Au revoir Paris

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Kennt ihr das, wenn ihr ein letztes Mal in euer leeres Zimmer blickt, bevor ihr es für immer verlassen müsst?
Heute ist für mich so ein Tag gekommen.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich meine Geliebte Heimat Paris, von nun an für immer den Rücken kehren muss.
In keiner anderen Stadt auf der Welt, kann man sich so wundervoll verlieren und in seine Träume flüchten wie hier.
Diese Leere die sich in meinem Raum erstreckt, ist wirklich traurig und voller Schmerz.
Während ich weiter aus meinem Fenster zum Eiffelturm starre, tritt mein Vater von hinten an mich heran und legt seine Hand auf meine Schulter.

Papa: „Ich weiß, dir fällt es schwer weg zu ziehen, aber ich verspreche dir, in unserem neuen Appartement wird es dir auch gefallen."

Chloé: „ ... „

Papa: „Lass uns gehen. Je länger du hier stehst und in die Ferne starrst, desto schwerer fällt dir der Abschied."

Ich nahm wortlos meinen letzten Koffer und ging schleppend aus unserem Appartement.
Es gibt keine Worte der Welt, die meinen Vater das sagen könnten, was ich grade alles denke.
Ich ging die Treppen nach unten raus zum Eingang.
Ein letztes Mal zog ich meine Kamera und fotografierte mein geliebtes zuhause.

Ein letztes Mal zog ich meine Kamera und fotografierte mein geliebtes zuhause

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( Sie wohnten ganz oben unter dem Dach )

Wie kann nur an so einem traurigen Tag die Sonne scheinen?!
Mir wäre es lieber, dass es aus Eimern strömt und gewittert.
Dann würde der Flug wenigstens verzögert starten oder gar gecancelt werden.
Mein Vater übergab dem neuen Besitzer die Appartmentschlüssel und kam mit seinem Koffer zu mir.
Er winkte uns ein Taxi ran und lud unsere Koffer hinten ein.
Schmollend setzte ich mich auf die Rückbank und setzte meine Kopfhörer auf.
Der Fahrer fuhr los und mein Vater drehte sich zu mir.
Ich sah zwar wie er etwas sagte, aber hörte es durch meine Kopfhörer nicht.
Da nahm er sie von meinem Kopf und schaute mich eindringlich an.

Papa: „Ich weiß du bist sauer und wütend, dass wir ins Ausland gehen, aber sieh es positiv.
Ich verdiene in der Botschaft von Tokyo deutlich besser als hier und habe mehr Zeit für dich und deine Schwester."

Chloé: „Eher mehr Zeit mit Satori."

Papa: „Das natürlich auch, aber ihr beide steht an erster Stelle. Das weißt du doch mein Engelchen."

Chloé: „Ist Gen deshalb die letzten zwei Jahre in der Anstalt gewesen? Weil du für sie da sein willst? Bitte erspar mir einen erneuten Wutausbruch und reden wir nicht weiter darüber."

Ich drehte mich von ihm weg und starrte aus dem Fenster.
Für mich war das Gespräch beendet und ich wollte nicht noch im Taxi eine Szene machen.

Papa: „Ich werde wohl nie verstehen was in deinem Kopf los ist."

Chloé: „Nein... wirst du nicht."

Manch einer denkt jetzt bestimmt warum ich so mit meinem Vater rede oder so abweisend zu ihm bin, aber das hat alles seinen Grund.
Seit meine Mutter und meine ältere Schwester vor 2 Jahren gestorben sind, hat er mich und Geneviéve sich selbst überlassen.
Ich weiß, dass er auch irgendwie damit klar kommen musste, aber als Vater muss man für seine Kinder da sein.

Ich kompensiere den Verlust mit dem ein oder anderen Joint und ab und zu mit Alkohol, während meine kleine Schwester in einer Nervenklinik steckt um an sich und ihren Psychosen zu arbeiten.

Tja und mein Vater?
Der verliebt sich in eine japanische Botschafterin und geht für sie soweit, alles hier stehen und liegen zu lassen um mit ihr zusammen in Tokyo zu leben.
Somit wären wir an dem Punkt angelangt, wo ich nichts weiter erklären brauche.

Das Taxi fährt zum Rossini Hospital und hält an.
Mein Vater wollte grade aussteigen, als ich ihn davon abhielt und selbst meine Tür öffnete.

Chloé: „Ich werde Gen holen. Ist immerhin eine Weile her wo du hier warst und sie erkennt dich sicherlich nicht."

Ich knallte die Tür zu und ging in den Flügel des Krankenhauses in dem Geneviéve untergebracht ist.
Sie saß bereits mit gepackten Koffern im Gruppenraum und spielte Karten mit ihrer Zimmergenossin.
Als sie mich sah, ließ sie alles stehen und liegen um mir um den Hals zu fallen.

Geneviéve: „Da bist du ja endlich! Ich habe schon ganz aufgeregt gewartet! Ist Papa auch hier?"

Chloé: „Er wartet draußen. Ich wollte dich alleine abholen."

Geneviéve: „Ich freu mich schon so sehr auf unsere Reise! Ich bin noch nie so weit geflogen!"

Chloé: „Ist für uns beide das erste mal. Komm! Ich nehme deine Koffer, dann kannst du dich noch bei den Schwestern und Pflegern verabschieden."

Sie nickte mir zu und flitzte schnell zum Stationszimmer.
Nur für sie gebe ich mich gut gelaunt und stelle mich so gut es geht normal an.
Wenn Geneviéve merken würde, wie es mir eigentlich geht... das würde ihre kleine gebrechliche Seele nicht verkraften.
Es reicht wenn einer hier von uns kaputt ist.


Au revoir Paris

Ende

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