Kapitel 17

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„Ich sehe so scheiße aus. Wie soll ich mich jemals wieder irgendwo blicken lassen?!", immer noch schockiert, betrachtete ich mich im Spiegel in meinem Zimmer.

„Hör auf das zu sagen. Deine Narbe spricht doch nicht für einen verlorenen Kampf", FlyingB stand neben mir und musterte ebenfalls mein Spiegelbild. „Ich denke auch nicht, dass er deswegen niedergeschlagen ist", warf nun FightingB ein, der an meiner Zimmerwand lehnte.

Es war der nächste Abend nach dem Kampf, und eigentlich hätte ich mit meiner Gruppe trainieren sollen, doch ich war nicht gekommen. Ich war einfach viel zu sehr beschäftigt mit dieser Narbe in meinem Gesicht und traute mich eigentlich kaum raus. Dass mich Mr. Winter auch noch so sehen konnte. Warum konnte es mir nicht einfach egal sein?

Jedenfalls hatte sich meine Gruppe Sorgen um mich gemacht, denn sie wussten ja auch, was passiert war. Sie machten sich Vorwürfe, dass sie zu spät auf meine Etage gekommen waren, doch sie hatten für die Unruhestifter in den unteren Etagen gesorgt, und deswegen war ich ihnen mehr als dankbar. Sie hatten ihre Aufgaben perfekt erfüllt. Dass ich diese Narben nun trug, war alleine meine Schuld.

„Ich bin sauer, dass ich jetzt so hässlich aussehe. Die Brandwunde ist in meinem Gesicht!", verzweifelt schüttelte ich den Kopf.

„Aber sie ist sehr schnell abgeheilt. Das wundert mich etwas. Hat die Tussi irgendwelche komische Flammen benutzt?", rätselte das jüngere Mädchen neben mir und ich spürte, wie mir das Blut in meinem Kopf stieg. Denn nein, ich kannte mich mit den Fähigkeiten der Sommermenschen auch nicht aus, aber es war auch nicht ihre Schuld, dass die Wunde so war, wie sie nun war. Sondern Lysanders, der seine Fähigkeit benutzt hatte, damit ich keinen Schmerz spürte.

Dämlicher Idiot. Dachte auch er könnte sich jetzt über mich lustig machen. Aber immerhin hatte ich ihn unterstützt. Was blieb mir auch anderes übrig? Er war mein König.

So ein Arschloch. Eigentlich, war er es schuld.

Ich ließ die Schultern hängen und senkte meinen Kopf. Vielleicht war ich sowieso nicht der Schönste...aber nun? Es würde nie wieder heilen. Nie wieder weggehen.

„Die werde ich umbringen", ich ballte meine Hände zu Fäusten und wendete mich vom Spiegel ab. „Das kannst du dir sparen", kommentierte nun auch FearB, der es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte. „Wieso?", ich versuchte unbewusst seinen Blick nicht zu erwidern und ihm mein Gesicht nicht zu zeigen. Um ehrlich zu sein, hätte ich niemals gedacht, dass das mich so traf und beschäftigte.

„Weil der Meister heute auf den Weg war und das höchstpersönlich für dich erledigt hat", offenbarte mir der Ältere nun und ich runzelte die Stirn. Ja, er hatte es angedroht für mich zutun. Doch niemals hatte ich damit gerechnet, dass er das so ernst nahm.

„Schau nicht so überrascht. Ist doch klar. Du bist seine linke Hand. Den Geschwistern von Mr. Winter ist es verboten dich anzugreifen, oder angreifen zu lassen. Jetzt, wo der Meister sowieso hetzt, ist es doch vorherbestimmt, dass er das nicht unkommentiert lässt", FearB zuckte lässig mit den Schultern. „Muss das toll sein so von dem jungen Meister unterstützt zu werden", schwärmte FatB nun und ich brummte unzufrieden.

Ja, mega toll...

Ich konnte nicht Voraussagen, wann ich meiner Gruppe beichten sollte  was es mir hier wirklich ging und warum ich so scharf darauf gewesen war, so nah an der Seite von dem jungen Herren zu sein. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie sie reagieren würden. Auch wusste ich nicht, wann der perfekte Zeitpunkt gekommen war. Doch ich kannte sie einfach noch nicht so lange, um sie einzuweihen. Egal wie sehr ich sie Zeit für Zeit in mein Herz schloss.

Wir verbrachten alle viele Tage miteinander und verstanden uns. Meine Gruppe mochte mich und ich mochte sie. Ich gab ihn so viel mit auf dem Weg, wie es ging. Doch das letzte bisschen fehlte noch, um sicher zu gehen, dass wir eine tolle Crew wären. Und Ehrlichkeit gehörte nunmal auch dazu.

Mr. Winters Right Hand || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt