Kapitel 4

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Zwei Tage später, war ich in unserer Stadt unterwegs. Ich musste einige Besorgungen machen. Zu holen galten hygienische Artikel, neue Lebensmittel und ein paar neue Klamotten. Unser Land war ein wenig wie eine Winterlandschaft aufgebaut. Wir hatten unser Kapitol, was eben der Hofgarten und sein dazugehöriges Schloss war. Einige Kilometer von der Stadt entfernt.

Je nachdem, wieviel Schnee am Tag lag, gab es die Möglichkeit entweder mit dem Schlitten in die Stadt zu fahren. Oder man nahm die öffentlichen Verkehrsmittel, wie ein normaler Bus oder ein Taxi. Meistens war es so, dass sich die Reichen Leute, Huskies und einen Schlitten leisten konnten. Sie waren wertvolle Tiere für uns und deshalb selten zu bekommen.

Da ich selbst über keinen Schlitten verfügte, fuhr ich mit einem Taxi in die Stadt. Mittlerweile war ich mit meinen Erledigungen schon fast durch und zum Abschluss ging ich noch in ein Café, welches selten besucht wurde, da es schon recht teuer war und meistens nur von oben in der Hierarchie Stehenden Personen in Anspruch genommen wurde.

Aus unserer Bibliothek innerhalb der Stadt, hatte ich mir tatsächlich ein Buch geholt und öffnete dieses. In diesem Café hatte ich meine Ruhe und fühlte mich nicht so beobachtet. Immerhin gab es noch eine Aufgabe zu erfüllen. Ich musste herausfinden, von wem dieser Eiszapfen mit dem Gift auf der Feier kam.

Nicht nur weil ich unbedingt meine Aufgabe erfüllen wollte, eher sah ich es als Chance an, auch etwas über dieses Gift lernen. Es würde mir eventuell nützlich sein. Immerhin hatte es meine Fähigkeiten beraubt, das hieß doch gleichzeitig, dass es auch bei anderen funktionieren würde. Vielleicht ja auch bei Meister Winter.

Im Café waren höchstens vereinzelte Leute. Nur draußen konnte ich sehen, dass einige unterwegs waren. Es war bereits nachmittags, und viele Familien schlenderten durch die Gassen. Die Eltern kamen wahrscheinlich von der Arbeit nach Hause, ziemlich geschaffen. Immerhin bestand unsere kalte Jahreszeit bald bevor. Dennoch ließen sie sich es nicht Nehmen und liefen mit den Kindern in die Stadt. Kurz war ich abgelenkt von meinem Buch und betrachtete eine Familie, die gerade an mein Fenster vorbeiging.

Der Mann, die Frau und ein Kind, welches die beiden in der Mitte an den Händen mit sich zog.

Es gab nicht viel, auf das ich neidisch war. Zwar war ich nicht zufrieden mit meinem Leben, doch ich versuchte das bestmögliche drauszumachen. Ich trainierte mich, um irgendwie auf mich stolz zu sein. Denn ich hatte sonst niemanden, der stolz auf mich war. Das Kind hatte zwei Eltern. Dem Anschein nach waren sie gesund und auch wenn es nicht so wäre, hätte ich glaube ich lieber eine Familie, mit der ich mich ab und zu stritt, als gar keine. Das war leider der Fall. Ich hatte keine Familie. Weder kannte ich meine Eltern, noch wusste ich, ob ich irgendwelche Geschwister hatte. Ich wusste auch nicht, ob sie noch lebten, oder ob sie überhaupt aus dem Winterland kamen. Allein die Geburt entschied es darüber, zu welchem Land man gehören würde. Es hatte nichts mit den Genen zutun. Immerhin sprach man hier von Magie.

Das einzige, was ich wusste, war, dass sie mich ausgesetzt hatten. Ich wurde auf der Straße groß. Hatte dort Freunde kennengelernt. Ich war zu dem Zeitpunkt kein Untergebener und hatte mich somit auffällig gemacht. So fand mich Mister Winter.

Er war es, der mich großgezogen hatte. Am liebsten würde ich es gar nicht sagen, doch es gab ein Fünkchen Wahrheit, welches ich wohl niemals loswerden könnte. Und das war, dass ich ihm dafür ein bisschen dankbar war. Durch seine Einstellung zum Leben, hatte ich auch meine bekommen. Er entwickelte mich zu einem selbstständigen jungen Mann. Er gab mir essen, gab mir trinken und ein Platz in seinem Schloss. Natürlich aus Eigennutz, doch trotzdem tat er es und dieses Privileg, hatte nun mal nicht jeder. Das einzige, was ich dafür machen musste, war es ihm zu dienen. Ihm mit meinen Kräften zu nützen und deshalb hatte ich auch so stark trainiert. Da ich jetzt nun frei laufen konnte, ohne auf ihn angewiesen zu sein, trainierte ich halt nur noch für mich. Auch, wenn es meine Absicht war, sie irgendwann gegen ihn zu verwenden.

Mr. Winters Right Hand || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt