Ich hatte von Libellen geträumt, die über das Wasser huschten, und einer Zeit mit meinem jüngeren selbst.
Von Sternen besetzten Nächten und ausgelassenen Tagen am Strand.
Doch so sehr ich auch immer versuchte, in dieser Blase zu verweilen, zerplatzte sie doch immer wieder aufs Neue.
Ließ mich in ein Meer aus Flammen und Blut fallen, in dessen Mitte ein verlorener Dämon stand, mit einem Dolch der zwei Klingen besaß, fest in der Faust.
Doch wo ich sonst dem Traum hilflos ausgeliefert war, zog mich diesmal eine warme Hand aus diesem, begleitet von einer sanften Stimme, die beruhigende Worte murmelte.
Ich ließ mich von der Geborgenheit, die damit kam davon tragen, bis die Grausamkeit des Traums erneut vergessen war.
Warme Sonnenstrahlen auf meiner Haut weckten mich sanft, bedeckten meinen Rücken und hatten einen Arm um meine Mitte geschlungen.
Moment mal.
Die letzten Reste des Schlafs fielen schlagartig von mir ab. Nicht die Sonne war es, die meine hintere Seite wärmte, sondern ein anderer Körper.
Doch viel mehr als der lange cremefarbene Arm, verriet mir der Duft von Lavendel und Schnee, wer da hinter mir schlief. Ich kramte in meinem nicht gerade zuverlässigen Gedächtnis, wie es zu diesem Arrangement gekommen war.
Fand aber nur Bruchstücke vor, die in einer unklaren Spur aus Gefühlen endete kaum das Shoko mit ihrer Behandlung am Ende gewesen war.
Während ich noch in meiner Verwirrung kramte, begann sich Gojo hinter mir zu rühren. Ein zufriedenes Brummen summte über meine Schulter und endete als kitzliges Seufzen in meinem Nacken.
Seine Muskeln spannten sich um meinen Körper herum an, und ich erstarrte für einen kurzen Augenblick, als sein Arm mich noch näher an ihn heran zog und eine federleichte Berührung seiner Lippen über meine Haut strich.
In meiner Brust trommelte es unterdessen so laut, dass ich sicher war dieses würde ihn jeden Moment wecken.
Doch was ihn schlussendlich aus dem Schlaf riss, war ein Klopfen an der Tür.
Im einen Moment war er noch um mich drapiert wie eine zweite Decke und im nächsten war er wie fortgeweht.
Mein Körper drehte sich wie ein Magnet in die Richtung der Bettkante, als wollte ich seiner Wärme instinktiv folgen.
Er stand mitten in dem kleinen Raum, der von der Morgensonne erhellt wurde und das Chaos aus weißen Strähnen küsste.
Seine Iris strahlte mir mit den schillerndsten Tönen entgegen und seine Lippen waren einen Spaltbreit geöffnet, so als wollte Gojo etwas sagen.
Alles an ihm sah in dem Moment so herzzerreißend perfekt aus. Bis sich im nächsten Wimpernschlag der pure Schrecken in seinen Augen widerspiegelte und jedes Flattern, das in meinem Bauch empor steigen wollte, erstickte.
Das Klopfen ertönte erneut, gefolgt von Kugisakis Stimme die dumpf durch das Holz drang “Bist du wach Tsuki-san?”
Panik legte sich langsam über meine wirren Gefühle weshalb dem ersten Impuls geschuldet nur ein unsicheres
“Hm?” als Antwort aus mir rauskam.
Wieso fühlte ich mich so ertappt, obwohl nicht mehr passiert war, als das wir uns ein Bett geteilt hatten?
Mein Blick wanderte an Gojo herunter.
Das einzige, was seiner üblichen Gestalt fehlte, waren seine Jacke und Schuhe.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen imitierte Gojo mich und sah an sich herunter, bevor ihm anscheinend derselbe Gedanke durch den Kopf geisterte und seine Ohren rot färbte
“Wir haben für heute frei bekommen und wollten alle zusammen frühstücken, kommst du auch dazu?”
Meine Aufmerksamkeit schoss zurück zur Tür hinter der immer noch Kugisaki stand
“Ich komm vielleicht später dazu.”
antwortete ich schließlich wage und warf einen Seitenblick auf Gojo, dessen Verlegenheit sich wieder verflüchtigt hatte
"Okay, dann bis später.” kurze Schritte verhalten langsam im Gang, bis wir in diesem Abschnitt des Wohnheims erneut allein waren. Als ich mich allerdings wieder Gojo zuwandte, war die übliche Maske an Ort und Stelle getreten.
Es erinnerte nichts mehr an den liebevollen Mann, der mich gerade noch an sich gezogen hatte
“Ich weis das man sich an mir nicht satt sehen kann, aber wenn du mich weiterhin so anstarrst, komm ich noch auf falsche Ideen, Tsuki-chan." sein Grinsen war so arrogant wie immer und hinterließ ein Gefühl das ich nicht ganz deuten konnte
“Und die da wären?” fragte ich verunsichert von seinem plötzlichen Wechsel.
"Vielleicht, dass du dich unsterblich in mich verliebt hast.” Hitze stieg mir in den Kopf und verschmorte auch den Rest meiner Nerven. Ich kniete mich auf die Matratze und pfefferte ihm mein Kopfkissen entgegen, dem er elegant auswich
“Nicht mal in tausend Jahren Gojo Satoru!”
Dem Kerl fehlte aber auch jedes Taktgefühl. Wie kam er überhaupt auf diesen Gedanken? Er tänzelte mit einem breiten Grinsen näher heran
“Oioioioioi Tsu-ki-chan.”
Flötete er albern und tippte mir mit seinem Zeigefinger unverfroren auf die Nasenspitze.
“Wer war denn diejenige, die mich angebettelt hat, bei ihr zu bleiben?”
Verwirrt zog ich eine Grimasse.
Dann machte es bei Gojo klick und sein selbstsicheres Grinsen fiel mit einem Mal in sich zusammen
“Du kannst dich nicht dran erinnern, huh?”
sein Mund bewegte sich zwar aber der Rest schien wie eingefroren zu sein
“Kannst du dich denn überhaupt an den Traum erinnern?” ich dachte kurz darüber nach und fand wie zuvor schon eine undeutliche Spur aus Gefühlen, die mir allein schon kalt die Wirbelsäule entlang fuhren. Für gewöhnlich erinnerte ich mich wage an den Traum, auch wenn es bestenfalls Schemen von Dingen waren, die ich nicht zuordnen konnte, kaum das ich wach war. Viel schlimmer aber war das Herz rasen und die Tränen, deren Ursprung für mich im Dunkeln lagen, gepaart mit der Verwirrung, die meinen Kopf auch noch Stunden danach heimsuchte. Aber das alles war heute nicht der Fall gewesen, wobei ich dieses Detail fest verschlossen unter mentales Geröll in meinen Gedanken versteckte.
Als ich damit fertig war, schüttelte ich mit dem Kopf, was Gojo nachdenklich den Daumen gegen seine Lippe pressen ließ
"Naja, ist eigentlich auch egal.”
Murmelte er vor sich hin, aber irgendwie sah er auch erleichtert darüber aus.
Gojo tippte mir erneut gegen die Nasenspitze und setzte ein Lächeln auf
“Du solltest zu den anderen gehen und etwas essen.” er steuerte die Tür an, klaubte seine Jacke und Schuhe auf
“Warum kommst du nicht mit?”
Hörte ich mich fragen bevor ich die Worte davon abhalten konnte meine Gedanken zu verlassen
“Würde ich ja gern, aber wegen eines gewissen Umstands gestern Nacht hab ich in der Hektik mein Smartphone liegen lassen, das vermutlich schon mit Weltuntergangsszenarien gespickt ist, dank meiner nächtlichen Abwesenheit.”
Enttäuschung und auch ein gewisses Maß an Schuld machte sich breit, hielt meine Brust im Klammergriff auch nachdem Gojo sich mit einem kurzen Ciao aus dem Staub gemacht hatte. Wenn es etwas ungewöhnliches wäre, dass der Kerl so in Eile war, würde ich glatt vermuten das Gojo es gar nicht abwarten konnte, endlich aus diesem Zimmer zu verschwinden.
Und wenn ich raten müsste, dann war es sicher dem Umstand geschuldet, dass er ganz genau wusste, was in meinem Traum vorgekommen war.
Oder zumindest hatte er eine Vermutung.
Seit unserem Besuch bei Getos Grab war mir schon der Gedanke gekommen, dass Gojo mehr von meinen Erinnerungen wusste als er mir erzählte.
Doch das Gojo tagtäglich mit dem Wissen lebte, das mich Nacht um Nacht heimsuchte und in Tränen zurückließ, hinterließ eine Welle der Übelkeit in mir.
So wie er es geschildert hatte, musste ich wohl geschrien haben, worauf er gekommen war. Allein die Vorstellung entzog sich mir, wie Gojo sich wie ein sorgender Mann an meine Bettkante gesetzt hatte, um den Albtraum zu vertreiben, und doch war ich eben in diesen Armen aufgewacht.
Langsam warf sich in mir schon die Frage auf, welche seiner vielen Facetten der echte Gojo Satoru ist.
Da ich mich gerade heute aber nicht auf das Thema Gojo einlassen wollte, stieg ich aus dem Bett und steuerte das angrenzende Bad an.
Ich zog mir das Shirt über den Kopf und betrachtete meine makellos helle Haut einen Augenblick lang im Spiegel.
Nicht mal der kleinste Kratzer erinnerte an den Kampf gestern, obwohl meine Fluchtechnik selbst meine Adern in Brand gesteckt hatte. Shoko war wirklich unglaublich. Und eine gute Freundin noch dazu, denn die Narbe auf meiner Handfläche war immer noch da.
Ich sollte sie bei der nächsten Gelegenheit zum Essen einladen, um mich für ihre Hilfe zu bedanken.
Auch wenn ich augenscheinlich bereits von allem Blut und Dreck befreit wurde, klebte das Gefühl davon dennoch an mir.
Endlich ein Problem, das sich mit einer langen, ausgiebigen Dusche lösen ließ.
Eine gute Zeit später stieg ich rot wie ein Krebs aus der Dampfwolke des Bads in meinen Wohnbereich, nur mit einem knappen Handtuch bedeckt.
Mein knurrender Magen erinnerte mich schmerzlich daran, dass meine letzte Mahlzeit bereits zu lange her war.
Also beeilte ich mich eine dunkle Jeans und ein frisches Shirt über zu werfen, ehe ich Kugisakis Einladung von vorhin nachkam. Bereits auf dem Gang vor dem Gemeinschaftsraum kamen mir ausgelassene Gespräche entgegen, die sich kurz legten, als ich den vollen Raum betrat. Freundliche Gesichter sowie skeptische Blicke folgten mir auf meinem Weg zu einem freien Platz, der mir bereits von Yuji mit wilden Gesten angeboten wurde. Insgesamt waren die Schüler an zwei Tischen verteilt, auf denen sich die Take Away Boxen mit Essen stapelten.
Mir lief schon allein beim Anblick das Wasser im Mund zusammen, doch die Mischung der Gerüche versetzte meinem Hunger den Todesstoß.
Auch wenn ich nicht unhöflich sein wollte, war es anscheinend doch offensichtlich das mich mein Magen in den nächsten Sekunden umbringen würde, weswegen mir Yuji schon eine Schüssel mit Reis rüber schob bevor ich überhaupt nach den Stäbchen greifen konnte
“Du siehst ja sogar noch ausgebrannter aus als Fushiguro.” merkte Kugisaki zwischen zwei bissen an und schob mir die Box mit den Tamagoyaki quer über den Tisch entgegen von denen ich zwei Happen auf meinem Reis Haufen platzierte bevor ich das ganze mit einem Tütchen Sojasoße ab rundete
“Kein Wunder, der letzte Angriff war
wirklich bombastisch, das hättet ihr mal sehen sollen, das war irgendwie wie in diesem einen Film, wie hieß der nochmal..” plapperte Yuji neben mir mit einem sorglosen Lächeln drauf los und schaufelte sich während er nachdachte sein Oyakodon in den Mund.
Irgendwie erinnerte mich der Schüler mit jeder Sekunde mehr an Gojo.
Ein zufriedenes Brummen summte mit jedem Bissen meine Kehle hinauf und füllte Stück für Stück nicht nur meinen Magen, sondern auch meine Energie wieder auf.
“Hoya!” rief Gojo winkend in den Raum, um auf sich aufmerksam zu machen.
Die Gesichtsausdrücke, die den Special Grade begrüßten, waren von freundlich bis gelangweilt bunt gemischt.
Doch Yuji neben mir strahlte vor Freude, als er sich mir gegenüber setzte anstatt an den anderen Tisch, wo neben Toge und Panda noch genügend Platz war.
Ich zwang meinen Blick auf die wieder volle Schüssel vor mir und versuchte sein Grinsen, das auf mich gerichtet war, so teilnahmslos wie nur möglich zu ignorieren. Es wurde erst unerträglich, als er anfing, mit seinen Stäbchen eine Portion Essen nach der anderen in meine Schüssel plumpsen zu lassen. Als ich zu ihm rüber starrte, hatte Gojo seine Lippen gespitzt und seinen Kopf gelangweilt auf seiner Handfläche abgestützt. Hatte der Kerl nicht eigentlich abgelehnt, mitzukommen weil er angeblich in Arbeit versank? Seine Stäbchen kamen erneut vollgeladen angeflogen und hielten mir einen frittierten Tofu Würfel vor die Nase.
Ein genervtes Geräusch stieg aus meiner Kehle herauf, was er als Einladung nahm, um mit dem Ding herum zu wackeln und so lange zu warten, bis ich endlich meinen Mund öffnete. Murrend kaute ich darauf herum und hasste die Situation nun umso mehr. Warum musste das Teil auch nur so verdammt gut schmecken?
Mit einem zufriedenen Ausdruck wandte sich Gojo nun auch endlich seiner eigenen Schüssel zu. Es wurden noch einige Sätze über den gestrigen Tag ausgetauscht, bei denen ich aber nur halbherzig dabei war.
Mehr geisterten die letzten vierundzwanzig Stunden durch meinen Kopf, die mich auch ein ums andere Mal zu dem sorglos schmunzelnden Mann gegenüber von mir linsen ließ. Wie sonst auch war seine Augenbinde an Ort und Stelle platziert, die hellen Strähnen nun etwas ordentlicher und sein Outfit war mit seiner Jacke auch wieder komplett. Genau wie nach Shokos Behandlung, erinnerte nun auch nichts mehr an den Moment, der keine Stunde zurücklag. Und genauso würde ich darauf wetten, dass meine Fluchkraft unverändert mickrig war wie vor meinem kleinen Aussetzer. Obwohl man das schwerlich so nennen konnte. Es war fast so, als würde ich auf der Stelle treten, aber gleichzeitig nicht das Wissen besitzen, um voranzukommen.
Etwas stupste mich leicht unter dem Tisch an, was mich gerade noch rechtzeitig darauf aufmerksam machte, dass sich die Runde auflöste. Wir zerstreuten uns schließlich und während Gojo sich erneut mit der Entschuldigung verdrückte viel Arbeit zu haben, hatte ich nichts besseres zu tun als mich weiter von meinem Kopf zerpflücken zu lassen, da Training heute leider keine Option war.
Als ich am darauffolgenden Morgen schweißgebadet aus meinem Albtraum aufwachte, stellte ich als allererstes fest, dass ich allein war. Nicht dass ich irgendwie drauf gehofft hatte, dass Gojo jetzt immer einfach auftauchte, wenn ich schlecht träumte. Vermutlich war er auch gar nicht der Grund gewesen, dass der Traum nicht die ganze Nacht angehalten hatte. Eher war es die Erschöpfung gewesen nach dem Kampf. Immerhin war meine Fluchkraft weit darüber hinaus aufgebraucht gewesen. Also war es das mit Sicherheit. Ganz bestimmt.
Da ich keine Ahnung hatte, was der Tag noch so bringen würde, beschloss ich eine Runde im Gelände zu laufen.
Denn wenn es tatsächlich noch zu Einzelkämpfen kommen sollte, konnte ich es mir nicht leisten, unkonzentriert zu sein.
Aber selbst nach drei extra Runden auf dem Trainingsplatz spielte meine Konzentration immer noch mit mir verstecken. Schließlich gab ich es auf und kramte mein Smartphone aus meiner Sporthose.
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One Coke and your Curse to go *°• GojoXOc •°* a Jujutsu Kaisen Story
FanfictionOhne Auftrieb oder wirkliche Perspektive pendelt Tsuki in ihrem simplen Job als Automatenbefüllerin in Tokyo von Tag zu Tag. Geplagt von zerstörerischen schwarzen Flammen in ihren Träumen könnte es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen, bis sich di...