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Harry

Die vergangenen 8 Tage waren der pure Albtraum für mich. Ich schlief nicht, ich aß nichts und war die ganze Zeit auf der Suche nach Madow. Egal, wenn ich auch angerufen hatte, ging entweder nicht ran oder wusste nichts. Nicht mal Luna oder Madows Mum. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Es ging mir nicht in den Schädel. Sie war einfach weg und hinter ließ ein unerträgliche Leere. Eine Leere, die ich begann mit Alkohol zu füllen, um den Schmerz in mir zu betäuben. Selbst der Versuch sie in ihrer Wohnung anzutreffen, schlug fehlt. Bis auf mehr Herzschmerz und qualvollen Erinnerung an unsere Ersten Treffen brachte diese Aktion nichts.

In den letzten Stunden klingelt nun auch mein Handy, fast ununterbrochen. Jeff, Mitch, Sarah, Mum oder meine Schwester. Jeder versuchte mit mir zu reden. Doch ich wollte niemanden hören oder sehen. Ich wollte alles um mich herum ausblenden. Und das gelang mir recht gut mit meinen Freunden Jack und Jonny. Ich nahm mein Glas vom Couchtisch, stand auf und wanderte durch mein Haus. Es war dunkel und ich hatte kein Licht an. Beim umherwanderte spürte ich die tröstende Wirkung des Whiskeys. Mein Gang wurde unsicherer und ich eckte immer wieder gegen Wände oder Möbel. Hingegen waren meine Gedanken umso klarer, was mir ein Rätsel war. Tausende Fragen schwirrten in meinem Kopf, hunderte von Szenarien, warum und wieso sie fort war. Diesen Schmerz, diese Hoffnungslosigkeit, dieses erbärmliche Gefühl vor sich selbst, sich zu schämen oder zu verachten brach mich.

Es drückte mir förmlich den Brustkorb zusammen und kälte breitete sich in mir auf. Ich hoffte auf Wärme und trank den Schluck aus meinem Glas aus. „Fuck!" Es brannte auf dem Weg nach unten und breitete eine leichte Wärme in meinen Magen aus. Der Rausch setzte schnell ein, kein Wunder, wenn der Magen leer ist. Ich machte mich auf den Weg zur Küche, stellt mein Glas torkelt auf den Tresen ab und lief weiter zum Kühlschrank. Bevor ich überhaupt sehen konnte, was sich darin befand, blendete mich das Licht zu sehr. Sofort schmiss ich die Tür wieder zu. Knurrend griff ich nach der Flasche Whiskey auf Arbeitsplatte und goss mir noch ein weiters Glas ein.

Die Flasch ließ ich gleich auf dem Tresen stehen, um mir längere Wege zu ersparen. Ich stütze mich mit meinen Ellenbogen auf den Tressen ab und fuhr mir mit meinen Händen durch mein Gesicht. Mit Druck rieb ich mir die Augen, hoffte somit die Müdigkeit wegreiben zu können. Schlaf war ein Mangel, viel zu sehr fürchtete ich mich die Augen zu schließen und von ihr zu träumen, oder in Albträume zu verfallen. Ein letztes Mal rieb ich mir über mein Gesicht und streifte über meinen immer länger werdenden Bart. Ich hatte mich seit Tagen nicht mehr rasiert. Ich glaube ich war auch schon mehrere Tage nicht duschen. Gott ich musste fürchterlich Sticken.

Ein absoluter selbstzerfall. Ich begann mich selbst zu zerstören, nur weil ich es nicht ertragen konnte, dass sie nicht mehr bei mir war. Diese wundervolle Frau mit heller Haut, Sommersprossen, dem einseitigen Grüben, den unfassbar fesselnden Augen und welligen blondem Haar. Ihre Gestallt formt sich vor meinen geschlossenen Augen und automatisch streckte ich meine Hand aus. Hoffte das sie meine Hand greifen würde und ich sie in meine Arme ziehen könnte. Doch ihr Bild verblaste. Die Wut kroch in mir hoch, die Wut auf mich, dieses Leben in der Öffentlichkeit und meine Naivität, dass das Leben mit Madow hätte anders werden können. Mein Griff um das Glas vor mir wurde fest und der Druck in mir höher. Bis es aus mir raus brach. „Fuck. Fuuuuck. Fuuuuuuuuuuuuuck!!!", schrie ich und bevor ich mich versah, schmiss ich mein gefülltes Glas gegen die Wand.

Das Geräusch von zersplitterndem Glas, weckte die Erinnerung an den Überfall und löste eine Panikattacke in mir aus. Wie einst, hinter der Bühne vor dem Ersten Auftritt. Ich schnappte nach Luft, wankte rückwärts und griff mir an die Brust. Es fühlte sich beklemmend an, als wäre ich zwischen zwei Wänden eingequetscht, die sich immer weiter zusammenschoben. Wie hatte Madow das nur ertragen? In meinen Kopf begann es sich zu drehen und deine Sicht verschwamm immer mehr vor meinen Augen. Die Schritte meiner nackten Füße auf dem kalten Boden klangen abgedämpft. Nur das extrem harte Pochen meines Herzens drang klar und deutlich an meine Ohren. Ich schwankte weiter zum Sofa. Meine Rückzugsplatz der vergangenen Tage und ließ mich darauf fallen. Ich versuchte meinen Atem wieder zu kontrollieren. Es war schwer, aber ich schaffte es irgendwann. Kleine Schweißperlen rannen am meinen Schläfen herab. Erschöpft legte ich mich auf den Rücken und legte meinen Arm über meine Augen. „Madow, wo bist du?", flüsterte ich leise, bevor mich der Schlafmang und der Alkoholkonsum übermannten und in einen Traumlosen Schlaf zogen.

Hold my Hand (h.s.) [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt