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Madow

Am nächsten Morgen fühlte ich mich deutlich besser als die Tage zuvor. Harry war im Studio, während Anne bereits mit Gemma das Frühstück vor, während ich mich gerade frisch machte. Mein Blick ging kurz in den Spiegel und ich betrachtete mich, wie ich nur in Unterwäsche dastand. Ich hatte zugenommen, nicht viel, aber ein bisschen. Dabei aß ich gar nicht so viel. Ja, ich aß mehr als noch vor dem Urlaub, aber ich würde es eher als eine normale Menge betiteln.

Ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Irgendwas muss dich los sein, dass mir ständig übel war, dass ich mich müde und ausgelaugt fühlte und vor allem das ich ständig mit Schwindel zu kämpfen hatte. Jetzt musste ich sogar feststellen, dass ich ohne Grund zugenommen habe. Vielleicht sollte ich doch nochmal zu einem Arzt? Heute wollte ich aber etwas anderes machen, heute ging es mir schließlich gut und Harry hatte sich darum gekümmert, dass wir zum Juwelier fahren konnten.

Ich hörte die beiden reden, als ich die Treppe herunter ging. Leider konnte ich aber nicht verstehen, worüber sie reden. Ich bin fast unten, nur noch wenige Stufen, als ich ein komisches Schwindelgefühl verspürte und meine Knie plötzlich nachgaben. Wie aus dem Nichts hatte ich keine Kraft mehr mich zu halten, und fiel die letzten Stufen hinunter. Verzweifelt versuchte ich mich noch am Geländer festzuhalten, mein Griff ging aber ins leere und ich knallte auf den Fußboden im Flur. „MADOW????" hörte ich plötzlich Gemma und auch Anne rufen die sofort in den Flur gerannt kamen „HAR.." „nein!" wisperte ich sofort leise als sie ihren Sohn rufen wollte. Ich hielt meinen Kopf als ich mich langsam versuchte aufzusetzen. Die beiden Frauen waren sofort da und stützen mich. „Bist du okay?? Hast du dir weh getan??" fragte Gemma sofort nach meinem Wohlsein. Kurz schloss ich meine Augen, um zu fühlen, ob ich irgendwo schmerzen verspürte. „N..nein ich glaube nicht... mein Kopf brummt etwas aber.. es geht schon.."

Mit einem leichten lächeln sah ich sie beiden wieder an und stellte mich vorsichtig wieder auf meine zwei Beine. Annes besorgte Blick entging mir nicht, aber ich ignorierte ihn und sah Gemma kurz an „Danke.. irgendwie hab ich die letzten zwei Stufen nicht gesehen.." es fiel mir schwer zu lügen, aber ich hatte keine Lust darauf mich erklären zu müssen. Und schon gar nicht, dass Harry etwas davon mitbekam.

Während wir mit Harrys Familie ausgiebig frühstückten, spürte ich wie Annes besorgte Blicke noch immer auf mir lagen. Ich fühlte mich unwohl dadurch, sagte aber nichts und lächelte sie einfach nur kurz an, während ich vielleicht etwas zu offensichtlich in mein Brötchen biss. Kurz darauf spüre ich Harrys Hand auf meinem Oberschenkel und er sieht mich fragend an „alles okay?" fragte er leise und erhöhte den Druck seiner Hand auf meinem Bauch. „Alles okay!" sehe ich ihn an und hoffe ihn damit überzeugen zu können.

Nachdem Frühstück verschwand Harry mit Gem im Studio, sodass ich mit Anne allein zurück blieb. Stumm fing ich an den Tisch abzuräumen, stellte das dreckige Geschirr in die Spülmaschine, bis ich Annes Stimme hinter mir hörte. „Ich mache mir Sorgen, Madow." Mit meinen Händen stürzte ich mich an der Küchenoberfläche ab, noch immer mit dem Rücken zu ihr gewandt und lasse meinen Kopf seufzend hängen. „Was bedrückt dich liebes, sind es die Fotos? Hat mein Sohn irgendwas gemacht ?" fragte sie weiter nach. Ich schüttelte den Kopf „er hat nichts getan, Anne!" hauchte ich und drehte mich langsam um, um sie zusehen. Von der Küchentheke abgedrückt kommt sie auf mich zu und legt ihre Hände auf meine Oberarme und streicht liebevoll darüber. „Du bist blass, du wirkst zwischendurch sehr nachdenklich und in dich gekehrt. Du... Madow... ich will dir nicht zu nahe treten... du.. du hast zugenommen, obwohl ich sehe, was und wie du isst.. und dann eben der Sturz...du bist nicht gestolpert, hab ich Recht?" ihr Stimme ist ruhig und dennoch kann ich heraushören wieviel sorge darin steckt.

Einen Moment stehen wir einfach nur da, sehen uns an, während sie mich weiterhin an den Armen festhält. „Ich... ich weiß nicht was los ist Anne.." schluchze ich plötzlich und weiche ihrem Blick aus, indem ich meinen Kopf zur Seite drehte. „Es gibt Tage... da will ich nicht aufstehen, weil mir übel ist oder mir schwindelig ist, dann gibt es Tage da fühle ich mich total erschöpft, bin müde und möchte am liebsten einfach den ganzen Tag schlafen. Und dann gibt es Tage wie heute, wo.. wo es mir eigentlich gut geht, da ist nur dieses ungute Gewühl in mir.. diese.. ich kann es nicht erklären... und aus dem Nichts.. wird mir schwindelig. Du hast recht.. ich bin nicht gestolpert. Ich.. es hat sich plötzlich alles gedreht und meine Knie haben mich nicht mehr weiter tragen können. Es macht mir Angst. Es macht mir wirklich Angst, Anne!" es ist das erste Mal, das ich meine Gefühle ausspreche. Zu mindestens jemand anderen als Harry. Seitdem Urlaub hatte ich das Gefühl, dass er meine Probleme nicht für voll nahm. Er stellte es da, als würde ich mir das ganze einreden, mich verrückt machen. Aber da tat ich nicht, ich bildete mir diese ständigen Symptome nicht ein. Sie waren da, und sie wurden jeden Tag präsenter.

Hold my Hand (h.s.) [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt