Kapitel 10 - Das Telefonat

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Ich setzte mich gerade wieder auf meinen Platz, als unsere Lehrerin den Raum betrat. Die Mittagspause verging wie im Flug, es war wirklich nett mit Kenma. Er hatte mir erzählt, wie er seinen besten Freund Kuroo bereits in der Grundschule kennengelernt und durch ihn mit dem Volleyball spielen angefangen hatte, welches seine Lieblingsgames waren und dass er drei Kater hatte, die Tick, Trick und Track hießen. Außerdem lachten wir gemeinsam und haben einfach die Zeit zusammen genossen. Meine Bedenken, die ich wegen den schlechten Erfahrungen mit Mattheo gegenüber Kenma hatte, waren wir verflogen. Ich freute mich jetzt einfach nur darauf, den Jungen mit den Puddinghaaren die nächsten Wochen besser kennenzulernen.
Die Klingel, welche das Ende des heutigen Schultages verkündete, riss mich aus meinen Gedanken. Verdattert schaute ich mich um und stellte mit Erschrecken fest, dass die Hälfte meiner Klassenkameraden und Klassenkameradinnen schon ihre Sachen einpackten. Ich schüttelte den Kopf, um wieder klare Gedanken zu fassen und begann dann auch damit, meine Sachen in meine Tasche zu packen. „Hey Sakana, hast du noch kurz Zeit oder musst du zum Training?", fragte mich Kudo freundlich. „Ich muss leider direkt zum Training. Tut mir leid, Kudo.", antwortete ich ihr ebenfalls freundlich. "Können wir dann vielleicht Nummern austauschen? Ich würde wirklich gerne heute Abend noch über etwas mit dir reden." Kudo schaute verlegen zu Boden. "Klar, sehr gerne. Hier, tipp deine Nummer ein." Ich drückte ihr mein Handy in die Hand. "Ich schreibe dir dann, wenn ich Zuhause bin. Bai bai, Kudo.", verabschiedete ich mich von ihr, nachdem sie ihre Nummer eingetippt und mir mein Handy wiedergegeben hatte. Schnell steckte ich es in meine Tasche und eilte zur Tür, an der Kenma und Kuroo bereits auf mich warteten. "Kommst du endlich, Sakana?" Kuroo rollte gespielt genervt mit den Augen und schob mich die letzten Meter zur Tür. "Bai bai, Kudo. Komm gut nach Hause!", rief er Kudo noch mit einem Zwinkern zu. Bevor ich endgültig aus dem Raum geschoben wurde, sah ich Kudo nochmal verdutzt an, da ich sehr verwundert war, dass Kuroo sich von ihr verabschiedete. Diese stand aber einfach nur versteinert da, weswegen ich es gut sein ließ und mit den beiden Jungs in Richtung Sporthalle verschwand.

Es war genau 19:00 Uhr, als ich die Tür zu unserem Haus öffnete. Auch heute hatte es großen Spaß gemacht, den Jungs beim Training zuzusehen und zu helfen. Es war definitiv die richtige Entscheidung gewesen, den Job als Managerin anzunehmen.
Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie ausnahmsweise mal ordentlich ins Schuhregal. Dann schulterte ich meine Tasche und ging zu meinen Eltern ins Wohnzimmer. "Konbanwa, ich bin Zuhause!", trällerte ich. "Da ist aber jemand gut gelaunt.", lachte mein Dad. "Schön, dass du da bist, Tomo-chan, dann können wir ja jetzt Essen.", sagte meine Mum zur Begrüßung und umarmte mich herzlich. "Au ja, ich habe einen riesen Hunger!", flötete ich und hüpfte schnurstracks in die Küche, wo bereits ein leckeres Curry auf uns wartete.
Nach dem Essen setzte ich mich wie jeden Abend an meine Hausaufgaben. Heute versuchte ich, sie besonders schnell zu erledigen, da ich ja unbedingt noch mit Kudo telefonieren wollte. Also erledigte ich meine Aufgaben in Rekordzeit und schmiss mich dann mit meinem Handy auf's Bett. Ich wählte Kudos Nummer und nach dem zweiten Tuten nahm sie direkt ab. "Sakana-chan, bist du es?", hörte ich es vom anderen Ende der Leitung. "Ja, oi Kudo-chan, ich bin's, Sakana. Also worüber wolltest du mit mir reden?", begrüßte ich sie. Kudo fing sofort an, wirr durcheinander und wie ein Wasserfall zu reden, sodass ich ihr nur mit Mühe folgen konnte. Es ging aber wohl um eine Begegnung mit Kuroo, die sie komplett aus dem Konzept gebracht haben musste. Sie brabbelte irgendwas von einem roten Haarband, von "Kleine" und "Mittagspause". Zwischendurch schwärmte sie über seine wunderschönen Augen und sein Lächeln, welches sie zum Dahinschmelzen fand. "Und worüber wolltest du jetzt eigentlich mit mir reden?", fragte ich sie scherzheft. "Du bist gemein, Sakana-chan. Ich schütte dir schon seit 15 Minuten mein Herz aus und du hast nichts Besseres auf Lager als einen dummen Spruch!", antwortete sie mir gespielt beleidigt. "Spaß beiseite, worauf möchtest du hinaus? Alles, was ich verstanden habe, war, dass du einen Crush auf Kuroo hast. Und weiter?" "ICH HABE NICHT EINFACH NUR EINEN CRUSH AUF KUROO, ICH STEHE SCHON SEIT DEM ERSTEN SCHULJAHR AUF IHN!", schrie Kudo mir ins Ohr. "Das habe ich inzwischen verstanden, bitte hör auf zu schreien!", kicherte ich in mein Handy. "Gomen...", entschuldigte sich Kudo bei mir. "Worauf ich hinauswill: Dank dir hat er heute das erste Mal mit mir gesprochen. Ich dachte, er weiß nicht mal, dass ich existiere. Er kam vorhin zu uns in die Klasse und wollte Kenma zum Mittagessen einsammeln, aber der war ja schon mit dir verabredet. Also hat er mich gefragt, weil er mich anscheinend schon mit dir zusammen gesehen hatte, ob ich weiß wo Kenma und du stecken. Da ich leider auch nichts wusste, ist er wieder gegangen. Aber, er hat mich mehrmals angelächelt und mir zugezwinkert. Und was habe ich blöde Kuh gemacht? Ich habe die ganze Zeit gestottert wie ein kleines Kind, dass an Weihnachten vor der ganzen Familie ein Gedicht aufsagen muss. Kuroo denkt doch jetzt bestimmt, ich bin blöd oder so...", beendete sie ihren fast schon rekordreifen Monolog. "Ich bin mir sicher, dass er das nicht denkt. Auch, wenn er manchmal ein bisschen eingebildet rüberkommt und unser Mädchenschwarm Nummer 1 ist, glaube ich trotzdem, dass in ihm ein guter Kerl steckt. Ich mein', wenn er ein Arschloch wäre, würde Kenma sicherlich nicht mit ihm befreundet sein. Oder meinst du nicht? Am besten lernt ihr euch erstmal besser kennen und dann wirst du ja sehen, was daraus wird." "Aber ich kann doch nicht mal normal mit ihm reden, wie soll ich ihn da besser kennenlernen?", fragte sie mich mit trauriger Stimme. "Lass mich nur machen, mir wird schon was einfallen.", munterte ich Kudo auf. "Es muss doch für irgendwas gut sein, dass ich durch Kenma und den Job als Managerin, direkt an der Quelle sitze.", fügte ich euphorisch hinzu. "Ach Sakana, du bist so toll. Ich bin einfach froh, dich kennengelernt zu haben." "Gleichfalls, Kudo-chan." "Naja, danke auf jeden Fall, dass du dir mein Gejammer angehört hast. Wir sehen uns morgen in der Schule. Oyasumi nasai*.", verabschiedete sie sich von mir. "Oyasumi.", erwiderte ich und beendete das Telefonat.

Da ich nach diesem Gespräch keine weiteren unwichtigen Informationen aus den Sozialen Netzwerken mehr aufnehmen wollte und konnte, huschte ich nur noch schnell ins Bad, um mich umzuziehen und meine Zähne zu putzen. Zurück in meinem Zimmer ließ ich mich erneut aufs Bett fallen, stellte mir meinen Wecker, kuschelte mich in meine Decke und schlief innerhalb weniger Sekunden ein. 

*Oyasumi nasai = Gute Nacht

Watashi no kanpeki na kara 🐚 - Kenma x OC (18+ Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt