Shibuya Incident《3》

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31.10.2018
22:31
Nähe Shibuya Station

Ich würde es ihm vermutlich niemals auf die Nase binden, aber Götter, was war ich froh, dass Gojo mich durch den Anfang meines Konditionstrainings gescheucht hatte. Ansonsten wäre ich wohl schon in den letzten zwanzig Minuten als kross gebratene Leiche geendet.
Ein fester Knoten steckte mir bereits vor unterdrückter Panik im hinteren Teil meiner Kehle, was mich fast beiläufig den Fetzen schwarzen Feuers von meinem Arm klauben ließ wie ein Stück loser Faden.
Meine Fingerkuppen brannten unter der Hitze trotz der schützenden Schicht meiner eigenen Fluchkraft die ich zwischen meine Haut und der fremden Technik geschoben hatte.
Ein kräftiges Schnippen beförderte das Spiegelbild meiner eigenen Flammen von mir und heftete sich gegen die solide Wand einer Gebäudefront, an der ich vorbei hetzte. Ein einzelner Schweißtropfen suchte seinen Weg meine Schläfe hinab, als eine weitere Feuersalve knapp an mir vorbei schoss und die verirrten Strähnen an der Seite meines Kopfes versengte.
Ich schlug einen Hacken, um nicht von der nächsten mehr als nur gestreift zu werden und entkam ihrer Reichweite für die nächsten kurzweiligen Sekunden hinter der nächsten Ecke eines Gebäudes.
Gedanklich setzte ich mir eine Markierung, um nicht die Orientierung zu verlieren und schlüpfte in eine Seitengasse, um mir die Chance zu geben, wenigstens für ein paar Sekunden durchzuatmen, auch wenn ich mittlerweile eher reif für ein Koma war.
Meine Rückseite kehrte ich der kahlen Gebäudewand zu und begann einen unebenen Atemzug nach dem anderen zu zählen die meine schmerzende Lunge nicht ansatzweise versorgten.
Aber schnaufen wie ein Walross war in meiner jetzigen Situation eher kontraproduktiv, wenn das Hauptziel darin bestand, am Leben zu bleiben.
“Bist du endlich fertig mit deinem kleinen Flucht spielchen?!"
Die gereizte Stimme schallte durch die verlassene Nachbarschaft wie ein Echo.
“Das wirkt selbst für dich langsam erbärmlich.” aber immer noch besser als zu versuchen, sie Kopf an Kopf klein zu kriegen und dabei zu verlieren.
Aber lange konnte ich das auch nicht mehr durchhalten, ohne einen Fehltritt zu begehen. Außerdem wusste ich nicht, wie viel Zeit mir noch blieb, bevor diese ganze Mission den Bach runterging.
Oder ob Pseudo Geto sich nicht vielleicht schon längst aus dem Staub gemacht hat.
Ich schüttelte den Gedanken wieder ab.
Wenn es so wäre, dann wüsste ich es auf die eine oder andere Weise, würde sich unsere Niederlage bemerkbar machen.
“Hast du Watte in den Ohren?!”
Spie der Grund, wieso ich gegen die Zeit spielte die ich gar nicht besaß und kam mit jedem Schritt näher.
Meine Fluchkraft schrumpfte noch enger in der wieder intakten Kapsel zusammen, komprimierte sich bis zu dem Punkt an dem ich selbst nur noch ein winziges Sandkorn spürte, in der Hoffnung, so noch ein wenig länger unentdeckt zu bleiben.
Ich spürte, wie Wut die Fluchkraft meines zersprungenen Spiegelbilds hoch kochen ließ, sich ausbreitete, bis ich mehr hörte als wahrnahm, wie alles konsumierende Flammen auf Metall trafen.
“Es - wird - langweilig!”
Das Geräusch von purem Zerstörungswahn begleitete jedes der drei Worte, dazu gedacht mir Angst ein zu jagen. Doch diesen Gefallen würde ich ihr nicht tun und drückte meinen Rücken etwas fester gegen die kühle Betonwand.
Ein lautes Krachen, dann fiel einer der Straßenlaternen in mein Sichtfeld, dessen statisches Licht mit einem Klirren erlosch.
Hatte sie etwa vor, ganz Shibuya zu demolieren? Ich prüfte mein in Mitleidenschaft gezogenes Handgelenk, das sich mit einem beissenden Ziehen gegen die kreisende Bewegung wehrte.
“Schon mal überlegt etwas gegen dieses klitzekleine Aggressionsproblem zu unternehmen, anstatt dauerhaft wie Hulk durch die Gegend zu rennen?”
Adrenalin pulsierte durch meine Venen, als die Aufmerksamkeit der gegnerischen Präsenz zu meinem Versteck schoss.
“Ich bin nicht diejenige, die rennt.”
Ein humorloses keuchen entkam mir als ich einen dünnen stetigen Strom Fluchkraft aus der Kapsel zog und in meine Handfläche schickte, die flach auf der Wand hinter mir lag.
“An Rennen ist im Grunde nichts verkehrt, solange man am Ende sein Ziel erreicht.”
Die Luft verdünnte sich vor Anspannung mit jedem Schritt, den sie näher kam.
Jeder Funke meines Körpers schrie mir zu mich zu bewegen, weg von der Gefahr und dem Beton, der sich unter meiner Handfläche langsam erhitzte.
“Sind das die Art Sprüche, die man auf der Jujutsu High auf schnappt? Ziemlich schwach, wenn du mich fragst.”
Meine Nerven lagen blank, als dieses falsche Spiegelbild meiner selbst hinter der Ecke des Gebäudes zum Vorschein kam. Die Augen mit dem goldenen Ring leuchteten unheilvoll in dem Zwielicht unserer Umgebung. Ein triumphierender Ausdruck breitete sich auf ihren blassen Zügen aus, die in einem Lächeln endeten.
“Diese erbärmliche Ausrede eines Lehrers hätte dir besser beibringen sollen, wie man nicht in eine Sackgasse läuft.”
Die schwarzen Flammen kräuselten sich an ihrem Arm in die Höhe, als sie den Unterarm hob und kurzerhand so heiß wurden, dass ich zusehen konnte, wie sie sich langsam durch den dunklen Stoff ihres Ärmels fraßen. Bei dem Anblick sank mir mein Magen in die Kniekehle.
Ein Stoßgebet zu allen mir bekannten Göttern später kratzte ich allen Leichtsinn zusammen, der übrig war und grinste meine so deklarierte Schwester an.
“Und du hättest besser lernen sollen, wie eine Falle aussieht.”
Dann warf ich mich nach vorne, den Arm zum Gegenangriff ausgestreckt.
Die versengende Hitze ihres Schlags streifte nur um eine Haaresbreite meine Schulter, als ich ihr auswich.
Überraschung zeichnete sich für den Bruchteil einer Sekunde in ihrer Miene aus, doch dann war es schon zu spät.
Mit der vollen Wucht des Schlages, der für mich bestimmt war, traf ihre Faust auf den bereits erhitzten Beton, der mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst.
Splitter des Steins flogen durch die enge Gasse, rissen meine Kleidung und Haut auf, ehe ich ihrem Radius entkommen konnte. Ein dumpfes Geräusch folgte von einem Körper, der gegen das gegenüberliegende Gebäude geschleudert wurde und zu meiner Erleichterung regungslos auf dem Asphalt liegen blieb.
Ich erlaubte mir nur einen zittrigen Atemzug lang den Ausgang meines hektisch zusammengeschusterten Plans zu betrachten bevor ich mich nach etwas umsah womit man jemanden Fesseln konnte der wortwörtlich in der Lage war alles in Flammen aufgehen zu lassen.
Glücklicherweise hatten wir Halloween und standen in der Hinterecke eines beliebten Nachtclubs, der nicht gerade für seine zimperlichen Partys bekannt war.
Weshalb es auch nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch nahm, eine zerbrochene Eisenkette im Abfall zu finden.
Sie war nicht besonders lang, aber es würde genügen, jemandes Handgelenke damit zu fixieren.
Mit vorsichtigen Schritten kehrte ich zu der still daliegenden Gestalt zurück, stupste sie vorsichtig mit meinem Schuh an und hielt nach einem zucken der Augenlider oder aufbegehren der Fluchkraft aus die eine vorgespielte Ohnmacht verraten hätten. Als ich mir sicher genug war, ohne ihr eine Rippe zu brechen, ging ich auf die Knie und rollte sie zum Leidwesen meines Handgelenks auf den Bauch.
Da ich nicht von mir behaupten konnte oft andere Menschen mit Ketten zu Fesseln, ging es etwas ungelenk zu.
Aber am Ende brachte ich es fertig, die losen Enden zusammen zu schmelzen, ohne der Frau ein Loch ins Fleisch zu brennen.
Verdient hätte sie es vermutlich.
Dank dessen, dass sich jedwede Hitze aus dem Metall verzog, kaum dass sich meine Technik wieder auflöste, ging der Abkühlungsprozess wesentlich schneller als unter normalen Bedingungen.
Dennoch prüfte ich die Festigkeit der provisorischen Fessel akribisch kaum, dass die Enden verhärtet waren.
Zumindest würde sie es nicht schaffen, aus dem Ding hinaus zu schlüpfen oder es einfach zu zerbrechen.
Was nur noch die offensichtliche Variante übrig ließ, sich aus der Kette heraus zu brennen, und das würde immerhin höllische Schmerzen verursachen.
Was mir im Falle des Falles zumindest einen Vorteil zuteil werden ließ.
Für den Augenblick beruhigt erlaubte ich mir durchzuatmen, und rückte für einen mehr komfortablen Sicherheitsabstand zwei Armeslängen von meiner bewusstlosen Gegnerin ab.
In den nächsten Minuten prüfte ich die Schrammen und Schnitte, die mich erwischt hatten, auf zurückgebliebene Splitter. Als ich glücklicherweise nichts Gravierendes fand, streckte ich meine Wahrnehmung aus, um etwaige Kollegen zu finden, die in der Nähe waren, besaß aber in dem Punkt nicht so viel Glück.
“Ich will gar nicht wissen, wer von euch beiden in der Beziehung einen Bondage Fetisch hat.”
Die noch etwas benommene Stimme ließ mich beinahe hochschrecken.
Der von losen Strähnen umrahmte Kopf hob sich so weit es eben ging, während sie immer noch auf dem Bauch lag.
Ihre Arme begannen an dem Metall zu zerren, was wie bereits ausgetestet nicht sonderlich viel brachte.
“Perfekt, denn es geht dich auch rein gar nichts an.” ganz davon abgesehen, dass ich nie mit Gojo festgelegt hatte, dass wir überhaupt in einer Beziehung waren.
Der Gedanke allein zog mein Herz in die Tiefe, doch ich packte dieses dämliche Organ und setzte es zurück an seinen angestammten Platz.
Gelegenheits Sex oder Partner sollte jetzt keinen Unterschied machen.
Immerhin würde es keines von beidem geben, wenn wir nicht in der Lage waren ihn aus seiner Versiegelung zu befreien.
Wenn das alles vorbei war, musste ich dringend nochmal an meiner Gefühlsregulierung feilen.
“Du hast recht, es ist definitiv noch zu früh, um mit der eigenen Schwester über so etwas zu reden.”
Ich verzog das Gesicht, als wäre das Wort allein schon eine Beleidigung an sich.
“Wir sind keine Schwestern!”
zischte ich zurück und erntete ein kehliges Auflachen, das den Dreck unter ihr in kleinen Wölkchen aufsteigen ließ.
“Nur weil du dich so gern wiederholst, heißt das noch lange nicht, dass es dann eher wahr wird.” Meine Kiefer pressten sich vor unterdrücktem Ärger zusammen.
Wir glichen einander beinahe wie ein Ei dem anderen, aber selbst Blut ist manchmal nicht dick genug, um Familie auszumachen.
“Korrigier mich wenn ich falsch liege, aber für gewöhnlich versucht eine Schwester nicht, die andere umzubringen.”
Ein atemloses Geräusch stieg von meinem Gegenüber auf, bevor sie sich auf die Seite rollte und mich mit perlweißen Zähnen an grinste wie jemand, der gleich den absurdesten Witz erzählen würde.
“Vielleicht drücke ich gerade damit meine Liebe zu dir aus.”
Und dieser war sogar so absurd, dass mir die Pointe als Schnauben im Hals stecken blieb. Ich starrte die von staub bedeckte Frau einen langen Moment an, als wartete ich nur auf den Funken Humor, der die Lüge vollends entlarvte.
“Schwachsinn.”
Spuckte ich aus, als der Ernst nicht aus ihren von Gold umrahmten Augen verschwinden wollte.
Unbeeindruckt zuckte sie mit der einen Schulter auf der sie nicht lag und rutschte weiter nach hinten gegen die Gebäudewand.
“Wenn du das sagst.”
Ihr Ton wurde fast schon gelangweilt von meiner Inakzeptanz ihr gegenüber.
Dann nutzte sie den Halt an ihrem Rücken, um sich irgendwie in eine aufrechte Position zu bringen.
Am liebsten wollte ich jetzt noch mehr Abstand zwischen uns bringen, aber der Starrsinn, von meiner überlegenen Position keinen Zentimeter abzugeben, überwog. Ich musste die Kontrolle über die Situation behalten.
“Es gab schon grausamere Arten, die sich als Liebe ausgegeben haben, und das solltest du genauso gut wissen wie ich.”
Fügte sie fast schon beiläufig hinzu.
Aber mir entging nicht der Fetzen eines Schattens, der sich um ihre Präsenz legte wie ein Schutzschild.
Mitleid schlich sich in meine Brust als Bilder von einem Lebensabschnitt wach wurden, die eigentlich behütet in der Obhut einer so genannten Familie hätte stattfinden sollen.
Doch es verschwand mit einem Kopfschütteln wieder.
“Du weißt gar nichts über mich.”
Ich zog meine Knie dichter an meinen Körper, um die Wunde zu verbergen, die mit der Erinnerung sichtbar geworden war.
Wieso ließ ich sie nicht einfach hier sitzen und nutzte den Vorsprung, um irgendjemanden zu finden, der sie unschädlich machen konnte.
Es wäre die effektivste Methode, um schnell der Sache ein Ende zu setzen.
Aber meine Muskeln verharrten in dieser Position, unfähig mich von diesem Spiegelbild abzuwenden.
Weil sie wie eine personifizierte Antwort und alternative Gegenwart vor mir saß und mich dazu herausforderte hin zu sehen.
Zu dem, was ich nicht war.
Und etwas, von dem ich seit Monaten versuchte es zu verstehen.
“Hast du dich nie gefragt, wieso dein Nachname Kodomo lautet?”
Eine lockende Herausforderung tropfte von jedem Wort ihrer Frage.
“Nicht gerade einer der gängigsten Familiennamen.”
setzte sie fort und musterte mich auf dieselbe Art wie ich sie beobachtete.
“Übrigens teilen wir uns dieses Privileg.”
Die Bedeutung war mir schon immer klar gewesen, nicht zuletzt weil ich in den meisten meiner Schuljahre deswegen aufgezogen worden war.
Tsuki Kodomo. Mond Kind.
Das Kind, das niemals erwachsen werden würde. Für immer schwach und unnütz.
Aber in einer früheren Erinnerung, an die ich mich selten erinnern konnte, erklärte mir meine Mutter, dass es eine Ehre und ein Privileg sei, so genannt zu werden.
Kodomo Tsuki. Kind des Mondes.
Vielleicht hätte ich mich auch mächtig mit diesem Namen gefühlt, wenn ich denn früher für mich selbst eingestanden wäre.
Allerdings war es nicht gerade ein einfacher Weg, stehen zu lernen, wenn man sein Leben lang auf den Boden gedrückt worden war.
“Wie kann es dann sein, dass wir uns noch nie zuvor gesehen haben?”
Eine ihrer Augenbrauen zog sich verurteilend nach oben.
“Jetzt beleidigst du aber wirklich deine eigene Intelligenz, Schwesterchen.”
Diese unvollendeten Informationen gingen mir langsam gehörig auf die Nerven.
Ich kam mir langsam vor wie in einem Shōnen Manga, wo sie einfach nicht zum Punkt kommen wollen.
“Verrätst du mir dann wenigstens deinen Namen?” Es blieb eine Weile still, während sich der Abstand zwischen uns bedeutungsschwanger auflud und schließlich mit einem Flüstern seinen Höhepunkt fand, das ich ihr so nie zugetraut hätte.
“Sora.” wie das Himmelszelt.
Kodomo Sora. Kind des Himmels.
Ob man ihr auch als naives Kind gesagt hatte, dass der Name, den sie trug, eine Ehre ist? Vielleicht sogar der Beweis ihrer Stärke die sich in ihrer Fluchtechnik zeigte. Es war schwer zu begreifen, wie Sora wohl aufgewachsen war, um am Ende so zu werden.
Verdammt. Versuchte ich etwa wirklich die Frau zu verstehen, die noch vor einer Stunde, ohne mit der Wimper zu zucken, unschuldige in Asche verwandelt hat?
Das ging meiner Meinung nach selbst über den größten Heldenkomplex hinaus.
“Du solltest dieses widerwärtige Gefühl von deinem Gesicht wischen, bevor ich es dir aus der Brust reiße.”
Sora verzog angewidert das Gesicht, was mich beinahe laut auflachen ließ.
Anscheinend waren wir beide abgeneigt gegenüber der ungesunden Menge an Empathie, die mir in den Knochen steckte.
“Viel Glück dabei.”
Gab ich tonlos zurück und ignorierte dabei geflissentlich die Drohung an mich.
Dann, wie von einer kühlen Brise herangetragen, fuhr ein Schauer mein Kreuz hinab.
"Weißt du, das Problem mit Mitgefühl ist die Blindheit gegenüber dem, was man nicht sehen möchte.”
Soras Stimme veränderte sich, wurde beinahe zuckrig süß wie bei jemanden, der mit einem Kind redete.
Ein ungutes Gefühl packte mich an der Kehle, das mich auf die Füße schickte, noch bevor ich das Hochkochen von der Fluchkraft vor mir spürte.
“Und was noch viel wichtiger ist- “
Jede meiner Muskeln war bis zum Zerreißen gespannt in der Erwartung, gleich mit ihren Flammen konfrontiert zu werden. Die aber nicht kamen.
Stattdessen fand der Angriff, den ich nicht kommen gesehen hatte, in meinem Rücken sein Ziel.
Heißer Schmerz bohrte sich durch mich hindurch wie ein glatter Durchschuss.
Mein Mund riss sich zu einem Schrei auf, der aber nie meine Kehle verließ.
“Es macht uns schwach.”
Hörte ich Sora sagen, die immer noch an derselben Stelle vor mir saß.
“Tu dir also selbst einen Gefallen und kämpf endlich für dich selbst.”
Erneut war es ihre Stimme, aber diesmal war sie ein Wispern direkt an meinem Ohr.
Ich riss meinen Kopf herum, nur um in ein weiteres identisches Gesicht zu starren, das mich diabolisch an funkelte.
“Was- ?” die Frage blieb mir im Hals stecken, als sich der Schmerz des Angriffs in meiner Körpermitte verdichtete und zu einem glühend heißen Brennen mutierte.
Panik löste endlich den Schock des Treffers ab, ließ mich meinen Ellbogen nach hinten schleudern.
Doch was auch immer da hinter mir gestanden war, hatte sich in Luft aufgelöst.
Ich verfluchte meine Unachtsamkeit gegenüber dem Unbekannten, nachdem ich Ausschau gehalten hatte.
Und trotzdem, wie eine närrische Idiotin darauf hereingefallen war.
“Hast du es etwa immer noch nicht erraten?” steif vor Schmerz wandte ich mich wieder der echten Sora zu (zumindest nahm ich an, dass es die echte war) und taumelte nach hinten, bis ich den kalten Kontrast des aufgesprungenen Betons fühlte.
“Und das obwohl ich es dir mit meinem Namen doch förmlich auf dem Silbertablett serviert hab.”
Kind des Himmels.
Ich war im ersten Augenblick so eingenommen gewesen von der philosophischen Ähnlichkeit unserer Namen, dass mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, es wörtlich auf unsere Fluchtechnik zu beziehen.
“Dann wird es vielleicht endlich an der Zeit, dass die Sonne aufgeht.”
Taiyō und Tsuki.
Sonne und Mond.
Und was sie verbindet.
Sora. Wie der verfluchte Himmel über unseren Köpfen, verdeckt von der undurchdringlichen Schwärze eines Schleiers, der mich in diesem Albtraum gefangen zu halten schien.
Es war eine götterverdammte Fluchtechnik. Vermutlich die gleiche, mit der sie sich bei unserem ersten Aufeinandertreffen in Luft aufgelöst hatte.
Ein Husten schüttelte meinen Brustkorb.
“Das hat aber nicht sonderlich viel mit freundlichen Sonnenstrahlen zu tun.”
bemerkte ich, als sich das Brennen durch die Kapsel frass, in der die Überreste meiner Fluchkraft rumorte.
“Das hat sich Icarus vermutlich auch gedacht, als er vom Himmel gefallen ist.”
Jeder Knacks in der Hülle hallte durch meine Zellen wie eine Schockwelle, als würde das, was mich befallen hatte, wie Strom durch mich hindurch fließen.
Einzig mit dem Unterschied, dass diese Sonnen Technik darauf aus war, mich von innen heraus zu verbrennen.
“Und das hältst du für einen besseren Spruch?” zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und erntete ein Schnalzen dafür.
Ich kämpfte dagegen an dem Druck nachzugeben, meine Fluchkraft freizulassen, die unter der Anspannung aufbegehrte.
Doch am Ende war ich machtlos.
Wie so oft in meinem Leben.
Der Geschmack von Asche legte sich auf meine Zunge als sich meine Fluchkraft ausbreitete wie ein Flächenbrand.
Meine eigenen Flammen leckten gierig an meinem Fleisch. Der Schmerz meiner verbrannten Haut ein vertrauter Begleiter.
Und dann war da mein Spiegelbild, das sich vor mir aufbaute, während ich ohne Kontrolle über meine eigene Technik Mühe hatte, das Wackeln meiner Knie zu unterbinden.
“Wie gefällt dir der Vorgeschmack auf die Macht, die du haben könntest?”
Säuselte Sora dicht vor meinem Gesicht, ohne auch nur vor den Flammen zu zucken, die sich meine Arme entlang windeten. Ein Wimpernschlag verging noch bevor sich der Invasive Griff um meine Fluchkraft löste und ich die Technik keuchend beendete.
“Alles was du dafür tun musst, ist es zu brechen.”
Es. Den Fluch.
Verzweiflung machte der frustrierten Wut Platz, griff nach der immer noch lodernden Fluchkraft die sich bereit zum Gegenschlag in meiner ohnehin schon verkohlten Handfläche sammelte.
Dann packte ich Sora an der Kehle, drehte mich und drückte sie mit genug Kraft gegen die Wand, dass ein ersticktes Knurren zwischen meinen Fingern hervor schlüpfte.
Und weil dieser Albtraum kein Ende nehmen wollte, gesellte sich ein weiteres Monster dazu.
“Was ein vertrauter Anblick.”
Ein Monster, das selbst die Hölle zum Erzittern bringen würde, mit seiner bloßen Präsenz, die selbst Göttern das Fürchten lehren konnte.
“Da bekommt man ja schon fast Heimweh.”
Sukuna.




One Coke and your Curse to go  *°• GojoXOc •°* a Jujutsu Kaisen StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt