Klasse 2-1 oder auch 11. Klasse

141 13 0
                                    

Chloé: „Mich wundert es eher, dass du nicht auf Arbeit bist."

Papa: „An deinem ersten Schultag, wollte ich dich gern persönlich hinfahren. Satori passt auf Geneviéve auf, solange ich arbeiten bin."

Chloé: „Du lässt Gen schon jetzt allein? Unfassbar..."

Papa: „Chloé bitte nicht schon wieder diese Diskussion. Ich bin nur halbtags weg und dann schon längst wieder zuhause, wenn du Schulschluss hast. Außerdem ist Satori da wenn etwas passieren sollte und ruft mich sofort an. Mach dir also keine Sorgen."

Ich schüttelte nur den Kopf und nahm meine Tasche in die Hand.
Wieder einmal enttäuschte er mich und ich machte mir trotzdem sorgen um meine Schwester.
Auch wenn Satori nett zu sein scheint, was ist, wenn Geneviéve einen Rückfall erleidet oder ihre Psychose getriggert wird?
Ich will mir das garnicht ausmalen!
Doch mein Vater drängte mich langsam aus der Tür und machte sich mit mir auf den Weg zu unserem Auto.
Im Gegensatz zu meiner alten Schule in Paris, besuchte ich hier eine Privatschule mit gutem Ruf.
Ich frag mich, was wohl für Leute so eine Schule besuchen?
Bevor ich überhaupt hier einen Platz bekam, musste ich viele Eignungstests und Prüfungen durchlaufen, um überhaupt angenommen zu werden.
Hier in Japan ist ein heftiger Konkurrenzkampf um begehrte Schulplätze und wer dem Druck nicht stand hält, der kann den Rest seines Lebens hinter einer Supermarktkasse schuften.
Ein wirklich brutales Schulsystem im Gegensatz zu dem Französischen.
Während der Fahrt, sprach ich nicht mit meinen Vater, da ich immer noch ziemlich angesäuert war, dass er Geneviéve mit Satori allein lässt.
Als er dann vor dem Schultor hielt, schnallte ich mich ab und stieg aus dem Auto aus.

Papa: „Hab einen schönen ersten Schultag mein Engelchen! Ich hole dich nach Schulschluss mit Satori und Geneviéve wieder ab."

Chloé: „Ich hab Beine! Ich kann auch laufen oder mit der Bahn fahren."

Papa: „Lass deinen alten Papa auch mal etwas gutes für seine Tochter tun."

Chloé: „Kannst du, in dem ich alleine nach Hause kommen kann. Ich bin kein Baby mehr und jetzt kenne ich den Weg, also ist dein Einsatz nicht notwendig."

Papa: „So stur wie eh und je. Na schön! Solltest du es dir anders überlegen, schreib mir eine Nachricht okay?"

Chloé: „Ja ich hab es verstanden. Sei du lieber pünktlich wieder zuhause bei Gen!"

Ich machte die Tür zu und holte meine Tasche aus dem Kofferraum, nur um so schnell wie möglich von ihm weg zu kommen.
Abschiede liegen mir nicht und ich bin noch nie Fan davon gewesen zur Schule gebracht zu werden.
Also suchte ich in der Schule als erstes das Sekretariat um mich anzumelden und mir vor allem einen Plan geben zu lassen.
Das Gelände war riesig und ich hatte keine Ahnung wo mein Klassenraum ist.
Als ich dann endlich meine Info hatte, lief ich mit einem Zettel bewaffnet durch die Flure der Schule, um nach der Klasse 2-1 zu suchen.
Auch wenn ich meinen provisorischen Tunnelblick drauf habe, konnte ich die Blicke der Schüler auf mir spüren.
In einem Land voller Menschen mit asiatischen Merkmalen, falle ich auf wie ein bunter Hund.

Ich ignorierte die Blicke und suchte weiter.
Glücklicherweise fand ich den Raum grade noch rechtzeitig vor dem Klingeln, aber lief gradewegs in einen Lehrer hinein, der mich durch den Stapel Bücher nicht gesehen hatte und diese auf dem Boden verteilte.

Lehrer: „Tut mir leid, ist alles in Ordnung bei dir? Ich hab dich garnicht bemerkt."

Chloé: „Schon gut, ich hätte mich eher besser umsehen sollen. Ich helfe Ihnen."

Gemeinsam sammelten wir die Bücher auf und da betrachtete er mich das erste mal richtig aufmerksam.

Lehrer: „Du bist bestimmt die neue Schülerin aus der 2-1 oder? Meine Güte wo bleiben meine Manieren! Ich bin Herr Matsunada und unterrichte deine Klasse in Englisch und Geschichte."

Chloé: „Chloé Rousseau. Ich hab das noch nicht so raus mit den Namen hier. Spricht man mich mit Vor- oder Nachnamen an?"

Herr Matsunada: „Üblicherweise mit dem Familiennamen und unter Freunden spricht man sich gerne mit Vornamen an."

Chloé: „Wenn mein Name kein sprachliches Hindernis darstellt? Ansonsten nennen Sie mich einfach Chloé."

Herr Matsunada: „Wirklich sehr nett von dir. Lass uns gemeinsam in die Klasse gehen, dort kannst du dich dann deinen Mitschülern vorstellen."

Mit der Hälfte an seinen Büchern in meinen Armen, betraten wir den Raum und die Gespräche der Schüler brachen abrupt ab.
Alle Blicke waren auf mich gerichtet und am liebsten würde ich mehr Bücher tragen, um mich hinter ihnen zu verstecken.
Es gibt nichts unangenehmeres, als wenn man von duzenden Augen bewusst angestarrt wird.
Ich legte die Bücher auf den Lehrertisch ab, schaute zu Herrn Matsunada und flüsterte ihm zu.

Chloé: „Warum starren mich alle hier so seltsam an?"

Herr Matsunada: „Es kommt nicht häufig vor, dass wir jemanden aus einem anderen Land in der Klasse begrüßen."

Chloé: „Ohh man... das wird wohl ein langer Tag werden."


Klasse 2-1 oder auch 11. Klasse

Ende

Danse mon Tournesol!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt