Kapitel 14

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„Harris, du und ich gehen morgen bei Tagesanbruch nochmal in den Winterwald und erledigen das elende Drecksstück endlich".

„Nein, ich mach das!", empört richtete ich mich auf, während ich in einer dicken Wolldecke umhüllt war und richtete meinen Blick wütend auf den Meister.

„Vergiss es! Du hattest genug Chancen. Du bist zu schwach. Das nächste mal bist du tot, oder der Angreifer kämpft sich bis in die Stadt vor und ich muss mich beim Volk erklären. Darauf hab ich keine Lust. Ich will das Thema Ruhen lassen", ebenfalls wütend, verzog Lysander das Gesicht.

„Nein! Es ist meine Aufgabe und ich bring sie zu Ende", meine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Dann hättest du es schon längst tun sollen, Chancen hattest du ja genug", knurrte der Ältere. Beleidigt verschränkte ich die Arme.

Nach dem Vorfall vor nicht mal zwei Stunden, hatte ich den Meister aufgesucht und wollte mich eigentlich bedanken. Doch anscheinend, hatten er und Harris andere Pläne. Schon war mein Dank verflogen und am liebsten würde ich den beiden an die Gurgel. Leider war ich noch nicht bei Kräften, dies blendete ich allerdings gut aus.

„Dann gehe ich jetzt los. Ich erledige das jetzt", nahm ich mir vor und lief direkt zur Tür. „Gute Idee. Renn kopflos in den dunklen stürmenden Wald und such. Top. Bei deinen zwei Gehirnzellen, verläufst du dich und kommst nicht mehr wieder", plötzlich erhellte sich seine Miene. „Also wenn ich es mir recht überlege, gar keine schlechte Idee".

„Na dann, hab ich ja deinen Segen", brummte ich und öffnete die Tür. „Dummer Trottel", hörte ich noch Mr. Winter sagen.

Ich hasste ihn. Wenn er nicht so an mich glaubte, warum ernannte er mich dann als seinen Erstehilfe-Sanitäter und zu seiner Spezialeinheit. Seine dummen Beleidigungen konnte er sich echt sparen. Ich war auch nicht scharf darauf, immer von so einem Pimpf angegriffen zu werden. Mir war immer noch schrecklich kalt und ich fühlte mich schwach. Ein beschissener Zustand. 

Doch in einer Sache hab ich ihm recht: Ich hatte genug Chancen gehabt.

Ohne lange zu überlegen, packte ich meinen Rucksack mit den nötigsten Utensilien die mich auf meiner kurzen Reise begleiten sollten. Meiner Crew sollte ich besser nicht Bescheid geben. Ich musste das alleine erledigen.

Meinen Rucksack hatte ich gepackt mit ein paar Waffen, was zum Futtern und einen eingerollten Schlafsack steckte ich oben drauf. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich wegbleiben und vor allem, wie weit ich in den Wald eindringen würde.

„Sind wir dann so weit?".

„Hö", fragend hob ich den Kopf, als ich später in Richtung Hofgarten gehen wollte, traf in der Halle jedoch auf den jungen Meister. Ebenfalls mit einem Rucksack bepackt, stand er bereit zum Aufbrechen dort und hatte wohl auf mich gewartet. Genervt lief ich auf ihn zu. „Was willst du denn hier?", grummelte ich und würde gern sagen, dass ich überrascht war. Allerdings würde ich dann lügen. „Ich darf ja wohl ein bisschen mehr Respekt erwarten deinem Meister gegenüber", Lysanders Blick wurde düster. „Verzeihung, Meister. Ich wundere mich nur, weshalb Sie sich dazu niederlassen gemeinsam den Weg mit mir in den Wald zu gehen", ich lächelte sarkastisch. „Glaub mir, Glacier, ich spiele echt ungern den Babysitter. Allerdings kann ich es mir als König des Landes nicht mehr erlauben, den Angreifer frei rumlaufen zu lassen. Wenn etwas dem Volk passiert und rauskommt, dass ich bereits von dem Angreifer wusste, dann gibt es Aufstände", erklärte der Ältere mir. Gerade als ich etwas erwidern wollte, schnitt er mir das Wort ab und ging vor: „Und jetzt, lass uns endlich los!".

Der Meister lief voraus und ich trottete ihm unzufrieden hinterher. Mir passte sein selbsthabendes Getue überhaupt nicht.

So durchbohrte ich ihn von hinten mit meinen Blicken und musterte ihn. Er trug ein enges schwarzes T-Shirt, was seine Muskulatur, vor allem am Rücken, sehr gut betonte. Seine langen Beine steckten in einer schwarzen Hose, sein Hintern verdreckt von dem Kaki-farbenden Rucksack. Zwar hatte der junge Herr auf seinen Fellmantel verzichtet, auf seiner Nase saß jedoch wie immer eine Sonnenbrille. Heute waren dessen Gläser grün.

Mr. Winters Right Hand || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt