle zu spielen. In meinen neuerlichen Träumen gab es kein Zögern, kein Bitten und vor allem kein mürbe machendes Ende.
Zumindest nicht, bis sich meine Augen wieder öffneten.
Und wenn meine Gedanken sich nicht in den wildesten Fantasien verfingen, war es mein Herz, das immer mehr nach seiner Gesellschaft verlangte.
Meine Wahrnehmung glitt über die stets hell erleuchtende Fluchkraft die von Gojo ausging wie eine unerschöpfliche Lichtquelle.
“Hast du etwa auch so was wie Sukuna in dir?” Yujis Frage klang im ersten Moment befremdlich, doch ausgehend von Gojos Anweisung war es nicht unbedingt weit hergeholt. Unsicher ob Gojo mir etwas vorenthalten hatte, dachte ich etwas länger darüber nach, bevor ich antwortete.
“Nein, ich glaub nicht.”
Der Schüler sah mich verwundert an, als ob er unsicher war, wie er nun darauf aufbauen sollte.
“Es gibt noch so vieles, das noch unklar ist und vermutlich noch viel mehr, das ich nicht verstehe.” fügte ich deshalb noch hinzu, weil das eins der wenigen Dinge war, die ich mit Sicherheit sagen konnte.
Auch wenn Fragezeichen nicht wirklich etwas mit Ausrufezeichen gemein hatten.
Aber Yuji schien mich zu verstehen.
“Wenn du willst, kannst du mir versuchen, es zu erklären, auch wenn ich dir nicht versprechen kann, dass ich eine große Hilfe sein werde.” er kratzte sich verlegen an seinem Nacken und lächelte mich fast schon entschuldigend an.
Ich lächelte zurück und versuchte mich in die wenigen Situationen zurück zu versetzen, in denen ich nicht ganz da war.
Kälte kroch meine Gliedmaßen hoch, als ob selbst die Erinnerung Besitz von mir ergreifen wollte.
Ein ohrenbetäubender Knall holte mich so ruckartig wieder zurück, dass ich zuerst dachte, dass ich es war, die schwankte.
Aber es war der Boden, der unter unseren Sohlen erzitterte, während lang vergessener Staub von der Decke rieselte.
Noch eine Explosion und es wurden abgebrochene Betonbrocken, die neue Risse im Fundament erzeugten und alte in fragile Löcher verwandelten.
Nach der dritten waberte unheilvoller Rauch von einer Etage tiefer zu uns herauf. Meine Ohren klingelten, aber die Desorientierung, der ich anheimgefallen war, löste endlich ihren Griff.
Yuji stand jetzt in Angriffshaltung und richtete seinen Blick in die verschiedensten Richtungen.
Ein physischer Gegner war allerdings immer noch nicht auszumachen.
“Was geht hier vor?” Murmelte ich vor mich hin und prüfte die Kapazität meiner Fluchkraft, wie um mich rückzuversichern, dass ich nicht vollkommen schutzlos da stand. Die Detonationen hatten aufgehört, aber unsere Umgebung machte nun noch weniger den stabilsten Eindruck.
“Alles in Ordnung?” Rief Yuji mir lauter zu, als es nötig gewesen wäre. Anscheinend war ich nicht die einzige mit beeinträchtigtem Gehör.
Ich nickte nur und wurde dann von einer schlagartigen Veränderung in meinem Augenwinkel angezogen wie die Motte vom Licht. Oder besser gesagt, wie die Fledermaus von der Dunkelheit.
Denn die unübersehbare Präsenz von Gojo war mit einem Mal wie vom Erdboden verschluckt.
Wo eben noch die machtvolle Fluchkraftsignatur geflackert hatte, war nun kalte Leere.
Panik griff nach meiner Brust und schnürte mir beinahe die Luft zum Atmen ab.
Gojo mag zwar manchmal den ein oder anderen schlechten Witz performen, aber das hier war keiner davon.
Meine Beine bewegten sich wie von einem Drang gesteuert vorwärts, in die Richtung wo er zuletzt gestanden hatte.
Doch mein Körper, allen voran mein Instinkt stoppte mich, bevor ich einen weiteren Schritt tun konnte.
“Was für eine Schande.”
Die Atmosphäre prickelte von dem Aufblitzen einer Präsenz, die nichts geringeres als Unterwerfung verlangte.
“Und dabei habe ich deine Kraft für unantastbar gehalten.”
Die träge Stimme, die nichts mehr mit dem Schüler gemein hatte, strich über meine Haut wie eine Warnung und hinterließ eine Gänsehaut, die unangenehm lange anhielt. Erst als sich spitze Fingernägel in meinen Arm bohrten, zwang ich mich dazu, in seine Richtung zu blicken.
“Sukuna.” presste ich hervor und versuchte vergeblich, etwas von Yuji in dem grinsenden Gesicht zu finden.
“Hmm.” summte der Fluch König und zog mich trotz meines Widerstands näher an ihn heran “Ich bin gekränkt.”
Sein Griff verstärkte sich, bis etwas Warmes in einem dünnen Rinnsal meinen Arm hinab lief und es mehr zur Qual wurde, keinen Widerstand zu leisten als dagegen zu halten.
“Da haben wir endlich Zeit zu zweit, und dir fällt nichts besseres ein, als dich mir zu widersetzen?” Knurrte Sukuna, bevor er meinen Arm so ruckartig hoch riss, dass es ein nasses Gefühl von Übelkeit in meinem Magen hinterließ.
Und ehe ich reagieren konnte, krachte mein Schädel gegen harten Beton, als Sukuna mich gegen die nächste Wand presste. Wie eine Puppe hing ich zwischen ihm und dem kalten Stein, während ich versuchte dem Psychopathen nicht vor die Füße zu kotzen. Verzweifelt wanderte meine Aufmerksamkeit erneut auf die Stelle, wo ich Gojo zuletzt gespürt hatte, als ob ich ihn allein durch Willenskraft heraufbeschwören konnte.
Eine Welle der Hilflosigkeit schwamm über mich hinweg wie ein tosender Sturm, als mir klar wurde, wie sehr ich mich doch auf Gojos Stärke gestützt hatte, als auf meine eigene Fragile. Sukunas Nase strich über die Haut meines gestreckten Halses, gefolgt von seiner heißen Zunge, mit der er dieselbe Spur nach zeichnete.
“Dir steht der Geschmack von Angst nicht.” gurrte er wie ein verflossener Liebhaber und kratzte mit seinen spitzen Eckzähnen über meine Kehle, bis mir ein Wimmern entfuhr.
Ein Geräusch, das wie ein amüsiertes Kichern klang, begleitete den Irrsinn, mit dem er auf mich herab starrte.
Ich schluckte gegen meinen trockenen Kehlkopf an und sammelte den letzten Rest meiner Fassung.
“Was willst du von mir?”
Ich zwang mich, in seine rot schimmernden Augen zu blicken, die das einzige physische Anzeichen dafür waren, dass es Sukuna und nicht Yuji war.
“Von dir, nicht das geringste.”
Der Spott in seiner Stimme verwandelte sich schnell in etwas anderes, Gieriges.
“Aber von dem, was du wieder werden könntest.” ich presste mich gegen den eiskalten Beton, als könnte ich mit dem Stein verschmelzen.
In meinen Gedanken drehte sich unterdessen alles wie in einem Karussel, unfähig sich auf einen zu konzentrieren.
Kalter Schweiß lief mir den Nacken herab, als Sukuna den spitzen Nagel seines freien Zeigefingers in mein Brustbein bohrte. Ich sog scharf die Luft ein und presste die Kiefer aufeinander, während der scharfe Schmerz tiefer wanderte.
“Was würdest du zu einem kleinen Handel sagen?” sagte er im Plauderton, als würde der Mistkerl mich gerade nicht dem Gefühl nach bei lebendigem Leib filetieren.
Ich zischte die Luft in meinen Lungen aus, als er kurz inne hielt, um mir die Möglichkeit einer Antwort zu geben.
Doch darüber musste ich nicht erst nachdenken, da diese so natürlich aus mir heraus kam wie ein Atemzug.
“Nur über meine Leiche.”
Amüsiert über meinen neuerlichen Widerstand zog er die Lippen auseinander
“Das ließe sich arrangieren, aber dann würde es ja keinen Spaß mehr machen.”
Er setzte seine Folter fort und erreichte schließlich meinen Nabel, wo er mit einem schnalzen seiner Zunge stoppte.
“Da hat es sich also versteckt.”
Schnurrte Sukuna fast schon zärtlich, während sich seine Pupillen weiteten.
Ein einzelner, harter Pulsschlag echote durch meine Adern bevor die Kapsel um meine Fluchkraft in Flammen aufging.
Die tiefen Gründe dahinter schlugen aufrührerische Wellen.
“So erbärmlich.” Murmelte die raue Stimme Sukunas in meinem Inneren, bevor die bodenlose Tiefe zu etwas anderem wurde. Etwas greifbares.
Das stechende Gefühl in meinem Bauch verschwand so abrupt, dass ich nach Luft schnappte. Dann war auch der Rest von Sukuna verschwunden und ließ mich mit zitternden Knien an der Wand zurück.
Der König der Flüche stand einige Schritte von mir entfernt und hatte mir nun den Rücken zugekehrt.
“Wenn wir das nächste Mal aufeinander treffen, erwarte ich, dass du dich aus dieser jämmerlichen Haltung befreit hast.”
Wäre ich nicht so durch den Wind von den aufeinander folgenden Ereignissen gewesen, wäre mir vermutlich in den Sinn gekommen, Sukuna dazu zu bringen, mir mehr zu erzählen.
“Jikai made*, Shin.”
Dann war seine Präsenz verschwunden.
Nein, nicht ganz. Er war noch da, hauste in dem unheilvollen Körnchen, das in Yuji verankert ist. Der sich nun mit einem verwirrten Ausdruck zu mir umdrehte.
“Tsuki-san.” der Horror in seiner Stimme klang wie etwas Fremdes, das nicht ganz zu dem sonst so fröhlichen Teenager passen wollte.
“Mir geht's gut.” Versicherte ich ihm schnell und stieß mich von der Wand ab.
“Sieh zu, dass du dich in Sicherheit bringst.” Mein Kopf schwirrte, während ich versuchte, Yuji so selbstsicher wie nur irgend möglich Instruktionen zu geben.
“Versuch jemanden zu erreichen, der uns Verstärkung schicken kann.”
Gojos Schüler starrte mich ungläubig an.
“Aber Gojo-sensei hat gesagt wir-”
Ich schnitt ihm das Wort ab.
“Ich werde zu Gojo aufschließen, aber ich brauche jemanden, der sich um Verstärkung kümmert, nur für alle Fälle.”
Und weil die neuerliche Panik langsam überhand nahm, schob ich noch hinzu.
“Wir werden bestimmt noch vor dem Eintreffen der Verstärkung fertig sein, es ist immerhin Gojo.” Keine Ahnung, wen ich damit beruhigen wollte, aber es reichte, damit Yuji endlich ab zog.
Vielleicht war es auch ein Fehler, den Schüler fort zu schicken, aber angesichts der Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, mit was wir es zu tun hatten, würde ich kein Risiko eingehen, Yuji in Gefahr zu bringen. Ich wartete, zählte jeden unebenen Atemzug, um nicht völlig den Verstand zu verlieren, bis zu der Sekunde, in der Yuji hinter die Grenze des Schleiers trat. Dann setzte ich mich in Bewegung.
In meinem Schädel hämmerte jede noch so grausige und absurde Möglichkeit, was ich finden oder auch nicht finden könnte, während ich über Trümmerstücke hinweg stolperte. In der Luft lag immer noch der bittere Geruch von Rauch, auch wenn von diesem nichts mehr zu sehen war.
Als ich das Treppenhaus endlich erreichte, wäre ich beinahe dank meiner eigenen unsicheren Schritte wie ein Stein hinuntergefallen. Ich klammerte mich an den Überresten des Handlaufs fest und versuchte, den schrillen Schmerz in meinem Arm zu ignorieren.
Ich konnte schwören, dass mein Herz simultan einen Schlag aussetzte zu der flackernden Fluchenergie, die wieder aufleuchtete. Genau an derselben Stelle, wo er scheinbar verschwunden war, als ob Gojo nur kurz an Existenz verloren hatte.
In meiner blinden Hektik stürzte ich den Rest der Treppenstufen hinunter und folgte meiner Wahrnehmung durch die halb eingestürzten Räume, während ich alle Götter an bettelte, dass er unversehrt ist.
Dass er seinem Gegner einfach nur gefolgt war, wo auch immer hin.
Betete, dass mein Instinkt falsch lag und Gojo mir gleich grinsend versicherte, dass er doch der stärkste sei.
Ich erstarrte zwischen den Trümmern kaum, dass ich in seiner Sichtweite war.
Alles schrumpfte auf diesen Punkt zusammen, bis nichts mehr existierte außer Gojo. Blass wie ein Geist und dunklen Ringen unter den dumpf wirkenden blauen Augen.
Der Rest seines Körpers kniete zusammengesackt vor einer Frau, die ihn am Kinn gepackt zwang, hoch zu schauen.
Meine Augen weiteten sich beim Anblick der allzu vertrauten Gestalt.
Denn es war ich selbst, die süffisant grinsend vor Gojo stand.
Blicke richteten sich auf mich, doch alles was ich tun konnte, war weiter starren.
Worte wurden gesprochen, die von einem Summton übertönt wurden, der in meinen Ohren schallte wie ein Warnsignal.
Dann katapultierte mich eine Bewegung aus meiner Schockstarre.
Die Hand verschwand unter Gojos Kinn und ließ ihn nach vorne sacken.
Horror krabbelte meine Wirbelsäule entlang, als ich auf ihn zu lief.
Die Frau entfernte sich nur einige Schritte, bevor sie wie ein flüchtiger Gedanke verschwand. Als wäre sie nie da gewesen.
Keuchend kam ich vor Gojo auf die Knie und bettete seinen Kopf in meine Hände, hob ihn nur ganz sachte an, um mich zu vergewissern, dass er noch bei Bewusstsein war.
Das er noch atmete.
Das er noch lebte.
Seine weißen Wimpern öffneten sich nur zur Hälfte, als wäre es sonst zu anstrengend. Doch es genügte, um meiner Panik einen Dämpfer zu verpassen.
Kühle Fingerspitzen berührten meine Wange, als müsste er sich selbst versichern, dass ich hier war.
Seine Lippen öffneten sich, als wollte er etwas sagen, doch es kam nur ein Kratzen heraus und Atem, der stechend nach Rauch roch. Meine Nackenhärchen stellten sich auf als er begann, Asche aus zu husten. Sein Torso krümmte sich mir entgegen und ich versuchte ihn zu halten, während Gojo in meinen Armen erzitterte.
“Was ist passiert?” krächzte ich, als sein Husten nachließ und hielt ihn eine Armeslänge von mir weg, um sein Gesicht besser betrachten zu können.
Und dann sah ich es.
Knapp unterhalb seines Kinns wurde seine Haut erst grau, und als ich den Reißverschluss seiner Jacke nach unten zog, kam ein wütendes schwarz hervor.
Er stoppte mich am Handgelenk, als ich gerade seinen Hals berühren wollte.
Doch mir war auch so die Ursache klar geworden. Es war mein Feuer gewesen.
Das die Frau gestohlen oder nachgeahmt hatte, wenn das denn möglich war.
Verwirrung blühte erneut in mir auf wie eine toxische Blume, jetzt da der erste Schock vorüber war.
Allerdings würde ich mich jetzt nicht auf irgendetwas davon einlassen.
“Es wird doch heilen, oder?”
Die Frage klang unsinnig, kaum dass sie meinen Mund verließ. Doch die Wut, die zwischen meinen Rippen auf loderte, verlangte nach einer Rückversicherung.
Etwas, das mich davon abhielt, diese in kalten Selbsthass zu verwandeln.
Gojo nickte und strich über meine Handfläche, bevor er sie kurz drückte, um mir deutlich zu machen, dass ich mir keine Sorgen machen sollte.
Doch der Zug war schon abgefahren.
“Kannst du laufen?” ich wollte keine Sekunde länger hier bleiben.
Aus Angst, dass wir immer noch nicht allein waren, und weil ich sonst vermutlich hier und jetzt zusammenbrechen würde.
Gojo nickte, kam aber schließlich nur mit etwas Hilfe wirklich auf die Beine.
Er schwankte kurz, winkte aber ab, als ich ihn weiter stützen wollte.
“Ich habe Yuji gebeten, sich in Sicherheit zu bringen und nach Verstärkung zu rufen.” begann ich zu erklären, um uns beide etwas abzulenken.
Wir kamen nicht allzu schnell voran.
Doch als wir den Komplex endlich verließen, schien Gojo seine Stimme zurückerlangt zu haben.
“Das alles ist meine Schuld.” seine Stimme klang so rau, dass sie schon fast nicht mehr seine eigene war.
“Sag sowas nicht.” ermahnte ich ihn sanft und streifte seinen Handrücken, um in irgendeiner Weise Kontakt zu ihm herzustellen.
“Ich hätte aber erkennen müssen, dass sie nicht du ist.” er blieb kurz stehen und rieb sich die Augen. Jeder seiner kurzen Atemzüge klang schmerzhaft.
Der Zipper seiner Jacke durchschnitt die Stille, die ich gerne mit etwas anderem gefüllt hätte, doch mir fehlten die Worte dazu. Der Moment verschwand zusammen mit dem Schleier über unseren Köpfen.
Ich blinzelte ein paar Mal gegen die grelle Sonne an die mit all ihrer Kraft auf uns herunter brannte. Ausgehend von ihrem Stand konnte nicht viel Zeit vergangen sein, und doch fühlte sich die Erinnerung daran wie wir uns über die Hitze beschwerten endlos weit weg an.
“OOIII!” rief Yuji von dem Auto aus, mit dem wir hergekommen waren, und winkte uns mit ausladenden Bewegungen zu.
Neben mir richtete sich Gojo so kerzengerade auf, dass er beinahe noch größer wirkte als sonst.
Seine Intention war mir auf Anhieb klar.
Um keinen Preis, Schwäche zeigen.
Es stellte sich schließlich heraus, dass Yuji keine Verstärkung rufen konnte, da wir offenbar in einem Funkloch steckten.
Noch ein weiterer Grund, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
Mein Blick glitt erneut zu Gojo, doch bevor ich meine Frage stellen konnte, hielt dieser mir bereits seine ausgestreckte Hand hin, an dessen Zeigefinger der Autoschlüssel baumelte.
Ich nahm ihm diesen wortlos ab und steuerte die Fahrertür an.
Während der ganzen Fahrt über konnte ich förmlich spüren, wie dringend Gojo Schlaf benötigte, aber sich aus nicht ganz schlüssigen Gründen davon abhielt.
Stattdessen beobachtete er die vorbeiziehende Landschaft, ohne ein einziges Wort zu verlieren.
Und wenn ich nicht meine eigene Verletzung gehabt hätte, die mich immer am Rand der Anspannung balancieren ließ, wäre es mir vermutlich seltsam vorgekommen.
Yuji dagegen schien sich als einziger ein wenig entspannen zu können.
Obwohl er sich das auch erst zugestand, nachdem der Schüler in aller Form beteuerte, dass es ihm leid täte, selbst wenn er gar nichts dafür konnte.
Auch wenn ich mir etwas anderes erhofft hatte, verwunderte es mich doch kein bisschen, dass Gojo kaum, dass wir den Boden der Jujutsu High erreichten, mit einer flüchtigen Entschuldigung verschwand.
Während mich mein bereits routinierter Weg ein weiteres Mal in Shokos Reich führte, um meinen bereits mehr tauben als schmerzenden Arm versorgen zu lassen.
“Ist Shoko da?” fragte ich eine Frau mit kupferroten Locken, die ich in einem kargen Raum voller Liegen erspäht hatte.
“Sie hat heute ihren freien Tag. Kann ich dir irgendwie helfen?” sie sah von ihrem Laptop, der auf ihrem Schoß ruhte auf, und schenkte mir ein freundliches Lächeln.
“Oh, ich weiß nicht- “
“Du bist Kodomo-san, hab ich recht?”
Verwundert blinzelte ich die Frau ein paar Mal an, was mich anscheinend noch wesentlich mehr verriet.
“Shoko hat mir von dir erzählt und deiner etwas unpraktischen Fluchtechnik.”
Sie sprang von ihrem Sitzplatz auf und klopfte auf eine der Liegen.
Auch wenn ich ihr nicht widersprechen konnte das es zu viele Aspekte meiner Technik gab die eher destruktiv als produktiv waren, fragte ich mich doch
“Was würde sie denn praktisch machen?”
Stellte ich meine Gegenfrage und hievte mich auf besagte Liege.
“Naja, zum Beispiel wäre eine umgekehrte Fluchtechnik nicht schlecht.”
Schlug die Frau vor und half mir aus meiner Uniform Jacke.
“Was meinst du?” Ihre Aufmerksamkeit galt bereits meinem lädierten Arm, doch ihre Antwort ließ trotzdem nicht lange auf sich warten.
“Du weißt schon, damit du deine Verbrennungen selbst heilen könntest.”
Sie schenkte meiner Verletzung einen letzten Blick, bevor sie sich einem Vorratsschrank in einer Ecke des Raumes zuwandte und darin herum kramte.
“Mach dir keine Sorgen.” seine Stimme legte sich wie ein beruhigendes Tuch auf meine Sinne.
“Das hier wird gleich wie neu sein, als wäre nie etwas passiert.”
Die Erinnerung an die Mission kam wie ein ungebetener Gast zurück. Eigentlich sollte es mich beruhigen, dass es Gojo vermutlich mittlerweile wieder gut ging, aber das tat es nicht.
Ich kramte mein Smartphone aus meiner Jackentasche, ließ den Gedanken ihm zu schreiben aber wieder ziehen, als Shokos Aushilfe mit dem Arm voller Utensilien zurückkam. Die Schritte, die wir in den letzten Tagen förmlich gesprungen waren, hatten sich nun in den letzten Stunden in rasende Rückschritte verwandelt.
“Alles in Ordnung?” Mein Blick schweifte über das Fläschchen, den Verband und so ziemlich alles andere, nur um der Frau nicht ins Gesicht sehen zu müssen.
“Ja, ich denke die Mission hängt mir nur noch etwas nach.” Antwortete ich schnell und legte mein Handy beiseite.
“Das klingt jetzt vielleicht etwas herzlos, aber du solltest dir Zeit nehmen, davon Abstand zu gewinnen.” begann sie in einem sanften Ton zu erklären, während sie anfing meinen Arm von dem getrockneten Blut zu säubern.
Das kalte Desinfektionsmittel brannte kurz, doch nach all dem war ich bereits zu abgestumpft, um es überhaupt als richtigen Schmerz wahrzunehmen.
“Mitgefühl und Sorge sind wichtige Eigenschaften als Jujutsu Sorcerer aber wir sollten uns davon auch nicht ganz einnehmen lassen. Sonst leiden wir selbst unter den Gefühlen, die der Grund für die Flüche sind, die wir bekämpfen.”
Als sie geendet hatte, war sie bereits fertig und fixierte das Ende des Verbands mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht.
“Aber was ist, wenn ich nicht loslassen kann?” Stellte ich eine Gegenfrage, während ich förmlich spürte, wie sich meine Emotionen in dem Hamsterrad drehten, aber nicht voran kamen.
“Dann überlager sie für eine Weile mit anderen, bis du wieder Kraft hast, dich ihnen zu stellen.” Ihre Worte katapultierten mich sofort zurück nach Sapporo, zu der Vertrautheit und Nähe, die alles andere für Stunden verschluckte und uns einfach ohne eine einzige Sorge in unserer Blase existieren ließ. Der Wunsch, diese viel leichteren Gefühle für immer zu behalten, brachte das ewige Hamsterrad seit dem Austausch Event das erste Mal zum stillstand.
“Danke, ich glaube das hat geholfen.”
Ich schenkte der Frau vor mir ein ehrliches Lächeln und spürte, wie sich mit jeder Sekunde ein unsichtbarer Druck von mir nahm, an den ich schon so sehr gewohnt war, dass mir einen Augenblick schwindelig wurde.
“Ist jetzt vielleicht etwas unhöflich, aber wie heißt du eigentlich?”
Die Frau mit den Locken grinste mich an und schüttelte nachsichtig mit dem Kopf.
“Nein, gar nicht.”
Beteuerte sie bevor sie antwortete
“Haruki Satō.”
“Haruki-san.”
Wiederholte ich mit einem Lächeln und sah zu, wie Haruki bei der förmlichen Anrede das Gesicht verzog.
“Lass das -san ruhig weg.”
Mein Lächeln wurde etwas breiter.
“Nur wenn du mich beim Vornamen nennst.” Haruki nickte zufrieden.
“Abgemacht, Tsuki-san.”
Und obwohl mich vor einigen Minuten der wahnsinnige Sturm der letzten Stunden beinahe aufgefressen hätte, spürte ich nun eine Ruhe, die mich beinahe schon zu umarmen schien.
Ich überließ Haruki schließlich wieder ihrem Laptop und klammerte mich an der Leichtigkeit förmlich fest, die sich in meinem Körper ausgebreitet hatte.
Bevor ich es allerdings einen Tag nennen konnte, stellte ich mich dem Walk of Shame, um eine neue Uniform Jacke zu bestellen, und entsorgte die Überreste der alten. Als ich schließlich das Wohnheim an steuerte, war der Himmel bereits zu einem malerischen Abendrot verfärbt.
Ein weiteres Mal tastete ich nach meinem Handy, doch der Gedanke starb erneut.
Dieses Mal allerdings nicht durch Unsicherheit.
Denn wider erwarten war Gojo nicht erneut losgezogen, sondern weilte immer noch auf dem Gelände der Jujutsu High. Genauer genommen, war er in seinem Zimmer. Das nur drei Türen von meinem eigenen entfernt lag.
Ich blieb auf der Schwelle des Gebäudes stehen und beobachtete die Fluchkraftsignatur, die unruhig flackerte und irgendwie mit meinem nervösen Herzschlag in einen Takt geriet.
Die Entscheidung, zu seinem Zimmer statt meinem eigenen zu gehen, fühlte sich fast wie Muskelerinnerung an, als wäre es reine Gewohnheit, dass ich seine Nähe suchte. Und vielleicht ist es auch genau das, was ich wollte.
Ich klopfte an seine Tür, bevor mich doch der Mut verlassen konnte. Seine Antwort kam nach einigen zögerlichen Sekunden.
“Komm rein.” der Klang seiner Stimme schien wieder der alte zu sein.
Gojo saß auf dem Bett und sah mit seinen einseitig plattgedrückten Haaren und der knittrigen Decke unter ihm so aus, als hätte er bis eben noch gelegen.
“Entschuldige, ich wollte dich nicht vom Schlafen abhalten.”
stotterte ich etwas unsicher, und wollte schon den Rückzug antreten, als Gojo den Kopf schüttelte.
“Das tust du nicht. Bitte, komm rein.”
Mit dem leisen Klick der Tür schien etwas anderes auch endlich an die richtige Stelle zu rücken. Auch wenn Gojo immer noch seine Augenbinde trug, konnte ich seinen Blick auf meiner Haut wandern spüren, als würde er jede meiner Bewegungen kategorisieren, während ich mich langsam dem Bett näherte.
“Wie geht es dir?” fragte ich sanft und ließ meinen Blick zu seinem bedeckten Hals wandern. Was ein Grinsen hätte werden sollen, wirkte wie eine schmerzliche Grimasse, als Gojo den Zipper nach unten zog und aschfahle Haut zum Vorschein kam. Es erinnerte so gut wie nichts mehr an seine Verletzung, außer einer Erinnerung, die in meinem Gedächtnis eingebrannt war.
“So gut wie neu.” scherzte er und lehnte sich auf seinen Armen nach hinten.
Es verstrichen einige Momente, in denen der Raum um uns herum in die letzten Sonnenstrahlen getaucht wurde und Gojos Blick zum Fenster glitt.
“Wenn du über das reden möchtest- .”
“Ich bin nicht hier, um zu reden.”
Der Morgen würde noch früh genug kommen, und mit ihm neue Probleme und Geheimnisse. Sein Kopf schoss gerade in dem Moment zu mir herum, als ich zwischen seine Beine trat.
Und bevor mein Herz explodieren konnte, löste ich was auch immer an Zurückhaltung übrig geblieben war und beugte mich vor.
Unsere Lippen streiften sich so sachte das man es kaum eine Berührung nennen konnte, doch ich wollte nicht-
“Nochmal.”
Meine Gedanken zerbröselten zu Staub, bevor ich seiner Bitte nachkam.
“Nochmal.”
Ich tastete mich weiter voran wie jemand, der im Dunkeln nach dem Lichtschalter suchte und fand schließlich halt an seinen Schultern.
“Nochmal.”
Beim vierten Aufeinandertreffen löste sich etwas in ihm. Etwas das viel zu lange darauf gewartet hatte, endlich an die Oberfläche zu kommen.
Er kam mir entgegen, während kühle Finger mich näher an ihn heran zogen.
“Bitte.” flüsterte er diesmal an meiner Haut wie ein Flehen, das er an die Götter schickte. Nur das dieses für mich bestimmt war “Hör nie wieder auf.”
Und das tat ich. Bis nichts mehr existierte, nicht einmal das Licht der Abendsonne.
Hände packten meine nackten Oberschenkel und zogen mich auf seinen Schoß, während meine durch seidige Strähnen fuhren und sich dem lästigen Stück Stoff über seinen Augen entledigte.
Frustration und Angst entlud sich in jedem Kuss und jeder Berührung und verwandelte sie in etwas anderes, Wärmeres, das in mir den Wunsch hervor rief, darin glücklich zu ertrinken.
Fingerkuppen gruben sich in die weiche Haut meines Hinterns und holten mich gerade so weit in die Wirklichkeit zurück, dass ich seine Worte wahrnahm.
“Sag mir, dass das hier okay ist.”
Seine Stirn kam auf meiner Schulter zum liegen, während er mit unebenen Atemzügen auf meine Antwort wartete.
“Es ist okay.” Meine Stimme klang atemlos und doch fand ich noch genug Luft in meinen Lungen für seinen Kuss, der mir mit einem Mal die Oberhand raubte.
Gojo küsste mich wie ein Mann der unterging und nach dem einzigen Griff, das ihn retten konnte.
Als seine Hand unter mein Shirt wanderte, lehnte ich mich seufzend gegen seine Berührung, die sich ihren Weg meine Wirbelsäule entlang bahnte.
Er stoppte am Verschluss meines BHs.
In seinen Augen leuchtete dieselbe Frage, die ich schon seit unserem beinahe Kuss dort entdeckt hatte. Doch es fühlte sich zu gut, zu richtig an, um diese mit einem Nein zu beantworten.
Stoff flog durch den dunklen Raum, bis ich von der Taille aufwärts nackt auf seinem Schoß saß. Gojos Mund öffnete sich einen Spalt, während er meine Brüste betrachtete, als wären sie ein Kunstwerk.
Mein Herz flatterte unterdessen wie ein nervöser Vogel in seinem Käfig.
Ein sehnsüchtiger Atemzug verging, der meine Haut erreichte, bevor es seine Lippen taten.
Ich keuchte auf, als er die Spitze meiner Brust liebkoste, bis sie sich ihm verlangend entgegen streckte.
Eine seiner Hände löste sich von meinem Rücken, um sich der zweiten zu widmen, die sich wie angegossen in seine Hand schmiegte. Genüsslich begann er mit seiner Handfläche über die empfindliche Haut zu reiben, bis ich dachte, allein davon unter seinen Fingern zu zerfließen.
Ich warf den Kopf in den Nacken, als er sie kurz zwischen seine Zähne saugte, nur um dann sanfter mit der Zunge drüber zu gleiten. Meine Finger krallten sich auf der Suche nach Halt in seine Jacke, während meine Hüfte begann, im Rhythmus seiner Bewegungen zu kreisen.
Ein raues Kichern vibrierte an meiner geschwollenen Brust.
“Brauchst du mich hier etwa auch hmm?”
Sein neckischer Ton bescherte mir ein erwartungsvolles Ziehen in meinem Unterbauch. Ich wollte ihm antworten, doch Wörter zu formen war so unglaublich schwierig, wenn seine Hand bereits wissend und viel zu langsam meinen Rippenbogen hinunter wanderte.
Als er dann endlich, endlich unter den Stoff meines Rocks schlüpfte, entfuhr uns gleichzeitig ein Fluch, der wie ein Echo durch den Raum schalte.
Seine Fingerknöchel strichen andächtig über mein Höschen bevor er keine weitere Zeit mehr verlor und es beiseite schob.
Hitze befiel meinen Körper die nichts mit den Flammen in meinen Adern zu tun hatte, als Gojo anfing träge über meine Mitte Kreise zu ziehen.
“Schon so feucht für mich, Dārin?"
schnurrte er an meinem Ohr, bevor er kurz daran knabberte und gleichzeitig zwei seiner Finger tief in mich schob.
Meine Zähne gruben sich in meine Unterlippe, um die eindeutigen Töne zu dämpfen, während Gojo zwischen einem langsamen und schnellen Tempo wechselte, bis ich am Rand des Wahnsinns stand und um die süße Erlösung bettelte.
“Dann komm für mich.”
Mehr brauchte es nicht.
Ein zufriedenes Knurren stieg aus Gojos Kehle auf, als mein Höhepunkt Welle um Welle über mich hinweg schwamm und ich diesen mit meinen eigenen trägen Bewegungen auf seiner Hand aus kostete.
Mit noch schweren Atemzügen sank ich gegen Gojo, der mich durch allem hindurch mit einem Arm gestützt hatte und nun beruhigende Kreise auf meinem Rücken zog.
Er hielt seine vor Nässe glänzenden Finger in die Höhe und betrachtete sie einen Augenblick lang, bevor er mit einem Lächeln, das puren männlichen Stolz beinhaltete, diese makellos sauber leckte.
“Ich glaube, ich hatte noch nie eine bessere Medizin."*°•《♡》•°*
Character Card
Haruki Satō, 23 Jahr alt
Fluchtechnik
Manipulation der Gefühle
Anmerkung
Haruki ist in der Lage die Gefühle anderer Individuen manipulieren und zu verändern. Da sich diese Technik im Kampf als nicht sonderlich nützlich erwiesen hat, wurde Haruki nach ihrem Abschluss zu Shokos rechter Hand um den Patienten in schwierigen Lagen beiseite zu stehen.
*Bis zum nächsten Mal
DU LIEST GERADE
One Coke and your Curse to go *°• GojoXOc •°* a Jujutsu Kaisen Story
FanfictionOhne Auftrieb oder wirkliche Perspektive pendelt Tsuki in ihrem simplen Job als Automatenbefüllerin in Tokyo von Tag zu Tag. Geplagt von zerstörerischen schwarzen Flammen in ihren Träumen könnte es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen, bis sich di...