Tropfen rannen mir über die Haut. Das kalte Wasser fühlte sich ungewohnt an. Und falsch. Nein, ich hatte keine Zeit, hier zu liegen. Ich musste aufwachen und weiterkämpfen, mein Volk beschützen, das irgendwo da draußen um sein Leben kämpfte.
Mein Atem klang unfassbar laut. In meinem Kopf ertönte das Lachen von Kindern, doch erst, als ich jemanden den Namen meines toten Bruders riefen ließ, wurde mir bewusst, dass es nicht real war. Träumte ich? Doch es blieb dunkel vor meinen Augen, keine Bilder erschienen. Es waren einfache Erinnerungen, die mich eingeholt hatten.
Als das Lachen verstummte und mein Atem wieder das Einzige war, was ich hören konnte, konnte ich spüren wie mein Bewusstsein wieder wackelig wurde und dann, nach ein paar Sekunden Kampf mit dem kleinen Teil meines Verstandes, der wusste, dass ich aufwachen müsste, zusammenbrach. Mein Atem verschwand und ich fiel schon wieder in die unendliche Dunkelheit meines Inneren.
Das nächste Mal war meine Haut trocken. Ich wollte mich bewegen, doch mein Körper reagierte nicht. Als mir ein undefinierbarer Laut über die Lippen drang, hörte ich Schritte. Jemand ließ sich vorsichtig neben mich sinken und griff nach meiner Hand. Die Haut der Person war kalt.
Da waren Worte, die von außen in meinen Kopf dringen wollten, aber alles was sie in mir auslösten war ein stechender Schmerz in meinem Kopf. Ich zog die Hand weg und griff mir an die Stirn. Ich verstand, woher der Druck kam, der mich so verwirrte. Ein Verband wand sich um meine Stirn und meinen Kopf. Als meine Fingerspitzen die Schläfen berührten, nahm das Stechen zu.
„Nicht." Die Stimme klang jetzt lauter und zog meine Hand wieder fort. Ich zwang mich dazu, langsam meine Augen zu öffnen.
„Gabriel?", fragte ich überrascht mit trockener Stimme.
„Sch", beruhigte mein Freund mich. „Hier." Vorsichtig half er mir beim Aufsetzen, dann wischte er mir mit einem kühlen Tuch über die Augen. Blinzelnd hob ich Lider.
„Was machst du hier, Gabriel?", fragte ich. Was war eigentlich hier? Ich sah mich um. Ich saß auf einem hölzernen Boden, den Rücken gegen ein Buchregal gelehnt, das bis hoch hinauf unter die Decke führte. Die Bibliothek. Wir hatten sie gefunden.
„Du hast uns hierher gebracht", antwortete der Höhlenbauer mir. Er drehte sich ein wenig, offenbarte den Blick auf Shay und Hailey. Sie saßen auf zwei dicken Kissen in der Nähe, den Rücken gerade und die Augen konzentriert geschlossen.
„Schlafen sie?", fragte ich verwirrt. Ein Husten kroch meine Kehle hinauf. Sofort reichte Gabriel mir einen hölzernen Becher mit Waser und befahl mir auszutrinken. Während ich seinen Anweisungen folgte, erklärte er mir in der Kurzfassung, was geschehen war.
„Wir haben alles gesehen und gehört, durch dich sozusagen." Gabriel ignorierte meine vorangegangene Frage gekonnt und konzentrierte sich auf die Antwort, wie er und die beiden Mädchen überhaupt hierhergekommen waren. „Ich weiß nicht, warum Flynn derjenige war, der heraustreten und zu dir kommen konnte. Dann, als deine Magie mit der der Bibliothek aufeinandergeprallt ist, da ist für einen Moment alles dunkel geworden. Ich hatte schon gedacht du wärst tot, doch im nächsten Moment lagen Shay, Hailey und ich neben dir im Laub."
„Jemand hat mich getragen", erinnerte ich mich. Unbewusst wanderte meine Hand wieder zu der Wunde an meinem Kopf. Gabriel verzog das Gesicht.
„Ja, entschuldige. Ich hatte gedacht ich wäre stärker."
„Ist in Ordnung." Ich stellte den Becher ab. „Was ist dann passiert?"
„Als wir aufgewacht sind, war da die Bibliothek. Shay und ich haben dich hierhergebracht. Dann..." Gabriel zögerte, bevor er weitersprach. „Hier wohnt eine Frau. Sie hat uns geholfen dich zu verarzten."
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Die Waldläufer
FantasyMein Name ist Diane. Ich erzähle eine Geschichte, die mir niemand glauben wird. Kein Mensch zumindest. Ob du es tun wirst, weiß ich nicht. Das werde ich auch nicht herausfinden, denn ich schätze, wir werden uns niemals persönlich treffen. Aber n...