Das Land der aufgehenden Sonne

155 13 2
                                    

Mit ihren Koffern in der Hand ging ich meiner Schwester nach, die sich herzlich bei allen verabschiedete.
Sie steckt so voller Liebe und Energie wie ein kleiner Welpe.
Dann verließen wir das Krankenhaus und gingen zum Taxi, wo bereits unser Vater Wartete und seine Arme nach Geneviéve ausstreckte.
Die freute sich einfach nur ihn zu sehen und drückte ihn mit einem breiten Lächeln an sich.

Papa: „Und deine große Schwester meinte, dass du mich nicht mehr erkennen würdest."

Geneviéve: „Ich erkenne doch meinen Papa! Auch wenn du schon fast 80 Tage nicht mehr zu Besuch da warst."

Auch Geneviéve teilte auf ihre eigene Weise gegen unseren Vater aus, wenn auch deutlich sanfter als ich.
Sie ist eben erst 11 und im Gegensatz zu mir einfach zu lieb.
Wir stiegen alle wieder ein und fuhren schließlich zu unserem eigentlichen Ziel, den Flughafen von Paris.
Nach den ganzen Checks und Kontrollen, stiegen wir in unseren Flieger und machten uns bereit für den Abflug.
Ich hatte mir vorab ein paar Schlaftabletten geholt und warf mir diese ein.
Ich wollte den Flug einfach nur verschlafen und erst wieder wach werden, wenn wir gelandet sind.
Immerhin fliegen wir gute 13 Stunden nonstop um den halben Globus, also kann ich ganz entspannt ein Nickerchen halten.

13 Stunden später....

Geneviéve: „Chloé sieh mal! Da ist ja der Eiffelturm wieder! Wurde er gestrichen?"

Verschlafen öffnete ich meine Augen und sah wie Geneviéve förmlich an der Scheibe klebte.
Sie deutete auf einen rot weißen Turm, der dem Eiffelturm etwas ähnelte.
Ich rieb mir die Augen und lächelte sie an.

Chloé: „Das ist der Tokyo Tower. Er ist unserem Eiffelturm nachempfunden."

Geneviéve: „Wie cool! Fast wie zuhause!"

Chloé: „Wir können ihn gerne mal zusammen besuchen wenn du willst."

Geneviéve: „Ohja! Das wäre toll! Da kannst du dann ganz viele Bilder machen!"

Papa: „Klingt nach einem Familienausflug. Das wäre doch etwas, was wir gemeinsam machen können."

Chloé: „Ich habe mit den Besuchen nur mich und Gen gemeint."

Geneviéve: „Ich würde mich freuen wenn Papa mitkommt!"

Chloé: „Na schön. wenn du es dir wünschst, dann kann ich schlecht Nein sagen."

Sie freute sich riesig und drückte mich an sich.
Langsam setzte der Flieger zur Landung an und dockte an das Terminal.
Kaum betraten wir das Innere des Flughafens, wurde ich von der enormen Menschenmenge erschlagen.
So viele Menschen habe ich nicht mal in Paris auf einem Haufen gesehen wie hier!
Eine völlig andere Welt und mega befremdlich.
Unser Vater navigierte uns durch den Flughafen und wir holten noch unsere Koffer ab.
Draußen angekommen, stand auch schon eine Frau mit einem Willkommensschild wo unsere Namen drauf standen.
Ich hatte sie bisher nur auf Bildern gesehen, aber ich bin mir sicher, dass das Satori sein muss.
Ihre Haare waren jetzt länger und durch die Winterkleidung wirkte sie etwas fülliger.
Hier war es deutlich kälter als noch in Paris, also setzte ich mir meine Mütze auf und zog sie über die Ohren.
Zielstrebig ging unser Vater mit uns im Schlepptau auf sie zu, hob sie hoch und küsste sie.
Es ist definitiv Satori.
Mir wird grade einfach nur übel und am liebsten würde ich gerne irgendwo hinkotzen.

Papa: „Satori, darf ich dir meine Töchter vorstellen? Das sind Chloé und Geneviéve. Sagt hallo zu Satori."

Geneviéve: „Hallo Satori! Ich bin Geneviéve! Ich freu mich dich kennen zu lernen!"

Satori: „Ich freu mich auch dich endlich mal in Person vor mir zu sehen. Du sprichst aber schon gut japanisch!"

Geneviéve: „Chloé hat mit mir auch fleißig geübt! Sie hat nur für mich die Sprache gelernt."

Satori: „Das ist wirklich lieb von deiner großen Schwester. Das berührt mich wirklich sehr! Fühlt euch aber nicht gezwungen nur mit mir japanisch zu reden, ich verstehe französisch wie eine Muttersprache."

Geneviéve: „Da bin ich aber erleichtert. Beim lesen brauche ich nämlich noch viel Hilfe und einige Worte bringe ich noch durcheinander."

Während meine Schwester und Satori sehr schnell anbandelten, zündete ich mir in aller Ruhe erstmal eine Zigarette an und rauchte zur Entspannung eine.
Das zog natürlich die Aufmerksamkeit meines Vaters auf sich, der mir die Zigarette aus dem Mund nahm und diese in einem Aschenbecher ausdrückte.

Chloé: „Was soll das?!"

Papa: „Ich hätte dich schon früher darauf vorbereiten sollen, aber in Japan darf man erst mit 20 Jahren legal rauchen mein Engel."

Chloé: „Bitte WAS?!"

Völlig geschockt von der Tatsache, dass hier nicht nur die Uhren anders laufen, blieb mir schlicht weg die Spucke weg.
Wie soll ich denn jetzt auf mein Leben klarkommen ohne meine Zigaretten?!

Papa: „Zuhause kannst du dir gerne wieder eine anzünden, aber hier draußen lässt du das lieber sein."

Chloé: „Ich Kotz im Strahl! Wie soll ich das dann hier alles aushalten?!"

Papa: „Beruhige dich. Davon geht die Welt nicht unter."

Chloé: „Meine vielleicht nicht, aber deine wenn ich ungenießbar werde ohne meinen Tabak!"

Geneviéve: „Das Zeug ist doch sowieso ungesund Chloé. Hier! Nimm lieber einen davon."

Sie reichte mir einen Streifen Kaugummi, den ich sofort auspackte und mir in den Mund stopfte.


Das Land der aufgehenden Sonne


Ende

Danse mon Tournesol!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt