) 71 (

141 10 0
                                    

Min Jimin

Seine Worte hatten mich verletzt, wirklich sehr verletzt. Glaube er jetzt wirklich, dass ich da noch zurückkommen würde? Ganz sicher nicht. Ich will nichts mehr von ihm sehen oder hören, aber leider war das ganze Haus voll von Erinnerungen mit Yoongi. Aber auch eine andere Möglichkeit hatte ich nicht. Wo soll ich denn sonst hin, wenn nicht hier her?

Seit dem kurzen Telefonat zwischen mir und Yoongi, bin ich noch mehr am Boden. Ich hatte diese Entscheidung getroffen und werde sie wohl eher weniger zurücknehmen. Es fiel mir nicht leicht, da ich immer noch Yoongi liebte und gerade aus dem Grund war er es um so schwerer für mich, aber ich musste endlich mal an mich denken. Ich konnte das ganze so nicht mehr länger mitmachen. Das geht einfach nicht.

Ich bin schließlich kein Fluss, der sich einfach mitreißen lässt.

Etwas niedergeschlagen saß ich in dem großen Bett. Ich wohnte extra in dem Zimmer, das früher Yoongis war, damit die Kinder das alte von mir haben konnten. Es war ein Fehler. So viele Erinnerungen liegen hier drin. Selbst in dem, wo ich immer geschlafen habe.

Wenn in das blöde trat, kamen mir jedes Mal die Bilder von Young-juns Geburt hoch. Selbst die Nächte, in denen wir miteinander geschlafen hatten, zierten mein inneres Auge.

Es war keines Falls leicht, das ganze einfach so zu verdauen, wenn man kurz nach einer Trennung das ganze noch in den Rachen gesteckt bekommt. Ich hatte Angst. Richtige Angst vor Yoongi. Noch nie waren wir solch einer Situation und ich hatte keine Ahnung wie er damit umging, oder auf das ganze reagierte.

Ich bemerkte im Augenwinkel, wie die Tür langsam aufging. Hatte jemand geklopft? Wenn ja, hatte ich es wohl eher kaum gehört. Die Tür ging auf und ich regte mich kein Stück. Saß einfach weiter so gekrümmt am Fußrand, die Beine zu mir hergezogen. Mein Kinn lag auf meinen Knien.

Ich spürte, dass jemand neben mir stand, konnte aber nicht sehen, wer da stand.

"Mir wäre es lieber allein zu bleiben", brachte ich die Worte hervor und igelte mich immer weiter ein. Es war später Abend. Die Kinder schliefen längst, nur ich konnte nicht schlafen und quälte mich herum.

"Ich bin nicht irgendjemand, der einfach geht, Jimin. Ich will mit dir reden!"

Ich erstarrte. Was suchte er hier? Hatte nicht gesagt, dass ich niemanden sehen will? Dass ich meine ruhe, wollte? Warum um alles in der Welt lassen sie ihn noch zu mir?

Im Augenwinkel sah ich ihn auf mich zukommen und zuckte sofort zurück.

"Jimin", kam es herausfordernd von ihm. Ich will ihn nicht hier haben. Eigentlich bin ich hergekommen, um von ihm Abstand zu haben. Aber wohl, ich hatte mich getäuscht. Ich schlug seine Hand weg, als er kurz davor mich zu berühren und stand dann auf. Mein Atmen ging schlagartig schneller und ich begegnete dem Ungewissen.

"Hau ab Yoongi. Ich will dich nicht sehen. Noch will ich dich hören oder deine Anwesenheit. Lass mich einfach in Ruhe. Du hast gar keine Ahnung wie es ist innerlich gefangen zu sein. Steh du mal in meinem Loch, das dich immer mehr verschlingt und dir alles nimmt. Selbst den Lebenswillen dir nimmt. Also erzähle mir nichts davon, dass ich einfach zurückkommen soll und wir das zusammen schaffen können. Denn das geht nicht so einfach", sagte ich zu ihm.

Ein Glück blieb Yoongi an Ort und Stelle stehen und sah mich einfach nur an. Ausdruckslos sah er mich an. In meinem Kopf fing es an zu rattern, in der Hoffnung dahinterzukommen, was er dachte, aber es blieb leer.

"Es tut mir leid. Was auch immer ich getan habe, es tut mir leid, okay. Aber bitte lass mich nicht allein Jimin. Ich brauche dich. Jimin....bitte. Ich kann nicht ohne dich", kam es fast schon verzweifelt von ihm. Nein. Er war verzweifelt. Er zeigte es nicht richtig, aber er war es und das ist schon Genugtuung für mich, zu wissen, der nun ebenso leidet wie ich die ganze Zeit gelitten haben.

Ich lachte verächtlich auf, als er einen Schritt auf mich zu gehen wollte.

"Nein" Ich fuhr mit meinen Händen aus, um ihn von mir fernzuhalten. Gute fünf Meter trennten uns. Aber Yoongi machte wieder einen Schritt auf mich zu. Es war keine Angst, die mich von ihm fern halten wollte. Es war mein Schutzreflex. Er hatte mich verletzt. Mir weh getan und mein Herz handelte, um nicht wieder diesen Schmerz spüren zu müssen.

Erst als ich gegen den Stuhl in Mitte des Raumes stieß und auf ihn niedersank, wurde ich unvorsichtig und schon im nächsten Augenblick stand Yoongi vor mir, sein Gesicht mir unsagbar nah. Mein Gesicht lag in seinen Fingern und er durchlöcherte meine Augen.

Für einen Moment sahen wir uns in die Augen. Und ich sah in seine Seele, die er zum ersten Mal mir offenbarte. In ihm wütete ein Sturm, der in ihm für Chaos sorgte. Er konnte nichts mehr ordnen, war völlig durcheinander. Und obwohl er so durcheinander ist, steht er hier und kämpft um mich. Aber auch in dem Sturm, sah man das kleine Licht. Und ich erkannte mein Gesicht darin. Ich erkannte unsere Kinder. Dieses Licht strahlte in seine Augen so hell und machte dem Sturm erhebliche Konkurrenz.

Yoongi liebte mich, er hatte nie damit aufgehört und das würde er auch nie. Das wurde mir erst jetzt wieder bewusst. In ihm tobte so vieles und dennoch ließ er es nie zu, egal wie viel auf ihn einschlug, dieses Licht nie zu verlieren. Genau so kannte ich Yoongi.

Er ist sich selbst treu geblieben, aber ich hatte mich verändert. Allein davon, dass ich mich der Depression hingeben habe, hatte sich bei mir so viel verändert. Ich musste zu geben, ich war zufrieden mit mir, als ich mein altes ich hatte. Das, was ich jetzt bin, ist nur eine Hülle. Ich selber lebe schon gar nicht mehr.

Mit einem Mal, wurde mir das ganze zu viel und ich schubste Yoongi von mir weg, um aufzustehen. Wollte nur noch die Tür erreichen. Aber weit kam ich nicht, da hatte mich Yoongi schon am Handgelenk gepackt und herumgewirbelt. Ich landete in seinen Armen, die er sofort um mich schlang. Ich versuchte mich von ihm wegzudrücken, aber leider war ich zu schwach.

Tränen stiegen in mir auf. Noch immer ließ mich mein Herz so abwehrend ihm gegenüber handeln. Ich versuchte wirklich gegen das Ganze anzukämpfen, denn tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich Yoongi brauchte und ihn immer lieben werde. Es war nicht mal kein Kampf zwischen Herz und Kopf. Mein Herz hatte mit sich selbst zu kämpfen.

"Ich liebe dich viel zu sehr, um dich gehen lassen zu können. Also bitte lass mich nicht allein Minie. Ich bitte dich!"

Erstaunen lag in meinem Gesicht, als ich meine verweinten Augen öffnete. Yoongi weinte. Er tat es nicht oft, aber das zeigte meinem Inneren, meinem Herzen wieder, wie viel ich ihm doch bedeutete. Wieder halten seine Worte durch meinen Kopf. Er würde immer auf mich aufpassen, solange er lebte.

Ich will ihm die Chance geben, sein Versprechen Young-jun gegenüber halten zu können. Aber ganz so einfach war das dann doch nicht.

»»————- ★ ————-««

WHAT LIES BEHIND ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt