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Harry

Frisch gebadet saß ich mit Mum auf der Terrasse und genoss das erste Mal seit Tagen einen Kaffee und ein bisschen Obst. Mitch und Hank sind noch mal los gefahren, um ein paar Lebensmittel für mich zu kaufen. Ich hatte mich zu sehr gehen lassen. Doch die Tatsache, dass ich Madows Wohl ignorierte und die somit zutiefst verletzt hatte, drückte sich wie eine heiße Klinge in meine Brust. Sie hatte das Vertrauen in mich verloren. Das schmerzte, dennoch war ich selber schuld. Erneut rannen mir stumm die Tränen über die Wange. Mum sagte nichts. Sie saß nur da, griff meine Hand, drückte diese und spendete mir stillen Trost. Ich verstand nicht, warum sie so ruhig blieb, während ich doch eine Standpauke verdient hätte. Dennoch blieb an diesen Tag einiges unausgesprochen. Die Restliche Zeit verbrachten wir damit das gröbste Chaos zu beseitigen, damit es wieder wohnlicher wirkte und nicht aussah wie in einem Schweinestall.

Eine Woche später kam mich Mitch besuchen, um nach mir zu sehen. Wohl ehr, um mich zu kontrollieren. Er achtete darauf, dass ich nicht wieder zur Flasche griff und mich in Schuldgefühlen ertränkte. Doch heute kam er nicht alleine. Er brachte Sarah mit. Sie stampfte auf mich zu und blickte mich dabei finster an. Ich kannte diesen Blick, dieser 'Ich hab's dir gesagt' Blick. Von ihr würde definitive eine Predigt kommen. Die Muskel in meinen Körper spannten sich ruckartig an, als sie die Hand hob, ausholte und mir kräftig auf den Oberarm schlug. Mitch schaute fassungslos und die Spannung, die in dem Moment in der Luft hing, hätte mit einem Messer schneiden können. Niemand sagte etwas. Sarahs Gesichtszüge wurden wieder weicher und ihre Augen begannen zu glänzen. „Dummkopf!", brach sie die Stille und zog mich in eine Umarmung. Irgendwann löste sie sich aus meiner Umarmung und betrachtete mich. „Du sieht schrecklich aus!", meinte sie und drehte mein Gesicht nach links und rechts. „Deine Haare sind zu lang. Setzt dich ich hol meine Sachen!", kommandierte sie und ich nahm auf dem Stuhl im Essbereich Platz. „Ich hatte ihr gesagt sie solle ruhig bleiben!", flüsterte Mitch und prüfte, ob Sarah ihn hören konnte. „Schon Okay!", beruhigte ich in. Für einen Moment wünschte ich mir wirklich sie hätte mir ins Gesicht geschlagen.

„Jetzt siehst du wieder aus wie ein Mensch Harold!", scherzte sie und kniff mir in die Wange. „Danke Sarah.", kam es schüttern von mir und nahm sie in den Arm. Erst das Klingel an der Tür unterbrach uns. „Erwartest du Besuch?", kam es von Mitch. „Nein!" Verwundert lief ich zur Tür und sah auf den Monitor eine kleine Person mit Hut und Sonnenbrille, die sich Nervös umsah. War das Madow? Mein Herz begann zu Rasen, doch als sie die Brille abnahm, erkannte ich das Gesicht von Luna. Ich lies sie rein und nach wenigen Minuten stand sie vor meiner Eingangstür. „Hallo Harry.", begrüßte sie mich leise. Ich war wie erstarrt. Ich wollte sie so vieles Fragen. Ich hoffte von ihr auf antworten, doch ich bekam keine Wort raus. „Ich bin hier, um die restlichen Sachen von Madow zu holen.", erklärte sie mir und ließ ihren Blick sinken. Dieser Satz riss mir mein Herz raus. Wenn ich ihr diese Sachen gebe, bliebe mir nichts von Madow. Dann ist das ein endgültiges Good Bye. „Harry?", hörte ich Mitch Stimme leise hinter mir, während mein Blick wie gebannt auf Luna lag. „Geht... geht es ihr.. gut?", fragte ich stockend und mit brüchiger Stimme und begann meiner Nagelhaut zu knibbeln. „So weit ja.", meinte sie leise. „Wo ist sie. Luna ich muss mit ihr reden!", kam es nun mit fester Stimme als ich begriff welche Chance sich mir hier bot. „Das darf ich nicht sagen. Ich habe es ihr versprochen." Ihre Stimme wurde immer leiser. Dennoch sah sie aus als wollte sie mir etwas sagen. „Luna ich bitte dich..", begann ich erneut. „Harry... bitte.. Ich bin hier, um die Kameras und den Laptop zu holen. Bitte gib sie mir.", bat sie mich und schaute endlich zu mir auf. „Komm schon Harry.. hol die Sachen!", forderte mich Sarah leise auf und zog mich an der Schulter zurück. „Er bringt dir gleich die Sachen.", versprach Sarah ihr und zog mich weiter in Richtung Treppe. „Komm schon Harry. Las uns die Sachen holen.", forderte sich mich leise auf und drückte mich sachte die Treppen nach oben. Ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Alles in mir schrie ihr nicht die Sachen zu geben. Ich sollte sie einfach nehmen und wegrennen. „Es sind ihre Sachen. Du hast selbst gesagt, dass sie ihr so viel bedeuten. Sei kein Arsch und verweigere ihr die.", sprach Sarah mir gut zu. Ich stimmte ihr nickend zu und Griff den Rucksacke von Madow, wo all ihre Technik sich drin befand. Ich hatte ihn im Schrank versteck, damit ich ihn nicht immer sehen musste. Damit ich nicht erinnert werden muss, was für ein Vollidiot ich war und immer sein werde.

Hold my Hand (h.s.) [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt