19.06 ( Tag 0 )

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Gedankenverloren schaute ich aus dem Fenster. Neben mir rockte meine Schwester mit ihren neon pinken Kopfhörern ab und vor mir diskutierten meine Eltern über irgendetwas mit ihrer Arbeit. An uns rauschten die Autos der gegenüberliegenden Spur vorbei und ließen unsern Mercedes zurück. Mal wieder Stau. Vorsichtig lugte ich auf die Ankunftsanzeige unseres Navigators: Wir würden um 15:55 am Flughafen ankommen. Dabei fliegen wir erst Abends um 20:00!

Ich dachte an die letzten Tage: Schule, Sportfest, packen, Verabschiedungsparty, Arzttermine... Am traurigsten war der Abschied von meinen heiß geliebten Freundinnen und natürlich von meiner ABF Lana. Aber in 10 Wochen sehe ich sie ja alle wieder.

Vor so ziemlich genau einem Jahr hielt meine Mutter mir ihr Tablett unter die Nase. Zu sehen war das Bild eines dunkelhäutigen Mädchens in Schuluniform. Doch das auffälligste an ihr war ihr Lächeln: Es war offen, sympathisch und einfach wunderschön! Ein halbes Jahr später stand Sardarla dann auf unserer Fußmatte und bekam erst einmal eine dicke Umarmung von mir. Es folgten zwei unvergessliche Monate, in denen wir versuchten Sardarla so viel wie möglich von unserem Leben zu zeigen. Es war echt toll. Bei dem Gedanken an diese Zeit huschte mir ein kleines Lächeln über die Lippen.

Aber jetzt würde ich an der Reihe sein in das Leben von Sardarla einzutauchen. Das gute ist aber, dass ich die Umgebung im südlichen Afrika schon kenne. Meine Mutter hat früher mehrere Jahre in Swasiland ( das liegt auch im südlichen Afrika) gelebt und sich sofort in das wunderbare Land und seine herzlichen Einwohner verliebt. Doch wie es das Schicksal so will hat sie sich auch in Roland, meinen Vater verliebt und ist zu ihm zurück nach Deutschland gezogen. Deshalb habe ich schon zwei mal in den Ferien Freunde von meiner Mutter besucht. Schließlich ging es mir wie ihr: Ich habe mich in das karge Land mit seiner unverwechselbaren Natur verguckt. Deshalb war ich gleich von der Idee begeistert einen Schüleraustausch nach Namibia zu machen.

Mein Blick wanderte zu meiner Tasche. Meine Mutter hat dort ein kleines Geschenk hinein gelegt, was ich aber erst öffnen darf, nachdem wir uns verabschiedet haben. Sie meinte nur es sei etwas zu lesen. Carla hat mir auch einen kleines Kleeblatt, was ich an mein Bettelarmband hängen kann, geschenkt. Ich habe mich echt sehr gefreut! Meine Klassenlehrer haben sogar meine Klasse auf ein kleines Tuch unterschreiben lassen, um es mir mitzugeben. Echt lieb... Ich freue mich riesig! Aber gerade bin ich hauptsächlich damit beschäftigt mir sorgen um alles mögliche zu machen: Von, dass ich etwas vergessen habe, bis zu Flugzeugabstürzen und weiß der Kuckuck was. Aber mir sorgen zu machen zählt sowieso quasi schon zu meinen Lebensaufgaben.

Nach unzähligen Staus schaffte es unser Auto dann doch irgendwann zum Flughafen. Meine Nerven lagen zwar Blank, da wir eine halbe Stunde Verspätung zum Vereinbarten Treffen mit den VDA, aber wir waren nicht einmal die letzten. Dann kam die große Verabschiedung: Ich habe es aber ohne Tränen geschafft!

Ein paar stunden später saß ich bereits im Flugzeug und schaute mir eine Dokumentation über die Rettung von Geparden an. Namibia ist eines der Länder mit den größten Geparden Beständen, doch Leider werden sie von vielen Farmern getötet, da sie ihre Herden angreifen. Deshalb sind sie eine bedrohte Tierart.

Ich hatte mir vorgenommen so viel wie möglich zu schlafen, aber gegen 3:30 in der Nacht wachte ich dann doch auf und konnte nicht mehr weiterschlafen. Durch das permanente Rauschen des Flugzeuges fühlte ich mich irgendwie taub und ein Stück weit abgeschnitten von der restlichen Welt. Ein Blick auf meinen Monitor verriet mir, dass wir uns gerade über der D.R Kongo befinden, nah an der Grenze zu Angola. Angola ist schon das nördliche Nachbarland von Namibia. Aus dem Fenster konnte man den gigantischen Sternenhimmel sehen und ich versuchte die Milchstraße zu finden, was mir leider nicht gelingen wollte.

Namibia- Mein Reisetagebuch mit FotosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt