Die Dämmerung war hereingebrochen. Elijah hatte mich vor etwa einer Stunde wieder zu meinem Baumhaus gebracht und war dann verschwunden mit den Worten, er würde morgen wiederkommen.
Jetzt saß ich auf der Veranda und ließ die Beine baumeln, mich trotzdem leicht unsicher an dem Seil festhaltend. Mein Blick verfolgte Waldläufer. Sie gingen ihren Aufgaben hinterher und beachteten mich kaum.
Schritte neben mir ließen mich aufschrecken. Emma setzte sich ohne ein Wort und sah wie ich still in die dunkler werdende Umgebung hinaus.
„Ich dachte, du wärst mit Ava unterwegs?"
„War ich auch", antwortete meine Schwester. Die Unruhe und falsche gute Laune, die sie am Mittag vorgespielt hatte, hatte sie abgelegt. Stattdessen war sie wieder ernster geworden.
„Aber sie ist zur Meisterin und versucht durchzusetzen, mich ebenfalls am Unterricht teilhaben zu lassen."
Ich stockte.
„Ist dir das verboten?", fragte ich entsetzt. „Soll ich etwas sagen?"
Plötzlich war Emma wie paralysiert. Geschockt sah sie mich an, ihre Augen geweitet.
„Versprich mir, dass du das nicht tust."
Fragend sag ich sie an. Bald beruhigte sich meine Schwester wieder, erklärte mir jedoch weshalb sie dagegen war, dass ich meine Meinung vertrat.
„Diane. Ich weiß, dass Elijah dich in diese Welt einführt und du hier hingehörst. Davon hast du mich überzeugt. Aber hier stimmt etwas nicht. Die Meisterin... ich habe sie noch nicht kennen gelernt, aber jeder den ich darauf anspreche weicht mir aus oder beginnt damit mir eine Lobeshymne über sie vorzusingen."
„Du meinst, man kann ihr nicht trauen", fasste ich ihre Worte zusammen. Emma zögerte.
„Sagen wir mal, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Hilfe braucht. Die Gelben sind nicht normal, sie gehören nicht in diese Gesellschaft. Die Waldläufer haben Angst vor ihnen. Aber hör dir einmal an, wie lange sie schon existieren."
„Also?", fragte ich. „Was, denkst du, bedeutet das?"
Ich sah Calum über den Waldboden laufen. Die Waldläufer, an denen er vorbeikam, starrten ihn missbilligend an und machten einen großen Bogen um ihn. Mir wurde schlecht vor Wut und auch Emma hatte die Szenerie mitbekommen. Sie winkte Calum und er machte sich auf den Weg zu uns.
„Sie akzeptieren uns hier nicht, D. Wir sind Menschen. Der einzige Grund, aus dem wir hier sind, ist, dass wir deine Geschwister sind."
„Aber das verstehe ich nicht, Em. Wieso bin ich so wichtig?"
„Wir sollten warten bis Calum da ist."
Und wir warteten. Auch mein Bruder hatte einige Schwierigkeiten mit den wackelnden Hängebrücken, doch er schaffte den Aufstieg und ließ sich dann neben uns fallen.
Emma nahm ihn als Begrüßung in den Arm, während ich ihn über sie hinweg anlächelte.
„Worüber redet ihr gerade?", fragte er interessiert.
„Über unsere Situation", fasste ich es zusammen. „Wir sind uns nicht sicher, was das alles hier zu bedeuten hat."
Emma warf mir einen Blick zu. Ich hatte Wir gesagt. Lächelnd verstand sie, dass sie und Calum an erster Stelle standen.
„Oh", hörte ich die dunkle Stimme meines Bruders sagen. „Das ist in der Tat eine ziemlich schwierige Angelegenheit..."
„Ich denke", fing Emma wieder an, „dass sie Diane brauchen. Sie trägt etwas in sich, dass sie benötigen um die Gefahr der Gelben zu bannen."
DU LIEST GERADE
Die Waldläufer
FantasyMein Name ist Diane. Ich erzähle eine Geschichte, die mir niemand glauben wird. Kein Mensch zumindest. Ob du es tun wirst, weiß ich nicht. Das werde ich auch nicht herausfinden, denn ich schätze, wir werden uns niemals persönlich treffen. Aber n...