Kapitel 12 - Eine spontane Übernachtung

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Als es an der Tür klingelte, rannte ich so schnell zur Tür, dass ich mich fast auf die Nase legte. Zum Glück fand ich grade noch rechtzeitig das Gleichgewicht wieder. Ich öffnete, voller Vorfreude auf das Essen und auf meinen Besuch, die Tür und sah einen schwer atmenden Kenma mit einem riesigen Pizzakarton vor mir stehen. Ohne etwas zu sagen, drückte er mir den Karton in die Hand, stützte sich auf seinen Knien ab und rang erstmal nach Luft. „Bist du etwa den ganzen Weg hierher gerannt?", fragte ich ihn belustigt. Er nickte nur mit dem Kopf, immer noch völlig aus der Puste. „Hahahaha!", lachte ich ihn aus. „Unsere Pizza wird kalt, wenn wir noch länger hier draußen stehen.", sagte ich, nachdem ich mich von meinem Lachanfall erholt hatte. Kenma nickte wieder, nahm mir den Karton wieder ab und zusammen gingen wir ins Haus, direkt ins Wohnzimmer. „Was möchtest du Trinken?", fragte ich meinen Besuch. „Eistee, wenn ihr das habt, sonst einfach Wasser.", beantwortete er mir die Frage und ließ sich auf die Couch fallen. „Fühl dich wie zuhause, ich bin gleich wieder da.", sagte ich zu ihm und verschwand in der Küche, um uns beiden jeweils ein Glas Eistee zu holen. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, hatte Kenma, wie nicht anders erwartet, bereits Netflix geöffnet und klickte sich durch meine Vorschläge. „Was für einen Film wollen wir schauen?", fragte mich Kenma sanft. „Oder wolltest du gar keinen Film gucken?", fügte er hinzu, als er mich kichernd auf ihn zukommen sah. „Doch, sehr gerne. Such du ruhig einen Film aus." Ich stellte die Gläser, welche mit leckerem, gekühlten Pfirsich Eistee gefüllt waren, auf dem Couchtisch ab und setzte mich dicht neben Kenma auf das Sofa. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er Abstand zwischen uns bringt und ein Stück wegrutscht, aber zu meiner Überraschung tat er das nicht. „Hast du den neuen Marvel Film schon gesehen? Der soll richtig gut sein.", schwärmte Kenma. „Nein, den kenne ich noch nicht. Also, mach schnell an, ich hab' Hunger!", befahl ich kichernd. „Ai ai, Boss!", witzelte Kenma und startete den besagten Film. Wir nahmen beide gleichzeitig ein Stück der XXL-Pizza, lehnten uns zufrieden nach hinten und schauten zusammen den Film.

Papp satt und auch ein wenig müde, rieb ich mir den Bauch. Der Bildschirm zeigte bereits den Abspann. „Ein guter Film.", sagte ich mehr zu mir selbst, als zu Kenma. „Ja, fand ich auch.", antwortete er knapp und schaute auf die Uhr. „Es ist ja schon 21:00 Uhr.", murmelte er. Jetzt warf auch ich einen Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk. „Du hast recht." Es herrschte kurz eine unangenehme Stille zwischen uns, bis ich erneut das Wort ergriff. „Möchtest du... vielleicht hier... übernachten? Meine Eltern haben sicher nichts dagegen, wenn wir dir einen Futon auf den Boden legen." Kenma sah mich verlegen an. „Gerne.", sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir uns einfach nur tief in die Augen geschaut hatten. „Gut, dann hole ich kurz den Futon aus dem Keller. Du kannst gerne ins Bad gehen und dich frisch machen, wenn du möchtest. Es ist die Treppe hoch, die erste Tür rechts.", erklärte ich ihm. „Mein Zimmer ist direkt gegenüber vom Bad, da kannst du gerne auf mich warten.", fügte ich noch hinzu und verschwand im Flur, der mich zum Keller führen würde.

POV Kenma

Ich sah Tomoko noch kurz hinterher, bis sie auf der Treppe nach unten in den Keller verschwand. Ich harrte noch ein paar Sekunden aus, bevor ich aufstand und das Bad aufsuchte. Ich fand es da, wo Tomoko es mir beschrieben hatte. Meine Beine gingen wie von alleine zum Waschbecken. Dort angekommen schüttete ich mir eine große Hand voll mit eiskaltem Wasser ins Gesicht und starrte dann gedankenverloren in den Spiegel. Es fühlte sich für mich an wie Stunden, dabei waren es sicherlich nur wenige Sekunden. 'Warum bin ich nur so nervös? Ich übernachte doch einfach nur bei einer guten Freundin?', dachte ich und war irritiert über mein Verhalten. So kannte ich mich gar nicht. Auch, dass ich sofort losgelaufen bin, als sie mich fragte, ob ich mit ihr zusammen zu Abend essen möchte. Nicht mal für Kuroo hätte ich das gemacht. Apropos Kuroo, mit dem hatte ich immer noch nicht über das Thema gesprochen. Ich schüttete mir noch einen weiteren, eiskalten Schluck Wasser ins Gesicht und beschloss, morgen endlich mit meinem besten Freund über meine Gedanken zu reden. Ich trocknete mir das Gesicht, erleichterte meine Blase und ging in Tomokos Zimmer, welches sich direkt gegenüber vom Bad befand.

Als ich Tomokos Zimmer betrat, weiteten sich meine Augen und ich musste mich zusammenreißen, dass mir nicht meine Kinnlade vor Erstaunen runterfiel. Ich hatte mir ihr Zimmer wirklich genauso vorgestellt, aber es nun mit eigenen Augen zu sehen, übertraf meine Erwartungen. Es war gemütlich, aber trotzdem cool. Aufgeräumt, aber trotzdem gleichzeitig chaotisch. Ich ging in Zeitlupe von der geöffneten Tür auf ihr Bett zu und sah mir währenddessen alles genau an. Die Poster ihrer Lieblingsanime-Charaktere, ihre Spielesammlung, ihre Pflanzen. Plötzlich fiel mein Blick auf ihren Schreibtisch, auf dem sich ein komplettes Gaming Set-Up befand. Ich staunte nicht schlecht, der PC und auch ihr ganzes Equipment waren fast so gut wie meines. Und ich hatte wirklich lange gespart und mit meinen Streams Geld verdient, um mir mein hochwertiges Set-Up leisten zu können.
Da ich nicht weiter in ihre Privatsphäre eintreten wollte, setzte ich mich einfach auf den Boden, öffnete irgendein Game auf meinem Handy und wartete. Keine 5 Minuten später kam sie mit einem riesigen Futon in den Armen herein. "Wieso sitzt du auf dem Boden, Kenma? Ist irgendwas falsch mit meinem Bett?", fragte sie mich erstaunt. "Nein, alles gut. Ich war mir nur nicht sicher, ob es okay ist, wenn ich mich einfach ungefragt auf dein Bett setze.", gab ich kleinlaut zu. "Ach Quatsch, ich habe doch gesagt, dass du dich wie zuhause fühlen kannst.", strahlte sie. "Und jetzt setz' dich gefälligst zu mir." Inzwischen hatte sie den Futon auf dem Boden ausgebreitet und es sich selber auf dem Bett bequem gemacht. Sie klopfte mit ihrer Hand neben sich, als Zeichen, dass ich mich neben sie setzen sollte. Etwas zögerlich nahm ich neben ihr auf dem Bett Platz. "Bist du sehr müde oder wollen wir noch ein bisschen quatschen? Ich weiß, es ist schon spät und morgen ist wieder Schule, aber da ja eh Freitag ist, ist es ja egal, wenn..." Sie brach mitten im Satz ab, als ich sie überraschend an mich drückte und sie fest umarmte. Erst saß sie nur perplex da, aber dann erwiderte sie die Umarmung. Ich schloss die Augen und genoss den Moment. 'Tomoko riecht einfach so unglaublich gut. Und sie ist so warm. Ich könnte ewig so mit ihr hier sitzen.', dachte ich und bekam ein leichtes Lächeln auf den Lippen. 'Warte, was denke ich denn da? Sie ist doch einfach nur eine gute Freundin? Oder etwas doch nicht?' Abrupt löste ich die Umarmung, stand vom Bett auf, legte mich in den Futon und drehte mich um, weg von ihr. Ein verlegenes "Gute Nacht.", war das Einzige, was ich noch rausbrachte.
Ich merkte, wie Tomoko noch für ein paar quälende Minuten einfach nur da saß, sich dann aber berappelte und ins Bad verschwand. Dass sie zurück ins Zimmer kam und sich ebenfalls in ihren Schlafplatz bettete, bekam ich schon gar nicht mehr mit, da ich direkt eingeschlafen war, nachdem sie den Raum verlassen hatte. 

Watashi no kanpeki na kara 🐚 - Kenma x OC (18+ Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt