Tränen und Blut im Schnee

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Mir fielen wieder Takemitchis und auch Chifuyus Worte ein.

~Tetta Kisaki muss sterben!~

~Für den Frieden unter den Gangs muss er sterben!~

Tief in mir wusste ich, dass es falsch ist, jemanden den Tod zu wünschen.
Nicht einmal ein Aas wie er, sollte sein Leben einfach hier auf der Straße enden lassen.
Die Spuren eines Motorrads waren grade noch so erkennbar, also muss ihm jemand bis hierher gefolgt sein und zurückgelassen haben.
Seine Atmung war schwach, seine Arme und Beine gebrochen.
Wenn ihm jetzt niemand hilft, wird er definitiv sterben.

Chloé: „Ich habe dir vorhin zwar mit Schläge gedroht, aber nicht mal ich kann jemanden wie dich zum Sterben zurücklassen. Also halte kurz durch, ich bin gleich wieder bei dir."

Ich ging von ihm weg und schlug eine Schaufensterscheibe ein.
Aus dem Geschäft holte ich eine Decke und einige erste Hilfe Utensilien.
Als erstes muss ich ihn warm halten und seine Blutungen stoppen.
Das ganze ist nur nicht so einfach bei seinen offenen Brüchen.
Anschließend rief ich einen Krankenwagen und hielt Kisaki sowohl mit der Decke als auch mit meinem Körper warm und drückte auf die offenen Wunden.
Langsam öffnete er die Augen und sah mir verwirrt ins Gesicht.

Kisaki: „Bist du nicht die... Kleine vom Hafen?"

Chloé: „Du erinnerst dich, dass ist schon mal garnicht schlecht für deine Verfassung."

Kisaki: „Ich... habe schmerzen aus der Hölle."

Chloé: „Wohl verdient, wenn ich bedenke was für einen Tumult du veranstaltet hast zwischen den beiden Gangs."

Kisaki: „Warum... bist du hier? Warum... rettest du mir das Leben?"

Chloé: „Aus einem einfachen Grund. Jeder hat das Recht zu leben, auch eine linke Ratte wie du."

Kisaki: „Dabei hast du mir vorhin noch gedroht. Welch Ironie."

Chloé: „Ich weiß nicht, was für Gründe du hattest so weit gehen zu müssen, aber war es dein eigenes Leben wert?"

Kisaki: „Ich hab sie wirklich innig geliebt."

Chloé: „Wen hast du geliebt? Das alles für ein Mädchen?"

Kisaki: „Hinata... Tachibana. Ich habe sie... seit unserer ersten Begegnung geliebt."

Chloé: „Hina?! Takemitchis Hina?!"

Kisaki: „Er hat mir die Chance auf Hinas Herz genommen und sie mir vor der Nase weg geschnappt. Aus Rache... wollte ich alles zerstören was ihm Freude bereitet und dafür Mikey instrumentalisieren. Doch alle meine Pläne.... Schlugen fehl. Selbst die Mobilisierung von Tenjiku."

Chloé: „Dann bist du also für Emas Tod verantwortlich! Du bist wirklich das allerletzte! Eigentlich sollte ich dich hier verrecken lassen und einfach gehen... Aber ich kann nicht."

Kisaki: „Warum? Was hindert dich daran das zuende zu bringen, was bereits begonnen wurde?"

Chloé: „Mitleid."

Er verstand nicht was ich ihm damit sagen wollte und guckte mich nur fragend an.
Wir beide waren verliebt in jemanden, dessen Herz für jemand anderen schlägt und wir beide erfuhren lediglich nur Schmerz.
Ich hasste ihn für das was Ema passiert ist, doch ein Teil in mir, konnte ihm nicht einfach das Genick brechen.
Er war wie ich, nur bin ich niemals so weit gegangen.

Chloé: „Wir beide wurden von der Liebe gefickt und buchstäblich auf die Straße gesetzt. Darum habe ich Mitleid mit dir."

Kisaki: „Verstehe.... Mein Beileid."

Chloé: „Nicht nötig. Ich hab ihn vorhin ordentlich verdroschen und würde es jederzeit wieder tun."

Kisaki: „Du hast einen echt schrägen Sinn für Humor."

Er lachte unter Schmerzen und hustete etwas Blut dabei.
Endlich traf der Krankenwagen ein und half Kisaki vor Ort.
Mit diesem war natürlich auch die Polizei im Schlepptau um die Aussagen von mir und auch dem LKW Fahrer zu machen.
Den hatte ich in der ganzen Hektik total ausgeblendet, doch er schien unversehrt zu sein.
Kurz bevor der Wagen die Türen schließen wollte, rief Kisaki mich noch einmal zu sich.

Kisaki: „Ich habe ganz vergessen dir zu danken. Wie ist dein Name?"

Chloé: „Ich bin Chloé Rousseau."

Kisaki: „Hör mir jetzt gut zu Chloé... sag Takemitchi.... Er soll nochmal... durch die Zeit springen! Er kann das mit Ema rückgängig machen!"

Chloé: „Er kann was?!"

Kisaki: „Ich habe überhaupt nicht das Recht dich eigentlich um etwas zu bitten, aber... Bitte sag das Takemitchi. Ich werde Hina aufgeben und ein besserer Mensch werden. Nur bitte... tue mir diesen Gefallen."

Chloé: „Wenn du dein Versprechen hältst?"

Kisaki: „Ich werde mein Wort halten, dass schwöre ich bei meinem Leben."

Die Türen des Krankenwagens gingen zu und mit lauten Sirenenklang fuhr dieser davon.
Ich blieb vor Ort zurück und machte meine Aussage bei der Polizei.
Als schließlich die Kreuzung geräumt wurde und nur noch ich am Tatort zurückblieb, tauchte der Schlaksige Typ von vorhin aus den Schatten der Gassen auf.
Wie lange war er wohl schon hier?
Er sah mich mit einem verlorenen Blick an und ging vor mir auf die Knie.

Chloé: „Was soll das?! Steh schon auf, dass ist doch peinlich!"

???: „Du hast ihm das Leben gerettet, dafür stehe ich auf ewig in deiner Schuld."

Chloé: „Ist ja gut und schön, aber komm wieder auf die Beine! Es ist kalt da unten. Wer bist du überhaupt?!"

Er stellte sich mir als Shuji Hanma vor und ist Kisakis engster Freund und Vertrauter.
Aus Angst vor der Polizei, hielt er sich im verborgenen und hatte mich die ganze Zeit mit ihm beobachtet.
Er gab mir seine Jacke und legte diese um mich.
Ich selbst war ja nur in einem kurzen Teil bei Minusgraden unterwegs und sollte mir eigentlich selbst was warmes anziehen.

Chloé: „Danke... für die Jacke."

Hanma: „Kein Ding. Jetzt wo Kisaki außer Gefahr ist, was wirst du nun tun?"

Chloé: „Die Frage gebe ich nur zu gerne an dich weiter."

Hanma: „Fürs erste Untertauchen. Am Hafen ist noch richtig die Post abgegangen und ich weiß nicht, ob nach mir gesucht wird."

Chloé: „Mach nur keinen weiteren Ärger. Ich für meinen Teil werde nach Hause fahren und mir erstmal ordentlich einen Joint durchziehen. Nach dieser Nacht, hab ich mir ein bisschen Ruhe verdient."

Hanma: „Dann pass auf dich auf Kleines. Ich werde aus der Ferne ein schützendes Auge auf dich haben."

Er verabschiedete sich mit diesen Worten von mir und verschwand in die dunkle Gasse, aus der er gekommen war.
Mein Weg führte zurück zum Spielplatz und zu meinem Bike.
Schließlich musste ich noch irgendwie nach Hause kommen.




Tränen und Blut im Schnee



Ende

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