19.02.2008
“Eine Coke und deinen Fluch zum Mitnehmen bitte.”
Stolz grinsend über den ausgeklügelten Spruch lehnte ich mich gegen die Scheibe des Nachbar Automaten, vor dem Tsuki gerade auf der Suche nach einem kleinen Pausen Snack stand.
“Oh und vielleicht auch diesen entzückenden Hintern wenn es keine Umstände macht.”
Meine Augen wanderten einen wertschätzenden Moment zu besagtem Körperteil, bevor sie auf Tsukis belustigten Lächeln landeten, das dieses elende Ding in meiner Brust jedes Mal aufs Neue zum Hüpfen brachte.
“Wovon redest du?”
fragte sie kichernd und schob die erste Münze in den Automaten die klirrend im Inneren landete, bevor dieser sprunghaft auf dem kleinen Bildschirm den Betrag anzeigte.
“Ich hab vielleicht einen Weg gefunden, wie wir deinen Fluch brechen.”
verkündete ich selbstsicher und kaute gespannt auf ihre Reaktion auf der Spitze meines Daumens herum.
“Wenn das ein Trick sein sollte, nochmal den 10. Pokemon anzuschauen, ist er ziemlich schlecht. Selbst Megumi hängt er schon zu den Ohren raus, und wegen ihm sind wir überhaupt das erste Mal reingegangen."
Beleidigt schob ich die Unterlippe vor und funkelte sie durch meine dunklen Brillengläser empört an.
“Der Film war ein Meisterwerk.”
Tsuki verdrehte nur die Augen und tippte die sechsundzwanzig in das Bedienfeld worauf ihre nächsten Worte von den Machenschaften des Automaten begleitet wurden, gefolgt von einem plumpen Geräusch als der Schokoriegel im Ausgabefach landete.
“Kann ja sein, aber nach dem sechsten Mal wird es doch etwas fade.”
Mein verschmitzter Gesichtsausdruck erwachte so schnell zum Leben, dass Tsuki nicht mal genug Zeit hatte, ihre Wortwahl zu bereuen, bevor der durch und durch schlüpfrige Satz meinen Mund verließ.
“Komisch, im Bett hab ich dich das noch nie sagen hören.”
Der Sakura pinke Ton feierte seinen Auftritt auf ihrem Nasenrücken und breitete sich schnell auf ihre Wangen aus, bis sie förmlich zu glühen schien.
“Baka!” Ihre Stimme hüpfte beinahe über das Wort, schlug eine höhere Note an.
“Du wirst immer unverschämter.”
beschwerte sie sich und klang dabei beinahe so, als würde es sie stören.
Aber auch nur beinahe.
“Gefallen dir meine Flirts etwa nicht?”
Ich rückte ein Stück näher an sie heran, bis ich mir ein bildete ihre Wärme beinahe durch meine Uniform spüren zu können.
Mit Genugtuung beobachtete ich dabei, wie Tsuki sich auf die Unterlippe biss.
“Vielleicht sollte ich dann eher zu dem Teil übergehen, der dir besser gefällt.”
Meine Finger fanden ihr Kinn, hoben es etwas höher. Meine Augen fixierten Tsukis Lippen, während mein Daumen ihre Unterlippe sachte entlang fuhr und sie nach unten drückte, bis ihre Zähne sie frei gaben. Warmer Atem strich über meine Daumenkuppe wie eine Liebkosung, gefolgt von einer kurzen Berührung ihrer Zungenspitze, die ein köstliches Ziehen in meiner Leistengegend hervor rief.
Wenn ich ihr nicht schon Hals über Kopf verfallen wäre, würde sie mich spätestens jetzt in den Wahnsinn treiben.
Ich konnte einfach nicht anders.
Meine Finger glitten unter ihren Kiefer, hielten sie an Ort und Stelle, als sich mein Mund auf ihren senkte.
Tsuki schmolz gegen mich wie flüssige Schokolade, von der man nie genug bekommen konnte. Und wenn es nach mir ginge, hätte ich schon jedes letzte Stück von ihr verputzt.
“Satoru.” hauchte sie andächtig kaum, dass der Kuss zugunsten von Sauerstoff brach. Unfähig sie los zu lassen legte ich stattdessen meine Stirn auf ihre, ließ mich von ihrem Duft bis zu dem Punkt einlullen das ich die Annäherung von Shoko erst bemerkte als sie den Mund aufmachte.
“Nur keine Eile, immerhin gibt es ja nicht noch andere überarbeitete Leute hier, die nach ungesundem Fraß gieren.”
Ich hob den Kopf an, behielt Tsuki aber fest gegen mich gedrückt und funkelte unsere gelangweilt dreinblickende Mitschülerin an.
“Aber wenn ihr weitermachen wollt, lasst mich nur vorher schnell eine Packung Popcorn aus dem Ding ziehen.”
fügte sie noch sarkastisch hinzu und stemmte fast schon ungeduldig eine Hand in ihre Hüfte.
Tsuki wuselte sich schneller aus meinen Armen als ich protestieren konnte und wandte sich an Shoko.
“Sag nicht, dass du schon fertig bist.”
warf sie fast schon empört ein und drückte mich zusammen mit ihr auf die Seite, um Shoko den Automaten endlich frei zu machen.
"Nein, aber fast, also mach dir keinen Kopf.” Ihre Antwort wurde von einem langen, resignierten Atemzug begleitet, während sie eine Münze nach der anderen in den Schlitz schob.
“Du solltest dir auch mal eine Pause gönnen.” Das ausgewählte Ausgabefach drehte sich geschäftig, bis die Dose ihren Fall absolvierte. Mit stetig dunkleren Schatten unter den Augen warf sie erst Tsuki, dann mir einen flüchtigen Blick zu, ehe sie die Instant Kaffee Dose und Tsukis Riegel aus dem Fach fischte.
“Wir sehen uns dann morgen.”
Mit diesen Worten händigte Shoko den Riegel aus und machte auf dem Absatz kehrt. Auch wenn ich nur Tsukis Hinterkopf in meinem Blickfeld hatte, konnte ich auch so die Sorge sehen, mit der sie ihr hinterher schaute.
Shoko scheint zwar äußerlich ein unverwüstlicher, harter Brocken zu sein, aber die Wahrheit war eine andere.
Besonders nach allem, was geschehen war, schien es nicht sonderlich verwunderlich.
Aber wir alle gingen eben unterschiedlich mit Verlust um, besonders wenn dieser uns jeden Tag erneut einholen konnte.
Und damit hätte ich es belassen, doch die Frau vor mir schien sich nicht damit abfinden zu wollen, dass Shoko nicht von der Sorte war, die sich gerne helfen ließ.
Also hörte ich mich kurzerhand meiner Freundin hinterher rufen.
“Hey Shoko, wir wollen in ein paar Tagen einen Ausflug mit den Kids machen, ich könnte dir einen freien Tag verschaffen.”
Doch der Versuch lief ins Leere, als diese ungerührt weiter durch den Gang schritt und uns nur zwei Worte zurückgab.
“Viel Spaß.” und damit verschwanden die klackernden Schritte ihrer Absätze hinter der nächsten Ecke.
Nun da wir wieder allein waren, legte ich einen Arm um sie und drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. Tsuki lehnte sich einen Augenblick in meine Umarmung, bettete ihren Kopf an meine Schulter und schien ihrer Trauer im Schutze dieser Raum zu geben, an die Oberfläche zu dringen.
Eine Vertrautheit knüpfte sich ihren Weg zwischen uns, die nicht mehr zu leugnen war und über jede Gelegenheits Zuneigung hinausging.
Ich hatte schon lange den Versuch aufgegeben, das was zwischen uns war, zu ignorieren. War der Aufgabe müde geworden jeden Stein in meiner sorgfältig errichteten Mauer zu erneuern, die Tsuki mit jeder Sekunde, in der sie einfach nur da war, pulverisierte.
Und alles, was ich je war oder nicht sein durfte, an das Tageslicht beförderte und dabei eine klaffende Wunde hinterließ, die sich nie wieder schließen würde.
Ich drückte sanft die Stelle an der ihre Schulter in den Oberarm überging und brach das Schweigen.
“Hast du heute noch etwas hier zu tun?”
Tsukis rabenschwarzer Schopf schüttelte sich verneinend, zerzauste dabei ihren Zopf der sich an meiner Uniform rieb.
“Dann lass uns nach Hause gehen.”
Der Satz hatte sich in den letzten Monaten zu etwas beständigem entwickelt und bot uns zumindest eine kleine Auszeit von dem, was tagtäglich auf uns nieder drückte. Auch wenn es eine noch größere Flucht von den Dingen war, die immer noch außer Frage standen, fühlte es sich richtig an. Da es aber mit Abstand nicht der kürzeste Weg war, konnten wir es zeitlich nicht annähernd so oft einrichten, nach den beiden zu sehen, wie uns lieb wäre. Aber wir taten dahingehend beide, was wir konnten, um unsere Verpflichtungen so schnell wie möglich abzuarbeiten. Häufig übernahm ich auch einfach Tsukis restliche Aufgaben neben meinen, damit zumindest sie bei den beiden sein konnte.
Es war ein Balanceakt, der uns genauso viel abverlangte wie er uns einbrachte, aber besonders litt unsere Zweisamkeit darunter. Was sich in den immer wenigen Momenten bemerkbar machte die wir für uns hatten.
Aber nicht zuletzt ergriff ich die unfreiwillige Aufladung immer mehr Arbeit dazu meine Technik zur Perfektion zu feilen. Auch wenn mir meine eigene Stärke nicht von Nutzen war wenn die unvermeidliche Sorge um Tsuki mich in Fetzen riss kaum das sie auf eine Einzel Mission geschickt wurde.
Weshalb ich auch zunehmend besessener davon wurde, ihren Fluch endlich den gar auszumachen.
Was mich zu zeitaufwendigen Recherchen führte, die mir mehr als nur einmal den Wunsch nahe brachten, aus Frustration meine Augen auszukratzen.
Was in Anbetracht der Dinge keine gute Idee wäre, außer mir läge etwas daran, das Gleichgewicht zugunsten der Flüche zum Kippeln zu bringen.
Also trug ich während wir von einem Zug zum nächsten hüpften meine neue Theorie an Tsuki heran, wie wir uns diesem vermutlich entledigen konnten.
Es war nicht das erste Mal, dass ich ihr einen neuen Plan diesbezüglich offenbarte, doch bisher war Tsuki immer optimistisch bei der Sache gewesen, was diesmal nicht der Fall war.
Ihr Schweigen wurde mit jedem Satz, der aus meinem Mund floss erdrückender, bis es mich schließlich dazu brachte, den Rest der Erklärung ungesagt herunterzuschlucken.
Das leise Quietschen der Räder auf den polierten Schienen unterstrich meine abrupte Stille und verlieh dem, was folgte, ein noch bedeutenderes Gewicht.
“Weißt du, vielleicht müssen wir den Fluch gar nicht brechen.”
Glücklicherweise war der Abteil, in dem wir saßen so gut wie leer, denn ansonsten wäre ich vermutlich an meiner Antwort erstickt.
“Du sagst das nur, weil wir schon so lange ohne Erfolg daran arbeiten.”
Auch wenn wir nebeneinander saßen, erspähte ich in der Spiegelung des Fensters, wie sie den Stoff ihres Rockes halt suchend umklammerte.
“Ist es dir denn so wichtig?”
Die melodische Stimme einer Zugbegleiterin kündigte die nächste Station an und verschluckte so einen Teil der Spannung zwischen uns.
“Mehr als alles andere.”
Damit sie sich selbst schützen konnte.
Weil ich den Gedanken nicht ertrug, dass es nächstes Mal vielleicht Tsuki war, die meinem Versagen zum Opfer fiel.
Auch wenn es niemanden gab, der mich in Stärke auch nur ansatzweise übertraf.
Doch das hat auch Suguru nicht davon abgehalten, mich zurückzulassen.
Ironischerweise war genau diese Angst der Zünder, der uns auseinanderreißen würde.
“Tsuuuukii!” Freudestrahlend warf sich Tsumiki erst auf sie, bevor das Mädchen mit einer tiefen Verbeugung auch mich begrüßte. Beleidigt über den viel zu formellen Empfang packte ich die quietschende Tsumiki.
“Lass das Satoruuuu!”
Beschwerte sie sich und begann halbherzig in meinen Armen zu zappeln.
“Auch große Jungs haben eine Umarmung verdient.” Brummte ich vor mich hin, bevor ich das Mädchen wieder ab setzte.
Dann fing ich den stets berechnenden Blick eines Fünfjährigen auf, der uns von dem Türrahmen des Wohnzimmers aus musterte wie ein Stratege.
"Na, wie läufts Megumi?”
Grüne Augen fixierten mich viel zu ernst, als ich in die Hocke ging, um mit ihm auf selber Höhe zu sein.
“Hast du es mitgebracht?”
Der fordernde Ton des Erstklässlers ließ mich albern kichern.
“Wie immer direkt zur Sache.”
Megumi allerdings war wie immer nicht für Verzögerungen aufgelegt und stellte sich mit verschränkten Armen vor mich hin.
“Also?” hackte der Junge nach.
Ich griff hinter mich, wo eine weiße Plastiktüte zwischen mir und der geschlossenen Tür versteckt war.
“Ich würde doch niemals meinen liebsten Schützling vergessen.”
Kindliche Finger schnappten sich die raschelnde Tüte und zogen kurzerhand eine bunte Verpackung daraus hervor.
“Ich wusste nicht, dass du auch noch andere Kinder bestichst.”
erwiderte Megumi so ernst, dass ich beinahe die Dankbarkeit verpasste, die in seinen Augen aufleuchtete.
Bevor der wandelnde Meter aber aus meiner Reichweite verschwinden konnte, wuschelte ich energisch durch seine ohnehin unordentlichen Haare.
“Bestechung ist so ein hartes Wort Megumi.” Dann erhob ich mich wieder zu meiner vollen Größe, während Megumi den Kopf in den Nacken legte, um mich missmutig anzustarren.
Eindeutig viel zu ernst für sein Alter.
“Da wir nun die dubiosen Lego Geschäfte hinter uns haben, wie wärs mit Abendessen?” fragte Tsuki mit einem belustigten Unterton und erntete zwei unterschiedliche Reaktionen, die aber beide zu dem gleichen Ergebnis führten.
Von den beiden Kids flankiert betrat Tsuki den Wohnbereich, in dem an der Wand gegenüber der Tür die Küche stand.
Gefesselt von dem Anblick war ich wie festgewachsen und betrachtete das beinahe vertraute Scenario.
Tsumiki öffnete energisch den Kühlschrank, griff mit beiden Händen hinein und reichte einer entspannt lächelnden Tsuki den Karton Eier, während der kleine Megumi gespannt mit dem bunten Karton im Arm zu ihr hoch blickte.
Mugen kribbelte schwach auf meiner Haut angesichts den überbordenden Gefühlen, die sich in mir breit machten.
Das Licht der Abendsonne flutete die drei Gestalten und formte nur einen Wimpernschlag lang, etwas das einzig einem Wunsch meines trügerischen Herzens entsprungen sein konnte.
Und am liebsten hätte ich die Zeit zurückgedreht, nur um mich selbst zum Blinzeln zu bringen.
Damit ich den Moment verpasste als sich vor meinen Augen ein Bild ausbreitete das nur in den selbstsüchtigen Strängen meiner Gedanken existierte.
Wie eine fata morgana verschwamm die Szene von einer Tsuki, die über ihren geschwollenen Bauch strich.
Absurd. Das war absurd.
Was war nur los mit mir?
Wie ein Rammbock krachte die Realität wieder in mich herein, zersplitterte dabei meine Fassung und ließ mich mit nichts als einer grausamen Erkenntnis zurück.
Liebe ist wohl der abstrakteste Fluch, der mir je begegnet war.
Er gibt uns die Illusion von Hoffnung, nur um sie dann mit einem Schnippen der Finger zu zerquetschen.
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One Coke and your Curse to go *°• GojoXOc •°* a Jujutsu Kaisen Story
FanfictionOhne Auftrieb oder wirkliche Perspektive pendelt Tsuki in ihrem simplen Job als Automatenbefüllerin in Tokyo von Tag zu Tag. Geplagt von zerstörerischen schwarzen Flammen in ihren Träumen könnte es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen, bis sich di...