Willst du fliehen Kleine?⚠️

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(Ich update nur wenn ich mehr Votes als sonst sehe & natürlich Kommentare)

POV Inéz

„Ares, ich weiß, dass Seth dir alles genommen hat." Mein Blick fällt hinunter zu unser beider Hände, die ineinander verschränkt sind.

Ares zerquetscht meine Finger zwischen seinem festen Griff. Er hat mich aus dem Waldhaus hinaus und durch den Wald gezerrt, bis hierher zu dem still blassen See. Jetzt befinden wir uns auf einem modrigen Steg, der meterweit ins Gewässer führt.

Unter mir knarrt der hölzerne Boden, rostige Schrauben bohren sich langsam in meine nackte Haut und ich spüre keinerlei Schmerz.

Ares verzieht seine Lippen zu einem sarkastischen Lächeln. Er weiß, dieser Ort ist viel zu ruhig, um noch weitere meiner Tränen ertragen zu können.

Er ist wie gemacht für dieses Ende.

Die Nebel verwischen die Sicht auf all jenes, das ihn noch in dieser Welt hätte halten können. Es ist dunkel. Stockdunkel.

Er weiß es gibt kein Entkommen für mich. Vorne das tiefe Wasser, glänzend wie verrottetes Öl. Hinter mir sein Körper. Jetzt gibt es nur noch vorne und hinten.

„Willst du fliehen Kleine?

Wohin, wenn es keinen Ausweg gibt." Haucht er in die Stille hinein, sein Atem benebelt den Nebel.

„Und wie fliehen, wenn einem kein Meter Platz bleibt und keine Chance auf Freiheit." Er stellt sich hinter mich und doch weiß ich, dass seine Augen nur auf das was sich vor mir befindet, gerichtet sind, was auch immer das sein mag.

„Stell dir vor, du kanntest einst den Duft von lauwarmen Spaziergängen, das Gefühl von feuchtem Moos unter jedem deiner Schritte und die Sehnsucht nach zärtlichen Berührungen. Selbst wenn du jetzt nichts mehr als Verwesung wahrnimmst, ist es dennoch eine hübsche Erinnerung oder?"

„Ja ist es." Leider nur noch eine verblassende Erinnerung. Das Leben ist vorbei, ich befinde mich im Nachleben.

„Also für was entscheidest du dich halbe Französin? Ertrinken oder versuchen zu entkommen? Die Erinnerungen könnten dir wieder vertraut werden, dafür musst du es nur hier raus schaffen. Er ist es dir bestimmt wert."

Ares weiß ganz genau, dass das Entkommen unmöglich ist. Dennoch will er es durch meine zittrigen Lippen vernehmen und sich an dem Klang erfreuen, der langsam verstummt.

„Spätestens am Grund dieses Sees wirst du merken Inéz, dass es sinnlos ist um Hilfe zu flehen. Keiner wird dich hören."

Hat mich jemals jemand gehört?
Ich war immer bloß eine kurzzeitige Melodie in fremder Leben.

Nichts von Dauer.

„Wieso willst du mich heute umbringen?" Frage ich ihn.

„Weil ich heute sterben werde. Keiner will diesen Weg alleine gehen, wer weiß schon was nach dem Tod wartet? Inéz...vielleicht will diese Macht dort hinter den bekannten Toren uns bestrafen für unsere Sünden."

Seine Hand packt meinen Nacken. „Und wir wissen beide, wie viele Sünden sich in uns verzeichnet haben. Sie sind so verzweigt, keiner könnte sie jetzt noch übersehen."

Wir haben uns da verstrickt in verbotenen Momenten. Der Unterschied besteht darin, dass ich das alles nicht wollte und Ares davon Genugtuung empfand. Wenn einer nach dem Sterben bestraft wird, dann wird er es sein.

Nicht zu vergessen, dass mich nicht der Tod, sondern das Leben bestraft hat. Ich war immer unschuldig und doch wurde ich behandelt, als wäre ich die größte Schande, die die Weltgeschichte jemals erlebt hat.

Nichts davon habe ich verdient und doch ist mir alles widerfahren. Ich lüge nicht, spiele mir nichts vor, mir ist bewusst, wie sehr mich meine Dauer auf dieser Erde gefickt hat.

Ebenso bewusst sind mir alle Schrecklichkeiten, die an meinem Körper vergangen worden sind. Unabänderlich.

Da war nichts Schönes für mich geplant. Wenn es einen Gott gibt, hat er mich ignoriert.

Vielleicht sollte ich eine höhere Bestimmung erfüllen. Vielleicht als das Mädchen, das Ares einsame Seele mit in den Tod begleitet.

Vielleicht bin ich kein Mensch, sondern ein Nutzen.

~

Seine Höllentore strahlen ungöttliche Macht aus.

„Aber wenn du weiterlebst, kannst du deine Sünden rein waschen." Versuche ich ihm klarzumachen, obwohl ich weiß, dass seine Taten niemals Vergeltung finden würden.

„Nicht einmal dieser See könnte das Werk meiner Selbst auflösen. Begreifst du nicht, es muss jetzt alles vorbei sein."

Seine Augen leuchten in Todessucht.
Und ich begreife, dass dieser Mann längst nicht mehr in seinem Körper lebt.

Er befindet sich bereits irgendwo in diesen unbekannten Tiefen und er ist gerade im Begriff mich mit sich zu reißen.

„Denkst du uns beide umzubringen wird zum gewünschten Ziel führen?" Wieso versuche ich es überhaupt noch? Es ist zwecklos ihn umstimmen zu wollen, das hat nicht einmal geklappt, als er noch zurechnungsfähig war.

„Ich habe kein Ziel mehr vor Augen, also ist das wohl kaum mehr von Bedeutung."

Ares Soarez gibt auf.
Oder viel mehr ist er bereit, alles hinter sich zu lassen was ihm ohnehin schon entrissen wurde.

„Du nutzt mich aus." Ich will nicht sterben, noch nicht.

„Das tat ich seit jenem Tag, an dem meine Männer dich zu mir führten." Er holt Seile hervor und bindet sie um meine Handgelenke.


// wie fandet ihr das Kapitel?

I am scared.

Eure Meinung zu Inéz in diesem Kapi?

Und zu Ares?

Erlöse mich von dem BösenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt