Lysander POV
Ich hatte Harris erzählt, was Glacier mir gestanden hatte. Klar, es war wirklich keine große Neuigkeit, doch nachdem mir herausgerutscht war, dass ich in ihn verliebt war – und er das erwiderte – folgte eine bedrückende Stille. Ich glaubte ihm das schon, nur war das Problem, dass ich gerade alles versuchte, um diese Gefühle loszuwerden. Ich war immer noch verwirrt und wusste nicht, was ich tun sollte, was nur dafür sprach, dass Glacier mit seinem Plan einfach verdammt erfolgreich war. Und das durfte er nicht sein, genau das durfte ich nicht aus den Augen verlieren.
Doch widersprüchlich hatte ich auch einen Funken Stolz, denn er war nun mal so, wie er war, und genau deswegen interessierte ich mich so für ihn. Aber diese Gedanken musste ich erst mal zur Seite schieben.
Harris bemerkte anscheinend meine Stimmung und seufzte genervt auf, als wir wieder zu zweit in der engen Zelle saßen. Glacier hatte gerade noch meine Hände versorgt, nachdem die Fesseln sie verletzt hatten, und war dann wieder nach oben gegangen. Die Eisbären schliefen vor der Zelle, und man hörte ihr leises Schnarchen.
„Hör zu, Lysander. Wir müssen hier weg. Ich weiß nicht, ob du es absichtlich machst und diese Lawine von eben ignorierst, aber so ein Ausmaß passiert nicht einfach so im Winterland. Irgendwas ist da draußen, und dass wir hier festsitzen, macht die Sache nicht besser", meinte er eindringlich.
Natürlich hatte er recht. „Ich bin nicht dumm. Nach meiner Entführung muss es im Winterland ordentlich drunter und drüber gegangen sein. Du hast unsere Leute in den Krieg geschickt und sie in die anderen Jahreszeiten geschickt. Wir wissen nicht, was da gerade vor sich geht, aber meine Geschwister werden sich auf jeden Fall verteidigen. Es wird wahrscheinlich Kämpfe geben, Unterdrückung und veränderte Machtverhältnisse. Diese Ungewissheit macht mich fertig. Aber ich glaube auch nicht, dass Glacier sich dessen bewusst ist, was genau vor sich geht. Er bringt die Familie seiner Freunde in Gefahr, und ich frage mich wirklich, weshalb seine Freunde sich auf diesen Plan eingelassen haben. Ich kann das einfach nicht nachvollziehen."
„Das kann ich dir sagen: Sie mögen dich einfach nicht", meinte Harris und grinste ironisch, während ich genervt die Augen verdrehte. Das war ja wohl nichts Neues. Ich war ein König und wusste genau, wie ich mit Menschen umgehen musste, um sie zu manipulieren. Aber das würde sich niemals ändern, denn es war mir egal.
„Kann sein. Aber Glacier hat gesagt, warum er diesen Plan durchführt. Ich behandle die Menschen wie Scheiße, also verhalten sie sich mir gegenüber auch so, und das war sein Ziel. Bis jetzt läuft es auch gut. Und auch wenn ich nicht weiß, warum ich ihn nicht einfach getötet habe, als ich die Chance dazu hatte, werde ich diesen Fehler sicher nicht wiederholen", langsam kam ich wohl wieder zu Sinnen.
„Trotzdem ändert es nichts an der Sache, dass wir hier alle nicht sicher sind. Klar, Glacier mag auf sein eigenes Glück vertrauen, aber wir sind auch gefährdet. Leider hat der Junge viel aufgedeckt, was nicht hätte sein müssen. Die Götter wissen, dass etwas nicht in Ordnung ist, und sie sind auf der Suche nach uns. Sie können uns nicht sehen, aber sie können uns aufspüren. Jede einzelne Sekunde, die wir hier unten verbringen, ist Zeit, die uns fehlt, um abzuhauen", murmelte Harris.
„Was soll ich machen? Das Gift strömt durch meine Adern. Ich habe keine Kraft. Und das bisschen, was ich aufbringen kann, reicht nicht, um hier rauszukommen." Ich hasste Unwissenheit. Unwissenheit war viel schlimmer als das Gift.
„Es gibt genau zwei Möglichkeiten, die du jetzt machen kannst", sagte Harris und blickte mich von der Seite an. Ich hob eine Augenbraue, um ihm zu signalisieren, dass er fortfahren sollte. „Entweder du folgst deinem Wissen und versuchst Kraft zu gewinnen, indem du Glacier heranziehst und intim wirst. Die Frage stellt sich nur, ob das wirklich langfristig ist oder nur eine Art Kraftschub. Oder du sprichst mit Glacier, er soll die Fesseln und damit das Gift lösen. Und dann – sagen wir mal – eine Allianz mit uns eingehen."
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Mr. Winters Right Hand || boyxboy
FantasyMr. Spring, Mrs. Summer, Mrs. Autumn und Mr. Winter. Vier Geschwister, die die Jahreszeiten auf der Erde der Menschen kontrollieren und dies durch die Hilfe ihrer Untertanen. Nur durch ihr Zusammenspiel funktioniert alles auf der Erde nach Plan. D...