Kapitel 38 [überarbeitet]

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Flynn war wieder in den Höhlen verschwunden. Ich drehte jedoch drehte mich zu Milla um und deutete auf den Rand des Kraters. Sie nickte stumm und gemeinsam liefen wir hinauf.

„War die Frau Eure Mutter?", fragte Milla vorsichtig und sah mich von der Seite an. Ich nickte stumm.

„Ich erinnere mich daran, als man sie herbrachte", sagte sie. Immer noch blieb ich stumm. „Sie sah schlimm aus, aber unsere Heiler konnten sie retten."

„Offensichtlich", grummelte ich.

„Sie hat sich viele Sorgen um Euch gemacht", fuhr Milla fort. Sie wollte es nicht, aber sie fiel mir schwer auf die Nerven.

„Wisst Ihr, was sie reagiert hat, als man Ihr sagte Ihr wärt bei uns im Dorf angekommen?"

„Nein."

„Sie hat geweint. Und sie hat gesagt, wenn Ihr sie hier träfet und die Wahrheit erfahren würdet, dann würdet Ihr sie hassen."

„Sie hatte Recht."

„Oh, nein." Milla lachte und brachte mich damit aus deutlich aus der Fassung. Überrascht sah ich zu dem Mädchen neben ihr. „Nein, Meisterin. Ihr hasst sie nicht. Ihr hasst den Gedanken, dass sie die ganze Zeit in einem Eurer Dörfer gelebt hat, ohne dass es einer Eurer Krieger herausgefunden hat."

„Ihr habt keine Ahnung, Schülerin", erwiderte ich eisig.

„Doch, die habe ich, glaubt mir."

„Sie wusste wo ich war. Sie hätte kommen können."

„Kilometerweit durch einen Wald zu laufen, in dem selbst die besten unserer Krieger heutzutage kaum alleine überleben? Ja, eine wunderbare Idee", sagte Milla zynisch. Ich wollte es nicht zugeben, aber das Mädchen war clever. Sie schaffte es, auf jeden meiner Gründe, weshalb ich den Groll gegen meine Mutter aufrechterhalten könnte, eine passende Antwort zu finden. Und sie hatte Recht mit dem was sie sagte.

„Was wollt Ihr, Milla?", fragte ich nun und hoffte, das Gespräch beenden zu können.

„Sie ist Eure Mutter. Sie ist eine der letzten Personen, die Euch nicht in die Luft hebt, in Euch keine Retterin sieht und auch nicht die allerhabene Meisterin. Sie ist die Wahrheit, der Ihr die ganze Zeit davongelaufen seid und nun werdet Ihr damit konfrontiert."

„Und was ist die Wahrheit, mit der ich konfrontiert werde?", brummte ich missmutig.

„Ihr seid nicht in der Lage, davon zu laufen. Weder vor Eurer Vergangenheit als Mensch, noch Eurer Gegenwart als Waldläuferin. Ihr habt Angst vor der Zukunft, weil mit der Menschlichkeit Eurer Mutter Eure Welten erneut drohen zu kollidieren."

„Das ist nicht wahr", stieß ich hervor. „Meine Menschlichkeit und der Teil von mir, der als Waldläufer geboren worden ist, können nebeneinander existieren."

„Belügt Euch nicht selbst, Meisterin", konterte Milla sofort. „Es wird der Tag kommen, da werdet Ihr Euch zwischen Euren Welten entscheiden müssen. Und Eure Furcht vor diesem Moment ist riesig."

„Nun übersteigen Eure Worte der Höflichkeit", wies ich das Mädchen zurecht. Milla senkte den Kopf, doch ich wusste, sie tat es nur, weil man es ihr beigebracht hatte. Ich machte ihr keine Angst. Ich war nur ein Mädchen, das in eine Position geboren war, die sie nie hatte haben wollen. Milla wusste das. Ich wusste, dass jedes ihrer Worte der Wahrheit entsprach.

***

Worum ging es in der Nachricht, die du Millas Adler mitgegeben hast?" Shay trat neben mich und beobachtete das Mädchen mit der großen Narbe. Sie lief auf ihren Cousin zu und half ihm, einige Beutel an den Hirsch vor ihm zu befestigen.

Die WaldläuferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt