Kapitel 27

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Glacier POV

„Erzähl, was ist passiert?", fragte Lysander und deutete auf den bewusstlosen Mann vor dem Bett, auf welches wir immer noch nebeneinandersaßen.

„Er hat mich angegriffen, aus dem Hinterhalt. Ich weiß nicht warum, er war sauer auf uns Schlossbewohner", erzählte ich ihm also und zuckte mit den Schultern. Der Moment eben, indem ich auf seinem Becken saß, schien zunächst vergessen. Es fiel wohl einfach unter einen weiteren Streit zwischen uns.

„Tja, nichts, womit wir nicht hätten rechnen sollen", belanglos stand Lysander auf und betrachtete den Mann. „Wir lassen ihn töten", bei diesen Worten stand auch ich auf. „Wieso soll ich das nicht übernehmen?", hinterfragte ich. „Hättest du es gewollt, dann hättest du es schon längst getan. Außerdem, du solltest lernen nicht die Dreckarbeit zu übernehmen", antwortete der Ältere und innerlich schüttelte ich den Kopf. Dieser Typ war durch und durch arrogant.

„Ich bin den ganzen Tag unterwegs mit dir, ist das nicht Dreckarbeit genug?", ich musste einfach provozieren. „Das nennt man nicht Dreckarbeit, sondern ehrenamtliche Arbeit. Ich hab mich nämlich so eben dagegen entschieden dich dafür zu entlohnen", reagierte er ganz lässig. Wieso hatte er auf jeden Kommentar eine Gegenantwort parat? Scheiße nervte der mich.

Innerlich schwor ich mir ihn irgendwann dreckig anzugrinsen, während er vor mir kniete und mich anflehte ihn am Leben zu lassen. Und wer weiß, vielleicht hatte sich der Tag heute doch gelohnt und die Blutproben ließen etwas nützliches erkennen.

„Ungestraft wird er nicht davonkommen, deshalb schlage ich vor, ich lasse jemanden schicken. Doch zunächst, ruf ich uns einen Fahrer. Ich möchte nun gerne nachhause, auch wenn es wohl wieder einmal alleine ist", seufzte der junge Meister, machte dabei seinen entgangenen Spaß deutlich erkennbar. „Aber wieso so niedergeschlagen ? Ich begleite dich doch", grinste ich ihm frech entgegen, versteckte nicht mal meine Schadenfreude. Nun, wo ich sie jetzt einmal gesehen hatte, konnte ich nicht wirklich der Meinung der anderen zustimmen. So außergewöhnlich hübsch fand ich sie nicht.

„Wenn du mal ein paar Erfahrungen gesammelt hast, dann wirst du mich schon verstehen", nun tat er wieder so, als wäre ich die Unschuld in Person. Nur weil ich mich nie mit Dingen wie Liebe, Lust und Leidenschaft beschäftigt hatte.

Dem würde das Lachen noch vergehen.

„Vielleicht bist du auch nur gekränkt, weil ich dir nicht direkt so verfalle, wie es sonst jeder macht", überlegte ich und grinsend, blickte der junge Meister durch seine verfärbten Gläser zu mir. „Fandest du nicht, dass wir schon ein paar intime Momente hatten, wo dich deine Reize überflutet haben und du nicht damit umgehen konntest?", erinnerte mich Lysander und dem entsprach natürlich der Wahrheit. „Und denkst du nicht, dass ich nur so reagiert habe, um dich das sehen zu lassen, was du sehen möchtest?", ich legte den Kopf schief und log, denn ich wollte ihm echt nicht in seinem Ego bestärken. „Was solltest du davon haben?", hinterfragte er. „Manipulation? Denn wenn solche Momente passieren, bekomme ich von dir das, was ich möchte", ich zuckte grinsend mit den Schultern. Und das wiederum stimmte.

„Sehr listig von dir", sprach der Ältere seine Anerkennung aus und ich zuckte mit den Schultern. „Dadurch hab ich den Platz deiner linken Hand bekommen, also tu nicht immer so, als sei ich so unschuldig", ich meinte dies so, wie ich es sagte. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass du in anderen Dingen dennoch unerfahren bist", gleichgültig zuckte er mit den Schultern und ich fragte mich, ob ihm dies so ein Dorn im Auge war. Oder es amüsierte ihn einfach.

„Mal sehen, wie lange noch", ich lächelte ihm scheinheilig zu.

Es dauerte ein paar Minuten und dann war endlich der Wagen zum Abholen da. Ich freute mich wieder zurück ins Schloss zu kommen, denn der Tag war echt anstrengend und gerade der letzte Besuch hatte mich erschöpft.

Mr. Winters Right Hand || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt