23.11.2006
Konzentriert zog ich meine Augenbrauen zusammen, visualisierte die positive Energie in mir und kehrte sie mittlerweile mit Leichtigkeit um, erschuf so negative Energie. In meinen Fingerspitzen fing es an zu prickeln, als würden sich viele kleine Stromschläge unter meiner Haut sammeln und versuchen ihren Weg nach draußen zu bahnen. Ein rapider Atemzug durchzog meine Brust als könnte ich meine Technik so dazu bringen, sich weiterzuentwickeln.
In meinem Kiefer zuckte ein ungeduldiger Muskel und ich konnte schwören, dass eine Ader in meinem Hals kurz davor stand, vor Anspannung zu platzen.
Doch am Ende geschah absolut gar nichts. Frustriert blies ich die Luft aus und glitt entschuldigend mit meinem Daumen über die blasse, unversehrte Haut von Tsukis Handgelenk.
Die gräulich verkohlte Stelle auf ihrer Handfläche schien mich zu verspotten und das Gefühl der Unfähigkeit in meiner Brust zu befeuern, das mir einen Schlag nach dem anderen versetzte, im Takt meines eigenen Herzschlages.
Tsukis Augen lagen beruhigend wie die tiefschwarze Nacht auf mir, ihre Stirn in Falten gelegt, weil sie sich sorgte.
"Ist schon in Ordnung."
Zur Hölle, nichts war in Ordnung.
Mein Adamsapfel hüpfte schmerzhaft angesichts der Kraft, mit der ich den Ärger versuchte, hinab zu pressen.
Es gelang mir allerdings nur dürftig.
"Wir versuchen es einfach beim nächsten Mal nochmal." Ich spürte die Bewegung meines Kopfes der wie mechanisch nickte.
Vor Wochen wäre es mir noch einfach von der Hand gegangen, alles einfach mit einem Lachen beiseite zu schieben.
Und in den meisten Stunden des Tages war der sorglose Teenager immer noch das, was ich allen präferiert zeigte.
Doch dieser verrottete wie eine Lüge, die ich mir selbst erzählte, sobald ich mich sicher genug fühlte.
Was sich in den letzten Monaten nur zu einer Handvoll Gelegenheiten ergeben hat. Das letzte Licht der Sonne erfüllte den leeren Raum des Dojos, in dem wir Knie an Knie voreinander saßen.
Die Wärme der Strahlen war eine willkommene Abwechslung zu der Eiseskälte, die langsam aber sicher den Winter ankündigte.
"Es tut mir Leid."
Die vier Worte kamen rau aus meiner Kehle gekrochen, als wären sie immer noch nicht ganz bereit gewesen, ausgesprochen zu werden.
Tsuki blinzelte überrascht, ihr Mund öffnete sich zwar einen Spalt, doch schloss ihn sofort wieder, als kein Ton herauskam.
Es vergingen mehrere Sekunden, die sich wie schleppende Minuten anfühlten, in denen mein Daumen nie aufhörte, seine kreisende Bahn über ihren Puls zu verfolgen.
"Es gibt nichts, was dir Leid tun muss."
Ich unterdrückte ein humorloses Schnauben. Nicht weil ich der Auffassung war, dass Tsuki meine Worte falsch interpretierte, sondern wegen dem, was in ihrer Iris glitzerte, wie Sterne die gerade erst in Existenz getreten waren.
Es war keine Vergebung.
Es war etwas viel Wertvolleres, das man unter den meisten Menschen oft vergeblich sucht, obwohl wir uns alle ab einem Punkt danach sehnten.
Es war nichts geringeres als Verständnis.
Das menschliche Bedürfnis, von unserem Umfeld verstanden zu werden, war etwas, dem ich in den ersten fünfzehn Jahren meines Lebens selten Zuwendung entgegenbringen musste.
Was sich schlagartig mit meinem Eintritt in die Jujutsu High geändert hatte.
Als mein erster richtiger Atemzug meine Lungen bis zum Maximum spannten und ich mehr als nur einer in mehreren Jahrhunderten war.
Mehr als nur meine Six Eyes.
Und Suguru von einem Klassenkameraden zu meinem einzigen und besten Freund wurde.
Brach sich der Wunsch, als Mensch verstanden zu werden, in mir hervor wie etwas, das unter einer dicken Eisschicht eingefroren war.
"Tut es aber trotzdem."
Ihre Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen, während das Licht der Sonne weiter abnahm. Wie ein steter Zeuge der Zeit, der mich daran erinnerte, dass nichts jemals anhielt, und wenn ich es noch so sehr festhalten wollte.
Was eine der wenigen Lektionen des vorangegangenen Oberhaupts war, die Tatsächlich einen Mehrwert für mich besaß. Dafür hatte er mich stundenlang zwischen den hochgewachsenen Stämmen der Bambus Bäume auf dem Anwesen stehen gelassen, bis ich das Gefühl bekam, selbst einer geworden zu sein, oder besser gesagt war ich in den meisten Fällen im Stehen eingenickt.
"Wieso?" zwischen ihren Brauen bildete sich eine Furche, die ich am liebsten mit meinem Daumen wieder geglättet hätte.
Aber es wäre wohl unfair, gerade jetzt einen Abflug von dem Gespräch hinzulegen, also zuckte ich mit den Schultern, als wäre meine Antwort nicht im Ansatz der Rede wert.
"Du sollst eben wissen, dass mir nicht alles, was ich tue, vollkommen egal ist."
Jede einzelne Silbe ließ mich verwundbarer zurück, als ich es mir jemals erlaubt hatte, und überreichte der Seele vor mir damit die einzige Waffe, mit der es überhaupt noch möglich war, eine bleibende Wunde zu hinterlassen.
Und dabei hatte sie nicht die leiseste Ahnung, um wie viel mächtiger sie gerade in meinen Augen geworden ist.
Tsuki senkte ihren Kopf ein Stück, betrachtete unsere Hände, die auf ihrem Schoß gebettet lagen.
"Das weiß ich doch."
Das sanfte Verstehen in ihrer Stimme löste einen Knoten, von dem ich nicht einmal gemerkt hatte, dass er existierte.
Ich wollte meinen anderen Arm nach ihr ausstrecken, dem Bedürfnis nach mehr Kontakt nachgeben.
Doch Tsuki war schneller, packte den Rundausschnitt meines Pullovers und drückte ihren Mund auf meinen, als wäre es die einzig logische Schlussfolgerung dieses Augenblicks und so natürlich wie ein Herzschlag. Ich stellte es nicht infrage, stattdessen nahm ich alles in mir auf, was ich von Tsuki bekam und seufzte wie jemand, der einen langen Tag hinter sich hatte. Der Untergang der Sonne schien nun zu zögern, als ob selbst die Welt uns das hier und jetzt nicht sofort entreißen wollte und sich dazu entschloss, aus einer unerklärlichen Gnade heraus den Moment zu konservieren. Schwindelig von der Intensität ihrer Nähe war es für Tsuki ein Leichtes, mich rücklings zu Fall zu bringen.
Auf meinen Ellbogen abgestützt grinste ich zu ihr hoch und genoss das meiste ihres Körpergewichts, das mich auf die beste Art fest pinnte.
"Hab ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich es schätze, wenn du vor Selbstbewusstsein geradezu strahlst?"
Dank meines Geständnisses konnte ich im sanften Abendrot beobachten, wie sich ihre Pupille weitete und einen glänzenden Stern nach dem anderen verschluckte.
Das ihr meine Anpreisung gefiel, zog meine Mundwinkel nur weiter auseinander.
Zumindest bis mir die quirlige Präsenz auffiel, die jeden Augenblick in Hörweite kommen würde.
"Tu mir den gefallen und verlier es nicht in den nächsten drei Sekunden, wenn Haibara gleich hier rein platzt."
Ich konnte sehen, wie sehr ihr Fluchtreflex sich gegen die Freiheit ihres Selbstbewusstseins stellte.
Doch als Haibara schließlich durch den offenen Spalt der Schiebetür trat, saß Tsuki immer noch mit der Oberhand auf meinem Abdomen. Stolz ließ mich ihre Gestalt von oben bis unten mustern, bis Haibara unsere Aufmerksamkeit endgültig mit seinem Gestotter auf ihn zog.
"Ou ah. Hey. Ich hoffe, ich stör euch zwei nicht bei einer Trainingssession."
Ich wackelte mit meinen Augenbrauen in die Richtung des Schülers, der mittlerweile genau wie Tsuki im zweiten Jahr war und handelte mir dabei einen flachen Schlag auf meine Brust von Tsuki ein, bevor sie sich ohne Eile von mir erhob.
Was vermutlich der Tatsache geschuldet war, dass sich ihre delikaten Beinchen in einer dunkelblauen Jeans befanden anstatt in der üblichen Uniform.
Haibara setzte ein nervöses Lächeln auf und deutete mit dem Daumen nach draußen, von wo er herkam.
"Geto-kun hat ein Monopoly Spiel aufgetrieben und wollte das ich euch hole, da wir schon lange nicht mehr alle zusammen auf dem Gelände waren und Tsuki ja mal erwähnt hatte das sie es noch nie gespielt hat, dachten wir wäre es vielleicht ganz witzig einen Spieleabend zu machen. Also nur wenn ihr wollt. Nanami hab ich auch schon überredet."
Wieder auf den Beinen streckte ich mich ausgiebig, während meine Aufmerksamkeit geduldig auf Tsuki und ihre Antwort lag.
"Klar, warum nicht."
Ein entspannter Ausdruck hatte sich auf ihre Züge geschlichen, als sie ihren Kopf in meine Richtung drehte.
"Kommst du auch mit?"
Ihre Nachfrage war angesichts der vielen Solo Missionen, die in letzter Zeit auf mich einprasselten, nicht ganz unberechtigt gewesen, aber ich würde um nichts in der Welt diese selten gewordene Gelegenheit ausschlagen.
"Natürlich, wer würde es denn verpassen wollen, deinen Bankrott mit zu erleben."
Der lodernde Eifer und der eher unfreundliche Seitenhieb zwischen meine Rippen der darauf folgte war das unübersehbare Anzeichen ihres Wetteifers der sie meistens von null auf hundert in kürzester Zeit brachte.
Und war ebenfalls eine Idioten sichere Variante, Tsukis Laune zu heben.
Neben meiner unverbesserlichen Ausstrahlung natürlich.
Als wir in den Gemeinschaftsraum traten in dem es sich der Rest unserer Gruppe bereits gemütlich gemacht hatte, war die Abenddämmerung schon so weit fortgeschritten dass bereits die schwachen Deckenleuchten ihren Teil dazu beitrugen mussten das Zimmer in ein schummriges Licht zu tauchen. Suguru lächelte uns von seinem Platz auf dem Sofa aus zu, während Shoko mit ihrem üblichen unbeeindruckten Gesichtsausdruck einen Stapel Karten mischte. Auf der anderen Seite des Tisches saß Nanami mit verschränkten Armen in die weichen Polster gedrückt und nickte Tsuki an meiner Seite knapp zu.
Niemand von uns trug seine Schuluniform, was beinahe noch seltener der Fall geworden war als die Tatsache, dass wir alle gleichzeitig Freizeit hatten.
Genauso wie bestimmt jeder die Veränderungen in den letzten Monaten gespürt hatte, die uns alle langsam an die Substanz gingen, aber wir es alle schweigend hin nahmen.
Weil es offensichtlich war, woran es lag, aber niemand es wagte, darüber zu sprechen. Besonders da es ohnehin nichts gab, um es wieder rückgängig zu machen.
Ein leichtes Streifen an meinem Handgelenk riss mich hinter der Mauer hervor, hinter der ich die meisten meiner Gedanken in den letzten Monaten verbarrikadiert hielt, um nicht von Zeit zu Zeit komplett in ihnen zu verschwinden.
Ich folgte Tsuki, die sich neben Nanami auf die Couch sinken ließ, der mich wenig beeindruckt musterte.
"Du siehst etwas eifersüchtig aus Nanami, was dagegen wenn ich mich auf die andere Seite setze?"
Der weiche Stoff gab unter meinem Gewicht nach, als ich mich bereits neben Tsuki fallen ließ, ohne auf Nanamis gelangweilte Antwort zu warten.
"Nicht im Geringsten, aber dein enormes Ego verbraucht immer so viel Platz."
Angestachelt grinste ich schelmisch vor mich hin und streckte meine Arme auf der breiten Lehne und dem Kopfende aus.
"Ich kann dir versichern, dass mein Ego sicher nicht das Größte an mir ist."
Shoko zog neben Haibara eine angewiderte Grimasse und platzierte den gemischten Stapel mit mehr Kraft als nötig auf dem Spielbrett vor uns, während Tsuki zu meiner Rechten teilnahmslos nach den Spielregeln griff.
"Tu uns allen ein gefallen und behalt sowohl die großen als auch kleinen Teile bei dir Gojo."
Ich funkelte Shoko durch meine Sonnenbrille an.
"Neidisch?"
Neckte ich sie und konnte zusehen, wie ihr Kiefer langsam das mahlen anfing.
"Nicht mal in deinen Träumen."
Suguru auf ihrer anderen Seite kniff sich Kopfschüttelnd in den Nasenrücken und schien die Idee eines Spieleabends in Frage zu stellen.
Ein Räuspern erklang zu meiner Rechten, wo Tsuki die Spielregeln wieder beiseite legte. Sie konnte unmöglich bereits das ganze Ding durchgelesen haben.
"Wenn ihr dann jetzt fertig seid?"
Ihre Stimme klang auf eine Weise belegt, die mich schmunzeln ließ, ehe ich die Würfel vom aufgebauten Spielfeld klaubte und Tsuki reichte.
"Es ist wohl nur fair, wenn der Anfänger zuerst würfelt."
Da keiner einen Einwand dagegen aussprach, fing sie schließlich an und startete mit einer glatten Zehn in die Runde. Enthusiastisch schnappte sich Tsuki die kleine Auto Figur und zählte die Felder ab, bis sie auf dem Gefängnis landete. Ihre Augen huschten noch mal über die Anzahl, bevor sie das kleine Ding langsam abstellte.
"Du bist nur zu Besuch."
Bemerkte Haibara mit einem breiten Lächeln, das Tsuki beruhigt aufatmen ließ.
Es verging ein Durchlauf, in dem wir ihr Stück für Stück die Vorgänge des Spiels erklärten. Doch kaum dass sie es vollends begriff, schwang das Blatt schneller um als man auch nur über Los kommen konnte.
"Könntest du mir bitte ein Hotel rüberreichen Geto-kun?"
zwitscherte die vermeintliche Anfängerin über den Tisch zu Suguru, der immer noch lächelnd in die Bank (den Spielkarton) griff mit der er sich anfangs selbst betraut hatte, und der größenwahnsinnigen Tsuki das rote Häuschen reichte, während der Rest von uns schwitzend ausrechnete, wie Pleite es einen machen würde wenn man auf dieses Höllen Feld trat.
Für die meisten schrie es förmlich Bankrott. Und das nach gerade mal einer verfluchten Spielstunde.
Mein Adamsapfel hüpfte nervös, als mir Suguru die Würfel als nächstes entgegen hielt. Mein Blick fiel auf die dicht bebaute Straßen Reihe und den einzigen sicheren Hafen in Form von dem großen Fragezeichen dazwischen.
Auch wenn es eine fifty-fifty Chance war, dass es eine Karte sein würde, die zu meinen Gunsten ausfiel, war ab diesem Punkt alles besser.
Allerdings schienen die Gaming Götter heute ganz und gar nicht auf meiner Seite zu sein. Vernichtende Stille breitete sich über dem Brett aus, als mein kleiner armer Fingerhut auf der Schillerstraße landete.
Ich presste die Lippen aufeinander und starrte zu meinem Freund hoch, der mir breit entgegen grinste.
Auch ohne hin zu sehen wusste ich, dass die Scheine vor mir nicht reichen würden.
"Ich bin mir sicher, dass sich unser kleines Mietproblem auch anders lösen lässt."
Mit einer dramatischen Bewegung nahm ich meine Brille ab und klimperte mit den Wimpern, was Suguru ein amüsiertes glucksen entlockte.
"Wenn du mich lässt, tue ich alles, was du willst." versprach ich meinem besten Freund und hörte jetzt auch Tsuki neben mir leise kichern.
"Satoru." Seine weiche Stimme verriet, dass er mich diesmal nicht vom Haken lassen würde.
"Na gut, vielleicht nicht von hinten, aber ich würde alles schlucken."
Haibara sah so aus, als würde er gleich vor Scham platzen, während Suguru kurz seine Miene verzog, bevor er wieder zur Sache kam.
"Gib sie mir."
Ich stieß die Luft aus und warf das kleine Straßen Kärtchen mit Präzision zu ihm hinüber, die er mit Leichtigkeit aus der Luft fischte und mir dankend zu nickte.
Ein Raunen ging durch die Runde, da es die letzte in der pinken Reihe gewesen war, die ihm gefehlt hatte.
Es verging ein weiterer Durchlauf, in dem Shoko beinahe Pleite gegangen wäre und die zwei Geldgeier noch ein wenig reicher geworden waren.
Doch als diesmal die Würfel wieder zurück zu mir gefunden hatten, gab es kein Entkommen mehr vor meinem ultimativen Untergang.
Ich linste zu Tsuki rüber die mich bereits wie ein Falke anstarrte, der im Sturzflug nach seiner Beute schnappte.
"Es freut mich mit zu erleben, wie Gojo Satoru dem Bankrott erliegt."
Flötete sie in einem melodischen Ton, der ihr einen Schnipser gegen die Nasenspitze einbrachte.
"Smartass."
Brummte ich noch zurück ehe ich mich widerwillig von ihrer wärmenden Seite erhob und allen mitteilte
"Ich geh dann mal meine Schandtat verüben, bin gleich wieder da."
Bevor ich mich aus dem Staub machte, mit dem Extrawunsch von der überarbeiteten Shoko im Nacken.
"Bring für mich etwas mit Koffein mit!"
Mit den Händen in meiner hellblauen Stoffhose vergraben schlenderte ich den düsteren Flur entlang.
Genoss einen Augenblick die frostige Nachtluft, die durch ein geöffnetes Fenster rein schlüpfte und den hölzernen Geruch des alten Gebäudes mit dem von einem drohenden Gewitter mischte.
"Du hättest mir nicht extra nach laufen brauchen, ich werds überleben."
Suguru ließ sich davon aber nicht beirren und schloss ganz zu mir auf.
Vermutlich hätte ich ihn nicht vergraulen können, selbst wenn ich es wirklich versucht hätte. Aber selbst für uns beide war dieser Moment der erste seit Wochen, bei dem wir mehr als nur einige Worte wechseln konnten.
"Davon bin ich überzeugt, aber deswegen bin ich dir nicht hinterher."
Die alten Dielen protestierten unter unserem Gewicht, während wir weiter dem statischen Surren der Automaten entgegen gingen.
"Wenn du mit Tsuki gern ein paar Stunden ungestört sein möchtest, wäre jetzt die perfekte Gelegenheit."
Ich starrte meinen Freund von der Seite aus an, unfähig meinen Gedankengang zu unterdrücken der im nun leeren Wohnheim lag. Der eine Viertklässler war heute morgen ausgeflogen, Erstklässler gab es noch keine und der Rest spielte gerade Monopoly im Gemeinschaftsraum.
"Es ist in letzter Zeit nicht einfacher geworden und ich bin alles andere als blind was euch beide angeht."
sprach Suguru weiter und richtete seinen Blick erst auf mich, als wir vor den Automaten stehen blieben.
Er sah müde aus, so wie wir alle.
Ich zuckte mit den Schultern, als wäre es wirklich nichts besonderes und spürte, wie sich meine Muskeln bei der Bewegung anfingen zu versteifen.
"Kann schon sein."
Die Müdigkeit verschwand auf einen Schlag und machte seinem wissenden Lächeln platz, das mir so viel lieber war.
"Bist du etwa nervös?"
Peinlich berührt kroch Hitze meinen Hals hoch, bis sie meine Ohren erreichte.
Wenn es nicht so düster wäre, hätte ich vermutlich Suguru eine verpasst, um ihn davon abzulenken.
"Nein." schoss ich stattdessen zurück und bereute irgendwie nicht die Option gewählt zu haben einfach einen Kampf vom Zaun zu brechen.
"Das hätte mich auch überrascht."
In seiner Stimme lag ein leises Lachen, bevor sie sich wieder dem ernsthaften sanften Ton widmete.
"Was ist es dann?"
Wir starrten eine Weile lang auf die farbenfrohen Dosen im beleuchteten Inneren des Automats, den Tsuki vor über einem Jahr zum letzten Mal befüllt hatte.
Die Zeit war so schnell vergangen, dass es sich anfühlte, als wären wir durch alles hindurch gerannt. Obwohl es sich immer noch so anfühlte, als ob wir den Gipfel unserer gemeinsamen Zeit keine Sekunde verlassen hatten.
"Ich weiß nicht, ob es das Richtige wäre."
brachte ich schließlich heraus und kramte in meiner Hosentasche nach ein paar Münzen, die sich unter meinem Handy zusammen häuften.
Die Verschwiegenheit der Nacht senkte sich wie ein fester Griff, schloss uns ein und ließ Sugurus nächste Worte mehr wiegen als jede Pflicht, die jemals auf mich nieder gedrückt wurde.
"Aber du liebst sie doch."
Das klimpern der Münze, die kurzerhand im Münzschlitz verschwand, brach nicht annähernd das Gefühl in meiner Brust.
"Wie kann so etwas Starkes falsch sein?"
fügte Suguru hinzu und beobachtete die erste Dose dabei, wie sie herunterfiel.
Erst als zwei weitere in der Stille einen Riss nach dem anderen hinterließen, brachte ich es fertig, die Wahrheit auszusprechen, die sich mit jeder weiteren Annäherung zu etwas Schmerzhaften entwickelt hatte.
"Ich könnte niemals wirklich mit ihr zusammen sein, Suguru."
Immerhin war es nicht das erste Mal, dass ich vor ihm meine Tatsache aussprach.
Aber diesmal schien es nicht nur für mich ein anderes Gewicht zu besitzen.
Sugurus Fluchkraft flammte aufgebracht neben mir auf, schmiegte sich förmlich gegen die dauerhafte Präsenz meines Mugen, ohne auch nur die Barriere zu provozieren. Nicht weil meine Technik ihn für zu schwach hielt, sondern weil keine einzige Zelle meines Wesens jemals Suguru als Bedrohung sehen würde.
"Wie wärs wenn du einmal aufhörst nachzudenken und stattdessen das tust, was dich wirklich glücklich macht.
Niemand kann bestimmen, wer du bist Satoru, außer du selbst."
Die letzte Dose landete im Ausgabefach mit einem dumpfen Geräusch.
Jedes einzelne von Sugurus Worten meißelte sich in mein Gedächtnis, dazu verdammt mit der Zeit in Frage gestellt zu werden und schließlich nach und nach zu verblassen. Doch in diesem Moment war es etwas, woran ich mehr als alles andere glauben wollte.
Wer weiß was passiert wäre, wenn ich an diesem Abend nicht Sugurus Angebot angenommen hätte.
Oder Tsuki mir nicht mit einem nervösen Lächeln auf meine Frage hin zu unserem Wohnheim gefolgt wäre.
Was allerdings bis heute nicht zur Debatte stand, dass diese Erinnerung zu rein und unverfälscht für diesen Götter verlassenen Ort war, an dem ich fest saß. So vollkommen, dass ich sie mir selbst in jedem anderen Zeitpunkt vor enthielt wie etwas, das man sich verdienen musste. Doch dazu war es in all den Jahren noch kein einziges Mal gekommen. Weil ich das alles nie wirklich verdient hatte.
Besonders nicht ihr Herz.
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One Coke and your Curse to go *°• GojoXOc •°* a Jujutsu Kaisen Story
FanfictionOhne Auftrieb oder wirkliche Perspektive pendelt Tsuki in ihrem simplen Job als Automatenbefüllerin in Tokyo von Tag zu Tag. Geplagt von zerstörerischen schwarzen Flammen in ihren Träumen könnte es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen, bis sich di...