Kapitel 39 - Ein Spaziergang am Strand

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Als ich aufwachte, weil mir kalt war, musste ich schmerzlicher Weise feststellen, dass der Platz neben mir leer war. Kenma lag nicht, wie erwartet neben mir. Sofort schossen mir, wie am Abend zuvor, Tränen in die Augen und meine negativen Gedanken kamen wieder zum Vorschein. Ein paar Minuten lag ich einfach nur weinend da. Hatte ich mit meinen Bedenken doch recht? Ist Kenma wirklich einfach gegangen? Er wollte jetzt bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben...Plötzlich ging die Tür auf und Kenma kam mit einem großen Tablett, auf dem sich leckeres Frühstück befand, auf mich zu. „Kitten, ohayo, ich habe uns Frühstück gemacht. Machst du mir mal Platz, bitte?" Ich setzte mich im Bett auf, rutschte ein Stück, damit Kenma das Tablett abstellen konnte und wischte mir, so unauffällig wie möglich, die Tränen weg. Natürlich blieb meinem Freund das aber nicht verborgen. „Kitten, ist alles okay? Wieso hast du geweint?", fragte er mich besorgt. „Ist nicht...wichtig. Danke für das Frühstück, ich habe einen Bärenhunger.", brachte ich ihm mit einem gequälten Lächeln entgegen. „Natürlich ist es wichtig. Bitte erzähl es mir.", hakte Kenma nach, während er sich neben mir ins Bett setzte. Er hielt mir einen Becher Kakao vor die Nase, den ich dankend annahm. Nachdem ich einen Schluck davon getrunken hatte, ging es mir direkt besser. Ich seufzte und erzählte meinem Freund von meinen negativen Gedanken. Als ich fertig damit war, ihm mein Herz auszuschütten, nahm er mich einfach nur ganz fest in den Arm. „Kitten, hör auf sowas zu denken. Ich habe dir doch gesagt, dass mir Sex nicht so wichtig ist. Die Hauptsache ist, dass sich dein Körper von den schrecklichen Erlebnissen wieder erholt und du wieder glücklich sein kannst. Mit mir. Ich werde dich deswegen nicht verlassen, das verspreche ich dir. Aber jetzt iss erstmal. Danach entführe ich dich wohin." Ich nickte nur und stopfte mir glücklich eine Gabel Pancakes in den Mund. Kenma konnte wirklich erstaunlich gut kochen. Wahrscheinlich, weil seine Eltern sich nicht um ihn kümmerten, bzw. sich nicht für ihn interessierten und er deswegen oft alleine kochen musste. Aber besser für mich, denn so hatte ich immer leckeres Essen, wenn er da war.

Nachdem ich mein Frühstück aufgegessen hatte, huschte ich ins Bad, um dort schnell zu duschen, rasieren musste ich mich natürlich auch, meine Zähne zu putzen und mir meine zerzausten Haare zu bürsten. Danach ging ich zurück in unser Zimmer und suchte mir ein Outfit für den Tag raus. Ich entschied mich für ein schwarzes Crop Top und eine kurze Shorts, bei der auf der einen vorderen Hosentasche Nieten angenäht waren. Da ich nicht wusste, was Kenma genau geplant hatte, zog ich noch meinen Lieblingsbikini drunter. Ich schlüpfte noch in meine Vans, setzte mir meine Sonnenbrille auf die Nase und schulterte meine lederne Bauchtausche. Dann hüpfte ich aufgeregt ins Wohnzimmer, wo mein Freund schon auf mich wartete. Er trug ein weißes Shirt, darüber ein rot kariertes Hemd und eine einfache schwarze Badeshorts, dazu weiße Air Force. Seine Haare hatte er wieder zu dem Zopf gebunden, den ich so sehr an ihm liebte. Ich liebte natürlich alles an ihm, aber heute sah er ganz besonders heiß aus. Ich ging auf ihn zu und verwickelte ihn in einen intensiven Kuss. „Wofür war das denn?", fragte er mich verblüfft, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten. „Darf ich meinen unfassbar gutaussehenden Freund nicht küssen?", fragte ich meinen Freund gespielt beleidigt. „Doch klar, ich wundere mich nur, weil du dir ja vorhin noch Gedanken gemacht hast. Aber dann geht es dir wohl wieder besser.", strahlte er mir mit seinem unwiderstehlichen Lächeln entgegen. „Ja, können wir jetzt los?" Ich hüpfte aufgeregt vor ihm auf und ab. „Ja, komm mit. Deinen Eltern habe ich schon Bescheid gesagt.", erzählte er mir, während er mich an der Hand haltend zur Tür zog.

Unsere Ferienwohnung lag direkt am Strand, also gingen wir erstmal eine Weile einfach nur schweigend am Wasser entlang. Unsere Schuhe hatten wir direkt ausgezogen, da es nicht schlimmeres gab, als Sand in den Schuhen. Händchenhaltend schlenderten wir den langen Sandstrand entlang, ab und zu streiften die Wellen unsere nackten Füße. Oben an der Promenade waren eine Menge Menschen, aber am Wasser waren wir fast allein. Plötzlich blieb Kenma stehen und ließ meine Hand los. „Kitten, warte mal bitte kurz hier. Ich bin gleich wieder da.", sagte er und sprintete Richtung der Promenade. Ungefähr auf unserer Höhe war dort ein kleiner Laden, ich konnte aber aus der Entfernung nicht erkennen, was es dort zu kaufen gab. Gedankenverloren starrte ich auf das Meer hinaus und wartete bis Kenma zurückkam.
Ach ja, ich liebte das Meer. Das Geräusch der Wellen, den leicht salzigen, aber gleichzeitig frischen Geruch des Meeres, das Gefühl von Sand zwischen meinen Zehen und das freie Gefühl, welches ich bekam, wenn ich meinen Blick über die unfassbaren Weiten schweifen ließ. Irgendwann würde ich mir ein Haus am Meer kaufen, damit ich jeden Tag diese Glückseligkeit empfinden konnte. Ob Kenma dann noch an meiner Seite wäre und sich mit mir zusammen diesen Traum erfüllen würde? Ich hatte mich in die Hocke begeben und sammelte ein paar Muscheln auf, die sich im Sand versteckten. Auch, wenn es zu meinem Stil nicht wirklich passte, Accessoires aus Muscheln fand ich schön. Sie erinnerten mich auch Zuhause in der Großstadt, an das Gefühl, welches ich empfand, wenn ich am Meer war. Leider hatte ich mein geliebtes Muschelarmband damals auf den Befehl von Mattheo hin, abgenommen und es dann verloren. Seitdem vermisste ich es und hatte bisher auch keine Gelegenheit mir ein neues zu kaufen. Vielleicht sollte ich die Chance nutzen und mir in den nächsten Tagen ein neues Armband aussuchen. Hier gab es mit Sicherheit Läden, die Schmuck aus Muscheln anboten.

Völlig in Gedanken merkte ich gar nicht, wie Kenma auf mich zu kam. „Tomo-chan, wir können weiter.", sagte er liebevoll und hielt mir seine Hand hin. Ich blickte zu ihm auf, nahm seine starke Hand an und ließ mich von ihm hochziehen. Er drehte sich um und deutete an, dass er mich tragen wollte. „Steig auf, ich trag dich das letzte Stück, bis wir da sind." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich setzte mich auf seinen Rücken und sofort durchströmte mich seine angenehme Wärme. Ich schmiegte mich mit meinem Gesicht an seine Schulter und ließ den Blick über das Meer schweifen, während Kenma mich gemütlich weiter den Weg entlang trug. Fünf Minuten später kamen wir an einer kleinen Bucht zum Stehen und Kenma setzte mich vorsichtig auf dem Boden ab. „Würdest du bitte nochmal kurz hier warten, Kitten? Ich hole dich gleich hier ab." Er gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn und verschwand hinter den Felsen, die die Bucht von dem restlichen Strand abtrennten. Ich blickte erneut auf das ruhige, wunderschöne Meer und wartete darauf, dass Kenma mich abholen würde. Was hatte er sich wohl ausgedacht? Ich wusste in dem Moment noch nicht, dass das was mein Freund geplant hatte, mein Leben verändern würde und diesen Tag zu dem bisher schönsten in meinem ganzen Leben machen würde. 

Watashi no kanpeki na kara 🐚 - Kenma x OC (18+ Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt