Kapitel 15 - Der Horrorfilm

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Während wir auf dem Boden saßen und das Curry verspeisten, klärte ich Kenma über die Überraschungsparty für Kudo auf. „Gomen Kenma, dass ich dich nicht mit einbezogen habe, aber irgendjemand musste auf Kudo aufpassen. Ich hoffe, du bist mir nicht böse.", sagte ich mit nach unten gewandtem Blick. „Alles gut, ich bin nicht böse auf dich.", antwortete er mit einem Lächeln. „Ich finde es schön, wenn du lächelst, das solltest du echt öfter machen." Als Antwort schenkte Kenma mir ein weiteres, diesmal verlegendes Lächeln.
„Wollen wir wieder einen Film gucken?", fragte ich, nachdem wir beide aufgegessen hatten. „Gerne.", bestätigte Kenma. „Möchtest du auch wieder über Nacht hierbleiben? Dann frage ich kurz meine Eltern, ob das okay ist." „Ich will euch keine Umstände bereiten.", entgegnete Kenma. „Tust du nicht. Ich bin gleich wieder da, such du schon mal einen Film aus." Ohne ihm Zeit zu lassen, mir weiter zu widersprechen, ging ich aus meinem Zimmer zu meinen Eltern. „Mum, Dad, darf Kenma heute über Nacht hierbleiben? Ich verspreche euch, dass es nicht nochmal so ein Drama wie heute Morgen geben wird.", flehte ich die beiden an. Meine Eltern schauten sich kurz an, als würden sie nur gedanklich miteinander kommunizieren und nickten dann. „Ja, aber er schläft auf dem Futon. Wir wollen noch keine Großeltern werden.", sagte meine Mum kichernd. „Mum, Kenma ist nur ein sehr guter Freund. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen.", entgegnete ich ihr mit rosanen Wangen. „Na, wenn du das sagst.", neckte mich diesmal mein Dad. „Ihr seid so peinlich.", sagte ich gespielt beleidigt und machte mich auf den Weg in den Keller, um von dort wie den Abend davor, den Futon für Kenma zu holen.

POV Kenma

Ich klickte mich gelangweilt durch die Netflix Vorschläge, aber keiner der Filme überzeugte mich so richtig. Außerdem war ich mir nicht sicher, was Tomoko gefallen würde. Also stand ich vom Boden auf und durchforstete ihre Regale, in der Hoffnung, Auskunft über ihren Filmgeschmack zu erhalten. Leider standen in den Regalen nur Videospiele und unzählig viele Figuren von Anime Charakteren.
Da ich selber keine Idee mehr hatte, beschloss ich meinen besten Freund Kuroo anzurufen. Er ging zum Glück direkt ran.

Kuroo: „Oi Kenma, was gibt's?"
Kenma: „Hey Kuroo, ich brauche deine Hilfe. Wie finde ich raus, welche Filme Tomoko gerne schaut?"
Kuroo: „Wieso willst du das wissen?"
Kenma: „Man Kuroo, ich hab jetzt keine Zeit für deine Spielchen..."
Kuroo: „Schon gut, schon gut. Ein Horrorfilm geht immer, wenn du ihr näher kommen willst."
Kenma: „Ich will ihr nicht näher kommen... Aber egal, sie kommt grade wieder. Danke für deine tolle Hilfe, Kuroo. Bye."

Genervt legte ich auf. 'Wieso kann Kuroo nicht einmal ernst bleiben?', dachte ich und setzte mich schnell aufs Bett, bevor Tomoko zurück kam. Als ich sie mit dem Futon hereinkommen sah, wurde ich wieder nervös. Was war das bloß? Warum fühlte ich mich so komisch? Ich würde doch einfach nur bei einer sehr guten Freundin übernachten? Wieso war ich dann so aufgeregt?
Ich schüttelte die Gedanken bei Seite, stand vom Bett auf und nahm Tomoko den Futon ab. „Ich habe leider noch keinen Film rausgesucht, da ich nicht wusste, was du gucken möchtest.", sagte ich zu ihr. „Ich hab' dir doch gesagt, du sollst entscheiden. Wir gucken diesmal einen Film, den du möchtest.", lächelte sie mich an. „Na gut, dann such ich mir einen aus.", erwiderte ich. Mir kamen, warum auch immer, Kuroos Worte wieder in den Sinn und ohne drüber nachzudenken, klickte ich auf einen Horrorfilm.
„Wollen wir noch kurz Popcorn holen?", kam von Tomoko. „Ja.", antwortete ich kurz und knapp. Zurück im Zimmer, mit einer riesigen Schüssel süßem Popcorn, setzten wir uns gemütlich aufs Bett und starteten den Film. Anfangs war Tomoko noch entspannt, aber je weiter sich der Film dem Höhepunkt näherte, desto nervöser wurde sie. Auch, wenn es nur ein Film war, kam in mir ein Verlangen hoch, das Mädchen neben mir zu beschützen. Also legte ich vorsichtig einen Arm um sie und zog sie ganz nah an mich ran. Direkt spürte ich eine angenehme Wärme, die sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Tomoko kuschelte sich noch näher an mich heran und versteckte ihr Gesicht ängstlich an meiner Schulter. Normalerweise mochte ich körperliche Nähe nicht, aber bei ihr war das irgendwie anders. Bei ihr fühlte ich mich wohl und geborgen und jede Berührung löste ein Kribbeln in mir aus. Kein unangenehmes Kribbeln, welches ich sofort wieder loswerden wollte, sondern ein schönes, aufregendes Kribbeln.
Ich versuchte, Tomoko noch näher an mich zu drücken und begann beruhigend ihren Kopf zu streicheln. „Wenn dir zu viel Angst hast, können wir auch was anderes gucken.", sagte ich mit sanfter Stimme. „Nein, alles gut. Ich hab' gar keine Angst.", sagte sie so leise, dass ich es kaum verstand. „Okay." Ich beließ es dabei und genoss einfach ihre Nähe.
Der Bildschirm zeigte gerade den Abspann, als ich ein leises Schnarchen vernahm. Ich führte meinen Blick zu Tomoko und musste feststellen, dass sie eingeschlafen war. 'Wie süß und gleichzeitig wunderschön kann man bitte beim Schlafen aussehen?', dachte ich und schaltete den Fernseher aus. Die Sitzposition, in der wir uns befanden, war für mich eigentlich total unangenehm, aber ich wollte auf gar keinen Fall, dass Tomoko jetzt aufwachte. Also versuchte ich irgendwie, ohne sie aufzuwecken, mich wenigstens etwas bequemer hinzusetzen, was mir zum Glück auch gelang. Müde schloss ich die Augen und keine zwei Minuten später war ich auch eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wurde ich davon wach, dass ich etwas Weiches an meiner Wange spürte. Ich ließ die Augen noch geschlossen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es Tomokos Lippen waren. Gab sie mir grade wirklich einen Kuss? Warum tat sie das? Wir sind doch einfach nur Freunde? Abwartend, bis sich das Gefühl auf meiner Wange verflüchtigt hatte, öffnete ich langsam die Augen. Ich saß nicht mehr in der unbequemen Position, in der ich mit Tokomo im Arm eingeschlafen war, sondern lag mit dem Rücken zur Wand leicht gekrümmt auf dem Bett. Mir gegenüber und mir in die Augen schauend lag Tomoko und lächelte mich an. "Guten Morgen Kenma. Gut geschlafen?", fragte sich mich putz munter. 'Wie kann man morgens bereits so gut gelaunt sein?' Ich war ein großer Morgenmuffel, weswegen ich nicht mehr als ein Grummeln von mir geben konnte. "Komm du Schlafmütze, es gibt Frühstück.", sagte sie fröhlich und zog mich mit sich aus dem Bett. "Es ist schon 11:00 Uhr, also haben wir keine Zeit zu verlieren. Du musst ja auch noch nach Hause und dich frisch machen oder willst du in den Klamotten von gestern zur Party gehen?", fügte sie hinzu und sah mich belustigt an. "Ich komm ja schon.", grummelte ich ihr entgegen und stapfte ihr hinterher in Richtung Esszimmer. Dort angekommen erwartete mich ein bereits gedeckter Tisch mit allerlei leckeren Dingen aus der japanischen und der deutschen Kultur. Schließlich hatte die Familie Sakana viele Jahre in Deutschland gelebt und erhielt daher einige Traditionen, wie Brötchen zum Frühstück aufrecht.
Ich setzte mich, immer noch müde und völlig zerzaust, gemeinsam mit Tomoko an den Tisch. "Meine Eltern und meine Schwester sind schon fertig mit dem Frühstück, haben uns aber was übrig gelassen. Also, greif gerne zu Kenma!", forderte sie mich mit einer freundlichen Handbewegung auf. In Gedanken wieder bei dem vermeintlichen Guten-Morgen-Kuss von Tomoko, aß ich schweigend das leckerste Frühstück, das ich seit Langem hatte.

Watashi no kanpeki na kara 🐚 - Kenma x OC (18+ Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt