Nicht das auch noch!

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Ich griff nach meinem Essen und riss es ihm einfach aus der Hand.
Das ganze ging viel zu schnell für ihn.
Er guckte nur verwirrt und langsam aber sicher wurde er gereizt.
Ich aß einfach im gehen weiter und ging in Richtung des Treppenhauses.
Kokonoi ging mit schnellen Schritten an mir vorbei und versperrte mir den Weg.

Kokonoi: „Unser Gespräch ist aber noch nicht beendet. Entweder du antwortest mir oder..."

Chloé: „Oder was..."

Kokonoi: „Oder ich werde handgreiflich werden müssen. Ich tue nur ungern kleinen Mädchen wie dir weh, also antworte endlich."

Ich packte mein Essen in die Tasche, griff in meine Bluse und holte noch eine halbe Zigarette hervor, um mir diese anzuzünden.
Mit meinem gleichgültigen Blick, pustete ich ihm den Qualm ins Gesicht und packte seine Krawatte um ihn zu mir auf Augenhöhe runter zu ziehen.

Chloé: „Pass mal auf... mich interessiert es einen Scheiß was zwischen dir und dem Mädel da eben gelaufen ist, also schieb deinen Hintern beiseite und lass mich vorbei."

Kokonoi: „Du bist ziemlich bissig für jemanden der so klein ist. Wenigstens habe ich dich so zum reden gekriegt. Chihuahuas sind bekanntlich auch die Hunde mit der größten Klappe und dem kleinsten Körper. Ihr habt also sehr viel gemeinsam."

Chloé: „Was willst du denn von mir hören? Eine Entschuldigung oder was?!"

Kokonoi: „Wäre für den Anfang nicht schlecht. Deiner Antwort von eben kann ich entnehmen, dass du alles gehört hast. Häng diese Sache, nicht an die große Glocke, das ist alles."

Chloé: „Im Moment bist du es, der das Ganze hier an die Glocke hängt und mich nervt. Mach den Weg frei oder ich werde ihn mir frei machen müssen."

Kokonoi: „Du und mir drohen? Wirklich sehr witzig."

Kaum hatte er das gesagt, zog ich ihm seine Beine mit meinen Füßen weg und machte mir so den Zugang zum Treppenhaus frei.
Ich hockte mich nochmal zu ihm runter und drückte beiläufig den Rest meiner Zigarette auf dem Boden aus.

Chloé: „Ich hab nichts gegen dich, aber lass mich gefälligst in Ruhe, verstanden?"

Ich stand wieder auf und ging zurück in den Klassenraum.
Meine Pause war gelaufen und Erholung war dabei nicht drin gewesen.
Ich kaute noch schnell ein Kaugummi, um den Zigarettenatem zu verbergen und setzte mich auf meinen Platz.
Laut Plan waren die letzten Stunden Ethik und Moralerziehung, also nichts befremdliches für mich.
Als es zum Unterricht klingelte, trat eine bildhübsche Frau in den Raum.
Sie wirkte so jung, dass man sie locker für eine Studentin halten könnte.
Die Jungs hier in der Klasse schienen sie regelrecht mit ihren Blicken auszuziehen, was in mir lediglich ein Gefühl des Fremdschämens auslöste.
Ausgerechnet zu mir kam sie, und legte mir ein Lehrbuch auf den Platz.
Sie lächelte mich freundlich an und richtete ihre Brille.

Lehrerin: „Du musst die neue Schülerin sein, richtig? Ich bin Frau Omisu, die Ethik und Musiklehrerin der Klasse."

Ich war überrascht, dass sie mich im perfekten französisch ansprach und man mir das ganze auch vom Gesicht ablesen konnte.

Frau Omisu: „Ich habe in Frankreich studiert und gebe hier auch Französisch Kurse. Ich dachte, dass es dir angenehmer ist, wenn ich dich so begrüße."

Chloé: „Nett von Ihnen, aber Sie müssen keine Rücksicht auf mich nehmen. Sonst werde ich in meinem Japanisch nicht besser."

Frau Omisu: „Solltest du dennoch etwas nicht verstehen, zögere nicht es mir zu sagen."

Chloé: „Werde ich. Sie können mich ruhig Chloé nennen. Mit meinem Nachnamen als eine Art Vorname angesprochen zu werden, ist für mich irgendwie seltsam."

Frau Omisu: „Gerne doch! Das ist kein Problem."

Sie ging wieder an den Lehrertisch und schrieb anschließend die Wörter ~Kultur und Familie~ an die Tafel.
Zeitgleich ging die Tür des Klassenzimmers auf und Kokonoi betrat den Raum.
Schweigend setzte er sich auf seinen Platz neben mich und ließ sein Blick kurz zu mir schweifen.
Als unsere Blicke uns trafen, schaute ich schnell weg und versuchte die Seite meines Sichtfelds einfach auszublenden.

Frau Omisu: „Unser Thema in den nächsten Einheiten, werden verschiedene Kulturen und Bräuche innerhalb euer Familien sein. Dabei werdet ihr in Teams arbeiten und damit es zu keiner typischen Gruppenbildung kommt, habe ich Lose vorbereitet, die die Gruppen bestimmen."

Die Klasse war davon nicht begeistert, aber ihr schien das egal zu sein.
Sie ging von Platz zu Platz, damit jeder sich ein los aus der Urne nehmen konnte.
Ich hatte einen Stern gezogen und wartete auf die Auszählung.
Mittlerweile waren fast alle Schüler aufgeteilt und es fehlten nicht mehr viele.
Sie verteilte auch dazu gleich die Unterthemen die wir in unseren Arbeiten zusammentragen sollen.

Frau Omisu: Welche Schüler haben den Stern gezogen?"

Ich meldete mich zögerlich und neben mir ging auch die Hand hoch.
Das Schicksal muss mich abgrundtief hassen ihn mit mir in ein Team zu stecken!
Es hätte jeder sein können! Jeder außer ihm da!

Frau Omisu: „Sehr schön! Also bilden
Chloé-Chan und Kokonoi-kun ein Team. Für euch habe ich diese Aufgaben vorbereitet.
Ihr habt damit bis Ende der Woche Zeit und denkt dran, dass es ein Vortrag wird."

Nicht das auch noch!

Ende

Danse mon Tournesol!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt