Kapitel 30 - Eine unerfreuliche Begegnung

57 2 0
                                    

Im Park angekommen, warteten Isa und Kuroo schon auf uns. Auch, wenn sie ganz normal dastanden, spürte ich, dass etwas zwischen den beiden anders war. Hatten die beiden sich etwa endlich geküsst? Gestern Abend haben die beiden schließlich auch schon kuschelnd und Händchen haltend dagesessen. Das musste doch etwas zu bedeuten haben. Ich nahm mir vor, meine beste Freundin über die Sache auszufragen, sobald wir Mattheo wieder losgeworden waren. Aber diese Aktion hatte jetzt erstmal Vorrang.

„Oi, da seid ihr ja endlich. Hattet ihr noch etwas zu erledigen oder warum seid ihr so spät?", begrüßte Kuroo uns mit einem zweideutigen Lächeln und wackelnden Augenbrauen. „Kuroo, schließ nicht immer von dir auf andere. Nicht alle Menschen sind so sexsüchtig wie du.", blaffte Kenma ihn an, woraufhin sein Lächeln schlagartig verschwand. Kuroo wirkte sogar fast traurig über die Worte seines kleinen Bruders. „Ey Jungs, jetzt streitet euch nicht. Wir haben eine wichtige Mission zu erledigen.", versuchte ich die Situation in den Griff zu kriegen. „Es ist niemandem geholfen, wenn ihr beide euch jetzt in die Haare kriegt. Also, entschuldigt euch, nehmt euch in den Arm und lasst uns die Sache hinter uns bringen." Ich warf den beiden einen strengen Blick zu, lächelte aber kurz darauf wieder. „Sorry Kuroo, ich hab's nicht so gemeint. Ich bin nur so wütend und gereizt wegen diesem widerlichen Typ.", begann Kenma als erstes mit seiner Entschuldigung. „Schon okay. Ich werde in Zukunft versuchen, meine blöden Sprüche zurückzuhalten. Tut mir leid, Kenma." Nachdem sich beide auf ihre eigene Weise entschuldigt hatten, gab es noch eine brüderliche Umarmung. „Schön, dass wir das geklärt haben. Wer hat Lust auf eine Runde Volleyball?" Ich hielt den Volleyball in die Luft und konnte direkt das Funkeln in den Augen der beiden Streithähne erkennen. „Was für eine Frage!", jubelte Kuroo und zog uns drei kleinen Zwerge mit zum Feld. Dort spielten wir viele Runden zwei gegen zwei. Gerade hatten wir die Partner gewechselt, sodass Isa und Kenma zusammenspielten und Kuroo und ich ein Team bildeten.

Kuroo und ich hatten gerade einen Punkt geholt und klatschten ein, als plötzlich jemand neben dem Volleyballfeld auftauchte. Ich hielt schlagartig in meiner Bewegung inne und drehte meinen Kopf ganz langsam in Richtung der mir viel zu bekannten Silhouette. „Hey Tomoko, können wir kurz reden? Alleine.", drang mir seine immer ein bisschen verführerisch klingende Stimme entgegen. „Als ob sie nach der Aktion nochmal mit dir reden wollen würde.", blaffte Kenma den Kerl an und kam wütend ein paar Schritte auf ihn zu. Ich hatte mich aus meiner Schockstarre gelöst und antwortete mit zittriger Stimme: „Wenn du was zu sagen hast, kannst du es mir vor meinen Freunden sagen. Sie wissen Bescheid darüber, was du für ein Typ bist." „Na schön, wie du willst, Babygirl.", sagte mein Ex-Freund verführerisch und hätte es mit dem Spitznamen, den ich so sehr liebte, fast geschafft, mich aus der Fassung zu bringen. „Es tut mir leid, was da beim Kiosk passiert ist. Ich wollte an dem Abend eigentlich nur mit dir reden und mich für alles, was ich dir angetan habe, entschuldigen. Ich war ein Arschloch, das weiß ich jetzt. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich dich mehr als alles andere auf der Welt vermisse. Ich liebe dich und will dich zurück, Babygirl." Ohne es zu wollen, strömten die Tränen aus mir heraus und für einen kurzen Moment wollte ich wirklich in seine Arme springen und ihm vergeben. Doch eine wütende Stimme holte mich zum Glück aus meiner Trance, die mich fast dazu gebracht hätte, einen großen Fehler zu begehen. „Du Scheißkerl, das kannst du vielleicht deiner Oma erzählen, aber nicht uns. Wir wissen, was du Tomoko angetan hast. Nicht nur neulich beim Kiosk, sondern auch in Deutschland. Du solltest dich schämen, hier aufzutauchen und so etwas zu ihr zu sagen. Hat dir der Schlag ins Gesicht nicht gereicht? Was bist du nur für ein Psychopath!!" So aufgebracht hatte ich meinen Freund noch nie erlebt und Kuroo offensichtlich auch nicht, denn der stand nur mit offenem Mund da und beobachtete das Spektakel. „Was willst du kleiner Knirps eigentlich von mir? Es ist schon echt eine Beleidigung, zu sehen, mit wem mich Tomoko ersetzt hat. Was kannst du ihr schon bieten? Ich wette, ihr könnt nicht mal richtig ficken, weil du Bohnenstange sonst auseinanderbrichst. Für mich sieht das hier sowieso nach einer Kindergartenbeziehung aus, also habt ihr es wahrscheinlich noch nicht mal getrieben. Oder, Kleiner? Ich hab' doch recht?" Mattheo spuckte vor sich auf den Boden, um seine Abneigung zu demonstrieren und holte sich dann entspannt eine Zigarette aus der Schachtel in seiner Hosentasche. Er steckte das Ende zwischen seine vollen Lippen und zündete die Zigarette an. Dann zog er einmal genüsslich daran und stieß den Rauch provokativ in Kenmas Richtung wieder aus. Auch, wenn es in dem Moment mehr als unpassend war, erinnerte ich mich kurz wieder daran, warum ich diesen Typen mal geliebt habe. Wie er da stand, mit der Zigarette in der von Ringen übersäten Hand, den Tattoos, die unter seinem kurzen T-Shirt und an seinem Hals hervorblitzten, seinen langen schwarzen Haaren, die er zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden hatte und seinen Piercings, die seine Ohren und eines seiner Nasenlöcher zierten. Mattheo war äußerlich wirklich ein Augenschmaus, das musste man ihm lassen. Wenn er nur nicht so einen miesen Charakter hätte...

Ich war mal wieder in meine Gedanken versunken, weswegen ich kurz zusammenzuckte, als Kenma auf seine provokativen Worte antwortete. „Und ob wir das haben. Und zwar nicht nur einmal. Aber allein die Tatsache, dass du dich damit versuchst zu messen, zeigt, was für ein armseliges Würstchen du bist." Kenma hatte seine Hände zu Fäusten geballt und funkelte Mattheo böse an. „Und jetzt verschwinde von hier und komm' nie mehr wieder!" Während er das sagte, kam Kenma auf mich zu und stellte sich schützend vor mich. „Wie süß. Der kleine Kater versucht seine Freundin vor dem überlegenen Löwen zu beschützen. Für heute habt ihr Glück, da ich mir euren Kindergarten nicht länger geben will. Aber ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Ich komme wieder. Bai bai, Babygirl." Mattheo zwinkerte mir noch einmal verführerisch zu und ging dann mit schweren Schritten davon. Als er außer Sichtweite war, sackte ich auf dem Boden zusammen und weinte. Ich weinte, weil ich nicht fassen konnte, dass Mattheo einfach so aufgetaucht war. Ich weinte, weil ich stolz auf meinen Freund war, dass er mich vor dem psychopathischen Kerl beschützt hatte. Und ich weinte vor Erleichterung, weil es nicht ausgeartet ist und jemand verletzt wurde. „Ich glaube, es ist besser, wenn wir von hier abhauen. Wer weiß, ob der Typ es sich nicht doch noch anders überlegt.", sagte Kuroo entschlossen. „Ja, gute Idee. Können wir zu dir gehen, Kuroo?", fragte Kenma seinen besten Freund, der sich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. „Klar, lasst uns gehen." Kenma half mir auf die Beine und hob mich dann im Brautstyle hoch. So trug er mich den ganzen Weg zu Kuroos Haus und legte mich dort sanft auf dem Sofa ab. „Danke Kenma.", flüsterte ich leise, denn mehr brachte ich in dem Moment nicht raus. Als Antwort gab er mir einfach nur einen sanften Kuss auf die Stirn.

„Und was machen wir jetzt? Sein Auftauchen hat unseren ganzen Plan durcheinandergebracht.", fragte Kuroo in die Runde. „Wir könnten direkt zur Polizei gehen. Ich habe das Gespräch heimlich aufgenommen, vielleicht reicht das ja schon, um ihn zurück nach Deutschland zu schicken.", schaltete sich Isa ein, die sich während der Auseinandersetzung mit Mattheo ängstlich hinter Kuroo versteckt und bis eben nichts gesagt hatte. „Du hast es aufgenommen? Warum sagst du das nicht gleich? Aber du hast recht, einen Versuch wäre es wert.", entgegnete Kuroo und lächelte Isa verliebt an. Als sie ihn daraufhin ebenfalls verliebt anlächelte, war ich mir sicher, dass mehr zwischen den beiden passiert sein musste. „Na, dann lasst uns direkt los, würde ich sagen." Ich hatte mich wieder von dem Schock erholt und sprang euphorisch auf. Nichtsahnend, was uns draußen erwarten würde, machten wir uns zu viert auf den Weg zur Polizei.

Watashi no kanpeki na kara 🐚 - Kenma x OC (18+ Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt