Kapitel 18 - Der Kuss

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POV Kenma

Tomoko und ich standen schon einige Sekunden einfach nur da und umarmten uns. Sie in meinen Armen zu halten und ihre Wärme zu spüren, die sich auch auf mich übertrug, war einfach nur schön. Ich wollte dieses Mädchen nie wieder loslassen, geschweige denn gehen lassen. Als hätte sie meine Gedanken gehört, löste sie die Umarmung plötzlich ein bisschen und ich wurde sofort traurig, weil ich dachte, dieser schöne Moment würde jetzt enden. Doch sie hatte lediglich ein bisschen Abstand zwischen unsere Körper gebracht, um mich ansehen zu können.
„Kenma, ich..." Sie wollte gerade etwas sagen, als ich all meinen Mut zusammennahm und etwas tat, von dem ich dachte, ich würde es niemals in meinem Leben tun. Ich küsste sie. Als sich unsere Lippen berührten, explodierte etwas in mir. Mein ganzer Körper kribbelte und mein Herz pochte so laut, dass ich Angst hatte, Tomoko würde es hören. Aber eigentlich war mir das auch egal, denn sie durfte ruhig wissen, dass ich sie mochte. Nein, mögen war das falsche Wort. Es war Liebe. Ich wusste bisher nicht, wie sich Liebe anfühlte, aber ich war mir sicher, dass diese Gefühle, die ich für sie empfand, Liebe waren. 'Dass ich mal auf einen Rat von Kuroo hören würde...', dachte ich und grinste in den Kuss hinein. Ich hatte vorhin kurz mit ihm gesprochen, als Tomoko mit Kudo draußen war und ihm erzählt, dass ich ein neues Gefühl ihr gegenüber empfand, welches ich nicht einordnen konnte und fragte ihn nach seiner Einschätzung. Erst wackelte er nur neckisch mit den Augenbrauen, doch dann sagte er ein paar schlaue Worte, die ich niemals aus Kuroos Mund erwartet hätte. Naja, und hier stand ich jetzt. Das Mädchen, dass ich liebte, küssend in den Armen haltend. Von mir aus hätte die Welt jetzt einfach stehen bleiben können, denn ich wollte, dass dieser Kuss niemals endete.

Plötzlich hörte ich ein lautes Lachen neben uns. Wir ließen widerwillig voneinander ab und sahen in das dumme Gesicht von Lev. „Was macht ihr denn da?", lachte er und tat so, als hätte er noch nie zwei sich küssende Menschen gesehen. Naja, vielleicht hatte er das auch wirklich noch nicht, so kindisch wie er war.
„Dinge, für die du noch zu klein bist.", blaffte ich ihn an. Ich war sauer, weil er mich aus diesem perfekten Moment gerissen hatte. „Hahaha, von wegen. Das erzähl ich Kuroo!", trällerte er immer noch lachend und rannte ins Haus. „Kuroo, Kuroo, Kenma und Sakana haben sich geküsst!", hörten wir es durch die offene Tür zu uns auf die Terrasse schallen. „Ich hasse ihn...", brummelte ich. „Ach, lass ihn doch. Er ist eben noch ein Baby." Tomoko kicherte, nahm meine Hand und schleifte mich zurück ins Haus. Ich wollte da nicht wieder rein und mit den blöden Kommentaren meiner Teamkameraden konfrontiert werden. Es beruhigte mich, dass Tomoko dabei war, denn sie war taff und würde den Jungs sicherlich die Meinung sagen.
Als wir, uns an den Händen haltend, zusammen das Wohnzimmer betraten, klatschten alle Anwesenden Beifall. „Na, sieh mal einer an. Unser kleiner Kenma wird erwachsen. Hast du dich also doch getraut!", rief Kuroo mir entgegen. Mein Kopf musste in diesem Moment bestimmt die Farbe einer überreifen Tomate angenommen haben, so peinlich und unangenehm war mir diese Situation. Ich ließ Tomokos Hand los, machte auf dem Absatz kehrt und rannte wieder zurück auf die Terrasse. Das war zu viel Aufmerksamkeit für mich gewesen. Ich setzte mich auf die Bank, die ein Stück weiter im Garten auf dem Rasen stand, zog die Beine an und legte meinen Kopf darauf ab. Plötzlich vernahm ich Schritte auf mich zukommen. Ich hob den Kopf ein bisschen an, um zu schauen, wer mich störte. Es war Kuroo. „Geh weg, Kuroo, ich will alleine sein!", blaffte ich ihn an. Aber Kuroo dachte nicht dran und setzte sich trotzdem neben mich. Wider Erwarten textete er mich aber nicht voll, sondern saß einfach nur still da.

POV Tomoko

Kenma ließ plötzlich meine Hand los und rannte zurück auf die Terrasse, von der wir gerade gekommen waren. 'Der Arme, die Aktion war bestimmt zu viel für ihn.', dachte ich. „Toll gemacht, Kuroo. Entschuldige dich gefälligst bei ihm!", meckerte ich den Kapitän des Volleyballteams an. „Ja ja, ich geh ja schon!", meckerte er zurück und setzte sich nur widerwillig in Bewegung. Als Kuroo nach draußen verschwunden war, suchte ich im Raum nach meiner besten Freundin. Ich fand sie schüchtern zusammengekauert auf der Couch sitzen. „Isa-chan, ist alles okay mit dir?", fragte ich sie, als ich mich neben ihr auf die Couch plumpsen ließ. „Ja! N-N-Nein, eigentlich nicht, aber ich kann darüber jetzt grade nicht reden. Ich erzähle es dir später. Erzähl mir lieber, was bei dir und Kenma grade los war." Sie stieß mir neckend in die Seite. „Ja, also, was soll ich sagen... Wir haben uns geküsst.", strahlte ich. „Yeah Girl. Herzlichen Glückwunsch!" Sie hielt mir beide Hände entgegen, als Zeichen, dass ich einschlagen sollte. Ich gab ihr High Five und lehnte mich danach glücklich in der Couch zurück.
„Wie geht es jetzt weiter mit euch?", fragte Isa mich und riss mich damit aus einem kurzen Nickerchen. „Oh sorry, ich wollte dich nicht aufwecken.", fügte sie entschuldigend hinzu. „Alles gut, ich hatte nur ganz kurz die Augen zu. Ich weiß nicht, wie es mit uns weitergeht. Wir werden sehen. Ich möchte Kenma auf jeden Fall zu nichts drängen.", beantwortete ich ihre Frage. „Apropos Kenma, ich werde mal nach ihm sehen. Er ist schon ganz schön lange mit Kuroo draußen.", sagte ich zu Isa, während ich mich vom Sofa quälte. „Alles klar, bis gleich.", hörte ich sie noch sagen, bevor ich auf die Terrasse hinaustrat.

Mein Blick suchte den Garten nach den beiden ab, was im Dunkeln gar nicht so einfach war. Zum Glück entdeckte ich die beiden doch relativ schnell und machte mich auf den Weg zu ihnen.
„Hey ihr beiden, ist alles okay? Ihr seid schon ganz schön lange weg.", sprach ich ins Dunkle hinein und blieb vor der Bank stehen. Die Jungs waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie mich gar nicht kommen sahen. „Man, Tomo, musst du uns so erschrecken?", hörte ich Kenmas Stimme vor mir. „Gomen, Kenma. Ich habe nicht bedacht, dass man mich im Dunkeln nicht wirklich erkennt. Aber nochmal meine Frage: alles okay bei euch?", hakte ich nochmal nach. „Ja, alles gut. Kuroo hat sich bei mir entschuldigt und dann haben wir noch geredet. Tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast, wir können eigentlich dann auch wieder reingehen.", antwortete Kenma mir auf meine Frage. „Bist du dir sicher?" Kuroo stupste seinem besten Freund in die Seite. „Ich gehe rein und sehe nach dem Rechten. Ihr könnt gerne noch ein bisschen hierbleiben.", sagte Kuroo zu uns und wackelte provozierend mit den Augenbrauen. Als Kuroo außer Hörweite war, setzte ich mich neben Kenma und umarmte ihn von der Seite. „Ist wirklich alles okay? Warum bist du einfach abgehauen?" „Das Klatschen, die Aufmerksamkeit und Kuroos blöder Spruch waren einfach zu viel für mich. Da musste ich einfach raus." „Das habe ich mir schon gedacht. Geht's denn jetzt wieder?", fragte ich ihn und drückte ihn noch fester an mich. „Ja, danke Tomo, dass du hergekommen bist, um nach mir zu sehen." „Sehr gerne." Ich wechselte mit meinem Blick zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her, in der Hoffnung, er würde die Anspielung verstehen. Und tatsächlich küsste er mich nur ein paar Millisekunden später erneut, zum zweiten Mal an diesem Abend.

Watashi no kanpeki na kara 🐚 - Kenma x OC (18+ Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt