Kapitel 35

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Die ganze Nacht hab ich schlecht geschlafen. Immer wieder hab ich von Oma geträumt, die Chemotherapie bekommt. Von Oma die richtig krank aussieht. Der schlimmste Traum war aber von ihrer Beerdigung. Wir sind an Opas Grab gestanden und haben Oma beerdigt. Wir alle sind da gestanden, haben geweint und ich hab mich so schrecklich gefühlt. So fühle ich mich heute noch. Direkt nach dem Aufstehen.

Es ist noch früh, wie meistens wenn ich aufstehe. Mein Handyakku ist leer, als ich auf die Uhr schauen will. War ja klar. Ach, eigentlich ist das doch egal. Im Moment will ich mit niemandem sprechen. Noch nicht mal mit Max und der ist mein bester Freund und hat mit dieser ganzen Sache nichts zu tun. Oh man, dem schulde ich ne gewaltige Erklärung. Wundert mich, dass er noch nicht hier steht.

Es ist noch still in der Wohnung, als ich aufstehe. Charles Schlafzimmertür ist offen und das Bett noch nicht gemacht. Manche Dinge ändern sich einfach nie. In der Wohnung kann ich ihn nirgends sehen. Vielleicht ist er eine Runde joggen gegangen. Das Schwimmen lasse ich heute dann wohl ausfallen.

Mir eine Kaffeetasse nehmend, mache ich mir einen Kaffee, den ich dann in der Küche trinke. Durch das Fenster sieht man nur in den Innenhof raus, nicht mehr. Lächelnd fällt mir der Abend ein, den wir mit Andrea hier verbracht haben. Ich hab die Pasta gekocht, die Charles so geschmeckt hat mit Speck, Gemüse und Sahnesoße. An dem Tag war ich auch das erste Mal bei Max zuhause. Und jetzt gehe ich da ein und aus wie ich will, die meiste Zeit.

Das leise Klicken der Tür lässt mich den Kopf drehen. Charles war tatsächlich laufen und kommt noch ein bisschen schwer atmend rein. „Guten Morgen."

„Morgen."

„Ich geh mal schnell duschen", sagt er und verschwindet in Richtung seines Schlafzimmers.

Aus dem Schrank nehme ich eine neue Tasse und mache ihm auch einen Kaffee. Erst als der fertig da steht, kommt mir die Frage in den Sinn, ob das vielleicht zu viel war. Aber ich hab letztes Jahr auch immer einen Kaffee für ihn mit gemacht, wie er für mich auch.

Ugh, ich trage immer noch die Klamotten von gestern wird mir dann bewusst. Ich hab immer noch die Stoffshorts und mein Top an. Meine Haare sind mit Sicherheit ein Vogelnest und mein Make-up ist ziemlich sicher verschmiert. Das erinnert mich irgendwie daran, als er mich von Max Yacht abgeholt hat. Da hab ich ähnlich ausgesehen.

Zehn Minuten später kommt er wieder frisch geduscht zurück und nimmt dankend die Kaffeetasse entgegen. Schweigend stehen wir uns gegenüber, trinken unseren Kaffee zusammen und genießen es. Zumindest ich genieße es hier zu sein.

„Wir sollten vielleicht mal reden", sage dann ich. „Also, über uns."

Charles stellt seine leere Tasse zu meiner in die Spüle und nickt. „Sollten wir, ja."

Keiner von uns beiden sagt ein Wort. Das läuft ja super. Während ich versuche meine Gedanken zu sortieren, sehe ich wieder die Bilder von letztem Jahr vor mir. Charles mit Julia. Diese Artikel. Schnell schüttle ich den Kopf und reibe mir über die Augen. Nein, ich denke nicht mehr daran. Wir wollten darüber reden. Wir wollten das klären.

„Es tut mir leid", sage ich. „Wie ich reagiert habe, dass ich dich ignoriert habe, die Backpfeife-"

„Die hatte ich verdient", unterbricht mich Charles. „Mir tut das alles leid. Einfach alles was passiert ist. Diese Bilder, diese Artikel. Ich hätte mich in den ersten Flieger nach München setzen sollen und das mit dir klären, anstatt dich nur anzurufen."

„Ich hätte dir die Tür vor der Nase zugeschlagen", grinse ich.

„Das weiß ich", grinst er zurück, bevor er ernster wird. „Ich wollte dir damals schon erklären, dass diese Bilder ganz falsch waren. Julia war schon einige Male als Gast bei Ferrari, sie hat schon für Kollektionen von Ferrari gemodelt und wir kennen uns von Veranstaltungen. Wenn jemand als Gast da ist, verbringen wir natürlich Zeit mit den Personen und da sind diese Bilder entstanden. Ich meine, du solltest das doch kennen, wenn du Pierre irgendwo getroffen hast."

You belong with me - Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt