Kapitel 25 - Ein schrecklicher Albtraum

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich immer noch in den warmen, starken Armen meines Freundes und erinnerte mich direkt wieder an die vergangene Nacht. Auch, wenn es für mich nicht das erste Mal war, fühlte es sich zum ersten Mal wirklich richtig an. Nach echter, wahrhaftiger Liebe, von der ich eigentlich schon damals bei meinem Exfreund Mattheo dachte, ich hätte sie empfunden. Es stellte sich allerdings heraus, dass er mich nur für bessere Views in seinen Streams und den Sex ausgenutzt hatte. Seine anfangs sanfte, freundliche Art verflog schnell, als er merkte, wie gut ich bei seiner Community, die überwiegend aus männlichen Wesen bestand, ankam. Aber mich einfach nur in seinen Streams zu präsentieren, reichte ihm irgendwann nicht mehr. Er zwang mich zu unvorstellbaren Dingen, die ich am liebsten für immer aus meinen Gedanken verbannen würde. Doch diese Geschehnisse hatten mich so geprägt, dass ich sie nicht vergessen konnte.

Ich kuschelte mich enger an den immer noch tief schlafenden Kenma ran, da ich bei dem Gedanken an Mattheo eine unangenehme Gänsehaut bekam. Obwohl mein Freund schlief, festigte er die Umarmung, als hätte er gespürt, dass ich seine Wärme grade mehr als brauchen würde. Meine Gänsehaut und das komische Gefühl in meinem Bauch verschwanden und ich schlief wieder ein.
„Guten Morgen Babygirl.", hörte ich eine vertraute Stimme neben mir. Ich öffnete langsam die Augen und stellte fest, dass ich immer noch von zwei starken Armen umschlungen wurde. Aber irgendwas war komisch. Kenma fühlte sich anders an als vorher und roch auch ganz anders. Und, Moment, seit wann sagte Kenma eigentlich Babygirl? Ich hob meinen Kopf in Richtung der Stimme und riss erschrocken die Augen auf. Ich lag nicht, wie erwartet in Kenmas Armen, sondern in Mattheos. Ich sprang auf und wickelte meinen nackten Körper in das nächstgelegene Kleidungsstück ein. Ich wollte nicht, dass Mattheo meinen Körper sah. Ich bekam wieder diese unangenehme Gänsehaut und alles in mir kribbelte. „WAS MACHST DU HIER?", schrie ich meinen Exfreund aus Deutschland an. „Und wo ist Kenma?", fügte ich noch verwirrt hinzu. „Kenma? Wer ist Kenma? Ich kenne niemanden, der so heißt. Aber da du offensichtlich dachtest, dass ich er wäre, ist das auch besser so, glaub mir, Babygirl.", antwortete Mattheo mit seiner rauchigen Stimme, der ich so sehr verfallen war. Einen kurzen Augenblick vergaß ich dadurch kurz, dass der Typ, wegen dem mein altes Leben in Deutschland den Bach runter ging, nackt in meinem Bett lag. In Tokyo, am anderen Ende der Welt. Ich kam, Gott sei Dank, schnell wieder zu mir. „Hör auf zu lügen, Mattheo. Was hast du mit ihm gemacht?", fragte ich erneut. „Ich weiß wirklich nicht, was du von mir willst, Babygirl. Wir hatten letzte Nacht unseren Spaß und als du aufgewacht bist, hast du angefangen, von einem anderen Kerl zu labern. Findest du das fair mir gegenüber?" raunte er mir entgegen. „Wir? Letzte Nacht? Spaß?" Ich verstand die Welt nicht mehr. Was war hier los? Wieso war ich plötzlich in Mattheos Armen aufgewacht, statt in Kenmas? „Ich hab' dir wohl gestern dein kleines Spatzenhirn rausgevögelt, anders kann ich mir dein Verhalten grade wirklich nicht erklären." Mattheo stand auf, nahm mich in den Arm und wollte mich zurück ins Bett zerren. „Kommst du jetzt wieder mit mir ins Bett, Babygirl? Ich bin bereit für die nächste Runde." „NEIN NEIN NEIN, NIEMALS! NIMM DEINE DRECKIGEN HÄNDE VON MIR, DU BASTARD!!" Ich schrie ihn so laut ich konnte an und wehrte mich mit aller Kraft gegen seine leider viel zu starken Arme. Er wollte mich gerade küssen, um mich gefügig zu machen, als ich ein sanftes Streicheln an meinem Rücken vernahm. Ich konzentrierte mich auf dieses angenehme Gefühl und erwachte schließlich aus meinem Albtraum.

Schweiß gebadet und mit Tränen in den Augen lag ich neben Kenma, so wie es sein sollte. „Kitten, ist alles okay? Du hast im Schlaf geschrien.", fragte mich mein Freund mit beruhigender, aber gleichzeitig auch besorgter Stimme. „Ja, jetzt ist alles okay.", flüsterte ich und drückte ihn fest an mich. „Ich hatte nur einen Albtraum...", fügte ich noch mit leiser, brüchiger Stimme hinzu. „Möchtest du darüber reden?", hakte Kenma nach, während er weiter sanft über meinen nackten Rücken streichelte. Ich nickte nur und begann zu erzählen. Nicht nur von dem, was in meinem Traum passiert war, sondern auch generell von meinen Erlebnissen mit Mattheo.
„Ja, und das ist unter anderem auch ein Grund, warum ich mit meiner Familie nach Tokyo gezogen bin.", beendete ich meinen Monolog. Kenma hatte mir die ganze Zeit aufmerksam zugehört und mich mit seinen Blicken und dem stetigen Streicheln meines Rückens beruhigt, wenn ich zwischendurch weinen musste. „Das tut mir wirklich leid, Kitten. Niemand hat so etwas verdient. Ich bin froh, dass du dich mir anvertraut hast und verspreche dir, dass du niemals wieder so etwas erleben musst." Er gab mir einen sanften Kuss auf meinen Haaransatz und wischte mir die letzten Tränen weg, die immer noch meine Wangen runterkullerten. „Danke Kenma. Ich bin froh, dich an meiner Seite zu haben." „Ich bin auch froh darüber dich zu haben, Tomo-chan.", erwiderte er und küsste mich erneut, dieses Mal auf den Mund. Wie sehr ich es doch liebte, ihn zu küssen. Es war mir ein Rätsel wie, aber seine Küsse schmeckten immer nach einer Mischung aus Pfefferminz und Apfelkuchen. Wir ließen unsere Zungen kurz miteinander tanzen, ließen dann aber wieder voneinander ab und schauten uns intensiv in die Augen. „Wollen wir vielleicht was frühstücken? Ich mach' uns Pancakes." Kenma löste sich aus unserer Umarmung und stand auf. Da wir unsere Kleidung gestern am Whirlpool haben liegen lassen, musste er erst einmal in meinem viel zu großen und unordentlichen Kleiderschrank nach einer seiner Boxershorts suchen, von denen er inzwischen einige bei mir hatte. Er griff sich außerdem noch einen seiner Nekoma-Kapuzenpullis und eine schwarze Jogginghose. Ich war in der Zwischenzeit auch aufgestanden und hatte mir einen neuen Slip und ein übergroßes T-Shirt übergezogen. Es war eins von Kenma, welches ich ihm vor ein paar Wochen geklaut hatte. Es war schwarz und hatte eine Switchspielende Katze vorne drauf. Ich wusste nicht wieso, aber dieses Bild erinnerte mich immer ein bisschen an ihn. Bei dem Gedanken musste ich leicht kichern. „Wieso kicherst du?", fragte mich mein Freund verwirrt. „Ach, nichts. Können wir jetzt Essen machen? Ich verhungere." Ich zog den Puddingkopf hinter mir her in die Küche.

„Na, dann zeig mal, was du draufhast. Wehe die Pancakes schmecken nachher nicht.", kicherte ich belustigt. Kenma schaute mich nur gespielt böse an, schnappte sich eine Schürze, band seine Haare nach hinten und machte sich an den Teig. Ich saß die ganze Zeit nur auf der Küchentheke und schaute ihm dabei zu.
30 Minuten später stellte Kenma den Teller mit den lecker aussehenden Pancakes auf den Esstisch. Er hatte sie noch mit Erdbeeren und Blaubeeren verziert, sowie Agavendicksaft und ein wenig Schokoladen Soße drüber geträufelt. Als ich mich an den Tisch setzte, lief mir das Wasser im Mund zusammen. „Itadakimasu.", sagte ich und machte dabei mit meinen Händen die übliche Geste. „Itadakimasu.", entgegnete Kenma und spiegelte meine Bewegung. „Dwaf schmewt ja mal riftif leckaaaa.", lobte ich meinen Freund mit vollem Mund. „Danke.", sagte er kleinlaut und schaute verlegen auf den Fußboden. „Was kannst du eigentlich nicht?", fragte ich kichernd, nachdem ich meinen Bissen runtergeschluckt hatte. „Laufen.", antwortete er mir lachend. „Stimmt. Ich weiß noch, wie du dich damals auf die Fresse gelegt hast, weil du die Treppe zu schnell runtergelaufen bist, hahahaha." „Ja ja, sehr witzig. Die Schwerkraft und ich sind eben einfach Erzfeinde.", grummelte er gespielt beleidigt, schaffte es aber nicht, sein Lachen zu unterdrücken. Nachdem wir uns von unserem gemeinsamen Lachflash erholt hatten, aßen wir genüsslich unsere restlichen Pancakes und redeten dabei über Gott und die Welt.

Watashi no kanpeki na kara 🐚 - Kenma x OC (18+ Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt